Vertrocknet, verfärbt, wurmstichig
Nach dem Einkauf landeten unsere Maroni bei Gutachtern. Diese überprüften penibel die Qualität der Lieferung und zählten aus, wie viel Prozent der einzelnen Proben nur mehr für den Mistkübel taugten. Wer Maroni liebt, kennt das Problem: Selbst beim Maronibrater finden sich im Stanitzel immer wieder Kastanien, die sich nicht schälen lassen, vertrocknet oder verfärbt sind oder Fressgänge von Würmern aufweisen. Und kaum hat die Maroni-Saison begonnen, erreichen uns jedes Jahr Briefe von KONSUMENT-Lesern, die empört berichten, dass sie einen Teil der eben eingekauften Maroni umgehend wegwerfen mussten, weil sie wurmig, schimmlig oder faulig waren.
Großzügige Gesetzgeber
Wie geht das und warum gelangt so ein Produkt überhaupt in den Handel? Eine Erklärung dafür ist das Österreichische Lebensmittelbuch. Es regelt, dass von 100 Früchten gezählte 20 schlecht sein dürfen. Anders gesagt: 20 Prozent Maroni mit Schimmel- oder Schädlingsbefall und damit 20 Prozent Müll sind für den Gesetzgeber kein Grund zur Aufregung. Diese Ware ist ohne Weiteres verkehrsfähig. Das ist für Kunden schwer verständlich und bei anderen Warengruppen schlicht unvorstellbar. Oder würde jemand in einem Zehner-Karton Eier zwei stinkende faule, unter zehn Äpfeln zwei verschimmelte und bei zehn Tafeln Schokolade zwei tolerieren, in denen Würmer hausen? Sicher nicht!
Ein Produkt, zwei Urteile
Bei unserem Maroni-Einkauf wählten wir in den Filialen der großen Handelsketten jeweils zwei verschiedene Produkte aus. War das Angebot nicht groß genug, kauften wir zumindest zwei Chargen einer Marke ein. Das führte bei den Ergebnissen dazu, dass Esskastanien vom gleichen Anbieter unterschiedliche Testurteile haben können. So schafften z.B. die Spar Edelkastanien sowohl ein hervorragendes als auch ein eher klägliches Testurteil, was den Einkauf für die Kunden leider zum Russischen Roulett werden lässt.
Die Hälfte passt
Von unseren 20 offen, im Netz oder in einem Kübel eingekauften Maroni schnitt genau die Hälfte tadellos ab. Fünf Produkte führen das Testfeld an. An der Spitze steht Lidl, dessen Edelmaroni Premiumqualität es gleich zweimal unter die besten Drei schafften. Ebenfalls top unterwegs ist eine Charge Edelkastanien von Spar und zwei offen eingekaufte Maroni-Proben vom Viktor Adler Markt bzw. Brunnenmarkt, beide in Wien. Bei all diesen Produkten lag der Schlechtanteil, also der Anteil an Früchten, die nicht in Ordnung waren, zwischen 1 und maximal 5 Prozent. Die meisten dieser Edelkastanien kosteten an die 8 Euro pro Kilogramm. Die mit 18 Euro pro Kilogramm teuersten Maroni im Test schafften zwar kein sehr gutes, aber immerhin ein gutes Testergebnis.
Viel Geld für Abfall
Weniger gut sieht es am hinteren Ende des Testfeldes aus. Sowohl die zweite Charge Edelkastanien von Spar als auch eine der beiden Chargen der Ancona Edelkastanien von Zielpunkt konnten weniger überzeugen. Hier lag der Schlechtanteil bei 16 bzw. 17 Prozent, also schon in der Nähe des gesetzlich tolerierten Limits.
Erbärmlich dann der Rest. Fünf Proben, und damit ein Viertel unserer Einkäufe, schaffte es nicht einmal, die ohnehin großzügig definierte 20-Prozent-Grenze einzuhalten. Sie entsprechen daher nicht dem Österreichischen Lebensmittelbuch und sind deshalb nicht verkehrsfähig. Geradezu ins Bodenlose stürzten hier die San Lucar Maroni von Merkur und die Maronen von Basic (die zweitteuersten im Test): 49 bzw. 39 Prozent ungenießbarer Ausschuss, lautete hier die unappetitliche Bilanz. Damit musste praktisch die Hälfte des Einkaufs in die Biotonne entsorgt werden. Bei einem Kilopreis von 8 bzw 10 Euro macht das einen Verlust von mindestens 4 Euro! Das ist vollkommen inakzeptabel.
Maroni im Test: faulige, schimmlige und wurmstichige Maroni; ein Viertel der Einkäufe ist nicht verkehrsfähig:
Von den fünf Proben, die nicht verkehrsfähig sind, fand sich in einer sogar ein lebender Wurm:
Kein Produkt aus Österreich
Aus welchen Ländern werden die Edelkastanien eigentlich importiert, und gibt es auch Ware aus Österreich? Die meisten unserer eingekauften Esskastanien kamen aus Italien, gefolgt von Frankreich. Zwei Proben stammten aus der Türkei – und genau diese beiden haben es unter die Testsieger geschafft. Die einzigen aus Spanien importierten Maroni gehörten dagegen zu den schlechtesten im Test. Herkunftsland Österreich war bei keinem Produkt angegeben.
Lidl top, Rewe Flop
Schaut man sich an, wie die Supermärkte – bezogen auf alle eingekauften Proben – abgeschnitten haben, stellt man fest: Mit nur 3 Prozent Schlechtanteil liegt Lidl an der Spitze, gefolgt von den Wiener Märkten, bei denen der Kunde rund 6 Prozent ungenießbare Maroni im Papiersack nach Hause trägt. Bei Hofer und Zielpunkt sacken die Konsumenten im Schnitt bereits 17 Prozent miserable Maroni ein. Und wer bei Rewe (Billa und Merkur) einkauft, der erwischt durchschnittlich 21 Prozent faulige, schimmlige oder wurmstichige Maroni.