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Nahaufnahme von einem alten, abgefahrenen Reifen
Die Hauptquelle von Mikroplastik ist schwarz, rillig und tritt meist im Viererpack auf. Bild: Nuttawut Photographer/Shutterstock

Woher kommt das meiste Mikroplastik?

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Mikroplastik ist gefährlich für Mensch und Tier. Aber woher kommt das meiste Mikroplastik? Wie wird es in erster Linie freigesetzt? 

Plastikmüll ist ein vielerorts sichtbares Riesenproblem. Weniger sichtbar, aber nicht minder riesig, ist die Problem-Unterkategorie Mikroplastik. Wobei „Unterkategorie“ der Problematik eigentlich nicht gerecht wird. Denn pro Kopf verursachen wir jedes Jahr fast dreimal mehr Mikroplastik als Makroplastik. Was wir am Straßenrand, in Parks, bei Raststätten etc. als Plastikmüll vorfinden, ist also der sichtbare, aber viel kleinere Teil des Plastiks in der Umwelt.

Der Ursprung allen Übels

Es ist dementsprechend nur recht und billig, dass über diese teuflischen Kleinstpartikel laufend berichtet wird. Aber wo die Dinger eigentlich ihren Ursprung haben, darüber wird meines Erachtens zu wenig gesprochen. Und das, obwohl die Faktenlage schon lange klar ist. 

Mit einem Blick auf das Hauptbild des Artikels rutscht nun vielleicht schon der:die eine oder andere Autofahrer:in etwas nervös am Sessel hin und her. Vorweg: Nein, das soll kein Auto-Bashing-Artikel sein (ich zähle ebenfalls zum Nutzerkreis dieser Mobilitätsform; so ein- bis zweimal pro Woche). Ich möchte lediglich Fakten präsentieren.

Basierend auf Daten des renommierten Frauenhofer-Instituts hat die Plattform mikroplastik.de die bereits erwähnte Grafik erstellt, die ich gerne übernommen habe. Die Daten beziehen sich auf Deutschland. Da sich unsere Mobilitäts-, Wirtschafts- und generell Gesellschaftsstruktur nicht wesentlich von jener in Deutschland unterscheidet, kann man die Daten als auch für Österreich repräsentativ bezeichnen.

Lange Rede ... 

Die mit riesigem Abstand wichtigste Quelle von Mikroplastik ist ... (p.P. pro Jahr)

  • der Reifenabrieb. Jährlich werden pro Person rund 1.230 Gramm im Straßenverkehr freigesetzt. 88 Prozent ­davon entfallen auf Pkw
  • Der nächstgrößte Mikroplastik-Verursacher ist der Abrieb von Bitumen in Asphalt – also schon wieder in direktem Zusammenhang mit dem Straßenverkehr zu sehen (230 Gramm )
  • Platz 3 geht an Pelletverluste (180 Gramm)
  • Bei der Abfallentsorgung werden 165 Gramm freigesetzt
  • Verwehungen von Sport- und Spielplätzen sind für 130 Gramm verantwortlich
  • 120 Gramm sind es bei Baustellen
  • Der Abrieb von Schuhsohlen ist für 110 Gramm verantwortlich
  • Bei Kunststoffverpackungen sind es 100 Gramm Abrieb
  • Auf Platz 9 sind wir wieder im Straßenverkehr: Abrieb Fahrbahnmarkierungen (90 Gramm)
  • Last not least: Faserabrieb bei der Textilwäsche (80 Gramm)

Mikroplastik im Menschen

„Nun gut“, könnte man sagen, „ist halt so“. Wohl wahr. Aber welche Auswirkungen auf die Umwelt und in letzter Konsequenz auf die menschliche ­Gesundheit hat das alles? Dass Mikroplastik quasi überall im menschlichen Körper und sogar schon in Föten nachgewiesen wurde, ist vielen bereits ­bekannt. Die Langzeitfolgen sind dabei kaum abschätzbar. 

Darüber hinaus enthalten Autoreifen teilweise hochgiftige Chemikalien. Auch hier gilt: Die Folgen für Mensch und Umwelt sind aus heutiger Sicht kaum abschätzbar. Dass sie weitreichend sind, davon gehen Expert:innen jedenfalls aus. Die Chemikalie 6PPD etwa ist ein gängiger Zusatzstoff im Kautschuk von Autoreifen, um Reifen vor Veralterung und Versprödung zu schützen. In der Natur wird sie durch Oxidation in 6PPD-Chinon umgewandelt, das weltweit für Fischsterben verantwortlich gemacht wird.

Düstere Prognosen

Entgegen der Notwendigkeit, den Straßenverkehr zu minimieren, gehen Prognosen davon aus, dass er – zumindest global betrachtet – steigen wird. Ein Teil der daraus entstehenden Treibhausgas-Emissionen wird wohl durch den Trend zum E-Auto abgefangen werden. Aber der Reifenabrieb wird nicht weniger, sondern eher mehr werden. Immerhin: Es gibt Bestrebungen seitens der Aufsichtsbehörden, dem entgegenzutreten. Es sollen Grenzwerte für den Abrieb bei Reifen eingeführt werden.

Was können wir Bürger:innen tun? 

Recht simpel: Weniger mit dem Auto fahren. Aber bitte werden Sie mit Blick auf die Grafik nicht zynisch und entgegnen: Fahrradfahren bedingt auch Reifenabrieb und beim Zu-Fuß-Gehen wird ebenfalls Mikroplastik freigesetzt. 

Denn bekanntlich macht die Dosis ja das Gift.

Markus Stingl - Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen
Markus Stingl, Bakk. phil. | Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen Bild: VKI

Im KONSUMENT-Magazin und -Blog schreibe ich über Themen im weiten Feld der Nachhaltigkeit. Die Kolumne nennt sich ÖKO.LOGISCH.

Markus Stingl, Redakteur

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