Kuhsaft mit Schwächen
Nichts gegen Kühe, aber ihr Saft hat gewisse Schwächen. Erstens kriegt man die Milch nur mit erheblichem Kraftaufwand aus ihnen heraus, zweitens ist kuhwarm eine unbrauchbare Temperatur. Zu kalt zum Pasteurisieren, zu warm für die Lagerung.
Wieder einmal ist es der Mensch, der ein wenig Ordnung ins Chaos bringen muss. Er verpackt den Milchsee so geschickt, dass man ihn stapeln kann. Oft sogar mit Verschlüssen, die weniger Kraftanstrengung als das Melken erfordern.
Sauer oder käsig
Was die Kühe auch noch nicht in den Griff bekommen haben, ist die Haltbarkeit. Vielleicht hilft es eines Tages, wenn man ihnen mit einer Gen-Manipulation droht, aber vorläufig neigt ihre Milch erschreckend schnell dazu, sauer oder gar käsig zu werden.
Man erinnere sich an die Fische. Kein Entgegenkommen bei der Lagerzeit – zack, schon waren sie eingesperrt in der Blechbüchse! Das bleibt der Milch noch erspart, aber auch als gekochte H-Milch muss sie damit rechnen, dass sie von der eigenen Kuh nicht wiedererkannt wird.
Natürlich gibt es Nörgler, die fragen: Sogar bei den Möbeln gibt es schon einen Winterschlussverkauf, als würde man sich alle paar Monate neu einrichten – warum soll die Milch immer länger halten?
Beziehung aufbauen
Eben darum. Die Zeit ist so extrem schnelllebig, dass es ein Trost ist, wenn man wenigstens zu seiner H-Milch eine längere Beziehung aufbauen kann.
Die Frischmilch leistet natürlich Widerstand und krallt sich in den Regalen fest, aber ihr Fanklub wird langsam kleiner. Was muss sie auch so unflexibel sein? Soll sie sich bei den Kühen bedanken!
Alois Grasböck