Zum Inhalt

Fotos und Dias digitalisieren - Von der Schuhschachtel in den PC

, aktualisiert am

Mit Scanner und Computer transferieren Sie Ihre schönen Erinnerungen ins digitale Zeitalter. Hier die wichtigsten Tipps.

Lesen Sie auch Videos digitalisieren 12/2012.

Der Schuhkarton ist der Klassiker unter den Foto-Archivierungssystemen. Das Digitalisieren der alten Foto- oder Dia-Bestände mittels PC und Scanner ändert zwar nichts daran, dass Sie sich ein Ordnungssystem überlegen müssen, um die Bilder auch wiederzufinden. Aber immerhin spart diese Aufbewahrungsform eine Menge Platz und eröffnet davor nicht vorhandene Möglichkeiten der Weiterverwendung und der Bearbeitung der Bilder.

Scannen: ausprobieren

Das wichtigste Werkzeug für das Digitalisieren von Fotos und Dias ist, neben dem Computer, der schon erwähnte Scanner. Die gängigste Ausführung sind Flachbettscanner. Hier legen Sie die Vorlage wie bei einem Kopiergerät mit der bedruckten Seite auf eine Glasplatte, und die Scannereinheit bewegt sich darunter entlang.

Machen Sie auf jeden Fall einige Probescans, denn wenn Sie ein wenig experimentieren, können Sie sich am besten den optimalen Einstellungen annähern. Grundsätzlich gilt: Die Scaneinstellungen sind abhängig vom Ausgangsmaterial und vom Verwendungszweck.

Lieber mehr dpi

Die Auflösung für die Fotoausarbeitung oder den Druck beträgt 300 dpi (dots per inch = Punkte pro Zoll). Für die reine Bildschirmdarstellung würden zwar auch weniger genügen, aber es wäre schade, die Qualität einfach zu verschenken. Möchten Sie später ein Bilddetail ausschneiden, dann sollten es besser 600 oder 1200 dpi sein. Soll der Scan größer werden als das Original, müssen Sie die dpi- Anzahl gleichfalls erhöhen.

Film- und Diascanner

Preiswerte Scanner genügen hinsichtlich ihrer Auflösung zwar für Papierbilder, stoßen aber bei Dias oder Negativstreifen an ihre Grenzen, denn es sind echte dpi erforderlich, keine „ interpolierten“, also künstlich errechneten. Spezielle Film- und Diascanner arbeiten mit einer Standardauflösung von 2400 oder 2800 dpi (manchmal sogar mit 4000 dpi, um das Maximum aus dem kleinen Negativ- oder Dia-Format herauszuholen).

Staub und Kratzer entfernen

Scanner mit Staub- und Kratzerentfernung

Hochwertige Fotoscanner haben eine (abschaltbare) automatische Staub- und Kratzerentfernung integriert. Es gibt je nach Hersteller unterschiedliche Verfahren, denen aber gemeinsam ist, dass sie nicht auf reiner Softwarebasis arbeiten, sondern z.B. mithilfe von Infrarotlicht. Dieses wird von den Staubpartikeln und Kratzern reflektiert, wodurch der Scanner die zu reparierenden Stellen erkennt.

Diese Verfahren funktionieren erstaunlich gut, aber natürlich nicht immer hundertprozentig, und sie sind in erster Linie für Farbdias und -negative geeignet. Bei Schwarz-Weiß-Aufnahmen kommt es oft zu Verfälschungen. Die Ergebnisse sind außerdem von der chemischen Zusammensetzung des Filmmaterials (z.B. Silberanteil) und dessen Reflexionsverhalten unter Lichteinstrahlung abhängig.

Software zum Aufpolieren

Die Alternative ist Software, die den gleichen Zweck erfüllt, wenn auch nicht mit dieser hohen Erfolgsquote. Dazu gehört z.B. die oft verwendete „Polaroid Dust & Scratch Removal Software“. Sie wird zwar vom Hersteller selbst nicht mehr bereitgestellt, ist aber z.B. auf http://polaroid-dust-scratch-removal-software.softonic.de kostenlos downloadbar und funktioniert – anders als angegeben – auch unter Windows Vista und 7. Allerdings sind das Programm und die Bedienungsanleitung nur in englischer Sprache verfügbar, sodass es ohne fortgeschrittene Sprachkenntnisse schwierig ist.

Das Programm verfügt über ähnliche Werkzeuge wie Bildbearbeitungsprogramme, mit denen man manuell Kratzer und Staubkörner markieren kann („Mark Dust“, „Mark Scratch“) bzw. kann man es mit der Automatikfunktion (>>Action Auto Create Mask<<) versuchen. Wie allgemein bei der Bildbearbeitung müssen Sie die Versuch-und-Irrtum-Methode anwenden und sich langsam herantasten, denn trotz Automatik gibt es noch eine Reihe anderer Vorgaben, die das Programm von Ihnen verlangt.

Fortgeschrittenere Bildbearbeitung

Wenn Sie alte eingescannte Fotos in eine ansehnliche Form bringen möchten, dann werden Sie um ein umfangreich ausgestattetes Bildbearbeitungsprogramm nicht herumkommen. Mit der Windows Live Fotogalerie oder mit Picasa stoßen Sie hier sehr bald an die Grenzen. Eine Alternative dazu ist, die rund 70 Euro für Adobe Photoshop Elements zu investieren und dafür ein ausgereiftes und höchsten Ansprüchen genügendes Programm zu erwerben.

Bildbereinigung mittels Software

Filter "Staub und Kratzer" einsetzen

Ein Merkmal hochwertiger Bildbearbeitungsprogramme ist die Möglichkeit, auf verschiedenen Wegen ans Ziel zu kommen. Betreffend Staub und Kratzer ist dies z.B. der gleichnamige Filter, zu finden unter >>Filter/Störungsfilter/Staub und Kratzer<<. Um nicht zu viele Bilddetails zu verlieren, setzen Sie den „Schwellenwert“ auf null und vergrößern vorsichtig den „Radius“. Sie können dabei mitverfolgen, wie Staubpartikel und Kratzer verschwinden (sofern Letztere nicht zu groß und tief sind). Sobald dies vollständig geschehen ist, erhöhen Sie den Schwellenwert so lange, bis Staub und Kratzer wieder zu erscheinen beginnen, und stoppen genau an dieser Grenze.

Bereichs-Reparatur-Pinsel ...

Sollte Sie das Ergebnis nicht zufriedenstellen, können Sie alternativ den Bereichs-Reparatur-Pinsel verwenden, mit dem Sie auf Staubkorn oder schadhafte Stelle klicken, bzw. mit gedrückter linker Maustaste langsam den Kratzer mittig entlangfahren. Wählen Sie den Durchmesser des Werkzeugs so, dass er minimal größer ist als die Stelle, die Sie reparieren möchten.

... feinfühliger als Kopier-Stempel

Der Reparatur-Pinsel ist die manuelle Variante, bei der Sie zuerst einen sehr ähnlichen, intakten Bereich markieren und danach mit diesen Informationen die zu reparierende Stelle überschreiben. Der Kopierstempel ist für diese Zwecke zwar ebenfalls einsetzbar, arbeitet aber weniger „feinfühlig“ als der Reparatur-Pinsel.

Farbwerte korrigieren

Tonwertkorrektur, Histogramm

Es gibt darüber hinaus ein paar grundlegende Maßnahmen, die das Gesamtergebnis nach dem Einscannen deutlich verbessern. Dazu gehört die Tonwertkorrektur und hier wieder in erster Linie die Tonwertspreizung. Mit dem Flachbettscanner digitalisierte Bilder sind meist kontrastärmer als das Original. Oft genügt es schon, den linken der drei Schieberegler, die sich unter dem sogenannten Histogramm befinden, vorsichtig nach rechts zu bewegen, um dem Bild Ausdruckskraft zurückzugeben. Oft leistet aber auch die Auto-Tonwertkorrektur hier gute Dienste.

Kontrast, Helligkeit, Farbstich

Kontrast und Helligkeit sind gleichfalls wichtig, müssen aber gut dosiert eingesetzt werden. Gleiches gilt für Farbton und Sättigung sowie für die Farbbalance, mit der man z.B. blau- oder rotstichige Farbfotos zumindest „entschärfen“ kann.

Schwarz-Weiß-Umwandlung

Alte Schwarz-Weiß-Aufnahmen haben ja oft ebenfalls einen Farbstich bzw. eine Sepiafärbung. Wenn Sie auf den Originaleindruck verzichten können und mehr Wert auf die Verbesserung der Bildqualität legen, dann ist es oft sinnvoller, die Bilder tatsächlich in Schwarz-Weiß-Fotos umzuwandeln.

Tun Sie dies allerdings nicht, indem Sie den Farbmodus (meist RGB) auf „Graustufen“ ändern, sondern mit den „eleganteren“ Methoden: indem Sie die automatische Schwarz-Weiß-Funktion des Programms verwenden („ohne Vorgaben“) oder dem Bild manuell die (Farb-)Sättigung nehmen.

Leserreaktionen

Langlebige Dias

Ich habe mir kürzlich wieder einmal die Bergdias meines Großvaters aus den frühen Sechzigerjahren ganz altmodisch mit Projektor und Leinwand angesehen. Richtige Lagerung der Dias vorausgesetzt, ist dies auch nach 50 Jahren noch problemlos möglich. In welchem Zustand werden wohl meine digitalen Fotodateien im Jahr 2062 sein?

Dietmar Krenn
E-Mail
(aus KONSUMENT 12/2012)

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang