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Verlassener Einkaufswagen, wüstenartige Szenerie, Gegenlicht
Steigende globale Durchschnittstemperaturen treiben die jährliche Inflation bei Nahrungsmitteln nach oben. Bild: Maciej Bledowski/Shutterstock

Wie die Klimakrise die Inflation anheizt (und das Olivenöl ranzig macht)

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ÖKO.LOGISCH

Studie. In KONSUMENT 12/2023 stellten wir die These auf, dass die Lebensmittelpreise mittelfristig steigen werden – vor allem wegen der zunehmenden Unsicherheiten im Zuge der Klimakrise. Eine Studie bestätigt nun unsere Vermutung. 

Die Europäische Zentralbank ist die Hüterin der Preisstabilität. Ihr Ziel: zwei Prozent Inflationsrate. Nach den Kapriolen, die die Teuerung insbesondere 2023 geschlagen hat, nähert man sich nun wieder diesem Wunschwert. Die EZB wird die Leitzinsen deshalb wieder senken, davon gehen Finanzexert:innen jedenfalls aus.

Was die EZB ebenfalls macht: forschen. Zum Beispiel nach der Antwort auf die Frage, welche (neuen) Einflussfaktoren die Preisstabilität künftig ins Wanken bringen könnten. Aus diesem Grund hat sich die EZB gemeinsam mit dem renommierten Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) angesehen, ob die Klimakrise ein solcher Einflussfaktor werden kann – oder bereits ist.

Auswirkungen der globalen Erwärmung

In der Studie wurde untersucht, wie sich Klimaindikatoren (hohe Temperaturen, extreme Regenfälle etc.) in historischen Daten auf die Teuerungsraten ausgewirkt haben. Zum Beispiel im Jahr 2022: „Anhand unserer Ergebnisse schätzen wir, dass der extreme Hitzesommer 2022 die Lebensmittelinflation in Europa um etwa 0,6 Prozentpunkte erhöht hat,“ erläutert Studienautor Maximilian Kotz vom PIK. Die düstere Vorhersage: „Diese Auswirkungen werden sich mit der zukünftigen globalen Erwärmung noch verstärken.“ 

Konkret prognostizieren die Forschenden, dass steigende Durchschnittstemperaturen die jährliche Inflation bei Nahrungsmitteln um bis zu 3,2 Prozentpunkte und die Gesamtinflation um bis zu 1,18 Prozentpunkte pro Jahr erhöhen könnten. Und zwar bis zum Jahr 2035. Dies gelte für Europa und den globalen Süden gleichermaßen. Wobei letzterer noch stärker davon bedroht sei. 

Test: Schlechteres Olivenöl

Olivenöl wird aus Flasche in ein Teststamperl gegossen
Sensorikfehler: Olivenöl, das ranzig oder stichig schmeckt, darf nicht als Öl der höchsten Güteklasse verkauft werden. Bild: Juice Flair/Shutterstock

Apropos Süden: Die in Südeuropa-, Eurasien und Nordafrika kultivierten Olivenbäume sind im Zuge der vergangenen Hitzesommer stark unter Druck geraten. Missernten und damit einhergehende geschmalzene Preissteigerungen waren die Folge. Auch wir haben in KONSUMENT 12/2023 davon berichtet. 

Unsere Kolleg:innen von der Stiftung Warentest haben nun aktuell Olivenöl getestet – und betiteln die Ergebnisse mit „So schmeckt Klimawandel“. Zum ersten Mal in der Testgeschichte hat man den Eindruck, dass sich die Klimakrise direkt in einem Lebensmittel-Test niederschlägt. 

Gegenüber früheren Erhebungen hat sich die durchschnittliche Qualität der Öle deutlich verschlechtert. Nativ-Extra-Produkte, also Olivenöle der höchsten Güteklasse, schmecken öfter ranzig oder stichig, und auch die chemische Qualität ist schwächer als sonst. Mit diesen Sensorikfehlern hätten sie erst gar nicht als Öl der höchsten Güteklasse verkauft werden dürfen. 

Zu lange zu warm gelagert

Die Erklärung liefert die Stiftung in einer Presseaussendung gleich mit: Sensorische Fehler, wie beispielsweise ein stichig-schlammiger Eindruck, der bei den Ölen der höchsten Güteklasse nicht auftreten darf, ist typisch für Früchte, die vor dem Pressen zu lange zu warm gelagert wurden und angegoren sind. Oliven werden nun mancherorts früher reif und müssen statt im kühleren Herbst schon in wärmeren Monaten gepflückt werden. Klimastress kann auch die Gehalte an gesundheitsförderlichen Polyphenolen senken, die dazu beitragen, Blutfette vor oxidativem Stress zu schützen. Im Durchschnitt fanden die Tester:innen ein Sechstel weniger Polyphenole als im vorangegangenen Test im Jahr 2022.

Fazit

Schlechtere Produkte zu deutlich höheren Preisen: Ist das die Zukunft unserer Lebensmittel? So pessimistisch möchte ich nicht sein. Aber wir werden uns darauf einstellen müssen, dass das Versprechen der globalen Nahrungsmittelindustrie nach der Überall-und-Jederzeit-Verfügbarkeit von Produkten zum Kampfpreis, wohl mittelfristig nicht mehr zu halten sein wird. 

Und mal ehrlich: Ein bisschen mehr regional und saisonal (und bio!) täte uns allen gut. 

Markus Stingl - Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen
Markus Stingl, Bakk. phil. | Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen Bild: VKI

Im KONSUMENT-Magazin und -Blog schreibe ich über Themen im weiten Feld der Nachhaltigkeit. Die Kolumne nennt sich ÖKO.LOGISCH.

Markus Stingl, Redakteur

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