Zum Inhalt

Handy: Wasserschäden reparieren - Einen Versuch wert

, aktualisiert am

Handyhersteller und deren Vertragspartner verweigern häufig die Reparatur von Feuchtigkeitsschäden. Doch nicht alle Handyshops halten sich rigid an die Direktiven der Hersteller. Wir haben mit Handy-Reparaturbetrieben gesprochen.

Bei defekten Smartphones wird die Gewährleistung bzw. Garantie häufig mit dem Hinweis verweigert, es handle sich um einen Wasserschaden (andere Bezeichnung: Feuchtigkeitsschaden). Da kann unter Umständen schon Kondensfeuchtigkeit ausreichend sein, die beispielsweise bei starken Temperaturschwankungen entsteht (siehe Feuchtigkeitsschäden bei Handys 6/2013).

Kostenpflichtige Handyreparatur von Kunden erwünscht

Viele Konsumenten wären bereit, das Handy kostenpflichtig reparieren zu lassen. Doch selbst das wird von den Servicestellen der Handyhersteller verweigert. Begründung: Wenn einmal Feuchtigkeit eingetreten ist, könne man nicht garantieren, dass das Gerät nach einer erfolgreichen Reparatur nicht doch wieder kaputt wird. Daher bleibt der Konsument mit einem kaputten Handy zurück und muss für die lapidare Feststellung "Feuchtigkeitsschaden" auch noch rund 40 Euro ­Kostenersatz leisten.

Wasserschaden? Kein Problem!

Viele kleine Handyshops sind da weit ­weniger rigid und beweisen den milliardenschweren Elektronikkonzernen, dass deren Fabrikate durchaus nicht gleich zum Müll ­geworfen werden müssen. Zumindest sind sie bereit, eine Reparatur zu versuchen. Wir haben eine österreichweite Erhebung durchgeführt und 62 Reparaturbetriebe angeschrieben. Immerhin 39 haben geantwortet. Von diesen haben 11 eine Reparatur abgelehnt, der weitaus größere Teil hat eine ­Reparatur angeboten (Angaben zu diesen 28 Betrieben finden Sie in der Vergleichs-Tabelle).

Graz und Burgenland: keine Reparaturstelle gefunden

So konnten wir in Graz und im ganzen Burgenland keine Reparaturstelle ausfindig machen. Doch in den meisten Fällen kann man das defekte Smartphone auch an den Reparaturbetrieb senden, man muss also keine ­langen Hin- und Rückwege auf sich nehmen. Die meisten reparaturbereiten Betriebe ­fanden wir in Wien, nämlich neun, gefolgt von Niederösterreich mit vier Firmen.

Diagnose: Begutachtung des Handys nötig 

Viele wollten sich auf unsere E-Mail-Anfrage nicht festlegen, sondern baten uns, mit dem Handy vorbeizukommen oder es einzuschicken, um die Möglichkeit einer Reparatur feststellen zu können. Andere wieder waren sich ihrer Sache ganz sicher: "Natürlich können wir Ihr Smartphone reparieren“, wurde uns da vermittelt.

Handyrettung in Wien

Besonders auskunftsfreudig war etwa die Handyrettung in Wien 22: "Wasserschäden werden sehr schnell mal diagnostiziert. Oft ist es aber so, dass eine Reparatur doch noch möglich ist. Sollte wirklich eine Wasserschadenbehebung er­forderlich sein, kostet das 49 Euro.“ Die Handy­rettung rühmt sich übrigens auf ihrer Homepage einer "80-%-Erfolgsquote bei Wasserschäden".

Phonedoc in Tirol konnte die Chancen recht konkret abschätzen: "Wenn die Flüssigkeit nur in den Connector oder die Audiobuchse eingedrungen ist, ­wäre eine Reparatur durchaus denkbar."

Schadensdiagnose kostet meist etwas

Schadensdiagnose kostet meist etwas

Immerhin sechs Betriebe boten von sich aus (ohne ausdrückliche Nachfrage) an, die Prüfung der Reparierbarkeit kostenlos durchzuführen. "Wir können uns Ihr Handy ansehen. Wenn sich das Handy nicht mehr reparieren lässt, müssen Sie auch nichts bezahlen", so die erfreuliche Botschaft von Handy Millennium in Krems. In den meisten Fällen wurde allerdings keine Angabe dazu gemacht; man muss wohl mit einem mehr oder weniger hohen Betrag für die Diagnose rechnen – 10 bis 20 Euro wurden in einigen Fällen genannt.

Reparieren verboten?

Auf der anderen Seite hat doch eine Reihe von Servicebetrieben eine Reparatur klipp und klar abgelehnt, und das mit teils kühnen Begründungen. Eine niederösterreichische Firma ließ uns wissen: "Wasserschäden ­werden von keiner Firma mehr repariert, da meistens das Handy innen oxidiert und ­später nach der Reparatur wieder nicht funktioniert." Dem steht nicht nur die Auffassung vieler Mitbewerber entgegen, sondern auch die Einschätzung von Experten. Ob eine ­Reparatur sich noch lohnt, hängt ­davon ab, wie tief die Feuchtigkeit eingedrungen ist. Oft reicht eine Reinigung des Innenlebens; Oxidationsspuren oder Staub können mit einer Bürste entfernt bzw. weggeblasen werden.

Folgeschäden nicht ausschließbar

Manche bekennen erstaunlich offen, was ­hinter der Ablehnung steckt: So bedauerte eine Firma aus Oberösterreich: "Als Service Partner des Herstellers X müssen wir uns an dessen Richtlinien halten und dürfen keine Feuchtigkeitsschäden reparieren." Argumentiert wird das mit den möglichen Folgeschäden: Man könne eben nicht ausschließen, dass das ­Handy später wieder nicht funktioniere, aufgrund der Gesetzeslage müsse man aber ­Gewährleistung bieten.

Gewährleistung verweigern

Ganz logisch ist diese sture Haltung nicht, denn wenn bei Neugeräten jegliche Gewähr­leistung abgewiesen werden kann, sobald ein Feuchtigkeitseintritt festgestellt wurde, könnte man natürlich auch bei Reparatur­leistungen so vorgehen: Funktioniert das Handy nach der Reparatur nicht und ist dies auf einen Feuchtigkeitseintritt zurückzuführen, erlischt die ­Gewährleistungspflicht.

Und im Übrigen ­beweisen Dutzende Servicebetriebe Tag für Tag, dass auch Handys mit Wasserschaden repariert werden können ...

Tabelle: Reparaturbetriebe für Handys

Zusammenfassung

  • Wer repariert. Viele Feuchtigkeitsschäden lassen sich beheben – wir haben 28 Betriebe ausfindig gemacht, die sich dazu imstande fühlen.
  • Nicht überall. Reparaturbereite Betriebe gibt es leider nicht überall in Österreich. In vielen Fällen können Sie ihr defektes Handy aber auch an einen weiter entfernt liegenden Betrieb senden.
  • Zuerst Kosten klären. Geben Sie erst dann Ihre Zustimmung zu einer Reparatur, wenn Sie informiert wurden, was diese ungefähr kosten kann.

Leserreaktionen

Doch repariert

Weihnachten 2012 bekam ich mein Samsung Galaxy S3. Nach genau 1 Jahr funktionierte es plötzlich nicht mehr – das Display war schwarz, das Handy extrem heiß und ließ sich nicht mehr abschalten. Also Samsung Hotline angerufen – wurde auf Servicestelle verwiesen – und habe Handy gleich dort zur Ansicht gebracht – Ergebnis: Wasserschaden! Ich war weder im oder in der Nähe von Wasser mit dem Handy, noch habe ich es in der Küche (Dunst) verwendet, und auch nicht im Regen telefoniert. Kosten 40 €, aber Reparatur wurde verweigert. Ich kann mir ja ein neues kaufen, war das Argument.

Gott sei Dank habe ich dann im Internet die „Handyrettung“ im 22. Bezirk in Wien gefunden, wo mein Handy dann erfolgreich repariert wurde, und auch heute noch funktioniert. Ein Wasserschaden wurde schon festgestellt, woher dieser auch immer gekommen sein mag ... Kosten nochmals um die 50 €, gesamt daher 90 €, aber immerhin noch billiger als ein neues Handy.

Samsung Kundenfreundlichkeit –10, Handyrettung Kundenfreundlichkeit +10. Fazit: ein enttäuschter Samsung-Kunde.

User "Panowetz"
(aus KONSUMENT 10/2014)

Auch in Graz

In ihrem Artikel „Einen Versuch wert“ teilen sie mit, dass Sie in Graz keine Reparaturwerkstätte gefunden haben. Dazu kann ich ihnen mitteilen, dass es am Grießplatz einen kleinen Laden, den „Handyman“ gibt, der uns schon einige Handys repariert hat. Wir haben den Tipp weitergegeben, und auch viele unserer Verwandten und Freunde haben gute Erfahrungen mit diesem Betrieb gemacht.

Anbei möchte ich Ihnen aber auch eine alte Geschichte berichten. Mein erstes Handy bekam ich 1988. Genau ein Jahr später im August 1989 konnte man mich nicht mehr hören. Das Handy wurde eingeschickt und kam zurück mit der Meldung „Wasserschaden – nicht reparabel“. Mein Schwiegersohn nahm ein Mikrophon aus einem gleichen kaputten Handy heraus und ersetzte damit meines und – siehe da – das Handy funktionierte wieder.

Ein Jahr später zur selben Zeit wieder derselbe Fehler. Da besuchte ich einen Betrieb in der Friedhofgasse (den gibt es nicht mehr) und dort erfuhr ich, dass es sich dabei nur um einen Fehler handelt, der durch Wärme und somit im Sommer entstehen kann. Nur eine Schraube war zum Anziehen und das Handy funktionierte wieder tadellos. Ich verwendete dieses Gerät noch einige Jahre und es liegt heute noch in einer Schachtel als Reservehandy.

Rudolf Schwarz
Graz
(aus KONSUMENT 4/2014)

Erfolgsmeldung

Nach erfolglosem Versuch in Graz mein Smartphone reparieren zu lassen, habe ich mich durch ihren Test "Handy: Wasserschäden reparieren 2/2014" dazu verleiten lassen, es nocheinmal zu probieren. Der Handyshop B&CO in Wien hat es in kürzester Zeit repariert. Rascher Service und schneller Rückversand! Es hat mich gefreut.

Christopher Brugger
E-Mail
(aus KONSUMENT 4/2014)

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

ID Austria: Digital ist besser? premium

ID Austria: Digital ist besser?

Die Handy-Signatur ist Geschichte. Die ID Austria bietet nun die Möglichkeit einer „digitalen Identität“. Wo liegen die Knackpunkte? Wir haben recherchiert.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang