Aus Faulheit nicht abbestellte Newsletter können ein Quell ungeahnter Erkenntnisse sein. Ein Beispiel: Grönland, selbst im Winter, ist offenbar zur Destination für Otto-Normal-Tourist:innen geworden.
„Kennen Sie Grönland im Winter?“, steht in der Betreffzeile zu lesen. Absender des Newsletters ist ein Allerwelts-Reiseveranstalter. Mein Hirn braucht etwas, bis es überhaupt zuordnen kann, was es da gefragt wird. Um dann nach einigen Sekunden der Ungläubigkeits-Starre reflexhaft ein „Nein, und will ich auch nicht“ auszuspucken.
Grönland im Winter... Ts...
Das Mail, umgehend gelöscht. Nach ein paar Sekunden ungläubigen Kopfschüttelns fische ich es dann doch aus den Untiefen des Papierkorbs. „Irgendwas muss ich draus machen – Ideenspeicher!“, so viel gibt mein verwirrtes Hirnkastl noch her.
Bärenfütterung?
Und jetzt, ein paar Wochen später, mach ich also was draus. Aber so richtig einfach geht es mir immer noch nicht von der Hand. Irgendwie schaffe ich es nicht, diese touristische Information zu Ende zu behirnen.
Grönland, das ist doch diese unwirtliche, kalte, eisbedeckte, riesengroße Insel, auf der nur unerschrockene (und irgendwie auch leicht verrückte) Forschende ihre Zeit verbringen. Und vielleicht noch ein paar Fischersleut obendrauf. So zumindest mein unbedarftes Weltbild.
Nein! Dem Klimawandel sei Dank, lassen sich jetzt auch Herr und Frau Österreicher im Winter „von der majestätischen Natur des hohen Nordens verzaubern“, inklusive „abenteuerlicher Aktivitäten“.
Naja, denk ich mir. Die Eisbären haben eh so viel Hunger, weil die Klimakrise ihre Jagdbedingungen verschlechtert. Vielleicht ist das gar kein touristisches Programm, sondern eins, um dem nordischen Raubtier gut genährte Beute zukommen zu lassen?
Widersprüchlich
Selbst wenn man den Sarkasmus beiseitelässt, bleibt die Geschichte skurril. Und irgendwie auch sinnbildlich für die Widersprüche, die die Klimakrise mit sich bringt. Auf der einen Seite das ewige Eis, das so wichtig für die Stabilität des Weltklimas ist. Aber doch nicht so ewig ist, im Gegenteil, schier unaufhaltsam und immer schneller dahinschmilzt.
Fun-Fact: Die Arktis hat sich in den vergangenen 40 Jahren um acht Mal schneller erwärmt als der Rest der Erde.
Und auf der anderen Seite die lokale Bevölkerung, die bisweilen große Hoffnungen in Bezug auf den Klimawandel hat. Zum Beispiel eben, dass das mildere Wetter immer mehr Touristen und damit Devisen ins Land lockt, neue Arbeitsplätze schafft. Dass die Insel im doppelten Wortsinn aufblüht. Dass Bodenschätze bald viel leichter gehoben werden können – und somit Öl- und Gasvorkommen freilich auch.
Grönland als Krisengewinner, so die Zukunftserwartung. Wenn sie sich da nicht täuschen, die Grönländer:innen. Denn es gibt Theorien, wonach das Auftauen des Grönlandeises den Nordatlantikstrom zum Erliegen bringen könnte. Und dann, ja dann, wird es nicht wärmer, sondern so richtig viel kälter. Und zwar nicht nur in Grönland, sondern runter bis zum Alpenraum. Aber darüber vielleicht ein andermal mehr. Wie gesagt, irgendwie bekomme ich das Thema nicht strukturiert.
Grönland im Winter... Ts...
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