Lassen Sie sich's schmecken!
Nein, Sie sind nicht im falschen Blogbeitrag, auch wenn der Zusammenhang zwischen "Spiced Ham" und der elektronischen Post nicht offensichtlich ist. "Spiced Ham" ist nichts anderes als Frühstücksfleisch in der Dose. Und weil man im anglo-amerikanischen Raum nicht nur dieses mag, sondern auch sogenannte (Silben-)Kurzwörter, wurde Spiced Ham schon lange vor dem Internetzeitalter zu "Spam" zusammengezogen. Das geschah allerdings nicht von selbst.
Für eine Handvoll Dollar
Jay C. Hormel, dessen Vorfahren aus Deutschland in die USA eingewandert waren, produzierte dort ab Mitte der 1930er Jahre in seiner Fabrik Spiced Ham. Um den Absatz anzukurbeln, fehlte ihm allerdings noch eine zugkräftige Bezeichnung für das Produkt. Deshalb veranstaltete seine Firma Hormel Foods, die bis heute die Markenrechte an "SPAM" (in Großbuchstaben) hält, im Jahr 1937 einen Namenswettbewerb. Ein gewisser Ken Daigneau, Bruder eines leitenden Angestellten bei Hormel Foods, gewann mit seinem Vorschlag nicht nur 100 Dollar, sondern schrieb damit unbewusst Geschichte. Das geschah freilich auch nicht von alleine.
And now to something completely different
Auch 1970 war das Internet in seiner heutigen Form noch Zukunftsmusik, die Briten lachten damals aber schon über die Komikertruppe Monty Python. Einer ihrer Sketche spielte in einem Lokal, in dem es als einziges Gericht auf der Speisekarte Spam in diversen Variationen gab. Zwangsläufig wurde die Bezeichnung Spam im Laufe dieses Sketches inflationär verwendet, nämlich weit über 100mal. Schon die Pioniere des Internets griffen in den 1980ern darauf zurück, als andere Pioniere sie mit persönlichen Kommentaren überschwemmten. Im Laufe der 1990er kamen dann die ersten Spam-Mails auf, wie wir sie heute noch kennen, und die Bezeichnung wurde übernommen.
Tut was dagegen!
Aktuell sind 30 bis bis 40 Prozent der täglich versendeten E-Mails weltweit als Spam einzustufen. Obwohl die Situation vor einigen Jahren noch schlimmer war, nervt der Schrott im Postfach. "Tut was dagegen!", schreiben uns die Leute. "Oder wenn nicht ihr, dann das Konsumentenschutzministerium." - Würden wir ja selber gerne, aber weder wir vom VKI noch das Ministerium sind die geeigneten Institutionen dafür. Bei den Spammern handelt es sich nicht um jenen Hans Müller, der Ihnen per E-Mail günstiges Viagra oder ein Ultraschallgerät gegen die Mäuseplage in Ihrem Garten anbietet. Auch beim nigerianischen Prinzen, der unbedingt sein Erbe mit Ihnen teilen möchte, kann nicht einfach eine Polizeistreife an die Palasttür klopfen.
Profis gegen Profis
So oder so handelt es sich um organisierte Kriminalität, an der Computerspezialisten maßgeblich beteiligt sind. Sie infizieren weltweit Computer mit Viren, um die Kontrolle über sie zu erlangen und fassen sie zu sogenannten Botnetzen zusammen. So sind sie selbst kaum lokalisierbar und es braucht auch auf der anderen Seite Spezialisten, um ihnen auf die Spur zu kommen. In Österreich ist dafür das beim Bundeskriminalamt angesiedelte Cybercrime Competence Center - C4 zuständig, das auch eine entsprechende Meldestelle eingerichtet hat. Dabei finden ein technischer Wettlauf und ein ständiges Versteckspiel statt, bei dem die Spamjäger - und die gibt es ja bereits - immer nur Teilerfolge erzielen können.
Unbefriedigend?
Sie haben recht, wenn Sie das so sehen. Wir sind mit der Gesamtsituation ja genauso unzufrieden. Aber auch der Drogenhandel wird seit vielen Jahrzehnten bekämpft und findet trotzdem weiterhin statt, weil kriminelle Organisationen immer Wege finden - oder weil nach der Zerschlagung einer solchen Organisation eine neue ihren Platz einnimmt. Aktuell stellt sich die Lage so dar, dass wir wohl oder übel mit Spam leben müssen.
Nicht alle sehen Spam negativ
Es gibt ja unterschiedlichste Arten von Spam (Wenn man es wissenschaftlich betrachtet, existiert übrigens doch eine Unterscheidung zwischen den Bezeichnungen Junk und Spam, aber so tief wollen wir nicht in die Details vordringen). Die grobe Unterteilung habe ich drei Absätze weiter ob schon genannt: Auf der einen Seite finden wir die Betrugsmaschen, wo entweder versucht wird, direkt an unser Geld zu kommen oder möglichst viele unserer persönlichen Daten in Erfahrung zu bringen (Password fishing = Phishing - auch eines dieser beliebten Kurzwörter). Auf der anderen Seite werden reale Produkte angeboten, die durchaus ihre regelmäßigen Abnehmer haben. Auf futurezone.at habe ich einen interessanten Artikel dazu gefunden.
Ich will das aber nicht ...
... wird trotzdem die häufigere Reaktion sein. Wer heutzutage auch nur irgendwie mit dem Internet in Berührung kommt, kann allerdings kaum verhindern, eines Tages von Spambots, also Robotern die im Dienste der Spammer das Netz durchforsten, entdeckt zu werden. Und selbst wenn man selber vorsichtig ist und seine E-Mail-Adresse möglichst nicht öffentlich bekanntgibt (oder für Anmeldungen zu Newslettern und Onlinediensten eine Zweitadresse verwendet, die möglichst keine Rückschlüsse auf den realen Namen zulässt), dann tun es vielleicht Bekannte oder der Tennisclub, oder es werden Datenbanken mit Kundendaten gehackt, oder die Daten virenbefallener Computer und Smartphones abgesaugt, oder, oder, oder ...
Weitere Informationen
Lesen Sie in meinem KONSUMENT-Artikel Näheres zum richtigen Umgang mit E-Mails und zu den möglichen Schutzvorkehrungen. Lesenswert sind weiters die aus verschiedenen Medien stammenden Beiträge, die ich unten zu einer Linkliste zusammengestellt habe. Sie gewähren einen interessanten Blick hinter die Kulissen der Spam-Mails, deren (technische) Hintergründe und die Schwierigkeiten bei ihrer Bekämpfung.
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