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Geldanlage: Binäre Optionen - Reine Wettgeschäfte

Binäre Optionen liegen derzeit im Trend. Trotz des Börsenumfelds handelt es sich dabei weniger um Finanzanlagen als vielmehr um Wettgeschäfte.

Anleger haben es am klassischen Kapitalmarkt derzeit nicht leicht. Altbekanntes und Bewährtes bietet Erträge zum Haareraufen, Wertpapiere sind für den durchschnittlichen Hobbybörsianer viel zu oft auf unkalkulierbarer Berg- und Talfahrt. Gold ist auch nicht gerade der zuverlässigste Renditebringer.

Und um mit Immobilien derzeit einen guten Schnitt zu machen, braucht es nicht nur eine ordentliche Stange Geld, sondern auch umfangreiche Erfahrung. Die Immobilienpreise sind hoch, die Erträge ungewiss. Insgesamt also düstere Aussichten an der Anlagefront.

Binäre Optionen werden von Brokern emittiert

Doch immer wenn man glaubt, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. "Binäre Optionen" nennen sich die Sterne, die aktuell am dunklen Anlagefirmament ­immer heller und zahlreicher leuchten. Zu verstehen sind darunter nach Angabe der Anbieter "Finanzinstrumente" oder auch "Trading-Instrumente", die von sogenannten "Brokern" emittiert werden.

Keine klassischen Optionen

Es handelt sich aber nicht um Wertpapiere wie Anleihen, Aktien oder Zertifikate; und auch wenn der Name daran erinnert, haben sie nichts mit den ursprünglichen Optionen und Finanzderivaten zu tun, die üblicherweise zur ­Ab­sicherung bei Wertpapiergeschäften ein­gesetzt werden.

Vielmehr handelt es sich bei binären Optionen, auch digitale Optionen genannt, um eine Wette darauf, in welche Richtung sich ein bestimmter Basiswert bis zu einem bestimmten Zeitpunkt entwickelt.

Zum Beispiel: Erreicht der deutsche Aktien­index DAX zum heutigen Schlussstand die 10.000-Punkte-Marke? Liegt der Euro-Kurs Ende April über dem Kurs des US-Dollar? Wird Öl nach Ablauf von 60 Sekunden unter der XX-Marke liegen?

Viel Spielraum für den Anbieter

Via Privatfernsehen und Apps beworben

Das Produkt mit dem klingenden Namen wird vor allem via Privatfernsehen und in Form von Apps an jüngere, internetaffine Zielgruppen herangetragen und erfreut sich steigender Beliebtheit. Die Gründe liegen auf der Hand: Es ist einfach zu durchschauen, Chance und Risiko sind von Anfang an bekannt, und anders als bei Aktien, wo es für nennenswerte Renditen entsprechend große Positionen und Ausdauer braucht, kann man hier theoretisch schon mit einigen wenigen Euro dabei sein.

Wenig Vorwissen nötig

Angenehm auch: Man muss sich dazu nicht einmal aus den eigenen vier Wänden begeben. Per Internet lässt sich bei einem der Anbieter meist ohne großen Aufwand und kostenlos ein Konto eröffnen. Spesen wie Order- oder Kontoführungsgebühren beim Wertpapierhandel fallen zunächst meist nicht an.

Auch Vorwissen oder aktuelle Kenntnisse über den Markt sind nicht unbedingt Voraussetzung. Es schadet zwar nicht, über den ­jeweiligen Basiswert Bescheid zu wissen. ­Allerdings handelt es sich bei Öl, Gold, Aktienindizes & Co um Werte, die ohnedies immer sehr stark schwanken. Und da liegen erfahrungsgemäß selbst Branchenkenner mit ihren Prog­nosen immer wieder kräftig daneben.

Unternehmenssitz Zypern

Die Zahl der Broker von binären Optionen hat in den vergangenen ein, zwei Jahren stark zugenommen. Wir haben uns einen Anbieter mitsamt Geschäftsbedingungen näher angesehen.

Der Online-Broker BDSwiss bewirbt derzeit intensiv seine Dienste. Der klingende Name suggeriert eine gewisse Nähe zum angeblich seriösen Schweizer Finanzmarkt; es gibt aber nur eine Niederlassung im deutschen Frankfurt, der Sitz des Unternehmens liegt im fernen Zypern. Das ist nicht ungewöhnlich – die Mehrzahl der Broker in diesem Bereich findet sich dort.

Als Glücksspiel eingestuft

Die Rechtfertigung für den Hang zum Inselstaat sollte vorsichtigen Anlegern allerdings bereits eine Warnung sein: Binäre Optionen würden in einigen Ländern aufgrund ihres Ja-/Nein-Charakters als Glücksspiel eingestuft.

Für die Broker würden zum Beispiel im Fall der (strengeren) deutschen Regulierungsbehörden viel höhere jährliche Kosten anfallen, heißt es etwa auf der ­Website binaereoptionen.com, wo Einsteigern der rote Teppich zu BDSwiss und auch zu ­anderen Anbietern ausgerollt wird.

Viel Spielraum für den Anbieter

Richtig spannend wird es, wenn man sich die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) von BDSwiss genauer zu Gemüte führt. Dort ist festgehalten, dass sich BDSwiss die ­Ein­hebung von Gebühren ohne Nennung vorbehält; weiters auch das Recht, die Auszahlung zu verweigern. Beides eröffnet jede Menge Spielraum – für den Anbieter, nicht für den Kunden.

Konkret sieht das zum Beispiel so aus: Ausbezahlt wird erst ab 100 Euro. Hat man weniger auf dem Konto, will aber nicht mehr handeln, so werden nach sechs Monaten Kontoführungsgebühren einge­hoben, bis das (nicht ausbezahlte) Geld des Anlegers weg ist.

100 % Verlust, 85 % Gewinn

Bonus zum Verzocken

BDSwiss wirbt offensiv um neue "Anleger". Für Neueinsteiger gibt es einen Bonus; ebenso, wenn man BDSwiss einen Neukunden zuführt. Der Blick in die AGB zeigt: "Alle Guthaben und Gewinne, die ausschließlich durch Bonusguthaben [...] entstanden sind, können nur ausgezahlt werden, wenn der Kunde Einzahlungen in Höhe des Auszahlungsbetrags getätigt hat und diese zumindest dreißig Mal im Handel umgesetzt ­wurden." Anders gesagt: Der Bonus wird nie ausgezahlt, sondern kann bestenfalls im ­System verspielt (also verloren) werden.

An der wenig kundenfreundlichen Auszahlungspraxis von BDSwiss wird in einschlägigen Foren bereits Kritik geübt. Moniert wird etwa, dass Neukunden offenbar telefonisch und unter Zeitdruck mithilfe weiterer Bonusversprechungen zum schnellen Einzahlen gedrängt werden, während Auszahlungen eher schleppend bis gar nicht oder nur gegen hohe Gebühren erfolgen.

BDSwiss kann Nutzungsbedingungen jederzeit ändern

Gerichtlich gegen das Unternehmen vor­zu­gehen, könnte sich als mühsam herausstellen, denn in den AGB heißt es unmiss­verständlich: "Nutzer tragen die alleinige Verantwortung für jede ihrer getroffenen Transaktionen [...] BDSwiss ist nicht verantwortlich für die Überprüfung, ob Kunden über ausreichende Kenntnisse und/oder Erfahrungen verfügen ..."; und schließlich darf BDSwiss auch "... die Nutzungsbedingungen jederzeit ändern. Der Kunde hat zu überprüfen, ob die Nutzungs­bedingungen geändert wurden. ­Alle Änderungen treten mit ihrer Veröffentlichung auf der Website in Kraft." Finanzdienstleister, die sich hierzulande mit derartig kundenfeind­lichen Klauseln ins ­Geschäft wagten, würden wohl von einem Shitstorm ohnegleichen hinweggeblasen werden.

100 % Verlust, nur 85 % Gewinn

Das (leider nicht) Beste zum Schluss: Wie bei Wettspielen üblich, ist auch bei den binären Optionen bei verlorener Wette der gesamte Einsatz weg und geht an den "Broker". Umgekehrt geht bei gewonnener Wette aber nicht der gesamte Wetteinsatz an den "Trader": Die Gewinnchancen sind gedeckelt, im Fall von BDSwiss zum Beispiel mit 85 Prozent.

Das heißt: Bei gewonnener Wette ­werden von 100 investierten Euro maximal 85 Euro ausgezahlt, 15 Euro gehen immer an den Broker. Langfristiges Gewinnen wird so für den Trader schwierig, denn nach Adam Riese müsste er deutlich öfter gewinnen als verlieren, um unterm Strich mit einem Plus auszusteigen.

Kein Anlagegeschäft sondern Bauernfängerei

Für alte Hasen im Wett- und Glücksspiel­geschäft ist das nichts Neues. Wettangebote sind immer so kalkuliert und angelegt, dass die Spieler nur vereinzelt einen Gewinn verbuchen, insgesamt aber letztlich mit einem Verlust aussteigen.

Wer sich vor einer Inves­ti­tion in binäre Optionen ein wenig durch entsprechende Foren liest und dabei über die Jubelseiten der Anbieter hinausgelangt, wird in vielen Beiträgen genau diese Einschätzung wiederfinden. Manche zeigen sehr detailliert auf, warum es sich hier nur vermeintlich um sogenannte Anlage­geschäfte handelt. Andere sprechen kurz und pointiert von Bauernfängerei.

Zusammenfassung

  • Glücksspiel. "Binär" stammt vom lateinischen bini (je zwei) oder bina (doppelt, paarweise). Bei den binären Optionen steht "binär" einerseits für die Nähe zur digitalen Geschäftsabwicklung, andererseits für den schlichten Aufbau des Geschäftsmodells, bei dem es immer nur zwei Szenarien gibt: ja oder nein, richtig oder falsch, Gewinn oder Verlust; es handelt sich also um eine reine Wette.
  • Nicht handelbar. Klassische Optionen werden an offiziellen Terminbörsen gehandelt und verbriefen das Recht, den zugrunde liegenden Basiswert (Asset) oder auch das Wirtschaftsgut am Ende der Optionslaufzeit zu erwerben oder zu verkaufen. Binäre Optionen hingegen werden nur zwischen zwei Parteien gehandelt: dem "Broker", also Wett­anbieter, und dem Kunden.
  • Keine Anlage. Wer Nervenkitzel liebt und sein Geld gern ins Glücksspiel inves­tiert, kann sich an binären Optionen versuchen. Zum Werterhalt oder zur Mehrung des eigenen Kapitals ist das Produkt jedoch nicht geeignet.

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