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Kino-Popcorn in Wien und Tirol - Nicht gerade oscarverdächtig

, aktualisiert am

Okay, Popcorn ist ein Snack und kein gesundes Lebensmittel. Wie viel Salz und Fett in Kino-Popcorn tatsächlich steckt, hat uns nach diesem Test trotzdem überrascht. Üppig sind auch die dafür verlangten Preise. Und wer dazu noch ein Getränk möchte, für den wird es richtig teuer.

Diese Wiener Kinos finden Sie in der Popcorn-Testtabelle:

  • Apollo Kino
  • Cineplexx Donauplex
  • Hollywood Megaplex
  • Lugner Kino City
  • UCI-Millenium City
  • UCI SCS
  • Village Cinema Wien Mitte

Diese Tiroler Kinos finden Sie in der Popcorn-Testtabelle:

  • Cineplexx Innsbruck
  • Cineplexx Wörgl
  • Metropol

Getestet wurden u.a. folgende Kriterien: Kochsalzgehalt, Fettgehalt, Fettsäurenanteil, Transfettsäurenanteil.


Was die Chips für den gemütlichen Fernseh­abend sind, ist das Popcorn für den Film auf der Großleinwand. Der salzige Snack, oft in Kübelgröße, und dazu noch ein Softdrink, meistens ein Riesenbecher Coca-Cola, das macht für viele Besucher einen Kinoabend erst perfekt.

Wie entsteht Popcorn?

Popcorn, auch Puffmais oder Knallmais genannt, wird durch starkes Erhitzen einer speziellen Maisssorte hergestellt. Im Gegensatz zu dem bei uns angebauten Kukuruz sind die Körner dreieckig und abgeflacht, mit einer dünnen, dafür aber harten und etwas glasigeren Schale. Werden sie auf etwa 200 Grad C erhitzt, baut sich durch das in ihrem Inneren gebundene Wasser ein so starker Druck auf, dass die Schale platzt. Die durch Hitze und Druck aufgeweichte Stärke dehnt sich schaumig aus und erstarrt: Fertig ist das Popcorn.

Aufgepoppt: zu Hause oder im Kino

Während für den Hausgebrauch ein hoher Topf mit Deckel sowie etwas Öl (vorsintflutlich) oder eine Mikrowelle (neuzeitlich) genügt, kommen im kommerziellen Bereich wuchtige Maschinen zum Einsatz. Aus ihnen quellen unaufhörlich Berge von frischem Popcorn, das sich in Glaskästen türmt und verführerisch duftet. Vor allem in großen Kinos ­sorgen der gute Geruch und die attraktive Präsentation für massenhaften Umsatz.

Doch was erhalten die Kunden für ihr Geld? Woher kommt die bei manchen Produkten auffällig gelbe Färbung? Wie viel Salz und Fett stecken in Kino-Popcorn, und gibt es mit Transfettsäuren, die bei Röstvorgängen ­entstehen können, ein Problem?

Popcorn-Proben aus zehn Kinos getestet

Um herauszufinden, was bei Kino-Popcorn ­Sache ist, gingen wir in Wien bzw. Wiener Neudorf, aber auch in Innsbruck und Wörgl in insgesamt zehn große Lichtspielhäuser. Dort sackten wir im wahrsten Sinn des Wortes nicht zu knapp ein. Aus jedem Kino nahmen wir ­jeweils drei Packungen Popcorn in verschiedenen Größen mit. Kaum gekauft, landete die Ware in beschrifteten und gut verschlossenen, für Lebensmittel geeigneten Kunststoff­säcken. Pro Kino gingen jeweils zwei Proben ins Labor zur Untersuchung. Die dritte verfrachteten wir als sogenanntes Rückstell­muster in ­eine unserer Tiefkühltruhen. Sollte in der ­Untersuchungsanstalt etwas schiefgehen, hatten wir, so wie bei jedem unserer Lebensmittel-Tests, eine weitere Probe in Reserve.

Gelbe Farbe soll appetitanregend wirken

Schon beim Einkauf war uns aufgefallen, dass das ansonsten schneeweiße Popcorn häufig ziemlich gelb daherkommt. Der Grund für diesen Farbwechsel ist einfach: Vielen Popcorn-Fetten, die es im Großhandel zu kaufen gibt, wird Betakarotin zugesetzt, ein Farbstoff aus der Karotte. Das soll, wie es in einem Werbetext heißt, das Produkt "appetitlich gelb" machen. Na ja, ...

Salz und Fett reichlich enthalten

Ganz schön teuer

Noch mehr ins Staunen kamen wir bei den verlangten Preisen: Zwischen rund einem und knapp unter fünf Euro mussten wir, abhängig von der Packungsgröße, für 100 Gramm Popcorn hinlegen.

  • Vor allem das Metropol in Innsbruck lässt sich seinen Puffmais im wahrsten Sinn des Wortes vergolden. Für ­eine kleine Portion Popcorn zahlten wir hier mit 4,52 Euro pro 100 Gramm am meisten.
  • Am billigsten kamen wir beim Hollywood Megaplex in Wien davon. Dort kosten 100 Gramm der mittleren Portion 1,80 Euro. 
  • Wer es gerne kübelweise hat, ist im UCI SCS, also im Großkino in der Wiener Shopping City Süd, bestens ­bedient. Dort gibt es Popcorn der Größe ­X-large um 1,93 Euro pro 100 Gramm.
  • Am anderen Ende des Spektrums steht hier ausgerechnet Österreichs berühmtester Baumeister. In der Lugner Kino City werden für Popcorn in Jumbo-Größe 3,01 Euro pro 100 Gramm verlangt. Noch erstaunlicher: Auch bei der mittleren Portion liegt "Richie Rich“ Richard Lugner, was den Preis anlangt, im oberen Segment.

Fett und versalzen

Dass beim Popcorn mit Salz meist nicht ­gespart wird, ist keine große Neuigkeit. Wie tief manche Verkäufer ins Salzfass greifen, hat uns dann aber doch überrascht. Problematisch sind die Salzgehalte vor allem bei den großen Portionen. Bei einem Erwachsenen sollte die Kochsalzzufuhr nicht mehr als 6 Gramm pro Tag betragen. Wer sich in den von uns untersuchten Kinos eine große Portion Popcorn gönnt, hat gleich einmal gut die Hälfte und mehr seiner täglichen Kochsalzdosis intus. Mit dem Popcorn vom Cine­plexx Donau Plex sogar noch darüber hinaus: 6,4 Gramm Kochsalz lautet hier die versal­zene Bilanz!

Kino-Popcorn: deutlich mehr Fett als Supermarkt-Popcorn

Wer schon einmal sein Popcorn nicht aufgegessen, sondern mit nach Hause genommen und am nächsten Tag eine mit öligen Flecken übersäte Verpackung aus der Tasche gekramt hat, der weiß: Da steckt ganz viel Fett drin. Das können wir nach unseren Analysen im Labor nur bestätigen. Wir fanden durchschnittlich 22 bis 36 Gramm Fett pro 100 Gramm Popcorn. Im Vergleich dazu ist ­abgepacktes Popcorn aus dem Supermarkt, wie z.B. jenes von Kelly, mit 19 Gramm Fett pro 100 Gramm deutlich magerer. Besondere Fettbomben sind auch hier wieder die großen Portionen: 6 von 10 im Jumbo-, X-large oder Großformat liefern auf einen Sitz mehr Fett, als für viele Menschen pro Tag zuträglich ist. (Bei 2.000 Kilokalorien sollten pro Tag nicht mehr als 67 Gramm Fett konsumiert werden.)

Zu viele Fettsäuren enthalten

Noch miserabler sind die ­Ergebnisse bei der Fettzusammensetzung. In allen Produkten stecken viel zu viele ge­sättigte Fettsäuren. 8 von 10 großen bzw. mittleren Portionen enthalten mehr gesättigte Fette, als ein Erwachsener pro Tag ­maximal konsumieren sollte.

Kalorienbombe Puffmais

Transfettsäuren in Ordnung

Wenigstens eine gute Nachricht gibt es von der Fett-Front: Bei den Transfettsäuren war überraschenderweise alles im grünen Bereich. Transfette entstehen bei der künstlichen ­Härtung von pflanzlichen Ölen, aber auch bei langem Erhitzen von Fett, z.B. beim Frittieren. Sie stehen im Verdacht, das Risiko für schwere Krankheiten zu erhöhen. Erfreulich: In keiner einzigen Popcorn-Probe waren Transfettsäuren nachweisbar.

Kino-Snack dennoch nicht empfehlenswert

Dieses tadellose Teilergebnis führte unter ­anderem dazu, dass die Testnoten fürs Kino-Popcorn insgesamt weniger schlecht ausfielen, als die Produktzusammensetzung erwarten ließ. Was nichts daran ändert, dass wir diesen Kino-Snack keinesfalls empfehlen können. Wer ihn trotzdem unbedingt braucht, nimmt am besten nur eine kleine Portion.

Kalorienbomben

Die gelebte Praxis schaut in vielen Fällen natürlich anders aus. Wer Popcorn liebt, entscheidet sich häufig für die größere Portion oder überhaupt gleich für eines der prominent beworbenen Menüs. Wir haben an zwei Beispielen aus dem Wiener Village Cinema durchgerechnet, was das kalorientechnisch heißt.

Bei Erwachsenen: In beiden Fällen geht es um eine Kombina­tion aus Popcorn, Softdrink und einer Süßigkeit. Wer sich als Erwachsener einen halben Liter Cola, eine mittlere Portion Popcorn und eine kleine Packung M&M Erdnuss gönnt, verspeist damit rund 1.450 Kilokalorien. Das entspricht fast drei Viertel des Tagesenergiebedarfs!

Bei Kindern: Das Kindermenü mit einem 0,33 Liter Fruchtsaftgetränk in Knallfarbe namens Rauch Yippy, einer kleinen Portion Popcorn und einer Mini-Packung Haribo Frucht­gummi liefert starke 720 Kilokalorien. Das reicht energiemäßig immerhin für den halben Tag. Blöd nur, dass man davon keinen dreiviertel und auch keinen halben Tag lang satt bleibt, sondern nach der Zucker-, Fett- und Salzbombe ziemlich sicher bald wieder ­Hunger bekommt.

Testtabelle: Popcorn in Wiener Kinos

Testtabelle: Popcorn in Tiroler Kinos

Zusammenfassung

  • Teilen. Wenn es schon Kino-Popcorn sein muss: nur eine kleine Portion nehmen und am besten mit dem Sitznachbarn teilen. Aber selbst dann ist für den Rest des Tages bei fettreichen Lebens­mitteln und tierischen Produkten Zurückhaltung angesagt.
  • Teuer. Kino-Popcorn ist nicht gerade ­billig. Noch kostspieliger wird es, wenn man zum salzigen, in vielen Fällen versalzenen Snack ein Mineralwasser gegen den Durst braucht.
  • Verzichten. Sowohl Kinder wie Erwachsene lassen die heftig beworbenen Menüs aus Softdrink, Popcorn und einer Süßigkeit besser links liegen. Sie enthalten viel zu viele Kalorien.

Testkriterien

Im Test: Kino-Popcorn in 3 verschiedenen Portionsgrößen aus 10 verschiedenen Kinos in Wien bzw. Wiener Neudorf und Tirol (Innsbruck, Wörgl). Alle Proben wurden auf Kochsalz, Fett, Fettzusammensetzung sowie Transfettsäuren untersucht.

Kochsalz

Untersuchung nach § 35 LMBG (= Lebensmittel- und Bedarfgegenständegesetz) L17.00-6 (= Untersuchungsverfahren), titrimetrisch (= quantitative Analyse)
Bewertung nach der britischen Ampel
≤ 0,3 g/100 g – niedrig
> 0,3 bis ≤ 1,5 g/100 g – mittel
> 1,5 g/100 g – hoch

Fett

Bestimmung des Gesamtfettgehalts nach Weibull-Stoldt
Bewertung nach der britischen Ampel
≤ 3,0 g/100 g – niedrig
> 3,0 bis ≤ 17,5 g/100 g – mittel
> 17,5 g/100 g – hoch

Fettsäuren

Bestimmung mittels GC/FID
GC = Gaschromatographie, FID = Flammenionisationsdetektor
Bewertung der gesättigten Fettsäuren nach der britischen Ampel
≤ 1,5 g/100 g – niedrig
> 1,5 bis ≤ 5,0 g/100 g – mittel
> 5,0 g/100 g – hoch

Zusätzlich wurde der Gehalt an gesättigten Fettsäuren pro Portion berechnet. Lag er über 22 Gramm, wurde mit „nicht zufriedenstellend“ beurteilt.
Aus diesen beiden Urteilen ergab sich das abschließende Gruppenurteil im Prüfpunkt Fettsäuren.

Transfettsäuren

Bestimmung mittels GC/FID
Alle Proben lagen unter der Nachweisgrenze und wurden daher mit „sehr gut“ beurteilt. Grundlage der Bewertung bei Vorhandensein von Transfettsäuren wäre die österreichische Transfettsäuren-Verordnung gewesen.

Gewichtung des Testurteils

Salz  20 %
Fett  20 %
Fettzusammensetzung 30 %
Transfettsäuren 30 %

Gekauft bei ...

TIROL

Cineplexx Innsbruck
Tschamlerstraße 7
A-6020 Innsbruck
 
Cineplexx Wörgl
Salzburger Straße 32
A-6300 Wörgl
 
Metropol
Innstraße 5
A-6020 Innsbruck
 
WIEN

Apollo Kino
Gumpendorfer Straße 63
A-1060 Wien
 
Cineplexx Donau Plex
Wagramerstraße 79
A-1220 Wien
 
Hollywood Megaplex
Guglgasse 11
A-1110 Wien
 
Lugner Kino City
Gablenzgasse 1-3
A-1150 Wien
 
UCI Millennium City
Wehlistraße 66
A-1200 Wien
 
UCI SCS
SCS
A-2351 Wiener Neudorf
 
Village Cinema Wien Mitte
Landstraßer Hauptstraße 2a
A-1030 Wien
 

Leserreaktionen

Fehlerteufel

Bei den Preisangaben zum Kino-Pocorn haben sich leider Fehler eingeschlichen:

Eine kleine Portion Puffmais kostet im Innsbrucker Metropol-Kino nicht 6,33 € pro 100 g wie angegeben, sondern 4,52 € pro 100 g. Das Popcorn aus diesem Kino bleibt trotzdem das teuerste im Test.

Und das billigste Popcorn gibt es nach wie vor im Wiener Hollywood Megaplex. Allerdings werden für die mittlere Portion nicht 1,35 €, sondern 1,80 € pro 100 g verlangt.

Sämtliche Änderungen wurden bereits nachgetragen. Wir bedauern die falschen Angaben und bitten um Entschuldigung. An den Kernaussagen des Tests, dass Popcorn zu fettig ist, eine ungünstige Fettzusammensetzung aufweist und zu viel Salz enthält, ändert sich durch diese Richtigstellungen nichts.

Die Redaktion
(aus KONSUMENT 5/2014)

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