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Ahnenforschung: Zeitzeugen befragen - Strukturiert vorgehen

Wer sich mit der Geschichte seiner Familie beschäftigt, wird mit der Zeit des Zweiten Weltkrieges konfrontiert. Wir geben Tipps für die Spurensuche. Die Entdeckungen dabei können schmerzhaft sein.

Gehsteig, auf dem 2 goldfarbene Erinnerungstafeln mit Aufschrift platziert sind. (Bild: Lunghammer/Shutterstock.com)

Im Judentum spielt Genealogie eine wichtige Rolle, Hintergrund ist die lange Verfolgungs- und Vertreibungsgeschichte. In Wien stellt die Israelische Kultusgemeinde die gesammelten Matriken jedem Interessierten zur Verfügung. Die Bücher sind zwar digitalisiert, aber nur nach persönlicher ­Anmeldung im Archiv einzusehen. Die Qualität der Digitalisate ist sehr gut, man findet sich im Archiv schnell zurecht. Für die Benutzung und die Anfertigung von Kopien wird eine Gebühr verrechnet.

Datenbank Familysearch: mit über 200.000 Datensätzen

Ein Teil dieser Dokumente ist aber auch frei zugänglich, nämlich über die Genealogiedatenbank Familysearch . Zur weiteren Recherche empfiehlt sich das Passenger Search (ein Projekt des Nationalfonds der Republik Österreich ). Hier wurden zahlreiche Links zu ­Internetseiten zusammengetragen, die NS-Opfern und ihren Angehörigen die Suche erleichtern sollen. Auf dem Portal finden sich weit über 200.000 Datensätze von ­Archivbeständen, unter anderem auch zu NS-Vermögensentziehungen und öster­reichischen Restitutions- und Entschädigungsmaßnahmen.

Holocaust

In der zentralen Datenbank für Holo­caust-Opfer Yad Vashem finden sich die Namen von 4.800.000 Jüdinnen und Juden, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Die Seite gibt es seit dem Jahr 2004, sie kann auf Deutsch aufgerufen werden. In Deutschland ist vor allem das Zentalarchiv Erforschung Geschichte der Juden in Deutschland  zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland eine wichtige Quelle. Zahlreiche Dokumente wie Personenstandsregister, aber auch diverse Protokolle sind bereits auf Mikrofilm digitalisiert und einsehbar.

Hilfe bei der Forschung

Für weitere Recherchen muss ein Nutzungsantrag gestellt werden. Auch der Internationaler Suchdienst bietet auf seiner Homepage zahlreiche Tools an, die bei der Forschung helfen können. Das geht von der Geschichte der Konzentrationslager über die polizeiliche Verfolgung und Deportation der jüdischen Bevölkerung bis hin zur Versorgung und Unterstützung der ­Displaced Persons nach 1945. Nach­gezeichnet werden Emigrationswege, es gibt Informationen zu Entschädigung und Restitution.

Jedes Detail kann zählen

Bearbeiten Sie das Gehörte möglichst rasch: Nehmen Sie sich nach dem Gespräch Zeit und notieren Sie den Namen der befragten Person, Ort und Datum. Überlegen Sie außerdem, ob Ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefallen ist. Hier ist Sorgfalt besonders wichtig, sind es doch manchmal am Ende einer Recherche genau diese Notizen, die eine Familiengeschichte abrunden oder aber vollkommen in die Irre führen. Ein eigenes Büchlein oder Heft, das der Ahnenforscher stets bei sich trägt, ist eine gute Idee. Hier können auch spontane Geistesblitze oder wichtige Telefonnummern notiert werden.

Fragen Sie Ihre Verwandten nach weiteren Urkunden, Dokumenten, Briefen, Tage- oder Stammbüchern. Vielleicht dürfen Sie diese Unterlagen mitnehmen; wenn nicht, dann fotografieren Sie das Wichtigste ab und notieren, welche ­Dokumente bei wem zu finden sind. Im Lauf eines weiteren Gespräches können Foto­alben oder Familienbücher auch gemeinsam durchgeblättert werden. So werden weitere Verwandte identifiziert oder vergessene Ereignisse in Erinnerung gerufen. Auch ein gemeinsamer Spaziergang auf den Friedhof kann weitere Erkenntnisse bringen – oft verraten Inschriften Details aus dem Leben.

Ordnung hilft: Bewahren Sie Dokumente, Fotos und Briefe in einem Ordner auf, stecken Sie sie in Plastikhüllen, sortieren Sie sie nach Personen, Kleinfamilien oder Namen (Sie werden selbst mit der Zeit eine Sortierung finden, die für Ihre Zwecke am praktischsten ist).

Sammeln Sie drauflos! Da jede Forschungsarbeit zu Beginn vollkommen ergebnisoffen ist, ist es sinnvoll, zunächst einmal so viel wie möglich zusammenzutragen – das gilt für echte Dokumente genauso wie für virtuelle. Sonst fehlt später vielleicht ­genau jenes Detail, das in einem Zeitungs­artikel stand, der nicht abgelegt wurde, oder ein bestimmtes Datum lässt sich nur über genau jenen Liebesbrief zurückverfolgen, den die Großtante zwischen ihren Dokumenten aufbewahrt hatte und den man dann doch nicht eingescannt hat.

Wer suchet, der findet

Wer Urkunden oder Briefe in Kurrentschrift übersetzen muss, kann zu Beginn kaum etwas entziffern.

Gerade das kleine e, das wie ein kleines n aussieht, das ­kleine h mit seinen beiden Schlingen und auch die verschiedenen Schreibweisen des Buchstabens s sind gewöhnungsbedürftig. F, s und h kann man leicht verwechseln, ebenso y und z.

Man fühlt sich ein bisschen in die Volksschule zurückversetzt, wenn man versucht, die alt­modischen, schnörkeligen Buchstaben abzuschreiben. Im Internet finden sich Anleitungen zum Selbststudium, das Kurrent-Alphabet zum Ausdrucken, Übungstexte und Ähnliches. Auch Kurrent-Kurse werden angeboten.

Es gilt: Übung macht den Meister! Wie auch heute, hatten die Schreiber vor hundert Jahren ihre Eigenheiten. Doch nach und nach gewöhnt sich das Auge ein, immer mehr Wörter ergeben einen Sinn – und bald stellen sich die ersten Erfolgserlebnisse ein.

Buchtipp: "Ahnenforschung"

KONSUMENT-Buch Ahnenforschung

Die Suche nach den eigenen Wurzeln kann Spaß machen.

  • Woher stammt der Familienname?
  • Wo haben die Vorfahren gelebt?
  • Was waren ihre Berufe?
  • Wie finde ich Verwandte, die ich bisher gar nicht kannte?
  • Gibt es dunkle Kapitel in der Familiengeschichte?

So viele spannende Fragen, die dank Internet leichter zu erforschen sind als je zuvor. Das Buch "Ahnenforschung" zeigt traditionelle und neue Recherchemethoden, nennt nützliche Websites und hilft bei der Spurensuche mit praktischen Tipps. Wo beginne ich am besten mit der Suche? Sie werden sehen: Wenn der erste Schritt getan ist, kommen die weiteren fast von selbst.

Leseprobe im Shop: https://konsument.at/ahnenforschung

160 Seiten, Flexcover
19,90 Euro

 

 

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