Was würden die Kühe tun, wenn sie wüssten, was mit ihrer Milch alles passiert? Empört muhen, wenn nicht streiken. Was hat man denn schon vom Leben als Kuh? - "Kunde König": ein satirischer Kommentar von Alois Grasböck.“
Alois Grasböck |
Man steht sich die Beine in den Bauch, muss sich von einer seelenlosen Melkmaschine entsaften lassen, und dann macht jemand aus der wertvollen Milch einen Kampfpreis- und Schleuderartikel, um nur ein Beispiel zu nennen.
Ganz zu schweigen davon, dass man im täglichen Sprachgebrauch oft als „blöde Kuh“ vorkommt. Okay, die zukünftigen Billig-Brathühner haben einen noch mieseren Job, vor allem was die Lebensdauer betrifft.
Als Kuh hat man immerhin die winzige Chance, dass man Supermodel für Milchschokolade werden kann, sozusagen eine Heidi Klum der Almwiesen. Da bekommt man sicher einen persönlichen Kuhflüsterer, der einem gut zuredet, damit man beim Schminken stillhält. Aber für die große Masse schaut es traurig aus, was die Anerkennung betrifft!
"Null Milch statt Vollmilch!"
Es ist kaum anzunehmen, dass in Kuh-Kreisen heimlich eine Protestbewegung entsteht, die eines Tages mit dem Schlachtruf „Null Milch statt Vollmilch!“ eine Woche des trockenen Euters ausruft. Und selbst wenn, hätten die Ärmsten keine Chance, denn die Milchwirtschaft hat längst Vorkehrungen getroffen. Ein paar Tage Streik kämen vielleicht sogar gelegen. Man könnte die Schuld auf die aufsässigen Kühe schieben, und die Kunden würden sich zwangsläufig noch mehr an Haltbarmilch gewöhnen.
Trend in Richtung Haltbarmilch
Denn der Trend geht dahin, den Kuhsaft möglichst für ewig und drei Tage haltbar zu machen. Das braucht man als Kunde, wenn man’s genau betrachtet, eigentlich nur, wenn man sich auf eine längere Expedition in eine Wildnis ohne Supermärkte begibt. Aber es ist halt bequem, und für Bequemlichkeit zahlt man meistens mit Frische. Wer ein Herz für Kühe hat, sollte ihnen die gebührende Wertschätzung entgegenbringen, indem er auf Frischmilch besteht.