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Frau, die von Megaphon-Lärm zugedröhnt wird.
Lärm kann einem ganz schön auf die Nerven gehen. Bild: A. Thörisch/VKI

Lärm: Ab wann gesundheitsgefährdend?

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Was müssen wir mitunter an Lärm den lieben langen Tag ertragen. Quietschende Autoreifen, Kindergeschrei, minutenlanges Telefonklingeln, quasselnde Kollegen, Presslufthammer von der Baustelle. Kein Wunder, dass wir ständig überanstrengt sind und einen Ausgleich brauchen.

In meiner dreiteiligen Blog-Serie möchte ich das Thema Lärm etwas genauer behandeln. Dieser, mein erster Beitrag dazu, handelt über Lärm und seine Folgen im Allgemeinen. Die beiden weiteren Beiträge werden Baustellenlärm und Lärm am Arbeitsplatz behandeln.

Vorneweg: Ich bin keine Lärmexpertin und auch keine Juristin. Ich habe mich aus privatem Interesse in das Thema eingelesen und die für mich spannendsten Erkenntnisse für euch zusammengetragen.

Lärm – ein subjektives Befinden

Dass wir Lärm nicht als angenehm empfinden, ist die eine Sache. Was wir häufig jedoch nicht bedenken: zu viel Lärm beeinträchtigt uns nicht nur kurzfristig, sondern kann sich auch auf längere Sicht schädlich auf unsere Lebensqualität auswirken.

Auf die genaue Definition von Lärm werde ich hier nicht eingehen. Aber auf die Messbarkeit und die verschiedenen Lärmpegel von unterschiedlichen Geräuschen. Lärm wird von uns Menschen subjektiv wahrgenommen. Während ein Geräusch für den einen als angenehm empfunden wird, kann es für den anderen störend oder lästig sein. Gemessen wird in Schallwellen, welche einen bestimmten Dezibel-Wert (dB) aufweisen.

Eine Infografik, die Dezibel-Werte bestimmter Geräusche (Blätter rascheln, Flüstern, Gespräch, Haarföhn, Motorrad, Flugzeug, Knallkörper) zeigt.
Dezibel-Werte bestimmter Geräusche. Bild: D. Seyser/VKI

Wie viel Dezibel hat ...?

  • 10 dB: Atmen, raschelndes Blatt
  • 20 dB: Ticken einer Armbanduhr, Tritte auf Teppichboden
  • 30 dB: Flüstern
  • 40 dB: leise Musik, Kühlschrank-Geräusche
  • 50 dB: normales Gespräch, Musik in Zimmerlautstärke, Regen, Geschirrspüler-Geräusche
  • 60 dB: Nähmaschine, Gruppengespräch, Bürogeräusche
  • 65 dB: Kantinenlärm
  • 70 dB: Fernseher, lautes Gespräch (schreien), Rasenmäher, Radglocke
  • 80 dB: Telefonläuten, Verkehrslärm, Föhn, Staubsauger
  • 90 dB: Lastwagen, Fabrikshalle
  • 100 dB: Ghettoblaster
  • 110 dB: Diskomusik, Symphoniekonzert, Motorsäge, Motorrad, Autohupe, Schnellzug
  • 120 dB: Kettensäge, Presslufthammer, Gewitterdonner, Propellerflugzeug
  • 130 dB: Autorennen, Düsenflugzeug (in ca. 50 m Entfernung)
  • 140 dB: Gewehrschuss, Raketenstart
  • 160 dB: Knallkörper, Geschützknall, Knall bei Airbag-Auslösung

Die angeführten Werte sind Durchschnittswerte. Es kommt natürlich immer darauf an, wie weit entfernt man von der Lärmquelle ist. Dennoch zeigen die Angaben, speziell in der Mitte der Skala, sehr schön, welche Geräusche bei Dauerbelästigung Schaden anrichten können. Und da sind durchaus Gegenstände des täglichen Bedarfs bzw. Situationen, die man ständig erlebt, dabei. Wie bereits erwähnt hat jeder Mensch eine eigene Hörschwelle, ab wann es für ihn unangenehm wird und man sich z.B. bei geistiger Arbeit nicht mehr konzentrieren kann. Während manche Kollegen gerne neben der Arbeit Radio hören, fühlen sich andere bei Arbeiten, die längere Aufmerksamkeit erfordern, ab einem Schallpegelwert von 50 dB gestört. Die WHO empfiehlt daher als Gesundheitsschutz, dass in Wohn- und Schlafräumen tagsüber der Wert von 35 dB und nachts 30 dB sowie der Spitzenpegel von 45 dB nicht überschritten werden sollte.

Lärm in der Nacht

Wenn wir in der Nacht Lärm ausgesetzt sind, gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Wir merken es und wachen auf oder
  2. wir schlafen einfach weiter.

Unser Ohr nimmt allerdings im schlafenden sowie wachen Zustand alle Geräusche auf. Sollten wir von einem lauten Geräusch nicht aufwachen, kann uns der Lärm dennoch beeinflussen. Beispielsweise können unsere wichtigen nächtlichen REM-Phasen verkürzt werden, was unsere Erholungsphase beeinträchtigt. Das kann uns ganz schön auf’s Gemüt schlagen.

Das habt ihr doch bestimmt auch schon mal erlebt: Ihr wacht morgens auf, seid unausgeruht und schlecht gelaunt, obwohl ihr eigentlich ausreichend geschlafen habt. Es wäre möglich, dass ihr eure Nacht nicht ganz geräuschlos verbracht habt und das der Grund für eure schlechte Laune ist. In diesem Fall solltet ihr jedenfalls nicht gleich dem schnarchenden Partner die Schuld dafür geben.  Wobei – zu unterschätzen ist das auch nicht. Während leises Schnarchen ca. 17-26 dB ausmacht können richtig laute Schnarcher bis zu 90 dB erreichen. Und wie war die Empfehlung der WHO gleich nochmal? Richtig – deutlich niedriger.

Folgen von Lärm

Viele von uns wollen es nicht wahrhaben (auch ich gehörte dazu), aber eine ständige Geräuschkulisse geht nicht spurlos an uns vorbei. Bei Lärmeinwirkung kann es zu hormonellen Reaktionen kommen (z.B. vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol). Diese haben je nach Lärmdauer, Lärmintensität und Dauer der Lärmpausen unterschiedliche Konsequenzen für den menschlichen Stoffwechsel und das Immunsystem.

Kurzer, sehr lauter Lärm

Sehr kurze laute Geräusche (z.B. Explosionen, Detonationen, Schüsse) die mehr als 140 dB betragen, können zu Schwerhörigkeit sowie vorübergehenden oder kompletten Hörverlust führen.

Dauerhafter, mäßig lauter Lärm

Länger andauernder Lärm um die 85 dB verursacht bei uns im Körper Stress, wodurch wir unterschiedlich reagieren können.
Beschwerden und Reaktionen:

  • Schlafstörungen, schlechte Schlaftiefe bis hin zu Aufwach- und Schreckreaktionen
  • Kreislaufbedingte Erkrankungen
  • Gehörschäden, Hörermüdung, Tinnitus
  • Verminderte Durchblutung
  • Erhöhter Blutdruck, erhöhter Blutzuckerspiegel, erhöhte Herzfrequenz bis hin zu Herzinfarktrisiko
  • Erhöhter Cholesterinspiegel
  • Kommunikations-, Sprach-, Lern- und Konzentrationsstörungen
  • Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit in Schule, Studium oder am Arbeitsplatz
  • Beeinträchtigung im sozialen Verhalten (z.B. Aggressivität, Hilflosigkeit, ...)
  • Psychische und soziale Beeinträchtigung durch das Gefühl der Belästigung
  • Erhöhtes Unfallrisiko
  • Depressionen, Ängste
  • Magengeschwüre, Verdauungsstörungen

Diese Liste dürft ihr natürlich nicht zu ernst nehmen. Denn mal ehrlich, es gibt tausend andere Krankheiten, die die gleichen Symptome aufweisen. Urteilt also nicht zu schnell, dass euer erhöhter Blutdruck gepaart mit Bauchweh von zu viel Lärmeinwirkung kommt.

Was passiert im menschlichen Ohr, wenn wir Lärm ausgesetzt sind?

Durch andauernde Lärmbelastung sterben nach und nach die feinen Sinneshärchen (Zilien) im Innenohr ab, so dass sich die Hörfähigkeit reduziert. Das kann so weit gehen, dass Lärmschwerhörige nicht mehr zwischen Hintergrundgeräuschen und wichtigen Geräuschen unterscheiden können. Die besagten Sinneshärchen bzw. Haarzellen sind sehr wichtig für uns, da sie die Schallwellen in elektrische Signale umwandeln und an unser Gehirn weiterleiten. Sind sie nicht mehr vorhanden, bekommt unser Gehirn also weniger Informationen über die Geräusche, die um uns herum so passieren. In einer lärmfreien Zeit können sich die Haarzellen allerdings erholen und sogar vollständig genesen. Tritt danach aber erneut Lärm ein, beginnt alles wieder von vorne. Nur, dass sich diesmal weniger Sinneshärchen regenerieren werden. Einige werden sogar absterben. Bei einem dB-Pegel von 140 kommt es unmittelbar zu Hörschäden. Hierbei fällt es den Sinneshärchen noch schwerer wieder nachzuwachsen oder sich zu regenerieren. Ein dauerhafter Hörschaden ist sehr wahrscheinlich.

Was tun gegen Lärm?

Der Vollständigkeit halber erwähne ich einige Maßnahmen gegen Lärm, die jeder von uns eigenständig unternehmen kann. Die meisten davon sind natürlich „no-na-ned-Tipps“. Oft denkt man aber im Alltag nicht mehr daran. Diese Tipps sollen euch deswegen wieder wachrütteln und zum Umdenken anregen.

  • Nicht zu laut Musik hören! Versuche speziell Musikhören mit Kopfhörern zu vermeiden, da hier die Lautstärke oft unterschätzt wird.
  • TV und Radio gehen auch leiser! Benötigst du wirklich Dolby-Surround mit Lautstärke 50 beim Actionfilm? Geht der Lieblingssong im Radio vielleicht auch leiser, damit man deine eigene Stimme beim Mitsingen besser hört?
  • Auf Ohrstöpsel zurückgreifen! Bei Konzerten, Motorsportrennen, Heckenschneiden, wenn der Partner schnarcht oder auch bei anderen lauten Geräuschkulissen kannst du so deine Innenohrhärchen schützen.
  • Leises Kinderspielzeug! Gerade Babys und Kleinkinder reagieren empfindlich auf laute Geräusche. Es muss nicht immer ein lautes Spielzeug sein, das tut auch Mama und Papa gut.
  • Leisere Elektrogeräte! Du brauchst eine neue Waschmaschine, einen Kühlschrank, Geschirrspüler? Erkundige dich vor dem Kauf zum Geräuschpegel des Gerätes. (In unseren KONSUMENT-Tests fließt der Geräuschpegel übrigens auch mit ein.)
  • Gehör regelmäßig überprüfen! Der HNO-Arzt weiß Rat und kann dir helfen kleinere Gehörschäden vielleicht noch zu korrigieren. Auch ein Tinnitus kann bei rascher Behandlung möglicherweise noch geheilt werden.
  • An Mitmenschen denken! Bevor die laute Wohnungsparty eskaliert, denk an deine Nachbarn. Du wirst es ihnen auch danken, wenn sie dich am nächsten Tag ausschlafen lassen und nicht ein Regal an der Wand aufhängen.
  • Den eigenen Lebensstil ändern! Abendessen ohne „Big Bang Theory“ oder „die Barbara Karlich Show“ im Hintergrund geht auch. Geräuschquellen können wir öfter vermeiden als gedacht. Du wirst erst dann merken, wie angenehm Ruhe sein kann.

Rechtliche Aspekte zu Lärm

Gar nicht so selten mag es vorkommen, dass du Lärm ausgesetzt bist, den du nicht absichtlich gewählt hast und gegen den du etwas unternehmen willst. Wenn Reden mit dem Verursacher nichts hilft, gibt es noch rechtliche Möglichkeiten. In Österreich existiert jedoch keine einheitliche rechtliche Grundlage zum Lärmschutz.

Grundsätzlich kann man Lärm in diese Kategorien einteilen:

  • Arbeitslärm
  • Verkehrslärm
  • Industrie- und Gewerbelärm
  • Baulärm
  • Nachbarschaftslärm (Wohnlärm)
  • Freizeitlärm

Es bestehen unterschiedliche gesetzliche Richtlinien, in welchen Grenzwerte für verschiedene Lärmquellen festgelegt wurden. Jene von Baulärm werde ich in meinem nächsten Blog-Beitrag behandeln, jene von Arbeitslärm in meinem übernächsten. Es gibt jedoch nicht für alle Lärmursachen gesetzlichen Regelungen.

Auf der Website von lärminfo.at ist die aktuelle Gesetzgebung zu Umgebungslärm gelistet. Außerdem listet die Website übersichtlich auf, an welche Stelle/Institution du dich wenden kannst, wenn du ein Lärmproblem (Straßenverkehr, Baustelle, Nachbar, Veranstaltung, ...) hast.

Für alle Interessierten, die gegen Lärm ein Zeichen setzen wollen, am 25. April 2018 ist der „Tag gegen Lärm“.

Daniela Decker - Expertin: Social Media
Daniela Decker, MA - Expertin: Social Media Bild: VKI

Als Digital Native bin ich beim VKI im Marketing für vieles rund um "Neue Medien" zuständig. Mein Kerngebiet ist Social Media. Ich beschäftige mich auch mit quantitativen Umfragen, Contentmanagement, SEO und diversen Webanalyseinstrumenten. Durch die Vielfalt meiner Tätigkeiten ist jeder Tag abwechslungsreich. I 👍🏼.

Daniela Decker, Digital Media Managerin

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