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Vanilleeis - Eiskalt erwischt

Viel Luft um wenig Vanille, lautet das Motto vieler Eishersteller. Überraschendes Testergebnis: In diesem klassischen Milcheis steckt immer öfter Pflanzenfett. Und Vanilleeis made in Austria bieten nur noch Eissalons, McDonald´s sowie eine einzige österreichische Handelskette an.

Vanille, Schokolade und Erdbeere? Vergessen Sie’s, dieses Ranking war gestern, genauer: 2011. Heute sind ganz andere Sorten angesagt. Tomate-Basilikum beispielsweise, Avocado-Limette-Honig, Rhabarber, Apfelstrudel mit Grieß oder Curry mit Rosinen. Eisverkäufer, die auf sich halten, wie Silvio Molin-Pradel, Obmann der Berufsgruppe der Eissalons in der Wiener Wirtschaftskammer, bieten in ihren Salons inzwischen eine Unzahl von Sorten an. Bei Molin-Pradel, dessen Geschäft am Wiener Schwedenplatz seit Jahrzehnten in Familienbesitz ist, sind es insgesamt 135 Sorten bzw. 25 Sorten pro Tag.

Klassische Eissorten am beliebtesten

Schokolade, Vanille, Haselnuss? Gewonnen! Das sind derzeit die beliebtesten Eissorten in Österreich. Neu daran ist, dass Schokolade inzwischen Vanille überholt und Haselnuss es erstmals unter die Top Drei geschafft hat. Neue, um nicht zu sagen abartige Geschmacksrichtungen sind für Eissalons lediglich Frequenzbringer. Sie wecken die Neugier der Konsumenten und befriedigen den Wunsch nach Abwechslung. Die Kunden kommen, kosten sich durch – und kehren zu den Klassikern zurück.

Neue Eiskreationen kommen und gehen

Kulinarische Experimente gibt es übrigens nicht nur in den Eisgeschäften. Auch die industriellen Eiserzeuger wie Eskimo (Unilever) oder Schöller (Nestlé) werfen Jahr für Jahr neue Kreationen auf den Markt, um ihre Kunden bei der Stange zu halten. Etwa ein Drittel des Sortiments in den Tiefkühltruhen besteht aus Neuheiten.

Großpackungen für daheim

Apropos Tiefkühltruhen: Großpackungen für daheim sind nach wie vor ein Renner und führen bei Eis die Verkaufslisten im Handel an. So gut wie immer in den Gefrierfächern der heimischen Haushalte: eine Box mit Vanilleeis. Denn ohne dieses Milcheis geht bei Klassikern wie Eiskaffee, Heiße Liebe oder Bananensplit gar nichts. Und auch ein frisch gemachtes Marillenkompott schmeckt mit einer Kugel Vanilleeis erst so richtig gut. Gründe genug, dass wir uns für einen Eistest die Sorte Vanille vornahmen.

Verpackte gegen offene Eissorten

Da sie die größte Marktbedeutung haben, kommen die meisten Produkte für unsere Test-Untersuchung aus den Tiefkühlschränken der großen Supermarktketten, Biomärkte inklusive. Insgesamt 22 Proben kauften wir hier ein. Fünf davon sind Bioprodukte. Offenbar werden auch am Eismarkt immer öfter möglichst natürlich produzierte Lebensmittel nachgefragt. Vier weitere Proben stammen aus bekannten Wiener Eissalons. Und auch bei McDonald‘s stellten sich unsere Tester an– für das offensichtlich nicht nur bei Kindern beliebte McSundae, wobei wir hier auf die sonst übliche süße Sauce verzichteten. Verpackt gegen offen, lautete damit das eisige Match.

Vanille oder doch Vanillin?

Vanilleeis muss Bestandteile der Vanillepflanze enthalten

Vanilleeis besteht – falls man selbst Hand anlegt – aus nur wenigen Zutaten: Milch, Schlagobers, Zucker, Eigelb und Vanille. Das meiste davon steckt auch in den Produkten der gewerblichen Hersteller. Der Gesetzgeber definiert Speiseeis (Gefrorenes) als eine „Lebensmittelzubereitung, die durch Gefrieren in einen festen oder halbfesten Zustand gebracht wurde und dazu bestimmt ist, in gefrorenem Zustand verzehrt zu werden“.

Vanilleeiscreme ist fetter als Vanilleeis

Bei Speiseeis auf der Basis von Milchprodukten, salopp auch Milcheis genannt, wird zusätzlich nach dem Milchfettgehalt oder der verarbeiteten Milchmenge unterschieden. Eine Vanilleeiscreme enthält mehr Fett als ein Vanilleeis. Für alle Sorten gilt: Jedes Eis wird grundsätzlich nach der Geschmacksrichtung bezeichnet. Vanilleeis darf es sich nennen, wenn als Zutat Bestandteile der Vanillepflanze verwendet wurden. Steht auf einer Eispackung „Eis mit Vanillegeschmack“ heißt das im Klartext, dass der Vanillegeschmack zumindest teilweise aus dem Chemielabor kommt, also künstliches Aroma eingesetzt wurde.

Von der Vanille zum Vanillin

Die Vanille im Vanilleeis kann also natürlichen oder synthetischen Ursprungs sein. Echte Vanille wächst in den Tropen, ist eine Orchidee und als einzige innerhalb dieser Pflanzenfamilie essbar. Aus ihren fermentierten Fruchtkapseln, den Vanilleschoten, wird das Vanille-Aroma gewonnen. Nach Safran ist echte Vanille das zweitteuerste Gewürz der Welt. Wegen des hohen Preises gab es schon früh Versuche, Vanille im Labor nachzubauen. Bekanntestes Beispiel dafür ist synthetisches Vanillin. Es wird vor allem aus Holz gewonnen. Ein Klassiker in der Küche ist hier der altbekannte Vanillin-Zucker.

Welche und wie viel Vanille steckt in Vanilleeis?

Das ist ein gut gehütetes Geheimnis der Eisverkäufer. Zumindest die industriellen Hersteller müssen auf den Zutatenlisten ihrer Verpackungen Farbe bekennen. Dort ist am häufigsten von natürlichem Bourbon-Vanille-Aroma die Rede. Wieso gerade Bourbon-Vanille? Bourbon bezeichnet nur das Gebiet, in dem diese Vanille wächst. Sie kommt aus der Region des Indischen Ozeans und hier wieder hauptsächlich aus Madagaskar, dem weltweit größten Produzenten von Vanille. Genaueres war von den Herstellern auch auf ausdrückliche Nachfrage nicht zu erfahren.

Gemahlene extrahierte Vanilleschoten

Gelegentlich stand in den schriftlichen Stellungnahmen der Eiserzeuger an uns sogar weniger, als auf ihren Eispackungen. So vergaßen Grandessa (Hofer) und Noblissima (Lidl) zu erwähnen, dass in ihrem Eis auch gemahlene extrahierte Vanilleschoten stecken. Sie fallen bei der Herstellung von Vanilleextrakt an und haben kaum noch Aroma. Im Eis hinterlassen sie aber jene charakteristischen schwarzen Pünktchen, die viele Konsumenten mit hochwertiger Vanille verbinden. Bei mehr als einem Drittel der getesteten verpackten Proben fanden sich extrahierte Vanilleschoten in den Zutatenlisten.

Eissalon: Vanillegehalt schwer feststellbar

Während interessierte Kunden bei industriell produziertem Eis zumindest einige Informationen bekommen, tappen sie bei Eis aus dem Eissalon komplett im Dunkeln. Welche Art von Vanille in welcher Menge in diesen Produkten steckt, weiß nur derjenige, der an der Eismaschine steht. Beim Eis-Greissler dürfte es nicht allzu viel sein. Experten, die das Eis verkosteten, konnten nur einen Geruch "leicht nach Vanille“ feststellen. Dieses Urteil traf allerdings auch auf 11 der 22 verpackten Produkte zu.

Pflanzenfett im Vormarsch

Pflanzenfett im Vormarsch

Wenig geredet wird auch darüber, dass in den letzten Jahren zunehmend Pflanzenfett ins Eis kommt. Verarbeitet wird vor allem Kokosfett, das überwiegend aus Indonesien und von den Philippinen importiert wird. Als Begründung geben die Hersteller den im Vergleich zum Milchfett neutraleren Geschmack an, der eine neue Zielgruppe erschließen soll. Auch Kunden würden sich ausdrücklich Pflanzenfett im Eis wünschen. Die Wahrheit ist: Für Pflanzenfett müssen die Eisproduzenten wesentlich weniger hinlegen, nämlich nur ein Viertel dessen, was sie sonst für Milchfett berappen. Nur Mövenpick gestand den günstigeren Rohstoffpreis ein.

Zusammensetzung: deutsche Vorschriften gilt auch bei uns

Genau genommen müsste ein Eis, das Pflanzenfett enthält, in Österreich unter der Bezeichnung „Pflanzenfetteis“ verkauft werden. Weil es aber überwiegend in Deutschland produziert wird, entspricht es in seiner Zusammensetzung den dort gültigen Vorschriften und ist damit auch bei uns, wie es so schön heißt, „verkehrsfähig“. In den Verpackungen von Jeden Tag (Zielpunkt), Grandessa (Hofer), Eisstern (Lidl), Rios (Penny), Mövenpick (Merkur), Botterbloom (Zielpunkt), Clever (Rewe), allen drei Eskimo-Produkten und S-Budget (Interspar) steckt jedenfalls kein reines Milcheis.

Eisstern: über 11% Fett

Hat dieses Eis aufgrund seiner Zusammensetzung gesundheitliche Vorteile? Hier müssen wir alle Schleckermäuler leider enttäuschen. Erstens ist Kokosfett reich an gesättigten Fettsäuren. Und zweitens führt die Zugabe von Pflanzenfett nicht automatisch zu einem fettärmeren Produkt, wie das Beispiel Eisstern zeigt. Es gehört mit 11,6 Gramm Fett pro 100 Gramm Vanilleeis zu den üppigsten Erzeugnissen im Test.

Milch und Zucker auf der Spur

Vanille aus den Tropen oder dem Chemielabor, Kokosfett aus Asien. Na gut, woher aber kommt der Rest? Wir erkundigten uns bei den Produzenten. Gerade einmal die Hälfte der Befragten gab bereitwillig Auskunft. Alle anderen lieferten zwar auch Informationen, blieben aber zum Großteil vage. Dass die Milch oder der Zucker für ihr Vanilleeis aus der EU bzw. aus Drittländern kommt, ist keine sonderlich genaue Angabe. Am bemerkenswertesten waren aber die Auskünfte von Eskimo. Auf die Frage nach dem Produktionsland kam als lapidare Antwort: „Mehrere Produktionsstätten in Europa.“ Geht’s noch ein bisschen unpräziser? Ja, es geht! „Je nach Verfügbarkeit“, lautete die Auskunft, als wir wissen wollten, wo Eskimo Milch und Zucker fürs Eis einkauft. Und bei der Herkunft des verarbeiteten Pflanzenfetts war dann überhaupt Sendepause.

Zanoni und Eis-Greissler: Schweigen im Salon

Zanoni und der Eis-Greissler konnten sich dagegen zu gar keiner Antwort durchringen. Hier herrschte absolutes Schweigen im Eissalon. Während Zanoni seit Langem zu den Platzhirschen unter den Wiener Eisverkäufern gehört, ist der Eis-Greissler neu im Geschäft. Seit etwa einem Jahr gibt es in der Innenstadt den hippen Laden im Retro-Stil. Das dort angebotene Ziegenkäseeis, genauer Ziegenkäsesorbet, ist ein Renner. Die Kundenschlange vor der Verkaufstheke reicht nicht selten bis auf die Straße hinaus. Biozutaten, Natürlichkeit und Produkte vom eigenen Bauernhof werden vom Eis-Greissler auf allen medialen Ebenen groß kommuniziert. Antworten auf sachliche Anfragen sind in diesem Marketingkonzept offenbar nicht vorgesehen. Ein Armutszeugnis!

Eistest fiel insgesamt gut aus

Made in Austria?

Faktum ist: In großem Stil wird praktisch überhaupt kein Eis mehr in Österreich produziert. Und die Zutaten dafür kommen von überall her. Die Milch für industriell hergestelltes Vanilleeis stammt hauptsächlich aus Deutschland und den Niederlanden, der Zucker aus vielen europäischen Staaten, aber auch aus Südamerika. Echte Österreicher sind nur 2 von 22 Eispackungen: Spar Premium und Spar Natur pur werden im Inland produziert und enthalten auch heimische Rohstoffe. Spar Premium trägt das AMA-Gütesiegel, Spar Natur pur das AMA-Biozeichen. Die Fast-Food-Kette McDonald’s setzt ebenfalls auf Österreich. Und auch bei Tichy, dem Eiskaiser aus Wien-Favoriten, berühmt für Eismarillenknödel und Haselnusseis, sowie im Eissalon Schwedenplatz gibt es Eis made in Austria.

Keine gesundheitsschädliche Keime und Listerien

Da Speiseeis ein heikles Produkt ist, haben wir es natürlich im Labor mikrobiologisch untersuchen lassen. In keiner einzigen Probe fanden wir gesundheitsschädliche Keime wie Listerien oder Salmonellen, um nur die wichtigsten zu nennen. Problematische Keimzahlen wiesen lediglich zwei Produkte auf. Im Vanilleeis von Ja! Natürlich entdeckten wir Darmbakterien. Auch wenn sich bei den gefundenen Mengen niemand fürchten muss, in Eis haben sie trotzdem nichts verloren. Das Vanilleeis vom Eisgeschäft Schwedenplatz wies dagegen eine erhöhte Gesamtkeimzahl auf, was auf ein Hygieneproblem hindeutet. Dafür genügt es schon, wenn Eisportionierer nicht laufend unter fließendem Wasser abgespült, sondern nur rasch in ein Glas Wasser getaucht werden, in dem sich dann die Eisrückstände als trübe Brühe sammeln.

Üppiger Genuss

Wenig überraschend waren die Ergebnisse bei Fett und Zucker. Eis ist natürlich kein Diätessen. Das erklärt vermutlich auch den Erfolg von Frozen Yogurt, das ähnlich wie Eis schmeckt, aber mit weniger Kalorien auskommt. Wer 100 Gramm Vanilleeis löffelt – das entspricht in etwa drei Kugeln Eis – hat zwischen 3,5 (McDonald’s) und üppigen 17,3 Gramm Fett (Roggenkamp Organics) intus. Eine erstaunliche Bandbreite. Beim Zuckergehalt ist die Spanne um einiges geringer. Hier stehen 12 Gramm (Eis-Greissler) maximal 26 Gramm Gesamtzucker auf 100 Gramm Eis gegenüber. Das Vanilleeis mit diesem höchsten Zuckergehalt im Test ist übrigens ausgerechnet das Eskimo Cremissimo Leichter Genuss. Was daran „leicht“ sein soll, weiß, falls überhaupt, nur Eskimo.

Kennzeichnung muss stimmen

Schön, dass unser Eistest insgesamt recht gut ausgefallen ist: Einige Eiserzeuger hätten aber noch besser abschneiden können, wenn die Kennzeichnung gepasst hätte. Bitte hier nachjustieren! Was auf einer Verpackung steht, ist keine vernachlässigbare Größe, sondern die alleinige und daher wichtigste Information für die Käufer. Sie muss deshalb einfach stimmen.

Füllmenge und Inhalt der Eissorten ist schwer vergleichbar

Wer öfter Eis aus der Tiefkühltruhe mitnimmt, weiß: Nur wenige Erzeuger geben bei der Füllmenge neben Millilitern auch Gramm an, was den Vergleich unterschiedlicher Produkte nicht gerade erleichtert. Und: Manche Eisboxen sind klein und schwer, andere dagegen trotz ihrer Größe erstaunlich leicht. Der Grund dafür ist die sogenannte Dichte. Viel Eis um Ihr Geld bekommen Sie bei Roggenkamp Organics, Demeter und Ja! Natürlich. In diesen Produkten steckt als Zusatzstoff nur Johannisbrotkernmehl, das für mehr Cremigkeit sorgt. Andere Erzeuger blasen ihr Eis regelrecht auf. Emulgatoren und Verdickungsmittel (siehe Kasten „Schön cremig durch Zusatzstoffe“) machen diese Produkte fluffig leicht und cremig. So hat z.B. das Vanilleeis von Botterbloom, Spar und S-Budget eine wesentlich geringere Dichte. Anders gesagt: In diesen Produkten steckt vergleichsweise viel Luft.

Testtabelle: Vanilleeis offen

Testtabelle: Vanilleeis verpackt

Zahlen tiefgekühlt

Im heimischen Eismarkt steckt viel Geld. Rund 310 Millionen Euro geben die Österreicher pro Jahr für Eis aus. Sieben Liter werden pro Kopf jährlich geschleckt. Damit sind wir bei den Verbrauchswerten im europäischen Mittelfeld.

Auch wenn sich an heißen Tagen vor den Geschäften Schlangen bilden: Der Anteil der Eissalons am heimischen Gesamtmarkt liegt beim Umsatz unter 20 Prozent. Der Rest kommt aus industrieller Produktion und wird an den Lebensmitteleinzelhandel und in die Gastronomie geliefert. Während Schöller in Gasthäusern und Tankstellenshops präsent ist, beherrscht Eskimo den Handel, und zwar eindeutig. Mit einem Marktanteil von mehr als drei Viertel lassen die Verkäufer von Twinny, Cornetto und Cremissimo die Konkurrenz seit Jahr und Tag alt aussehen.

Wieso anders gewichtet?

Wer unsere beiden Testtabellen – Vanilleeis offen und Vanilleeis verpackt – genau studiert, wird feststellen: Es gibt Unterschiede.

Beim offen angebotenen Vanilleeis fehlen im Gegensatz zum verpackten Vanilleeis die Prüfpunkte „Pflanzenschutzmittel“ und „Kennzeichnung“, die mit jeweils 5 bzw. 10 Prozent gewichtet sind. Das lässt sich so erklären: Nach Pflanzenschutzmitteln haben wir nur bei Eis aus Bioprodukten gefahndet. Keiner der untersuchten Eissalons bietet derzeit reines Bioeis an, daher entfällt dieser Parameter. Und weil bei offen verkauftem Eis keine Kennzeichnung vorgeschrieben ist, gibt es auch dazu kein Testurteil. Damit bleiben im Gegensatz zum verpackten Eis 15 von insgesamt 100 Prozentpunkten übrig. Diese wurden unter allen Prüfpunkten aufgeteilt, was beim offen angebotenen Vanilleeis insgesamt zu einer anderen Gewichtung der einzelnen Prüfurteile führt.

Schön cremig durch Zusatzstoffe

Was so alles in dem von uns untersuchten Vanilleeis steckt, damit es sich gut portionieren und noch besser löffeln lässt:

  • Johannisbrotkernmehl (E 410). Gemahlene Samen des Johannisbrotbaums. Wird als Stabilisator bzw. Verdickungsmittel verwendet und ist auch in Bioprodukten erlaubt. Schon geringe Mengen reichen aus, um aus Flüssigkeiten stabile gelartige Substanzen zu machen. Steht unter Verdacht, die Entstehung von Allergien zu begünstigen und selbst allergische Reaktionen auszulösen.
  • Guarkernmehl (E 412). Gemahlene Samen der Guarpflanze. Wird unter anderem als Gelier- und Verdickungsmittel eingesetzt und ist auch für Bioprodukte zugelassen. Bereits geringe Mengen machen Flüssigkeiten zähflüssig. Wird häufig zusammen mit Johannisbrotkernmehl (E 410) eingesetzt. Verhindert die Bildung von Eiskristallen und verbessert die Schmelzeigenschaften. Steht unter Verdacht, die Entstehung von Allergien zu begünstigen und selbst allergische Reaktionen auszulösen. Kann in größeren Mengen Blähungen und Bauchkrämpfe verursachen.
  • Carrageen (E 407). Mithilfe von heißem Wasser aus Rotalgen gewonnen. Wird als Gelier- und Verdickungsmittel verwendet und darf auch in Bioprodukten eingesetzt werden. Die Substanz wird vom Körper nicht aufgenommen, sondern unverändert ausgeschieden. Sie kann allerdings die Aufnahme anderer Lebensmittelinhaltstoffe verringern. Steht unter Verdacht, allergieähnliche Symptome auszulösen.
  • Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren (E 471). Spalt- bzw. Abbauprodukte von Speisefettsäuren, als Emulgatoren eingesetzt. Für die Herstellung werden meist pflanzliche Fette verwendet, überwiegend Sojaöl. Gehen in den Fettstoffwechsel ein. Gelten als unbedenklich. Der Einsatz gentechnisch veränderter Organismen ist möglich.
  • Carotin (E 160a). Gelbe bis orange Farbstoffe. Gemischte Carotine können aus Karotten, Pflanzenölen oder bestimmten Algen gewonnen werden. Das wirtschaftlich bedeutendere Betacarotin (Provitamin A) wird synthetisch oder mithilfe von Mikroorganismen hergestellt. DerEinsatz gentechnisch veränderter Organismen ist möglich. Große Mengen an Betacarotin sind für Raucher und Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen problematisch.

Zusammenfassung

  • Konservativ. Auch wenn es in den Eissalons viele exotische Experimente gibt: Die Österreicher mögen es klassisch. Vanille und Schokolade sind nach wie vor die beliebtesten Eissorten.
  • Kostspieliges Gewürz. Vanille ist teuer. Sie wird daher in großem Stil im Chemielabor nachgebaut. Von Vanilleextrakt bis zu synthetischem Vanillin ist in Vanilleeis alles möglich.
  • Gepunktet. Schwarze Pünktchen im Eis sind kein Qualitätsbeweis. Sie kommen meist von gemahlenen extrahierten Vanilleschoten, die kaum noch Aroma haben.
  • Kokosfett statt Milch. Immer häufiger wird bei Eis Pflanzenfett statt Milch eingesetzt. Schmeckt besser, sagen die Hersteller. Kommt billiger, sagen wir.
  • Importartikel Eis. In Österreich wird kaum noch Eis hergestellt. Lediglich Spar hat zwei echte Österreicher in der Tiefkühltruhe. Und auch bei McDonald’s und in den Eissalons gibt es noch heimische Ware.

Testkriterien

Im Test: Es wurde sowohl offen angebotenes als auch verpacktes Vanilleeis untersucht. In Wiener Eissalons und bei McDonald’s wurden 5 Proben offen angebotenes Vanilleeis gezogen. In Supermärkten wurden 22 verschiedene Produkte von verpacktem Vanilleeis eingekauft.
Alle Hersteller wurden angeschrieben und um Auskunft bezüglich der Herkunft der Rohstoffe für ihr Eis gebeten. Bio-Eis wurde auf das Vorkommen von Pflanzenschutzmitteln untersucht. Bei jedem Eis bestimmten wir den Anteil an Milchfett, Protein, Fett und Zucker. Außerdem erfolgte eine mikrobilogische Untersuchung auf das Vorhandensein von Keimen. Die Beurteilung von Beschaffenheit und Kennzeichnung erfolgte duch Gutachter. Jedes Eis wurde zudem von Experten verkostet.

Herstellerinformation Herkunft: Alle Hersteller bzw. Vertreiber wurden um Auskünfte hinsichtlich ihrer für das Vanilleeis verwendeten Zutaten, insbesondere der Hauptrohstoffe und des verwendeten Vanillegeschmacks, gebeten. Außerdem wollten wir wissen, ob auch Pflanzenfett eingesetzt wird.
Reagierte ein Anbieter gar nicht, wurde er mit „nicht zufriedenstellend“ bewertet. Wurden nur vage Auskünfte gegeben (z.B. Europa), lautete das Urteil „durchschnittlich“.

Expertenverkostung: Sie wurde von Gutachtern analog zur DIN 10975:2005-04 durchgeführt.

Milchfett: Im Test waren sowohl reine Pflanzenfettprodukte als auch Eis mit Milchfett (Milcheis), wodurch der ermittelte Milchfettanteil von < 0,2 % bis 16,8 % reichte. Deshalb wurde zur Bewertung der sogenannte Median herangezogen, der hier bei 3,7 % liegt. (Median bedeutet, dass die Hälfte der untersuchten Proben unter, die andere Hälfte über diesem Wert liegt.) Das Produkt mit 16,8 % Milchfett wurde mit „sehr hoch“ bewertet und dann absteigend bis 3,7 % als Grenze zwischen „durchschnittlich“ und „niedrig“. Das Produkt mit 0,2 % wurde mit „sehr niedrig“ beurteilt. Für die Bewertung „sehr hoch“ waren mindestens 10 % Milchfett notwendig.

Protein: Auch hier wurde für die Bewertung der Median herangezogen, der bei 2,63 % liegt. Dieser Wert wurde für die Grenzziehung zwischen einem „hohen“ und einem „durchschnittlichen“ Proteingehalt verwendet.

Fett: Hätten wir mit der Ampelkennzeichnung der Food Standards Agency (FSA) bewertet, wären alle Proben im mittleren (gelben) Bereich.
Der Median liegt hier bei 8,14 g/100 g. Dieser Wert wurde als Grenze zwischen „durchschnittlich“ und „hoch“ eingezogen und die Produkte damit vergleichend bewertet. Ebenso wurde beim Gehalt an gesättigten Fettsäuren vorgegangen.
Der Fettgehalt wurde nach Weibull-Stoldt untersucht (VDLUFA Methodenbuch VI, C 15.2.3; 01/1985: Bestimmung des Fettgehaltes von Milch- und Milchprodukten nach Weibull-Stoldt). Der Gehalt an Fettsäuren wurde mittels GC (Gaschromatographie) ermittelt.

Zucker: Hätten wir mit der Ampelkennzeichnung der Food Standards Agency (FSA) bewertet, wären mit einer Ausnahme (Eis-Greissler) alle Produkte im roten Bereich. Stattdessen wurden die Proben vergleichend bewertet. Grundlage dafür waren der niedrigste und der höchste Wert sowie der Median aller Produkte. Das Vanilleeis mit dem niedrigsten Zuckergehalt erhielt ein „sehr niedrig“ mit der vollen Punkteanzahl. Der Median lag bei 21,6 g/100 g, er wurde als Grenze zwischen durchschnittlich und hoch eingezogen. Das heißt, Proben mit einem Zuckergehalt zwischen 11,6 und 21,6 g/100 g Vanilleeis wurden zwischen „sehr niedrig“ und „durchschnittlich“ gereiht. Eis mit einem Zuckergehalt von mehr als 21,6 g/100 g erhielt ein „hoch“ bis „sehr hoch“ (0 Punkte bekam das Produkt mit dem höchsten Zuckergehalt von 26,4 g/100 g – Eskimo Cremissimo Leichter Genuss).

Pflanzenschutzmittel: Sie wurden nur bei Produkten aus biologischer Landwirtschaft bestimmt. Die Untersuchung erfolgte mit LC-MS/MS Kombi (Flüssigchromatographie mit Massenspectrometrie): Eurofins-ofi Methode 409A. In Anlehnung an ÖNORM EN 15662 erfolgte die Bestimmung von Pestiziden zum einen nach QuEChERS mittels LC-MS/MS mit GC-MS Kombi: Eurofins-ofi Methode 409B, zum nach QuEChERS mittels GC-MS.

Mikrobiologie: Folgende Parameter wurden untersucht und anschließend von einem Gutachter bewertet:
Gesamtkeimzahl nach ISO 4833; 2/2003 Mikrobiologie von Lebensmitteln und Futtermitteln – Horizontales Verfahren für die Zählung von Mikroorganismen (Koloniezählverfahren bei 30 °C).
Listeria monocytogenes (Listerien) nach ISO 11290, Teil 1; 12/1996/AMD. 1:2004: Mikrobiologie von Lebensmitteln und Futtermitteln – Horizontales Verfahren für den Nachweis und die Zählung von Listeria monocytogenes (modifiziert).
Enterobacteriaceen (Darmbakterien) nach ISO 21528-1, ISO 21528-2; 8/2004: Mikrobiologie von Lebensmitteln und Futtermitteln – Horizontales Verfahren für den Nachweis und die Zählung von Enterobakteriaceae (MPN-Technik und Koloniezählverfahren).
Staphylococcus aureus (Bakterium) nach ISO 6888 Teil 1; 2/1999/Amd. 1:2003: Mikrobiologie von Lebensmitteln und Futtermitteln – Horizontales Verfahren für die Zählung von koagulase-positiven Staphylokokken (Staphylococcus aureus und andere Spezies).
Salmonellen nach ISO 6579:2002 + Cor. 1:2004 + Amd. 1:2007: Mikrobiologie von Lebensmitteln und Futtermitteln – Horizontales Verfahren zum Nachweis von Salmonella spp.

Beschaffenheit: Sie wurde durch einen Gutachter bewertet. Man versteht darunter die substanzielle Beschaffenheit eines Lebensmittels (z.B. Zusammensetzung, Mikrobiologie), d.h. im Grunde genommen, ob das Produkt verkehrsfähig ist. Zwei Proben mit erhöhten Keimgehalten erhielten ein „mangelhaft“. Mehrere Proben sind in Österreich nur verkehrsfähig, weil sie ordnungsgemäß in einem anderen EU-Staat in Verkehr gebracht wurden und den dortigen Regeln entsprechen. Wäre das Eis in Österreich hergestellt worden, wäre die Zusammensetzung und/oder Aufmachung nicht verkehrsfähig. Diese Produkte erhielten mit Hinweis auf einen "Verbesserungsbedarf“ die Note "durchschnittlich“.

Kennzeichnung: Die Kennzeichnung wurde durch einen Gutachter beurteilt und nach „entspricht“, "Verbesserungsbedarf“, „mangelhaft“ sowie „entspricht nicht“ bewertet. Entsprach die Kennzeichnung nicht, lautete das Testurteil maximal „durchschnittlich“.

Anbieter

Vanilleeis verpackt

Billa: Rewe International AG, Industriezentrum NÖ-Süd, Straße 3, Objek, A-2355 Wr. Neudorf, 02236 600-0, www.rewe-group.at

Botterbloom: R&R Ice Cream Deutschland GmbH, Eduard-Pestel-Straße 15, D-49080 Osnabrück, +49 541 9999-0, www.rr-icecream.eu

Clever: Delikatessa GmbH, IZ NÖ Süd, Straße 3, Objekt 16, A-2355 Wr. Neudorf, 02236 600-52 79

Demeter: Rachelli Italia Srl, via Leonardo da Vinci 10, I-20016 Pero

Dennree GmbH, Hofer Straße 11, D-95183 Töpen, +49 9295 18-0, www.dennree.de

Eisstern: Humana Milchindustrie GmbH, Münsterstraße 31, D-48351 Everswinkel

Eskimo Cremissimo: Unilever Austria GmbH, Wienerbergstraße 7, A-1100 Wien, 01 605 35-0, www.unilever.at

Eskimo Eisdessert: Unilever Austria GmbH, Stella-Klein-Löw-Weg 13, A-1023 Wien, 01 605 35-0, www.unilever.at

Grandessa Premium: Rosen Eiskrem GmbH, Strasse, D-52518 Heinsberg

Grandessa: Rosen Eiskrem GmbH, Strasse, D-52518 Heinsberg

Ja! Natürlich: Rachelli Italia Srl, via Leonardo da Vinci 10, I-20016 Pero

Jeden Tag: Handelsmarken GmbH, Hanns-Martin-Schleyer-Straße 2, D-77656 Offenburg, +49 781 616-245, www.handelsmarken-gmbh.de

Landliebe: R&R Ice Cream Deutschland GmbH, Eduard-Pestel-Straße 15, D-49080 Osnabrück, +49 541 9999-0, www.rr-icecream.eu

Mövenpick: Schöller Lebensmittel GmbH, Am Euro Platz 2, A-1120 Wien, 01 546 71-0, www.nestle-schoeller.at

Noblissima: Lidl Stiftung & Co KG, Stiftsbergstraße 1, D-74167 Neckarsulm, 0800 500 810, www.lidl.at

Rios: Rewe International AG, Industriezentrum NÖ-Süd, Straße 3, Objek, A-2355 Wr. Neudorf, 02236 600-0, www.rewe-group.at

Roggenkamp Organics AG, Roggenkamp's Hof, Postfach 27 18, D-33257 Gütersloh, +49 5245 929 79-0, www.roggenkamp-organics.com

S-Budget: SPAR Österreichische Warenhandels-AG, Europastraße 3, A-5015 Salzburg, 0810 11 15 55, www.spar.at

SPAR Österreichische Warenhandels-AG, Europastraße 3, A-5015 Salzburg, 0810 11 15 55, www.spar.at

 

Vanilleeis offen

Eis-Greissler: Andrea & Georg Blochberger, Königsegg 25, A-2851 Krumbach, 0664 311 91 95, www.eis-greissler.at

McDonald´s Österreich, Campus 21, Liebermannstr. A01601, A-2345 Brunn am Gebirge, +43 2236 3070-0, www.mcdonalds.at

Schwedenplatz: Eissalon Schwedenplatz, Franz Josefs Kai 17, A-1010 Wien, 01 533 19 96, www.gelato.at

Tichy: Kurt Tichy, Reumannplatz 13, A-1100 Wien, 01 604 44 46, www.gastroweb.at/tichy-eis

Zanoni & Zanoni, Lugeck 7, A-1010 Wien, 01 512 79 79, www.zanoni.co.at

Leserreaktionen

Nicht weltoffen?

Sie monieren, dass Eskimo-Eis aus Deutschland (Gott sei bei uns!) kommt und nicht einmal die Zutaten aus Österreich, zumal es hierzulande ohnehin genug Milch und Zucker gäbe. Als ob es nicht egal wäre, ob der Rauch-Fruchtsaft 700 km aus Vorarlberg oder das Eis 700 km aus Baden-Württemberg kommt?

Unabhängig vom Transportproblem wird permanent die mangelnde österreichische Herkunft vieler Produkte bemängelt. Darum scheint es in Wahrheit zu gehen: Man will das „Fremde“ nicht! Von Weltoffenheit und europäischem Denken – das auch und gerade durch Essen und Trinken gefördert wird – keine Spur.

Fritz Müller
E-Mail
(aus KONSUMENT 10/2012)

Aus Umfragen und Zuschriften wissen wir, dass unsere Leserinnen und Leser über die Herkunft von Lebensmitteln Bescheid wissen wollen. Eskimo erweckt den Eindruck einer durch und durch österreichischen Firma, was jedoch nicht zutrifft.

Die Redaktion

Leichtes Eis

Danke für den Test! Ich habe mich in den letzten Wochen oft über Vanilleeisboxen von Eskimo geärgert. Als der große Löffel fast widerstandslos durchs Eis fuhr, dachte ich erschrocken, dass das Eis schon angetaut und deswegen so weich war. Irrtum. Ich bemerkte durch etwas Nachdenken schon den Schmäh mit dem süßen „Eisschaum“.

Unilever & Co haben ja einen gerissenen Grund, ihr Eis lieber in Liter als mit einer Gewichtsangabe versehen zu verkaufen. Ganz der Trend: außen groß und möglichst wenig drin. Irgendwie fühle ich mich jedenfalls betrogen und suche nach Alternativen. Aufgefallen ist mir der Eisschwund erst in der heurigen Saison.

Mag. arch. Hans Lerperger
Linz
(aus KONSUMENT 9/2012)

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