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Greenwashing: Beton - Erhält Wiesen und Wälder?

Die heimische Betonwirtschaft preist Beton als natürlich und ­regional an. Sie klammert aber aus, wie und in welchem Ausmaß Beton eingesetzt wird.

Bub mit Ball in grüner Wiese - Werbung für Beton (Bild: Platform Beton Dialog Österreich/BDÖ)

Was uns stutzig gemacht hat

"Welcher Baustoff erhält Wiesen und Wälder?“ „Welcher Baustoff kommt aus unserer ­Region?“ Interessante Fragen. Doch auf die übereinstimmende Antwort, die die Betonwirtschaft in ihrer aktuellen Werbekam­pagne darauf gibt, wären wohl nicht viele gekommen: "Natürlich Beton“. Konsumenten haben sich deshalb an uns gewandt – dass Beton als „Naturliebhaber“ oder „Umwelt­aktivist“ gepriesen werde, rieche doch stark nach Greenwashing.

Der Check

Wie ist das nun mit dem Schutz von Klima, Wiesen und Wäldern? Wie kommt man auf die Idee, hier ausgerechnet die Betonlobby als Schutzpatron auftreten zu lassen? Die Plattform Beton Dialog Österreich (BDÖ) sagt, Beton sei ein Flächensparmeister, weil damit in die Höhe und in die Tiefe gebaut werden könne, was den Flächenbedarf reduziere.

Ein reichlich kühner Ablenkungsversuch, gilt doch der Einsatz von Beton – neben Asphalt – als maßgebliche Ursache für die Bodenversiegelung. Und da gehört Österreich aktuell zu den Spitzenreitern: Täglich werden rund 13 Hektar Boden mit einer wasserundurchlässigen Schicht Beton oder Asphalt bedeckt. Das geht unter anderem auf Kosten der Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens, der Artenvielfalt und heizt die Umgebung auf (Stichwort städtische Hitzeinseln).

Verknappung von Sand

Neben diesen indirekten negativen Auswirkungen auf die Umwelt gibt es eine Reihe direkter Effekte des Baustoffs Beton. Hervorzuheben wären da etwa die CO2-Emis­sionen, die bei der Herstellung von Zement (Beton besteht im Wesentlichen aus Zement, Wasser und Sand bzw. Kies) entstehen: Global betrachtet sind es rund 6 bis 8 Prozent der gesamten CO2-Emissionen. Damit verursacht die Zementerzeugung in etwa so viel CO2 wie Indien.

Viel Energie für Zementproduktion

Die Zementproduktion ist sehr energieintensiv; vor allem das Brennen des Zements, das sehr hohe Temperaturen erfordert. Zwei Drittel der CO2-Emissionen stammen aber aus chemischen Prozessen bei der Herstellung, der sogenannten Calcinierung. Im ­Gegensatz zu den Emissionen aus dem Energieeinsatz gibt es bei jenen aus der Calcinierung kaum Reduktionsmöglichkeiten.

Verknappung von Sand

Eine weitere negative Auswirkung ist global betrachtet die Verknappung von Sand – er ist eine endliche Ressource, deren Entstehung durch Verwitterung mit dem Verbrauch nicht Schritt hält. Wüstensand ist für die Betonherstellung ungeeignet, daher wird der Sand überwiegend aus Flüssen oder Meeresböden bezogen. Die Folge davon: Überschwemmungen, Versalzung von Süßwasser und mancherorts soziale Missstände, die von einer geldgierigen Sandmafia verursacht werden.

Regionalität allein ist kein Umweltschutz

Bleibt noch die Sache mit der Regionalität. Tatsächlich stammt Beton immer aus dem Nahbereich, denn ihn über große Distanzen zu transportieren, ist schlicht unwirtschaftlich. Mit Umweltschutz per se hat das aber nichts zu tun.

Was sagt die Betonwirtschaft dazu?

Was sagt die Betonwirtschaft dazu?

Beton Dialog Österreich, der Interessenvertreter der heimischen Beton- und Fertigteilwerke, zeigt sich sehr bemüht, die von uns erhobenen Vorwürfe zu entkräften. Stolz verweist man darauf, dass Transportbeton einer der regionalsten Baustoffe ist – die durchschnittliche Entfernung liege bei 18,3 km (2020), importierter Zement stamme großteils aus grenznahen Werken.

Beim Vorwurf der massiven Bodenversiegelung schiebt man den Schwarzen Peter den Behörden zu, die für die Flächenwidmung zuständig seien. Außerdem spiele es keine Rolle, ob eine Fläche mit Beton, Ziegeln, Holz oder anderem versiegelt werde.

Wien: 95 Prozent Asphalt

Straßen und Parkplätze würden laut Stadt Wien zu 95 Prozent aus Asphalt errichtet. Außerdem werde über die Lebensdauer des Betons zwangs­läufig CO2 gebunden, die tatsächliche Emis­sionsbilanz sollte also laut dem Umweltforschungsinstitut IVL um 23 Prozent günstiger ausfallen. "Zement [wird] heute nirgendwo klimafreundlicher hergestellt als in Österreich", rühmt sich die Interessenvertretung. Mit etwa 0,5 kg CO2 pro kg Zement führe ­Österreich das globale Ranking an.

Hier die Ausführliche Stellungnahme von Beton Dialog Österreich

Hält das grüne Versprechen?

Fazit: Hält das grüne Versprechen?

Besser und natürlicher als mit österreichischem Beton geht’s nicht, könnte man meinen. Doch im Wesentlichen fußt der Entlastungsversuch der Betonwirtschaft auf der Aus­sage: Regt euch nicht auf, es könnte schlimmer sein. Wenn wir alter­native Baustoffe wie Holz einmal beiseite lassen, ist festzuhalten: Die Zement­erzeugung ist in Österreich tatsächlich weniger umweltschädlich als in China, Vietnam oder den USA, weil die Brennstoffemissionen erfolgreich reduziert werden konnten. Doch was bedeutet das eigentlich? Kein Mensch käme auf die Idee, Beton aus Vietnam zu importieren.

Werbung mit Selbstverständlichem

Die starke Betonung der Regionalität des Baustoffes ist Werbung mit Selbstverständlichkeiten, denn Beton verträgt nun einmal nur kurze Transportwege. Allerdings lassen sich mit dem Begriff „regional“ so schön Gefühle wecken.

Am Ende steht die Erkenntnis: Auch wenn es die eine oder andere Erfolgsgeschichte über Beton aus Österreich geben mag, so bleibt es doch – Beton. Und der wird in ­einem Ausmaß eingesetzt, das zu einer Reihe von ökologischen Problemen führt.

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Greenwashing - hält das grüne Versprechen? (Bild: Seyser/VKI)

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