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Barilla Pesto alla Genovese mit Basilikum
Bild: mangpor2004 / shutterstock.com, VKI, Montage: VKI

Barilla - Pesto-Posse der Barilla-Bosse

Ein Pesto mit Basilikum aus nachhaltiger Landwirtschaft? Klingt schmackhaft! Aber hält diese PR-Botschaft von Barilla auch, was sie vollmundig verspricht?

Was uns stutzig gemacht hat

Der Pasta- und Soßenhersteller Barilla startete vor einigen Monaten eine Plakat- und Social-Media-Kampagne für sein Pesto alla Genovese. Das Grün des Pestos ist dabei doppeldeutig. Denn eine Kernaussage der Kampagne lautet, dass dieses Pesto mit Basilikum „aus nachhaltiger Landwirtschaft“ erzeugt wird. Zwei Konsumenten meldeten sich daraufhin mit dem Verdacht auf Greenwashing bei uns – denn was ist „nachhaltige Landwirtschaft“? Damit kann doch nur Biolandwirtschaft gemeint sein, oder?

Der Check

Für uns in KONSUMENT ist das Barilla Pesto alla Genovese kein ­Unbekannter. Im Zuge des Pesto-Tests 2021 haben wir es geprüft. Es schnitt nicht gut ab. So wie bei allen konventionell erzeugten Pestos im Testfeld konnten wir auch bei dem Barilla-Produkt Pestizidrückstände nachweisen.

Die fachliche Schlussfolgerung unseres Prüflabors: Diese Rückstände gelangten höchstwahrscheinlich durch die (Haupt-)Zutat Basilikum ins Produkt (auch wenn ein Pestizideintrag über andere Zutaten nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann).

Alle Bio-Produkte im Test hingegen waren spritzmittelfrei. Pestizide sind nicht nur problematisch für den menschlichen Organismus, sie sind auch Biodiversitäts-Killer. Also genau das ­Gegenteil von nachhaltig.

Wie erklärt Barilla also seinen Käufer:innen das „nachhaltig“ auf dem Pesto-Glas

Auf dem sehr grünen Etikett wird auf das „ISCC Plus-Nachhaltigkeitsprogramm“ verwiesen, inklusive einer „Entdecke mehr“-Verlinkung. That’s it. Man kann sich nun von dem vielen Grün leiten lassen und zufrieden-zustimmend nicken – was wohl viele Konsument:innen mit straffen Zeitbudgets machen werden. Absolut nachvollziehbar.

Oder man kann sich in die Untiefen ­dieses ISCC-Plus-Programms begeben. Letzteres haben wir getan. Ohne Sie mit Details des Kriterienkatalogs zu langweilen: Unserer Einschätzung nach kann das Programm höchstens als ein erster Anknüpfungspunkt für Landwirt:innen dienen, um verschiedene Aspekte von Nachhaltigkeit kennenzulernen. Ein ­hoher Standard ist ISCC+ definitiv nicht. Er übererfüllt keine gesetzlichen EU-Mindeststandards und sollte nicht als Grundlage für Claims wie „nach­haltig“ herangezogen werden dürfen.

Mit „Bio“ gibt es einen Standard für landwirtschaftliche Rohstoffe mit strengen Auflagen und Kontrollen. Es wirkt, als wolle Barilla am Biokuchen mitschneiden, ohne sich bzw. seine ­Zulieferbetriebe zertifizieren lassen zu wollen.

Was sagt Barilla dazu?

Der Lebensmittelkonzern mit Sitz im norditalienischen Parma wird in seiner Stellung­nahme nicht müde zu betonen, dass ISCC+ auch andere Aspekte wie zum Beispiel soziale Kriterien beinhaltet. Das ist korrekt. Es ist jedoch anzunehmen, dass der Claim „Basilikum aus nach­haltiger Landwirtschaft“ vonseiten der Verbraucher:innen nicht so verstanden wird, dass Kinder- und Zwangsarbeit ­untersagt sind und die Rechte der Arbeitnehmer:innen eingehalten werden. Vielmehr wird erwartet, dass damit die Produktionsweise, also der Anbau des Basilikums, gemeint ist.

Die Antworten von Barilla im Wortlaut finden Sie in der Stellungnahme.

Fazit

Barilla ist Weltmarktführer im Pasta-Segment und setzt rund 4,5 Mil­liarden Euro jährlich um. Ein Weltkonzern, wie man so schön sagt. Was Barilla aber auch ist: ein Familienunternehmen in 4. Generation. Die Verantwortlichen sind somit keinen Aktionär:innen verpflichtet, müssen keinen quartalsgetriebenen Börsenkennzahlen hinterher­hecheln. Solche Firmen haben den großen Vorteil, dass sie, salopp formuliert, machen können, was sie wollen.

Bei der strategischen Ausrichtung haben die Bosse freie Hand. Das gilt natürlich auch für das Thema Nachhaltigkeit. Insofern ist es doppelt schade, man könnte auch sagen höchst peinlich, dass sich der ­Barilla-Familienrat mit solchen hellgrünen Lösungen zufrieden gibt. Dass diese dann auch noch marketingtechnisch ­hinausposaunt werden, lässt tief blicken.

Hält also das grüne Versprechen? Unser Fazit: ein klares „Nein“, grün ist hier nur das Pesto.

Melden Sie Greenwashing!

Um den Markt in Bezug auf Greenwashing bestmöglich zu kontrollieren, sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen. Deshalb können wir unsere monatliche Aufforderung nur wiederholen: Melden Sie uns Greenwashing! Der VKI geht aktiv und erfolgreich gegen Greenwashing auf allen Ebenen vor. Der Greenwashing-Check ist ein großer Erfolg und wir bleiben weiterhin dran.

Wir blicken auch deshalb optimistisch in die Zukunft, weil sich in Sachen Greenwashing auf EU-Ebene einiges tut. Wenn die sogenannte Green-Claim-Verordnung wie geplant 2024 in Kraft tritt, bedeutet das: leichtere Rechtsdurchsetzung bei irreführenden grünen Werbebotschaften.

Logo des VKI-Greenwashing-Checks in grün und blau.
Greenwashing? Grünes Mascherl, nichts dahinter? Melden Sie es uns! Bild: VKI

Sie sind über ein dreistes grünes Werbe­versprechen gestolpert? Helfen Sie mit bei unserer ­Offensive gegen Greenwashing! Ein Formular dafür finden Sie auf konsument.at/greenwashing.

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