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Diäten: Nudeln und Erdäpfel - Schlank wie Spaghetti?

Liebhaber von Nudel- beziehungsweise Erdäpfelgerichten werden beim Durchblättern der diesmal getesteten Diätbücher weniger ans Abnehmen denken als vielmehr Gusto bekommen.

Ansprechende Rezepte

Denn den weitaus überwiegenden Teil der ident aufgebauten und gegliederten Werke nehmen jeweils die ansprechend gestalteten Rezepte mit zum Teil ganzseitigen Aufnahmen einzelner Gerichte ein. Das mag daran liegen, dass die Autorin, die Diätassistentin Karin Iden, lange Jahre für eine Kochzeitschrift arbeitete.

Auch die berufliche Vergangenheit bei einem großen Lebensmittelkonzern hinterlässt Spuren: Es gibt zahlreiche Tipps für ganz bestimmte Markenprodukte und viele Hinweise auf Fertigprodukte.

Große Schwächen

Der Haken daran ist, dass die Bücher aber weder als Kochbücher angepriesen noch als Werbebroschüre verschenkt, sondern um immerhin 9,90 Euro als Hilfe zum Abnehmen verkauft werden. Doch gerade in diesem Bereich zeigen die Bücher große Schwächen.

Misstrauisch machen sollten eigentlich bereits die Titel: „Nudeln machen schlank“ beziehungsweise „Kartoffeln machen schlank“. Nahrungsmittel, egal ob Nudeln, Erdäpfel oder Schokolade, machen höchstens dann schlank, wenn man sie zu Fuß nach Hause und vielleicht auch noch ohne Aufzug in den dritten Stock trägt.

1000 kcal pro Tag sind problematisch

Das ebenfalls auf der Titelseite angegebene Ziel, zwei bis drei Kilogramm pro Woche abzunehmen, soll durch die Reduktion der Energiezufuhr auf 1000 kcal pro Tag erreicht werden. Aus Sicht der Ernährungswissenschaft sind jedoch sowohl Ziel als auch Methode fraglich: Wer zu schnell abnimmt, läuft Gefahr, die rasch verlorenen Kilos bei Beendigung des Diätprogramms besonders rasch wieder zuzunehmen – auch wenn die Kalorienzufuhr insgesamt gegenüber der Zeit vor der Diät verringert wird.

Um nachhaltig abzunehmen, sollte ein Gewichtsverlust von einem halben bis maximal einem Kilo pro Woche angestrebt und eine Energiezufuhr von 1200 kcal nicht unterschritten werden. Dank der praktischen Gliederung der Rezepte, sowohl nach Mahlzeiten (Frühstück, Hauptmahlzeit, Snack etc.) als auch nach Kalorien, besteht allerdings die Möglichkeit, die empfohlenen Menüpläne leicht und ohne langwieriges Herumrechnen zu erweitern beziehungsweise individuell zusammenzustellen.

Ausreichend Obst, Gemüse, Ballaststoffe

Positiv ist, dass die vorgeschlagenen Tagesrationen einen ausreichenden Anteil an Obst, Gemüse und Ballaststoffen enthalten. Etwas zu hoch ist der Anteil an gesättigten Fettsäuren, beispielsweise aus Butter oder Crème fraîche. Ein wenig zu niedrig fällt hingegen die Versorgung mit Vitamin D und Folsäure aus. Ausgleichen ließe sich dies damit, dass man an die Sonne geht, reichlich grünes Gemüse zu sich nimmt sowie gezielt zu folsäurehältigen Nahrungsmitteln wie etwa Paradeisern, Gurken, Vollkornbrot, Eiern und ganz besonders Weizenkeimen oder Sojabohnen greift.

Auch Vegetarier finden in den Büchern eine reichliche Anzahl an Rezepten, da weit mehr als die Hälfte der Gerichte ohne Fleisch auskommt. Die meisten Speisen sind auch leicht und rasch zuzubereiten, viele lassen sich aufwärmen oder kalt mitnehmen. Berufstätige sollten also in dieser Hinsicht mit den Diäten keine Probleme haben.

Teure Empfehlungen

Als problematisch beurteilen wir die recht unverhohlene Werbung für bestimmte Produkte oder Hersteller, weil dies letztlich zu Ausgaben führt, die gar nicht nötig wären. Normaler Kochschinken etwa enthält weitaus weniger Fett als die in einem Rezept geforderte fettreduzierte Salami, und bei Lachsschinken, der sowieso schon zu den magereren Wurstsorten gehört, ist der Unterschied im Fettgehalt von fettreduzierten und herkömmlichen Erzeugnissen marginal und lohnt den Preisunterschied nicht.

Ärgerlich auch, dass in den Rezepten einerseits auf rasche und einfache Zubereitung geachtet wird, andererseits Zutaten für einzelne Gerichte wie etwa Feigensenf oder pilzgefüllte Gnocchi selbst in Ballungszentren nicht leicht erhältlich sind.

Noch ein Hinweis für alle, die allergisch auf Begriffe wie „Pellkartoffel“ und „Pelle“ sind: Diesbezüglich werden sie rasch satt sein.

Karin Iden
Verlag Knaur

    

"Kartoffeln machen schlank"
(128 Seiten, € 10,20)

 
 
"Nudeln machen schlank"
(128 Seiten, € 10,20)
 

Das steckt dahinter:
Vor allem eine geringe Kalorienzufuhr. Ob diese mit Nudeln, Erdäpfeln, einer Kombination aus beidem oder einer anderen einigermaßen ausgewogenen Ernährung erfolgt, ist in Wirklichkeit vollkommen egal!

Das meinen wir dazu:
Diese Diät ist für eine nachhaltige Gewichtsreduktion nicht geeignet. Die Kalorienzufuhr ist zu niedrig angesetzt, und begleitende Maßnahmen wie Tipps zur Ernährungsumstellung, zu Verhaltensänderungen oder Bewegungsprogrammen fehlen.

Anleitung zur Verhaltensänderung nicht vorhanden.
Angestrebte Gewichtsreduktion erfolgt zu rasch.
Energiezufuhr zu niedrig.
+  Übersichtliche Gliederung, einfache Handhabung des Programms, simpel nachzukochende Rezepte.

Fazit
Als Kochbuch für Liebhaber von Nudel- beziehungsweise Erdäpfelgerichten o.k., zum Abnehmen nur bedingt tauglich.

Auf dem Prüfstand

Dass die Entstehung von Übergewicht ein komplexes Phänomen ist, weiß inzwischen fast jeder. Dass die Beseitigung von Übergewicht folglich eine ebenso komplexe Strategie erfordert, ist einleuchtend. Viele Diätprogramme lassen genau diese Einsicht vermissen. Was also ist eine gute Diät? Nach welchen Kriterien haben wir beurteilt?

Eine gute Diät basiert – darin sind sich die Fachleute einig – auf drei Säulen. Die eine ist die Ernährung, also die Zusammenstellung der täglichen Kost, die zweite ist die Veränderung des bisherigen Essverhaltens, und die dritte ist die Erhöhung des Energieverbrauchs durch mehr Bewegung. Diese Säulen bilden das Gerüst Ihres neuen, schlankeren Lebens. Wo eine davon fehlt, ist der Diäterfolg nicht sicher. Fehlen gar zwei Säulen, steht er nur noch auf einem sehr wackeligen Bein.

Diese drei Säulen sind für das Erreichen Ihres Ziels unterschiedlich wichtig. Das schlägt sich in dem Anteil nieder, den jede Säule an der Gesamtbenotung der jeweiligen Diät hat.

In Zahlen ausgedrückt sieht das so aus:
50 Prozent der Gesamtnote hängen von der Zusammensetzung der empfohlenen Ernährung ab (25 Prozent für die Nährstoffversorgung, 25 Prozent für die Lebensmittelempfehlungen).
Zu 25 Prozent geht in die Endbeurteilung ein, ob die Forderungen der Ernährungswissenschaftler eingehalten werden (siehe „Was wir empfehlen“).
Die letzten 25 Prozent der Gesamtbeurteilung gehen auf das Konto des Sports. Die Sportprogramme zu den Diäten wurden vom Institut für Sportwissenschaften der Universität Wien einer kritischen Prüfung unterzogen. War mehr Bewegung bei einem Abnehmprogramm kein Thema, hatte das entsprechende Auswirkungen auf das Endurteil.
Für die Beurteilung der Nährstoffversorgung, die ja immerhin 25 Prozent der Gesamtbeurteilung ausmacht, wurden fertig zusammengestellte Sieben-Tages-Pläne herangezogen. Wo sie fehlten, haben wir sie aus den Angaben in den Büchern selbst zusammengestellt und berechnet.

Entscheidend waren die folgenden Kriterien:

  • mindestens 1200 Kilokalorien am Tag,
  • Fett unter 30 Energieprozent,
  • Fettzusammensetzung: keine erhöhten Anteile an gesättigten, n-3- und n-6-Fettsäuren,
  • Kohlenhydratanteil mindestens 50 Energieprozent,
  • Eiweißmenge zwischen zehn und 20 Energieprozent,
  • ausreichend Ballaststoffe,
  • Cholesterin unter 300 Milligramm,
  • keine Nährstoffunterversorgungen (kleine Abweichungen waren akzeptabel,
  • keine schädlichen Nährstoffüberversorgungen,
  • Nahrungsergänzungsmittel nicht als fixer Diätbestandteil,
  • kein bis moderater Alkoholkonsum.

Ebenso wie die Nährstoffversorgung gingen auch die Lebensmittelempfehlungen mit 25 Prozent in die Gesamtbeurteilung ein. An sie wurden die folgenden Anforderungen gestellt:

  • Fünf Portionen (= fünf Handvoll, insgesamt ca. 700 Gramm) Obst und Gemüse am Tag als Teil des Konzepts,
  • keine Liste mit verbotenen Lebensmitteln,
  • keine einseitige Lebensmittelauswahl,
  • mindestens drei Mahlzeiten pro Tag,
  • eine vegetarische Version (inkl. Milch und Eier) mit ausreichender Nährstoffversorgung sollte möglich sein,
  • mittlerer Aufwand für die Zubereitung aller Mahlzeiten unter 60 Minuten pro Tag,
  • sinnvolle Tipps für den Außer-Haus-Konsum,
  • ebenfalls unter die Lupe genommen wurden der Aufwand der Rezepte, die Getränkeempfehlungen und ob das Mitkochen für die Familie beziehungsweise die Mitnahme einer Mittagsmahlzeit leicht möglich ist. 

Was wir empfehlen:

  • Gewichtsabnahme maximal 0,5 bis 1 Kilo pro Woche.
  • Das Lebensmittelangebot muss (in gering modifizierter Form) zur Dauerernährung geeignet sein.
  • Als Dauerernährung darf die Diät keine Risikofaktoren erhöhen (zum Beispiel durch einen zu hohen Fettanteil) oder sonst wie gesundheitsschädlich sein.
  • Verhaltensänderung muss Teil des Konzepts sein und die Tipps dazu möglichst praktikabel.
    (Quelle: DGE)

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