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Wärmepumpen: Öko-Models ... - ... mit Schönheitsfehlern

Wärmepumpen erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Aber nicht immer haben sie einen positiven Effekt auf die Geldbörse oder auf die Umwelt.

Der Ölpreis klettert von einem Rekordhoch zum nächsten und die Kosten für Gas bilden mit ihm eine unlösbare Seilschaft. Immer mehr Konsumenten wollen diesem unkont­rollierten Treiben der Märkte nicht länger ­tatenlos zusehen und schauen sich nach ­Alternativen um. Wer aber die Unabhängigkeit sucht und sich von fossilen Energie­trägern lösen möchte, muss für diesen Schritt auch tief in die Tasche greifen. Die Umstellung der eigenen Energieversorgung auf alternative Quellen wie Pellets, Photo­voltaik oder Windenergie ist meist mit hohen Kosten verbunden.

Boom mit Folgen

Einen vergleichsweise günstigen Umstieg bietet die Wärmepumpe, die je nach Bauart die Energie aus der Luft (Umgebungswärme), dem Erdreich oder dem Grundwasser gewinnt. Dadurch gilt sie als umweltfreundlich und ein Einbau bzw. Umstieg wird auch von Bund und Ländern gefördert. Dieser Trend beschert der Branche, die im Jahr 2010 einen Gesamtumsatz von ca. 207 Mio. Euro ein­fahren konnte, einen ungeahnten Höhenflug, der aber nicht ohne Folgen bleibt.

Die Wärme wird nämlich unter Einsatz von Strom als ­Antriebsenergie erzeugt, und der zählt bekanntlich nicht zu den preisgünstigen Energiequellen. Vor allem in den Wintermonaten, wenn Strom zu einem beträchtlichen Teil aus anderen europäischen Ländern importiert werden muss – und somit auch aus Atomkraftwerken stammt –, kommt es nicht nur auf finanzieller, sondern auch auf ökologischer Seite zu einem umgekehrten Effekt.

Falsche Informationen

Um diesen Negativeffekt so gering wie möglich zu halten, wird bei Wärmepumpen eine Jahresarbeitszahl (JAZ) von mindestens 4 gefordert. Das bedeutet, dass die Wärmepumpe für eine Kilowattstunde elektrische Antriebsenergie vier Kilowattstunden Heiz­energie liefern muss. Was vom Bundes­verband WärmePumpe Austria auch so kommuniziert wird.

Wärmepumpe benötigt Strom

Leider wird diese Zahl aber nur in Ausnahmefällen auch wirklich erreicht und die rechnerischen Ergebnisse der Hersteller sind praktisch immer besser bis deutlich besser als die von unabhängiger Stelle in Feldmessungen ermittelten Werte.

Luft-Luft-Wärmepumpe oder Erdwärme

Vor allem die Luft-Luft-Wärmepumpe (entzieht der Luft Wärme und gibt sie an ein ­Lüftungsheizsystem ab) ist von diesem Ziel weit entfernt. Dabei wäre sie das bei Weitem günstigste System, denn sie kann ohne großen Aufwand montiert werden. Dagegen sind zur Nutzung der Erdwärme Kollektoren oder Erdsondenbohrungen erforderlich, für die Nutzung des Grundwassers müssen ­Brunnen errichtet werden. Je weniger man zu Beginn investiert, desto ineffizienter ist das Heizsystem – um diese Regel kommt man auch bei Wärmepumpen nicht herum.

In älteren Gebäuden mit schlechter Isolierung kann ihr Einsatz sogar kontraproduktiv sein. Rein subjektiv kann sich die Installation einer Wärmepumpe aber trotzdem lohnen, weil ihr Betrieb beispielsweise im Vergleich zu einer Ölheizung auch bei einer JAZ von 2 schon einen finanziellen Vorteil bringt.

Alternative Energieträger

Das Problem des erhöhten Strombedarfs ­ließe sich mit einer zusätzlichen Photo­voltaikanlage zwar nicht lösen, aber zumindest geht es damit in die richtige Richtung. Die 100%ige Versorgung einer Wärme­pumpe mit Solarstrom ist leider immer noch Illusion, weil der Strom nur zu einem kleinen Teil dann erzeugt wird, wenn die Wärmepumpe ihn braucht. Der Stromüberschuss im Sommer muss billig eingespeist und der Bedarf während der Nacht und im Winter teuer zugekauft werden. In der Jahres­bilanz kann es sich dennoch rechnen – ­allerdings bloß ­finanziell. Eine Umwelt­entlastung tritt nur dann ein, wenn die ­Wärmepumpe mit zerti­fiziertem Ökostrom betrieben wird, wie er in der Umwelt­zeichen-Richtlinie "Grüner Strom" definiert ist (siehe www.umweltzeichen.at ).

"Gutes Image": Interview mit Armin Themeßl

Interview mit Ing. Armin Thmeßl, dem Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energien Kärnten.

Armin Themeßl, Geschäftsführer der AEE-Kärnten (Bild: mediendienst.com) 
Armin Themeßl, AEE

Für wen ist der Einsatz von Wärmepumpen interessant?

Themeßl: "Die" optimale Heizung gibt es nicht. Es gibt verschiedene Lösungen in Abhängigkeit unterschiedlicher Gegebenheiten. Wenn beispielsweise ein altes Gebäude thermisch auf zeitgemäßen Standard saniert wird (A bis A++ lt. Energieausweis) und das Wärmeabgabesystem (Fußbodenheizung oder Wandheizung) in den kältesten Tagen des Jahres mit weniger als 35 °C auskommt, sind Wärmepumpen gut geeignet.

Ist die Technik ausgereift? Wo liegen die größten Probleme?

Die Technik der am Markt angebotenen Geräte ist weitgehend ausgereift. Es kommen allerdings zunehmend Billigprodukte mit zweifelhafter Herkunft auf den Markt, bei denen man sich vielleicht nicht so sicher sein kann. Die Qualitätsunterschiede liegen in Effizienz, Langlebigkeit und Lautstärke der Anlagen und die größte Schwachstelle ist immer die Wassererwärmung, bei der hohe Vorlauftemperaturen mit noch einmal stark reduzierten Arbeitszahlen gefahren werden.

Der Stromverbrauch steigt durch den Betrieb von Wärmepumpen stark an. Kann sich die Investition in Anbetracht dessen noch rechnen?

Es stimmt, dass der kontinuierliche Zuwachs an Stromverbrauch auch direkt mit der Verbreitung der Wärmepumpen zusammenhängt. Eine Alternative: Mit einer thermischen Solaranlage können in unseren Breiten etwa 75 % des Warmwasserbedarfes zum „Sonnentarif“ bereitet werden. Natürlich geht es nicht ganz ohne Strom. Etwa 1 bis 1,5 % des Ertrages einer thermischen Solaranlage müssen als Strom eingesetzt werden.

Warum hat die Wärmepumpe in den vergangenen Jahren so stark zulegen können?

Die Wärmepumpe hat generell ein sehr gutes Image, weil die Meinung verbreitet ist, man würde fast ausschließlich mit Umweltwärme heizen und unabhängig sein. Es wird oft nicht bedacht, dass etwa ein Drittel des Endenergiebedarfs in Form von Strom aufgewendet werden muss, der pro kWh dreimal teurer ist als erneuerbare Energie. Als großer Vorteil wird auch gesehen, dass man sich nicht mehr um den Brennstoffeinkauf kümmern muss, dass es ohne Rauchfangkehrer geht und dass vor Ort keine Emissionen entstehen.

Wie kann es sein, dass das System Wärmepumpe gefördert wird, obwohl die Daten dagegen sprechen?

Mit Förderungen können und sollen Märkte bewegt werden und ich bin überzeugt davon, dass in wenigen Jahren auch Systeme, welche die Luft-Wärmepumpe mit direkter Sonnenenergienutzung kombinieren, die geforderte JAZ 4 erreichen werden. Ich befürworte es nicht, die Anforderungen für die Förderung zurückzunehmen, weil das die technische Entwicklung bremst. Der wirtschaftliche Druck auf die Politik scheint aber ziemlich groß zu sein.

Sollten Verbraucher das Geld besser in andere Techniken investieren?

Es gibt für verschiedene Häuser und verschiedene Bedürfnisse auch verschiedene Heizungssysteme. Ich persönlich frage mich, warum man den Umweg gehen sollte, aus Strom Wärme zu erzeugen, anstatt direkt aus klimaneutralen erneuerbaren Energien. Grundsätzlich gilt: Je weniger Heizleistung für optimale Behaglichkeit erforderlich ist, desto besser. Auf jeden Fall sollte man die Dienste einer unabhängigen Energieberatung nutzen.

 

Zusammenfassung

  • Zuerst einsparen. Vor dem Einbau einer Wärmepumpe sollte das Energieeinsparungspotenzial analysiert werden. Nur so kann ein Produkt mit optimaler Leistung installiert und der Strom­verbrauch gering gehalten werden.
  • Energieberatung. Lassen Sie sich durch einen unabhängigen Energieberater vorrechnen, wie es um die Wirtschaftlichkeit eines Umstiegs bestellt ist. Eine Liste der Beratungsstellen finden Sie im Internet unter www.energyagency.at > Verbraucherinfos > Energieberatung, darunter auch die Beratung des VKI.
  • Niedertemperaturheizung. In Verbindung mit Wärme­pumpen sind Fußboden- und Wandheizungen am besten geeignet. So können die Vorlauftemperaturen sehr niedrig gehalten werden.
  • Mit Solaranlage kombinieren. Eine Kombination der Wärmepumpe mit einer thermischen Solaranlage hilft, die Betriebskosten zu senken.
  • Optimieren. Auch nach der Inbetriebnahme einer Wärmepumpe kann die Effizienz durch die Anpassung der Heiz- und Wassertemperatur noch verbessert werden. Versuchen Sie es mit einer schrittweisen Absenkung der Heizkurve, bis das Ergebnis optimal ist. Fast alle Heizkurven sind zu steil eingestellt.
  • Hochwertige Pumpen. Bestehen Sie bei einer neuen Anlage und auch bei Umbauten auf den Einsatz von Hocheffizienz­pumpen. Lassen Sie einen hydraulischen Abgleich durch einen Profi vor­nehmen. Auch bei bestehenden Heizsystemen kann dadurch die Effizienz verbessert und der Energiebedarf gesenkt werden.

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