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Winterreifen - O.k. auf Schnee, k.o. bei Nässe

Reifentest: Bei Schnee und Eis gibt es kaum Probleme. Die Entscheidung um die besten Pneus fällt auf nasser Fahrbahn, bei Verschleiß und Spritverbrauch.

Die gute Nachricht dieses Tests vorab: Ein Großteil der getesteten Reifen, ob nun in der größeren oder der kleineren Dimension, kann ruhigen ­Gewissens gekauft werden. Nur jeweils zwei Produkte sind ganz durchgefallen und nur ein weiteres erreichte nicht zumindest die Note "durchschnittlich".

Die Überraschung gleich hinterher: Die Qualitäten eines Winterreifens lassen sich nicht unbedingt an seinen Wintereigenschaften festmachen. Beim Gripp auf Eis und Schnee, das zeigt unser Test, schneiden selbst die schlechtesten Marken oft noch ganz ­passabel ab.

Winterreifentest für Kleinwagen bis hin zu den Limousinen

Der Reihe nach: Diesmal wurden ­wieder zwei Größen getestet. Handelte es sich im Vorjahr um eher schlanke Dimensionen für Kleinwagen (165er) und für Kompakte sowie Limousinen (205er), so ging es 2013 um ­etwas üppigere Reifen für Kleinwagen u­nd Kompakte (185/60 R 15) bis hinauf zu Dimensionen für Minivans und starke Limousinen (225/45 R 17).

Breite Spitze bei den 185ern

Und jetzt zu den Details der Dimension 185/60 R 15: Hier ist die Zahl der Reifen mit Gesamtnote "gut" deutlich größer als bei der breiteren Dimension. Als Schlüssel zum Erfolg in so einem Test gilt immer ein ausgewogenes Ver­hältnis der Einzelergebnisse, verknüpft mit gutem Abschneiden auf nasser Fahrbahn. In der Gruppe der "Guten" darf man sich naturgemäß kaum Schwächen leisten. Lediglich der Nokian WR D3 bremste nass nur "durchschnittlich", und der Semperit Speed-Grip 2 schnitt beim Aquaplaning in Kurven "durchschnittlich" ab.

Vorsicht bei der Laufrichtung

Dafür schaffte der Semperit die Bestnote im Verbrauch, wie ­übrigens auch der im Test zweitplatzierte Dunlop Winter­response 2. Dieser Reifen wurde neu entwickelt und fiel im Test durch eine heikle Besonderheit auf: Die Anordnung der Reifenblöcke verführt dazu, den laufrichtungsgebundenen Reifen verkehrt zu montieren, oder ruft zumindest Zweifel über die Laufrichtungs­angabe an der Reifenwand hervor.


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Abwertungen bei Nässe

Abwertungen auf nasser Fahrbahn

Seine gesamthafte Ausgewogenheit in Verbindung mit Spitzenleistungen macht den Continental ContiWinterContact TS 850 zum klaren ­Sieger mit 71 Punkten: Bester auf Nässe, Schnee und Eis in Verbindung mit geringem Spritverbrauch und Verschleiß. Diese Kombination lässt ihn trotz etwas höherem Preis wirtschaftlich attraktiv erscheinen. Das Mittelfeld setzt sich aus "durchschnittlichen" Er­gebnissen zusammen. Vredestein Snow-trac 3 und Pirelli Snowcontrol Serie 3 Winter190 verfehlten ein "gutes" Resultat, weil sie wegen leichter Schwächen auf nasser Fahrbahn abgewertet werden mussten. Dabei ist der Vredestein ein wirklich guter Winter­reifen, er erzielte auf Schnee das beste Ergebnis.

Gegen Ende der Reihe an "durchschnittlichen" Ergebnissen ist der Falken Eurowinter HS-449 zu finden, der sich ein besseres Ergebnis durch den höchsten Verschleiß im Testfeld verhaut hat, ein in der Wirtschaftlichkeitsrechnung nicht unerheb­licher Faktor. Er erreichte nicht einmal die ­halbe Laufleistung des Michelin Alpin.

Schlusslichter: Winterreifen Komran und Marangoni

In der kleineren Dimension 185/60 R 15 T war diesmal kein chinesischer Hersteller ver­treten. Als Schlusslicht ist der Marangoni 4 Winter E+ zu finden, der gerade mal auf ­trockener Fahrbahn halbwegs mit den anderen mithalten konnte. Er zeichnet sich zwar durch sehr geringen Verschleiß aus, die Wirtschaftlichkeitsrechnung wird dem italienischen Reifen jedoch vom hohen Verbrauch ruiniert. Vorletzter und ebenfalls "nicht ­zufriedenstellend": der Komoran Snow-pro b2, ein Reifen aus dem Hause Michelin aus polnischer Produktion. Der südkorea­nische Nexen erreichte mit 38 Punkten ein "weniger zufriedenstellend" und verfehlte ein "durchschnittlich" nur knapp.

Die Spitze bei den Breiten 

Bei der breiteren Dimension 225/45 R 17 H schafften vier Reifen die Note "gut", während zwei Reifen als "nicht zufriedenstellend" durchfielen. Drei der vier Spitzenreiter zeigten nicht nur ein ausgewogen hohes ­Niveau über alle Kriterien hinweg, sondern setzten auch Akzente. Der Continental ­ContiWinterContact machte dem Begriff Winterreifen alle Ehre und glänzte mit dem Gruppensieg auf Schnee. Der Bridgestone Blizzak LM-32 S übertraf bei Nässe alle ­anderen, und der Michelin Alpin A4 punk­-tete mit dem geringsten Verschleiß. Den stärksten Verschleiß weist übrigens der Pirelli Winter Sottozero 3 auf. Mit ihm kommt man nur etwa halb so weit wie mit dem Michelin.

Markeneigenschaften, Bremsweg, Verschleiß

Chinesischer Reifen als Schlusslicht

Einige weniger bekannte Namen auch hier und als Schlusslicht ein chinesisches Produkt namens Sailun Ice Blazer WSL-2. Der Sailun kann auf Eis und Schnee durchaus noch ­überzeugen, die sehr schwachen Leistungen bei Nässe ließen ihn jedoch als "nicht zufriedenstellend" abschneiden. Kaum besser der Interstate Winter IWT-2, laut Hersteller in Europa entwickelt und in Asien produziert: mehr oder weniger ausgeprägte Schwächen über alle Kriterien hinweg. Da bringt es auch nicht mehr viel, dass Verschleiß und Verbrauch okay sind.

Ein weiteres kaum bekanntes Produkt namens ESA TECAR Supergrip 7+ HP schaffte immerhin ein "durchschnitt­liches" Ergebnis. Erhöhter Verschleiß und schlechte Seitenführung bei Nässe brachten die Eigenmarke eines Schweizer Handelshauses um einen besseren Platz. Unter letzterem Problem litt auch der Semperit Speed-Grip 2, der allerdings mit guten Noten beim Sprit­verbrauch und auf Eis glänzen konnte.

Markeneigenschaften

Über alle Reifendimensionen hinweg lassen sich durchaus Schwerpunkte in der Reifen­entwicklung nach Marken erkennen. So legt Michelin offenbar hohen Wert auf geringen Verschleiß. Innerhalb der Continental-Gruppe sind die Continental-Reifen sozusagen auf Spitzenplätzen gebucht, hier bei den Winterreifen in beiden Dimensionen auf Schnee, während Uniroyal immer wieder durch besondere Ausgewogenheit hervorsticht und Sem­perit durch Bestnoten beim Spritverbrauch.

Verbrauch und Verschleiß

Aber nicht alle Klischees werden erfüllt; so zeigten die Reifen des kleinen finnischen Herstellers Nokian gar nicht, wie man erwarten würde, auf Eis und Schnee ihre Vorzüge, sondern ­erzielten jeweils Bestnoten auf trockener Fahrbahn. Leichter als alle anderen Kriterien in Zahlen zu fassen sind Verbrauch, Verschleiß und Bremsweg. Ein kurzer Bremsweg wird als Synonym für Sicherheit gesehen, auch wenn andere weniger klar erfassbare Kriterien mindestens genauso sicherheits­relevant sind. Verschleiß und Verbrauch sind mitsammen oft bedeutender für die Wirtschaftlichkeit einer Kaufentscheidung als der Preis der Reifen selbst.

Große Unterschiede bei Bremsweg

Hier die Highlights aus diesem Test: Im Verbrauch der schmalen Dimension liegen zwischen dem besten (Semperit) und dem schlechtesten (Marangoni), aufgezogen auf identischem Fahrzeug, 0,4 Liter auf 100 km. Beim Verschleiß zeigt sich, dass ein Auto mit Falken-Reifen nur halb so weit kommt wie mit Michelin-Pneus. Bremsweg auf trockener Fahrbahn: Komoran neun ­Meter mehr als Nokian.

Bei der breiten ­Dimension: Semperit 0,3 Liter weniger als Nokian. Verschleiß: Teca und Toyo halb so weit wie ­Michelin. Bremsweg auf trockener Fahrbahn: Nokian 5,2 Meter weniger als Fulda.

Testtabelle: 10/2013 Winterreifen 185/60 R 15 T

Testtabelle: 10/2013 Winterreifen 225/45 R 17 H

Zusammenfassung

  • Nassgriff. Das Schlüsselkriterium für einen sehr guten Winterreifen bleibt der Nassgriff bei tiefen Temperaturen. Schnee und Eis kann bald einer meistern, aber salznass ist es am öftesten.
  • Wirtschaftlichkeit. Neben dem Neupreis sind Verschleiß und der Einfluss der Reifen auf den Verbrauch des Fahrzeugs wich­tige Größen. Manche Reifen laufen nur halb so weit wie andere, oft liegt der Verbrauch annähernd einen halben Liter je 100 km höher.
  • Sicherheit. Der Unterschied im Bremsweg kann erheblich sein. Zu beachten ist allerdings, dass die Reifen nur einen Teilbereich im komplizierten Zusammenspiel zwischen Mensch, Fahrzeug und Fahrbahn widerspiegeln. Ein ausreichender Sicherheitsabstand ist immer noch die beste Sicherheitsmaßnahme.
  • Preise nur aus dem Internet. Zum Zeitpunkt der Erhebung waren die Reifen im Reifenhandel noch nicht erhältlich. Da auch die Hersteller mit Preisangaben geizten, konnten nur die (meist günstigeren) Angebote im Onlinehandel erhoben werden – angegeben ist der mittlere Wert der aufgefundenen Preise.

Testkriterien Winterreifen

Aus einem internationalen Gemeinschaftstest veröffentlichen wir die Ergebnisse von  Winterreifen bzw. Ganzjahresreifen.

Preise

Befragung von Anbietern im August. Alle Preise pro Stück, ohne Auswuchten, Ventil und Montage. Die angegebenen Preise sind eine Momentaufnahme zum Testzeitpunkt und können sich verändern.

Trockene Fahrbahn

Subjektive Beurteilung von Fahrstabilität und Handling auf einem Hochgeschwindigkeitskurs. Bremsen: auf Asphalt aus 100 km/h.

Nasse Fahrbahn

Bremsen auf dauerberegnetem Asphalt und Beton aus 80 auf 20 km/h. Aquaplaning auf Geraden: Einfahrt in ein 7 mm tiefes Wasserbecken und Beschleunigungen. Aquaplaning in Kurven: Befahren einer 200-m-Kreisbahn mit einem dauerberegneten Teilstück von 4 mm Wassertiefe. Einfahrt mit konstantem Lenkeinschlag mit 65 bis 95 km/h. Handling: Zeitwertung und subjektives Urteil auf dauerberegnetem 1900-Meter-Kurs. Seitenführung: Befahren einer dauerberegneten Asphalt-Kreisbahn auf Zeit.

Schnee

Bremsen auf festgefahrenem Schnee aus 40 km/h. Anfahren: Zugkraftermittlung in Abhängigkeit vom Schlupf. Seitenführung, Traktion: Passfahren auf Zeit, bei Steigungen zwischen 8 und 12 Prozent.

Eis

Bremsen aus 20 km/h. Seitenführung: Die ehemalige Methode, Befahren einer Kreisbahn auf Zeit, wurde durch eine Kraftmessung bei verschiedenen Lenkwinkeln ersetzt.

Verschleißfestigkeit

Prüfung auf dem Verschleißprüfstand über 5.000 km bzw. im Konvoi über eine Strecke von 15.000 Kilometern. Messung der Profiltiefe an je 24 Reifenstellen.

Kraftstoffverbrauch

Verbrauchsmessungen 100 km/h.

Geräusch

Außengeräusch: Messung der Abrollgeräusche auf einer ISO-Asphaltstrecke mit 80 km/h bei abgestelltem Motor in dB(A). Innengeräusch: subjektive Beurteilung beim Rollen auf trockenem Asphalt und Beton von 80 bis 30 km/h.

Schnelllaufprüfung

Höchstgeschwindigkeitstest nach den über die DIN 78051 hinausgehenden Anforderungen (+ 10 km/h) auf einem Außentrommelprüfstand.

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