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ÖBB Österreichcard Familie: teurer - Leistungen schrumpfen

Die Österreichcard ist die uneingeschränkte Lizenz zum Bahnfahren mit den ÖBB. Doch die ÖBB beschneiden die Leistungen ihrer Jahresnetzkarten und verärgern ihre Stammkunden.

Was der einen das Auto vor der Haustür, ist dem anderen die Österreichcard der ÖBB: einfach einsteigen und losfahren. "Ob von Zuhause in die Arbeit oder von Wien nach Bregenz - ganz Österreich steht Ihnen mit der Österreichcard offen". So bewirbt die ÖBB ihre Jahresnetzkarte aufÖsterreichcard-Angebote der ÖBB.

Es gibt verschiedene Varianten der Österreichcard: Die Österreichcard Classic, um 1.679 Euro (2. Klasse) bzw. 2.299 Euro (1. Klasse), die jeder kaufen kann. Dazu altersabhängige, günstigere Varianten: die Österreichcard Jugend um 1.024 bzw. 1.354 Euro für alle unter 26, die Österreichcard Senior um 1.179 bzw. 1.689 Euro für alle ab 61. Und die Österreichcard Familie (für Kinder unter 15) um 1.794 bzw. 2.464 Euro.

Österreichcard Familie

Das Besondere an der Österreichcard Familie ist, dass damit Eltern und berechtigte Kinder auch alleine reisen können – jeder erhält dazu eine eigene Card. Die Österreichcard Familie ist nur um 115 Euro teurer als die Österreichcard Classic für Einzelpersonen und damit können Vater, Mutter und alle Kinder unter 15 fahren ein Jahr lang beliebig mit ÖBB-Zügen fahren.

144 Prozent Teuerung

Bis Dezember 2014 galt für die Österreichcard Familie eine finanzielle "Einschleifregelung": Auch wenn die Kinder mit dem 15. Geburtstag aus der Benutzung der Österreichcard Familie fallen, konnten die Eltern sie weiter kaufen und benützen, solange sie für Kinder Familienbeihilfe beziehen. Jetzt gilt: Mit dem 15. Geburtstag des jüngsten Kindes ist die Österreichcard Familie für die ganze Familie passé.

Das bedeutet beim Produkt Österreichcard für eine Familie mit einem Kind eine Verteuerung um 144 Prozent. In Euro: Statt der 1.794 Euro für die Österreichcard Familie wären nun zwei Österreichcards Classic um je 1.679 (= 3.358 Euro) plus eine Österreichcard Jugend um 1.024 Euro nötig. Das wäre ein Preissprung von 1.794 auf 4.382 Euro. Bei mehr Kindern entsprechend mehr. Ein massiver Preisanstieg, den der 15. Geburtstag des jüngsten Kindes auslöst – unklar bleibt warum. Die finanzielle Situation einer Familie verbessert sich mit diesem Datum nicht, der familiäre Mobilitätsbedarf ändert sich auch nicht schlagartig.

Anreize zum Bahnfahren sinken

ÖBB "präzisieren" Tarife

Die Tarifgestaltung ist jedem Bahnunternehmen freigestellt. Dieser eklatante Preissprung für Österreichcard-Kunden mit Wegfall der Österreichcard Familie-Berechtigung ist naturgemäß mit dem Verlust vieler Österreichcard-Kunden verbunden. Offenbar gewollt. Da interessiert die Überlegung dahinter.

Die Antwort der ÖBB: "Wir setzen auf einfache Tarife und Transparenz. Sie wissen ja, dass wir die Zahl der Tarife von 117 auf derzeit 31 gesenkt haben." Im konkreten Fall wurde kein Tarif beseitigt, sondern die Berechtigungen für den Tarif Österreichcard Familie einschneidend verschlechtert. Wir fragten nach. ÖBB-Antwort: "Da der Verkauf dieser günstigen Jahresnetzkarte an Eltern mit Kindern über 15 Jahren nicht der Intention dieses Produkts entspricht, wurde die Regelung präzisiert."

Die Antwort macht neugierig auf die angedeutete "Intention". "Die Intention des Produkts ist", erklärt der Pressesprecher der ÖBB auf Nachfrage, "dass Eltern und ihre Kinder unter 15 Jahren die günstige Österreichcard Familie nutzen können." Aha.

Leistung schrumpft

Die ÖBB hat den Leistungsumfang der Österreichcard Familie in den letzten Jahren reduziert:

  • Streichung der Nutzung der ÖBB-Lounge
  • Streichung des 7-Euro-Upgrades in die 1. Klasse
  • Streichung der Halbpreis-Mitfahrt von Familienkindern über 15
  • nun Streichung der Österreichcard Familie-Berechtigung für Eltern mit Familienbeihilfe-berechtigten Kindern.

Außerdem hat jede Schließung einer Regionalbahnlinie die Österreichcards und Vorteilscards entwertet. Diese Karten gelten in den Ersatzbussen nicht. Die ÖBB hat den seit Jahrzehnten in den Konzern integrierten ÖBB-Postbus bis heute nicht in den Bahntarif einbezogen.

Schweiz: Es geht auch anders

Dass es auch anders geht, zeigt im Bahnfahrerland Nummer 1 Schweiz, die dortige SBB. Die SBB bietet bei ihren Generalabos (die schweizerische Bahnjahresnetzkarte) auch deutlich verbilligte Familienlösungen. Verfügt im Haushalt mindestens ein Elternteil über ein Grund-Generalabo, erhalten Partner, Kinder und ledige Jugendliche im Haushalt ihre General-Abos massiv billiger, als sie alleine dafür zahlen würden.

Bei den SBB ist eine klare Intention ersichtlich: nämlich Menschen familienweise fürs Bahnfahren zu gewinnen und auch – altersunabhängig – zu halten. Die Schweizer Generalabos schließen fast alle Bahnen, Busse und Stadtverkehre des Landes ein.

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