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Strom - Kampf ums Öko-Mascherl

Seit 1. Juli 2001 kann Grüner Strom mit dem Umweltzeichen ausgezeichnet werden. Damit sollte dem bereits einsetzenden Etikettenschwindel um „Ökostrom“ ein Riegel vorgeschoben sein.

Der scharfe Preiswettbewerb, der bereits in den vergangenen Monaten unter alten und neuen Stromhändlern eingesetzt hat, führt fast zwangsläufig zu einer Erhöhung des Anteils umweltbelastender Stromquellen. Heute schon liegt der Atomstromanteil im „atomstromfreien“ Österreich je nach Versorger zwischen 2 und 17 Prozent, wobei die EVN auf den höchsten Anteil kommt. Die strategischen Partnerschaften österreichischer Energieversorger mit ausländischen AKW-Betreibern lassen Schlimmes befürchten: Weil kein Betreiber für Unfälle haftet oder für die Entsorgung des Atommülls aufkommt, ist Atomstrom in der Erzeugung konkurrenzlos billig.

Erneuerbar und dezentral

Wer diese Politik nicht unterstützen will, wird sich schon bald an einem bewährten Qualitätssymbol orientieren können – dem Umweltzeichen. Im Auftrag des Umweltministeriums hat der VKI einen objektiven Standard für Grünen Strom entwickelt. Das Umweltzeichen garantiert, dass der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammt, also weder aus Atomkraftwerken noch aus Wärmekraftwerken mit fossilen Brennstoffen. Darüber hinaus müssen mindestens 30 Prozent der verkauften Jahresstrommenge des Stromhändlers aus Grünem Strom bestehen. Dieser muss aus mindestens drei alternativen Energiequellen stammen. Dazu zählen:

  • Photovoltaik,
  • Wind,
  • Wasserkraft aus Laufkraftwerken mit maximal 10 MW Ausbauleistung,
  • Biomasse fest,
  • Biomasse flüssig,
  • Biomasse gasförmig,
  • Geothermie.

Zumindest ein Prozent des Grün-Strom-Anteils muss Sonnenenergie (Photovoltaik) einnehmen. Dies und der verpflichtende Strom-Mix (mindestens drei Quellen) soll verhindern, dass sich jeder beliebige Kleinkraftwerksbetreiber gleich als Grünstromanbieter bezeichnen darf. Der Stromhändler darf nur den Grünen Strom mit dem Umweltzeichen kennzeichnen, die Abgrenzung zu anderen Stromquellen muss deutlich gegeben sein. Eine qualifizierte Überwachungsstelle muss die Einhaltung der Kriterien einmal jährlich überprüfen. Einige Stromhändler haben bereits um eine Umweltzeichen-Lizenz angesucht, im September könnte es bereits die ersten Umweltzeichen-Träger geben.

Erneuerbare Stromquellen noch spärlich gesät

Umweltbewusste Konsumenten werden sich fragen, warum nur 30 Prozent des Stroms eines Stromhändlers „grün“ sein müssen. Zunächst handelt es sich beim Umweltzeichen um eine Auszeichnung für ein Produkt (eben das Produkt Grüner Strom) und nicht für das gesamte Unternehmen. Ziel ist, dass möglichst mehrere Stromhändler zum Anbieten von Grünem Strom motiviert werden; es sollen nicht nur ein paar besonders engagierte Bürger Ökostrom beziehen, sondern möglichst viele. Dazu ist es nötig, dass der Grünstromanteil nicht zu hoch angesetzt ist: Denn vorläufig sind erneuerbare Stromquellen (ohne Wasserkraft) noch sehr spärlich gesät (nur 0,8 Prozent der gesamten Stromerzeugung); und der Stromhändler soll seinen Grünen Strom auch zu einem konkurrenzfähigen Preis anbieten können. Nur dann ist gewährleistet, dass der Grüne Strom auch zu einem Erfolg wird, dass sich also dessen Anteil am Gesamtangebot Schritt für Schritt erhöht.

TÜV-Zertifikat sagt wenig aus

Stromanbieter, die Strom aus Atomkraft beziehen – und das sind derzeit praktisch alle Landesversorgungsunternehmen – können keinesfalls ein Umweltzeichen beantragen. Das TÜV-Zertifikat für „Strom aus ökologischer Produktion“, mit dem sich zuletzt Wienstrom geschmückt hat, ist wesentlich weniger streng: Da werden Wärmekraftwerke akzeptiert, und woher der Strom kommt, den das Stromversorgungsunternehmen einkauft, wird nicht überprüft. Den Begriff „ökologisch“ in diesem Zusammenhang werden – vorsichtig formuliert – wohl viele Konsumenten missverstehen. Umso wichtiger, dass es jetzt das Umweltzeichen für Grünen Strom gibt.

Natürlich steht es Wienstrom oder jedem anderen Landesversorger frei, eine Tochtergesellschaft zu gründen, die die Kriterien des Umweltzeichens erfüllt. Das wäre nur zu begrüßen: Wer deren Angebot in Anspruch nimmt, kann damit letztlich auch Druck auf die Muttergesellschaft ausüben. Wenn immer mehr Kunden von der Muttergesellschaft zur Tochtergesellschaft abwandern, wird auch die Mutter ihre Bezugsquellen überdenken müssen.

oekostrom AG

Eine Reihe von Stromhändlern will allerdings einen Schritt weiter gehen und ausschließlich Grünen Strom (aus erneuerbaren UND dezentralen Energiequellen) anbieten. Einer, die oekostrom AG, ist bereits seit geraumer Zeit auf dem Markt aktiv (www.oekostrom.at), weitere Anbieter werden in Kürze folgen.

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