Unter dem Titel Schaumgebremste Mehrweg-Pläne ärgerte ich mich sinngemäß: Warum um alles in der Welt muss man als Biertrinker in Österreich – speziell in Wien – 0,33-l-Mehrwegflaschen mit der Lupe suchen? Und nur mit viel Glück wird man fündig?
Ein ökologischer Sündenfall
In meinem Fall war es das Mooser Liesl, ein durchaus schmackhaftes Bier aus dem Hause Arcobräu. Ein bayrisches (!) Bier wohlgemerkt, das in „meiner“ Sparfiliale in Wien im 0,33er-Mehrweg zu haben ist. Das einzige Bier im 0,33er-Gebinde, das ich in Wien je gefunden habe. Gösser, Zipfer, Stiegl, Ottakringer – oder wie die großen Brauereien in Österreich alle heißen: Fehlanzeige. Die 0,33er-Bierflasche immer nur zur einmaligen Verwendung bestimmt. Ein ökologischer Sündenfall.
„Wir arbeiten dran“, ließ mich die heimische Bierbranche vor drei Jahren wissen. Platzhirsch Brau Union versicherte, dass man eine bundesweite Lösung proaktiv vorantreiben wolle. Ohne den Marktführer geht da ohnedies nix, klärte mich der Chef der Salzburger Biobrauerei Gusswerk damals auf.
Gösser gibt Stoff
Die Vermutung war, dass die Politik als Beschleuniger in Vorleistung gehen muss. Was sie inzwischen getan hat – Stichwort Erhöhung der Mehrwegquoten im Lebensmitteleinzelhandel ab Jänner 2024. Und tatsächlich, es ist soweit. Die Brau Union hat geliefert. Im Februar wurde das Gösser Biostoff-Bier vorgestellt. Das erste Biobier in der breiten Produktpalette der Brauerei aus Göss. Doppelt Daumen hoch: Das erste 0,33er-Bier des Konzerns in einer Mehrwegflasche.
Wenn man bei der Heineken-Tochter über dieses Gebinde spricht, schwingt Pathos mit. Von „einer kleinen Revolution“ ist da die Rede. Was steckt hinter dieser Revolution? Ich würde sagen: ein solides Stück technischer Innovation. Und zwar vom renommierten Glasverpackungshersteller Vetropack. Der Schweizer Konzern mit zwei Produktionsstandorten in Österreich hat ein spezielles Verfahren entwickelt, mit dem Glasflaschen leichter werden, um ca. 30 Prozent im Vergleich zu gängigen Mehrwegflaschen. Die gefüllte 12er- Kiste Biostoff wiegt rückenschonende 7,5 Kilogramm. Zum Vergleich: Bei einer mit 20 Flaschen vollgefüllten 0,5er-Kiste sind es 20 Kilogramm.
Leichtflaschen-Innovation
Die Leichtflasche ist aber gleichzeitig robuster und somit langlebiger – was auch Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit hat. Vor dem Hintergrund hoher Energiepreise und damit auch steigender Produktionskosten für Glas werden Mehrweggebinde für Getränkehersteller natürlich ökonomisch attraktiver.
Mit dieser Leichtflaschen-Innovation im Gepäck kam Vetropack auf die Brau Union zu. Auch der Verband der Brauereien und der Logistikverband Mehrweg wurden hinzugezogen. Und nun haben wir also eine österreichische Standard- respektive Poolflasche für 0,33er-Gebinde am Start!
Ziehen alle an einem Strang?
Ich habe mich ein wenig umgehört. Stiegl zieht laut Eigenaussage noch im April nach. Während die Brau Union sich vorerst auf das eine Gösser-Produkt beschränkt, plant die Salzburger Privatbrauerei einen größeren Umbau. 800.000 Euro habe man in die Adaptierung der Abfüllanlage investiert, verrät Stiegl-Chefbraumeister Christian Pöpperl. Fünf Biersorten werden ab April in der kleinen Poolflasche abgefüllt. Zudem eine neue Limo.
Wie schaut es in der Bundeshauptstadt aus? Ottakringer sei bei der oben erwähnten Entwicklungsphase der Poolflasche dabei gewesen. Pionier ist die Brauerei aus dem 16. Wiener Bezirk aber nicht. Eine Einführung der 0,33er- Mehrwegflasche sei erst für 2025 vorgesehen.
Eine Flasche für (fast) alle
Weiter südlich, in Murau, hat man einen anderen Zugang zu Mehrweg. Die steirische Privatbrauerei Murauer sei weder in der Arbeitsgruppe eingebunden gewesen, noch habe sie großes Interesse an der genormten Poolflasche. „Wir haben unsere eigenen 0,33-l-Mehrwegflaschen. Und diese bereits seit über 15 Jahren.“ Auch im Wiener Lebensmittelhandel sei man damit gelistet. In meinem Grätzel leider nicht.
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