Neun Gemeinsamkeiten
In diesen fünf Regionen haben besonders viele Menschen das 100. Lebensjahr erreicht – was nicht zwangsweise den guten Genen zu verdanken ist. Denn eine dänische Studie unter Zwillingen hat gezeigt, dass nur etwa 20 Prozent der Lebenserwartung eines durchschnittlichen Menschen von seinen Genen bestimmt werden – während 80 Prozent abhängig vom Lebensstil sind. In den blauen Zonen hat das Forscherteam neun Einflüsse auf gesundes Altern herausgefunden:
- Natürliche Bewegung Die Menschen mit der längsten Lebenszeit gehen nicht ins Fitnessstudio und laufen keinen Marathon, vielmehr bewegen sie sich, ohne darüber nachzudenken – etwa bei der vorwiegend händischen Gartenarbeit.
- Richtige Einstellung Die Menschen haben einen Plan für ihr Leben und wissen, warum sie morgens aufwachen. Dieses Wissen um die Sinnhaftigkeit verschaffe eine zusätzliche Lebenserwartung.
- Stressreduktion Auch Bewohner:innen der blauen Zonen haben Stress – jedoch Routinen, um diesen wieder abzubauen, etwa ein Gebet, Nickerchen oder das Zelebrieren der Happy Hour.
- Mit Bedacht essen Ein konfuzianisches Mantra aus Okinawa besagt, dass man zu essen aufhören solle, wenn man zu 80 Prozent satt ist, um das Gewicht zu halten. Bewohner:innen der blauen Zonen speisen die letzte Mahlzeit am späten Nachmittag oder frühen Abend.
- „Sauberes Essen“ In allen blauen Zonen stehen viele Hülsenfrüchte auf dem Speiseplan, Fleisch, vor allem Schweinefleisch, wird hingegen durchschnittlich nur fünfmal im Monat in kleiner Menge gegessen. Industrieller Zucker sowie hochverarbeitete Lebensmittel sind kaum ein Thema.
- Mäßiger Alkoholkonsum Außer in der Kleinstadt Loma Linda, in der besonders viele Siebenten-Tags-Adventisten leben, trinken die Menschen in allen blauen Zonen regelmäßig, jedoch nur wenig Alkohol, meist Wein. Es geht um das gesellige Trinken beim Essen oder mit der Familie.
- Zugehörigkeitsgefühl Fast alle der 263 befragten Hundertjährigen gehörten einer Glaubensgemeinschaft an, wobei die Konfession keine Rolle zu spielen scheint.
- Familie zuerst In den blauen Zonen hat die Familie einen sehr hohen Stellenwert: Alternde Familienmitglieder bleiben in der Nähe, Beziehungen sind langfristig, für die Kindererziehung wird viel Zeit aufgewendet.
- Soziale Netzwerke Damit sind nicht Facebook und Co gemeint, sondern das Integrieren in ein gesellschaftliches Gefüge. Viele sind sozial engagiert.
Weitere Untersuchungen zeigen, dass die fünf Regionen mit den ältesten Menschen auch noch andere Überschneidungen aufweisen: Die Völker sind geografisch und/oder historisch isoliert, leben meist auf Inseln oder in Bergregionen.
Dadurch haben die Menschen einen traditionellen Lebensstil beibehalten, der auch im Alter eine intensive körperliche Aktivität, ein reduziertes Stresslevel, Verzehr von regionalen Lebensmitteln und gemeinschaftliche Unterstützung der Ältesten impliziert. Es gibt aber mittlerweile auch eine moderne Gesundheitsversorgung in diesen Gebieten, die die Lebenserwartung weiter steigen lässt.
Routinen übernehmen
Warum die Menschen in den blauen Zonen überdurchschnittlich alt werden, ist nicht vollends untersucht. Es kann an den Lebensgewohnheiten liegen, aber auch daran, dass sie sich gegenseitig positiv beeinflussen. Klar ist jedoch, dass eine Ernährung mit frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln, Bewegung an der frischen Luft und soziale Integration per se für eine gesunde Lebensweise stehen.
Und so liegt es an uns, welchen Weg wir für unser Leben wählen. Dan Buettner, der die blauen Zonen seit den 90ern erforscht, sagte einmal in einem Interview: „Wir können ein kürzeres Leben mit mehr Jahren Beeinträchtigung führen, oder wir können ein möglichst langes Leben mit den wenigsten schlechten Jahren führen. Wie meine hundertjährigen Freunde mir gezeigt haben, liegt die Wahl weitgehend bei uns.“
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