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Eisbär auf Eisscholle
Immer mehr Touristen im winterlichen hohen Norden? Da steppt der Eisbär Bild: Muhammadlshaq0/Shutterstock

Winterurlaub in Grönland. Echt jetzt?

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ÖKO.LOGISCH

Destinationen, die noch vor ein paar Jahren als unwirtlich galten und allenfalls von Abenteuer­lustigen bereist wurden, rücken in den Fokus der Tourismusindustrie. 

Aus Faulheit nicht abbestellte Newslet­ter können ein Quell ungeahnter Erkennt­nisse sein. Ein Beispiel: Grönland, selbst im Winter, ist offenbar zur Destination für Otto-Normal-Tourist:innen geworden. 

„Kennen Sie Grönland im Winter?“, steht in der Betreffzeile zu lesen. Absender des Newsletters ist ein Allerwelts-Reise­veranstalter. Mein Hirn braucht etwas, bis es überhaupt zuordnen kann, was es da gefragt wird. Um dann nach einigen Sekunden der Ungläubigkeits-Starre re­flexhaft ein „Nein, und will ich auch nicht“ auszuspucken.

Grönland im Winter... Ts... 

Das Mail, umgehend gelöscht. Nach ein paar Sekunden ungläubigen Kopfschüt­telns fische ich es dann doch aus den Un­tiefen des Papierkorbs. „Irgendwas muss ich draus machen – Ideenspeicher!“, so viel gibt mein verwirrtes Hirnkastl noch her.

Bärenfütterung? 

Und jetzt, ein paar Wochen später, mach ich also was draus. Aber so richtig einfach geht es mir immer noch nicht von der Hand. Irgendwie schaffe ich es nicht, diese touristische Information zu Ende zu behirnen. 

Grönland, das ist doch diese unwirtliche, kalte, eisbedeckte, riesengroße Insel, auf der nur unerschrockene (und irgendwie auch leicht verrückte) Forschende ihre Zeit verbringen. Und vielleicht noch ein paar Fischersleut obendrauf. So zumin­dest mein unbedarf­tes Weltbild. 

Nein! Dem Klimawandel sei Dank, lassen sich jetzt auch Herr und Frau Österreicher im Winter „von der majestätischen Natur des hohen Nordens verzaubern“, inklusive „abenteuerlicher Aktivitäten“. 

Naja, denk ich mir. Die Eisbären haben eh so viel Hunger, weil die Klimakrise ihre Jagdbedingungen verschlechtert. Vielleicht ist das gar kein touristisches Programm, sondern eins, um dem nordischen Raubtier gut genährte Beute zukommen zu lassen? 

Widersprüchlich

Selbst wenn man den Sarkasmus beiseitelässt, bleibt die Ge­schichte skurril. Und irgendwie auch sinn­bildlich für die Widersprüche, die die Klimakrise mit sich bringt. Auf der einen Seite das ewige Eis, das so wichtig für die Stabilität des Weltklimas ist. Aber doch nicht so ewig ist, im Gegenteil, schier un­aufhaltsam und immer schneller dahin­schmilzt. 

Fun-Fact: Die Arktis hat sich in den vergangenen 40 Jahren um acht Mal schneller erwärmt als der Rest der Erde. 

Und auf der anderen Seite die lokale Bevölkerung, die bisweilen große Hoffnungen in Bezug auf den Klimawandel hat. Zum Beispiel eben, dass das mildere Wetter immer mehr Touristen und damit Devisen ins Land lockt, neue Arbeits­plätze schafft. Dass die Insel im doppelten Wortsinn aufblüht. Dass Bodenschätze bald viel leichter gehoben werden können – und somit Öl- und Gasvorkommen freilich auch. 

Grönland als Krisengewinner, so die Zukunftserwartung. Wenn sie sich da nicht täuschen, die Grönländer:innen. Denn es gibt Theorien, wonach das Auftauen des Grönlandeises den Nordatlantikstrom zum Erliegen bringen könnte. Und dann, ja dann, wird es nicht wärmer, sondern so richtig viel kälter. Und zwar nicht nur in Grönland, sondern runter bis zum Alpenraum. Aber darüber vielleicht ein andermal mehr. Wie gesagt, irgendwie bekomme ich das Thema nicht strukturiert. 

Grönland im Winter... Ts...

Markus Stingl - Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen
Markus Stingl, Bakk. phil. | Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen Bild: VKI

Im KONSUMENT-Magazin und -Blog schreibe ich über Themen im weiten Feld der Nachhaltigkeit. Die Kolumne nennt sich ÖKO.LOGISCH.

Markus Stingl, Redakteur

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