Zum Inhalt

Internet-Auktionen - ... und zum Dritten!

Online-Auktionen versprechen günstige Preise und locken mit Nervenkitzel. Ärger, Fehler, Betrügereien und lange Gesichter sind aber nicht gerade selten.

Kleine Fische – große Fische. Beispiel 1: Für umgerechnet 190.000 Schilling ersteigerte ein Deutscher im Internet einen neuen VW Passat Variant, Neuwert zirka 380.000 Schilling. Dem Anbieter war das zu wenig, er hatte mit mindestens 280.000 Schilling gerechnet und weigerte sich, das Auto zu diesem Diskontpreis abzugeben. Das Gericht gab ihm Recht.

Beispiel 2: „Ich suche eine Maus für den PC…“, schrieb ein Jugendlicher in einem Web-Forum. Antwort im O-Ton: „Melde dich beim Auktionshaus XY, suche ‚Zubehör’, wähle ‚Land Österreich’ und alle Mäuslein werden angezeigt. Teilweise ab 1 DM. – Ich bin aber noch minderjährig und habe keine Kreditkarte. – Ich auch und hab schon viel ersteigert. Wenn du gewonnen hast, setzt sich der Anbieter mit dir in Verbindung und ihr macht euch das aus. Völlig unkompliziert.“

Auktionshäuser verkaufen selbst

Völlig unkompliziert? Auf der einen Seite der Käufer, auf der anderen der Verkäufer und in der Mitte kümmert sich das Online-Auktionshaus um die Abwicklung der Versteigerung. Doch so klar sind die Verhältnisse nicht. Immer wieder treten Auktionshäuser selbst als Verkäufer auf. Das verbessert vordergründig die Rechtssituation für den Käufer, schließlich ist sein Visavis eindeutig greifbar. Weniger problematisch als die Privaten sind sie aber nicht. Zahlreiche Meldungen handeln von ersteigerten Produkten, die dann nicht auffindbar waren, oder die nicht ausgeliefert wurden und sofort wieder zur Versteigerung kamen. Auch der Preis der Waren ist nicht immer der beste – weder bei den Privatanbietern noch bei Direktangeboten der Auktionshäuser. Ein Auktionshaus, so zeigte die Fachpresse auf, hatte in vielen Fällen überhöhte oder falsche Richtpreise angegeben. Dies und der Handel über Grenzen, die Anonymität von Anbieter und potenziellem Käufer sowie die unterschiedlichen Geschäftsprinzipien der Auktionshäuser machen die Sache unübersichtlich. Bei vielen Produkten lohnen sich Aufwand und Risiko nicht.

Bestbieter sind „Sieger“

Doch vielfach geht es bei Online-Auktionen nicht allein um das Ersteigern eines besonders günstigen Produktes. Es geht – typisch amerikanisch, denn dort nahmen diese Auktionen ihren Ausgang – um den Wettkampf; es geht um die fiebrige Anspannung, die immer dann auftritt, wenn die Auktion in die heiße Phase geht. Dann verlieren Wert und Preis an Bedeutung und alles was zählt, das ist der Sieg. Auktionshäuser feiern Bestbieter als „Sieger“. Dass der „Sieg“ unter Umständen teuer erkauft war, ist eine andere Sache. Im Online-Auktionsgeschäft gibt es Stolpersteine:

  • Das Auktionshaus hat wenige Möglichkeiten, die Seriosität des Anbieters und die Qualität des Produkts zu kontrollieren.
  • Die Abgabe eines Gebots ist verbindlich und kann nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen zurückgenommen werden.
  • Es besteht kein Rückgaberecht. Das ist problematisch, da ja keine Möglichkeit besteht, die Ware zu besichtigen.
  • Bekannte des Anbieters können mitbieten und den Preis künstlich in die Höhe treiben.

Manche Auktionshäuser bieten Bewertungssysteme. Die sind aber fehleranfällig. Käufer bewerten Verkäufer, Verkäufer bewerten Käufer. Aus diesen Daten basteln manche Auktionshäuser „Gütesiegel“. Neueinsteiger sind aber unbeschriebene Blätter und nichts ist leichter, als sich im Internet eine neue Identität zuzulegen. In mehreren Fällen haben Betrüger Scheingeschäfte mit sich abgeschlossen und sich unter anderem Namen hervorragende Beurteilungen ausgestellt. Dann boten sie ihre billigen oder nicht existierenden Produkte an, kassierten und verschwanden.

Startgebühr gegen Auktionsmüll

Früher war alles anders. Da lebten die meisten kommerziellen Anbieter nur von der Provision bei einem erfolgreichen Verkauf. Bei eBay, einem der ganz Großen in der Branche, beträgt sie drei Prozent bei Beträgen bis 1000 DM (zirka 7000 Schilling) plus 1,5 Prozent vom darüber hinausgehenden Betrag. Da sich das Angebot enorm ausweitete und viel unnützes Zeug dessen Attraktivität minderte, führte eBay zusätzlich eine Startgebühr ein. Sie liegt zwischen 0,25 und 15 DM (zirka 2 bis 100 Schilling) und wird in jedem Fall eingehoben, egal, ob das Produkt verkauft wird oder nicht. Das hatte zur Folge, dass die Zahl der Auktionen von 1,2 Millionen auf 750.000 sank. Auch für die besondere Gestaltung oder Hervorhebung eines Produkts muss der Verkäufer extra berappen. Aber: Manche Plattformen, die Auktionen als kleines Zusatzprogramm für die Kunden anbieten, sind gänzlich kostenlos.

Die meisten Auktionshäuser weisen den Käufer darauf hin, dass er die Versandkosten zu tragen hat. Das kann teuer werden, da sie von Gewicht, Verpackung, Versandart und Versandunternehmen abhängen.

In den meisten Fällen wird mit Kreditkarte bezahlt, das schließt – theoretisch – Jugendliche unter 18 aus. Manchmal gibt es die Möglichkeit, mittels Bankanweisung, Erlagschein, Nachnahme oder Lastschrifteinzug zu bezahlen. Und genau hier liegt das Kernproblem der Online-Auktionen: erst das Geld, dann die Ware. Manche Auktionshäuser bieten an, das Geschäft über ein Treuhandkonto abzuwickeln. Das ist bei höheren Beträgen sehr empfehlenswert, gleichzeitig entstehen aber zusätzliche Kosten. Der größere Teil des Geschäftes läuft jedoch zwi-schen privatem Anbieter und privatem Käufer. Ist der Zuschlag erfolgt, schickt das Auktionshaus beiden ein E-Mail, und Bestbieter und Anbieter schnapsen sich die Details direkt aus. Das kann wie am Flohmarkt wunderbar funktionieren oder – siehe dazu: "Billiger Oldtimer" – ins Auge gehen. Begutachten kann der Käufer die Ware erst, wenn er sie hat. Reklamationen im Ausland, das wissen wir von Lesern, sind sehr mühsam.

Beschränkte Haftung

Auktionshäuser schließen bei Privatauktionen jegliche Haftung ihrerseits aus. Wenn überhaupt Haftung besteht, dann nur in sehr geringer Höhe (zirka 400 DM/2800 Schilling) und unter ganz bestimmten Voraussetzungen. Bei Amazon beispielsweise besteht nur dann eine Haftung, wenn der Käufer seinen Wohnsitz in Deutschland, Großbritannien oder den USA hat. Wer von Österreich aus kauft, verliert sein Anrecht auf Schadenersatz durch das Auktionshaus. Tritt hingegen das Auktionshaus selbst als Anbieter auf, dann gelten Haftung und Garantie; deren Durchsetzung ist im Ausland aber schwierig.

Aktiv im Web

Hier eine Auswahl von Online-Auktionshäusern (Achtung – sie wurden von uns nicht auf Seriosität getestet):

In www.gewerbenet.com finden Sie eine umfangreiche Liste von Auktionen.

Empfehlenswert: www.auctionsearch.de – eine Suchmaschine, die die Angebote vieler Auktionen auswertet.

Weitere Anbieter:

Herr X bot seinen Oldtimer bei einer Privatauktion an. Er vertippte sich und bot das Fahrzeug versehentlich um 40 statt um 40.000 Schilling an. Ein Interessent legte mit 3600 Schilling das Höchstgebot, bekam den Zuschlag und forderte den Oldtimer. Der Fall konnte auf dem Kulanzweg geregelt werden. Das Auktionshaus übernahm keine Haftung und kümmerte sich auch nicht um die Vermittlung zwischen Verkäufer und Käufer.

Wer Ärger mit dem Kauf im Internet hat (das gilt für Auktionen, Shops und anderes mehr), kann sich an den Verein für Konsumenteninformation wenden. Der Internet Ombudsmann informiert und schaltet sich bei Problemen ein.

Prüfen Sie die Geschäftsbedingungen der Online-Auktionshäuser. Folgende Angaben sollten sie auf jeden Fall enthalten:

  • Verlauf der Vertragsabwicklung
  • Haftungsbestimmungen
  • Gebührenübersicht
  • Abgabe und Folgen eines Gebots
  • Angaben über Zahlung
  • Gebotsende und Zuschlag
  • Liste der verbotenen und unzulässigen Produkte

Viel Risiko. Bei vielen Produkten lohnen sich Aufwand und Risiko nicht (Vorsicht beim Kauf im Ausland).

Marktpreis klären. Oft ist das Produkt im normalen Handel billiger.

Limit setzen. Setzen Sie sich ein Limit, bis zu dem Sie mitsteigern und das Sie nicht überschreiten.

Kleingedrucktes lesen. Seriöse Online-Auktionshäuser informieren gründlich über Geschäftsbedingungen und Ablauf.

Treuhandkonto lohnt. Es zahlt sich bei größeren Summen auf alle Fälle aus. Die höhere Sicherheit hat freilich ihren Preis.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Wie gut ist ein Rat von Dr. Google?

Wie gut ist ein Rat von Dr. Google?

Viele suchen bei Gesundheitsproblemen Erklärungen und Rat im Internet. Doch wie seriös ist die erhaltene Information? Eine Checkliste bietet Hilfestellung.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang