Espresso oder Cappuccino – für uns ein selbstverständlicher Genuss, für Millionen Kleinbauern und Plantagenarbeiter bedeutet er harte Arbeit und kargen Lohn – bis hin zu modernen Formen der Sklaverei.
Diese Kaffeeanbieter haben wir einem Ethik-Test unterzogen:
- DE Master Blenders (Senseo)
- Illy
- Lavazza
- Mondelez (Jacobs, Tassimo, ...)
- Nestlé
- Segafredo
- Starbucks
- Tchibo
Die Testtabelle enthält folgende Beurteilungskriterien und Werte: Sozialpolitik, Umweltpolitik, Praxis im Unternehmen, Lieferanten (Anforderungen, Monitoring), Dialogbereitschaft, Unterstützung des Gemeinwesens, Beantwortung des Fragebogens, öffentliches Berichtswesen
Hier der Testbericht: Die Region Kaffa im Südwesten Äthiopiens gilt als Ursprungsland des Kaffees. Die Legende besagt, dass im 9. Jahrhundert ein Hirte namens Kaldi im Kata Muduga-Gebirge eines Tages beobachtet hatte, dass eine seiner Ziegen, die von einem Strauch mit weißen Blüten und roten Früchten gefressen hatte, bis in die Nacht hinein munter umhersprang, während die anderen Tiere schliefen.
Als Kaldi selbst die Früchte des Kaffeestrauchs, die im rohen Zustand ungenießbar sind, kostete, hätte er sie angewidert ins Feuer gespuckt, woraufhin wohlriechende Düfte freigesetzt worden seien – die Idee des Röstens war geboren.
Zwischenhändler und Markenfirmen sahnen ab
Kaldi war offenkundig ein schlechter Geschäftsmann, ebenso wie seine Nachfahren. Heute produzieren vier Millionen Kleinbauern in Äthiopien Kaffee, sie können sich damit kaum über Wasser halten, während Zwischenhändler und Markenfirmen den Großteil der Wertschöpfung absahnen.
Fast der gesamte äthiopische Kaffee muss an der Warenbörse in der Hauptstadt Addis Abeba gehandelt werden. Damit soll sichergestellt werden, dass die aktuelle Marktsituation in Echtzeit überall im Land zur Verfügung steht. Doch die miserable Infrastruktur macht dem einen Strich durch die Rechnung. Viele Gebiete sind nicht mit Strom versorgt und so werden die Kleinbauern zu leichten Opfern der Zwischenhändler.
Daniel Godebo 57jähriger Kaffeebauer aus Äthiopien, hofft, dass es seinen Kindern dank Schulausbildung einmal besser geht: "Als Kaffeebauer gibt es keine Zukunft." |
Kleinbauern müssen sofort verkaufen
"Ich verkaufte meinen Kaffee voriges Jahr um 66 Cent per Kilo, später erfuhr ich, dass mein Nachbar 1,10 Euro bekommen hat," erzählt der 57-jährige Kleinbauer Daniel Godebo. Doch selbst wenn die Bauern über den wahren Wert ihrer Produkte Bescheid wüssten, hätten sie keine Wahl.
Sie müssten in der Regel so schnell wie möglich verkaufen, da sie Rechnungen und Steuern zu zahlen hätten und über keinerlei Ersparnisse verfügten. Der unmittelbare Bedarf an Bargeld bringt sie in eine denkbar schlechte Verhandlungsposition.
"Warten Sie auf einen besseren Preis"
Beschwerden helfen da wenig, wie der 30-jährige Biya Kamal erfahren musste. Die Behörden hätten ihn mit den Worten abgewimmelt: "Das ist ein freier Markt, verkaufen Sie doch Ihre Ziegen und warten Sie auf einen besseren Preis." Doch Biya Kamals Familie hat keine Ziegen, sie besitzt zwei Kühe und ein paar Hühner; die benötigt sie, um ein kleines Nebeneinkommen zu erwirtschaften, denn von Kaffee alleine könnte sie nicht leben.
Genossenschaften als Lösung
Experten sehen die einzige Lösung für dieses Dilemma darin, dass die Bauern sich in Genossenschaften organisieren, die ihnen Darlehen und einen direkten Zugang zur Kaffeebörse verschaffen kann. Durch Ausschaltung der Zwischenhändler könnten die Kaffeebauern einen dreimal so hohen Preis erzielen, so Tadesse Meskele, Gründer einer großen Dachgenossenschaft. Doch bis heute seien nur 20 Prozent der Bauern Genossenschaften beigetreten.