Rückblende: Nachdem ich im Februar 2023 meine Solaranlage zum Einstecken geliefert bekommen hatte, berichtete ich an dieser Stelle über meine ersten tapsigen Schritte als Balkonkraftwerk-Betreiber. Das Interesse in der Leserschaft war groß. Entsprechend nahm ich mir vor, in KONSUMENT und auch online möglichst regelmäßig über meine persönlichen Erfahrungen rund ums Thema und über die generellen Entwicklungen in der Balkonkraftwerks-Welt zu berichten.
Unter anderem antwortete ich auf eine Frage eines Lesers, wie hoch die Stromausbeute meines Balkonkraftwerks wohl sein werde. Ich schätzte, dass ich mit meinem Balkonkraftwerk (720 Wattpeak, Südost-Ausrichtung, teilweise schattig) wohl bei ca. 400 bis 450 Kilowattstunden (kWh) Jahresproduktion liegen werde.
Geschätzt deshalb, weil ich, um etwas konkreter nachempfinden zu können, wie viel grünen Strom das Balkonkraftwerk wann erzeugt, mir zwar ein zwischen Steckdose und Schukostecker des Balkonkraftwerks zwischengeschaltetes Strommessgerät zugelegt habe. Aber die Anzeige liefert immer nur eine Momentaufnahme und keine kontinuierliche Aufzeichnung des erzeugten Stroms. So eine „smarte“ Stromaufzeichnung kann man käuflich erwerben oder als Tüftler:in auch selbst bauen. Für mich persönlich ist so eine Applikation nicht zwingend notwendig.
Die Jahresabrechnung ist da!
Deshalb musste ich auf die Jahresabrechnung meines Energielieferanten warten. Als sie eintrudelte, konnte ich mir selbst sanft und bestätigend auf die Schulter klopfen. Denn statt rund 2.100 kWh Jahresverbrauch im Jahr zuvor, wurden uns (also mir und meiner Familie) nur 1.600 kWh in Rechnung gestellt. Da wir praktisch nichts an unseren Verbrauchsgewohnheiten geändert hatten, liegt der Rückschluss nahe, dass das Balkonkraftwerk für die Differenz verantwortlich zeichnet. Also eine ziemliche Punktlandung.
Obwohl, erzeugt hat es wohl noch ein wenig mehr als die rund 500 kWh. Denn es ist höchst unwahrscheinlich, dass wir den erzeugten Strom vollständig verbrauchen konnten.
Zur Erklärung: Ein Balkonkraftwerk wird via Schukostecker mit dem hauseigenen Stromnetzwerk verbunden. Rein physikalisch sucht sich Strom immer den kürzesten Weg. Der erzeugte Strom des Balkonkraftwerks wird entsprechend von Verbrauchern in der Wohnung (Kühlschrank, Wlan-Router, Herd, etc.) „verbraucht“ – und muss so nicht vom Stromlieferanten bezogen werden. Anders ausgedrückt: Das öffentliche Stromnetz wird erst dann angezapft, wenn die erzeugte Sonnenstromleistung nicht mehr ausreicht, um alle Verbraucher zu versorgen. Wenn das Balkonkraftwerk allerdings mehr Strom erzeugt, als gerade in der Wohnung benötigt wird, fließt der überschüssige Strom ins allgemeine Stromnetz. Und das ist realistischerweise immer wieder der Fall gewesen (wenn z.B. bei strahlendem Sonnenschein niemand zuhause war und nur der Wlan-Router, Stand-by-Geräte und die Kühl-Gefrier- Kombi Strom gezogen haben).
Übrigens bzw. zur Erinnerung: Eine Vergütung des Überschussstromes gibt es bei Balkonkraftwerken nicht. Das ist für mich persönlich ohnedies zweitrangig. Auch wenn ich nun noch besser abschätzen kann, was so ein Balkonkraftwerk „hergibt“, überwiegt für mich nach wie vor die Freude daran, dass ich mit dieser Mini-Solaranlage einen Mini-Beitrag zur Energiewende leisten kann.
Ist ökologisch auch ökonomisch?
zeppenfeld, 20. August 2024, 20:08
Die Hersteller von solchen Anlagen gehen von einem Ertrag von
584 bis 876 kWh/Jahr bei einer Anlage von 800W aus.
Bei einem Anschaffungspreis von ca 500€ und einem ersparten Strompreis von 0,10€/kWh amortisiert sich die Anlage also nach 10,4, bestenfalls 6,95Jahren, wenn ich den gesamten Strom selbst verbrauchen kann. Auch das ist fraglich.
Für mich ist das definitiv zu lang.
Anders sähe es aus bei billigerer Anschaffung und höherem Strompreis aus. Letzteres möchte ich aber nicht hoffen!