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Mit nachfrageorientierter Mode wollen kleine Labels der Überproduktion entgegenwirken. Bild: HQuality/Shutterstock

Mode auf Bestellung

, aktualisiert am BLOG

ÖKO.LOGISCH

Viele wollen nachhaltiger und fairer konsumieren, auch bei Kleidung. Eine Möglichkeit ist, auf „Mode auf Bestellung“ zu setzen, bei der Modelabels nur so viele Kleidungsstücke produzieren, wie zuvor von Kund:innen bestellt wurden.

Immer mehr Konsument:innen fragen nachhaltige Kleidung nach. Die großen Modeketten finden darauf keine entsprechenden Antworten und greifen deshalb in die Greenwashing-Trickkiste. Das geht, wenn, nur kurz gut. Fast Fashion wurde zur Anti-Parole einer Generation aufgeklärter, umweltbewusster Verbraucher. Sie wollen keine minderqualitative Wegwerfmode kaufen, schon gar keine 30 Stück pro Jahr. Die Großen der Branche sehen ihre Felle davonschwimmen, ihrem auf Ausbeutung und Ressourcenverschwendung fußenden Geschäftsmodell fehlt es an Zukunftsfähigkeit. Es geht für die Mode-Multis um nichts Geringeres, als sich vollkommen neu zu erfinden. Das gelingt nur bedingt, zu groß und ungelenk sind sie.

Frischer Wind am Modemarkt

Schon einfacher haben es da die neuen „Player“ am Markt. Sie schleppen keine ökologischen wie ökonomischen Altlasten mit sich herum, Nachhaltigkeit ist für viele die Basis ihres unternehmerischen Selbstverständnisses. Überproduktion ist ein Faktor, den sie vermeiden wollen. Es gibt einige Labels am Markt, die ihren Kund:innen genau dieses ökologische Versprechen machen: Wir produzieren nur so viel, wie nachgefragt wird. Made-to-order heißt das in der Ökonomie, oder nachfrageorientierte Produktion.

Eines dieser Labels ist Asphalte aus Frankreich. Dort ist man ebenfalls der Meinung, dass die Modeindustrie in den vergangenen Jahrzehnten „etwas loco geworden ist“. Die Asphalte-Mission laut Homepage: „Kleidungsstücke anzubieten, die gut aussehen, halten und bezahlbar sind.“ Und das funktioniere dank des Vorbestellungs-Systems. Dadurch werden Kosten gesenkt. Denn wer die Nachfrage exakt kennt, braucht nicht auf Verdacht hin zu produzieren. Auch Lagerkosten fallen weg. Wobei bezahlbar relativ ist. Denn wir Konsument:innen sind in den vergangenen 20 Jahren von der Modebranche dazu getrimmt worden, dass es immer billiger geht. Qualität? Egal. Man kann sich wieder neue Teile kaufen, wenn die alten nach fünf Wäschen schon aus der Form sind oder Auflösungserscheinungen zeigen (lesen Sie dazu den Erfahrungsbericht meiner Kollegin Daniela Decker).

Klar erwähnt sei an dieser Stelle, dass es eine 100-%-Qualitäts-Garantie auch bei diesen Mode-auf-Bestellung-Marken nicht gibt. Auch für diese relativ neuen Brands gilt: Insbesondere die Langlebigkeits-Versprechen werden sich erst in ein paar Jahren als richtig - oder eben falsch - herauskristallisieren. 

Nichts für Ungeduldige

Was mit Mode auf Bestellung nicht zusammengeht, sind Spontankäufe. Wer sich auf diese Art von Konsum einlässt, der darf nicht ungeduldig sein. Auch wer beim spanischen Label Two Thirds seine Klamotten bestellt, sollte es nicht eilig haben. Klar, wenn die Ware noch nicht produziert ist, wenn sie bestellt wird, dann dauerts halt ein paar Wochen, bis das Teil fertig ist. Beim Schneider läuft es auch nach diesem Prinzip. Nur ist Kleidung vom Schneider zumeist doch noch um ein Hauseck teurer als bei den Pre-Order-Labels.

Überschaubar große Kollektionen

Was diese Firmen, die mit Vorbestellungs-System operieren, ebenfalls eint, sind überschaubar große Kollektionen. Es wird Wert darauf gelegt, möglichst hochwertig zu produzieren, aber nicht allzu viele verschiedene Teile. Recht radikal legt man das bei Paynter aus London an. Das auf Jacken spezialisierte Label öffnet seinen Online-Shop nur vier Mal im Jahr. Und dann gibts nur ein Teil zu bestellen, in zumeist nur dreistelliger Stückzahl, das wars. Die Jacken sind in der Regel innerhalb von Minuten ausverkauft. Und dann heißt es auch hier: warten. Die Kundschaft wird aber mit auf die Produktionsreise genommen, bekommt wöchentlich Updates, an was gerade wo gearbeitet wird. Das soll signalisieren, dass hier ein ganz besonderes Teil produziert wird. Die Überlegung ist, dass so die „Bindung“ zu diesem Kleidungsstück erhöht wird und es folglich nicht allzu rasch wieder aus dem Kleiderschrank ausgemustert wird. Denn das Streben nach langlebigen Produkten, das ist auch etwas, was die Pre-Order-Labels eint.

Genereller Tipp bei Bestellungen aus England: Durch den Brexit müssen Waren bisweilen selbst verzollt werden. Erkundigen Sie sich im Vorfeld, ob das der Fall ist und, wenn ja, wie teuer es kommt.

Ein Aufruf:

Schriftzug: We need you!
Bild: acidmit/Shutterstock

Machen Sie mit!

Sie kennen andere Modelabels, die nur auf Vorbestellung produzieren? Schreiben Sie mir. Ich plane, die Onlineversion dieses Artikels laufend um neue Firmen zu ergänzen.

markus.stingl@vki.at

Markus Stingl - Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen
Markus Stingl, Bakk. phil. | Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen Bild: VKI

Im KONSUMENT-Magazin und -Blog schreibe ich über Themen im weiten Feld der Nachhaltigkeit. Die Kolumne nennt sich ÖKO.LOGISCH.

Markus Stingl, Redakteur

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