Zum Inhalt

Bahntarife: von Österreich nach Deutschland - Preisunterschiede für denselben Zug

, aktualisiert am

Die Preise für Bahntickets von Österreich nach Deutschland – und in andere Länder – können sogar für denselben Zug stark variieren. Es lohnt sich, die Angebote zu vergleichen. Denn online können Tickets oft auch beim Bahnunternehmen des Ziellandes gekauft werden.

„Traumreisen zu Traumpreisen“ – die ÖBB werben intensiv mit den „günstigen Sparschiene- Tickets, die preislich besonders attraktiv sind“. Das gilt für Sparschiene-Österreich- Tickets (ab 9 Euro) und für Reisen ins Ausland mit Sparschiene-Europa-Tickets ab 19 Euro.

Sparschiene- Europa-Tickets

Die ÖBB bieten laut eigener Website Sparschiene- Europa-Tickets für Reisen in 13 Länder an. Das sind preislich tolle Angebote, doch oft sind sie nicht (mehr) erhältlich. Davon sollte man sich nicht entmutigen lassen. Es gibt häufig günstige Alternativen.

Zu selten wird die Möglichkeit genutzt, sich auch auf der Website des Bahnunternehmens im Zielland ein Angebot für ein Online-Ticket machen zu lassen, um einen Preisvergleich zu haben.

Undurchschaubare Preise

Die KONSUMENT-Redaktion erreichen regelmäßig Mails verärgerter Bahnkunden, die ob der undurchschaubaren Preisgestaltung bei Bahntickets für Reisen ins Ausland völlig frustriert sind. Aber zu durchschauen ist hier ohnehin nichts, denn die Bahnen zeigen wenig Interesse daran, Licht ins Tarifdunkel zu bringen. Fragen zu Spartickets – etwa, wie viele es pro Zug gibt – werden von den ÖBB mit dem immer gleichen Hinweis abgeschmettert, dass man „keine Geschäftsgeheimnisse preisgeben könne“.

Vergleich ÖBB/Deutsche Bahn

Daher hat sich die KONSUMENT-Redaktion selber ein Bild gemacht und Online-Fahrpreise, etwa von den ÖBB und der Deutschen Bahn (DB), verglichen. Das Endergebnis sei schon hier verraten: Es lohnt sich, zu vergleichen. Die Preisunterschiede zwischen ÖBB- und DBTickets sind mitunter atemberaubend, sodass durch den Vergleich ordentlich Geld gespart werden kann.

Gleiche Voraussetzungen

Hin- und Rückreise

Wir sind vorgegangen, wie das durchschnittliche Bahnkunden tun – indem wir die ungefähre Wunschabfahrtszeit festgelegt und danach im gewählten Abfahrtszeitraum (maximal zwei Stunden Unterschied) online die jeweils günstigste Variante ausgewählt haben, sowohl für die Hin- als auch für die Rückreise. Außerdem haben wir darauf geachtet, dass maximal einmal umgestiegen werden muss.

Die erhobenen Ticketpreise verstehen sich immer für eine erwachsene Person ohne ÖBB-Vorteilscard oder DBBahncard. Einzige genutzte Ermäßigungen waren die allen zugänglichen, aber nicht immer erhältlichen günstigen Spartickets. Wir haben uns vor allem Reisen zwischen Österreich und Deutschland (Wien–Berlin– Wien, Linz–Hamburg–Linz, Salzburg–Frankfurt– Salzburg), aber auch Fahrten nach Paris (von Innsbruck) und Rom (von Klagenfurt) angesehen; jeweils Hin- und Rückfahrt.

Drei Reisetermine

Für die Deutschland-Destinationen wurden die Preisabfragen bei ÖBB wie auch DB am 20. Februar 2017 online durchgeführt. Und zwar für drei Reisetermine: eine Last- Minute-Buchung für die nächsten Tage, Tickets für ein verlängertes Wochenende in zwei Monaten und Tickets als Frühbucher für einen Sommer-Termin im Juli. Für Hamburg und Berlin wurden darüber hinaus noch Nachtzug-Tarife (Last Minute) verglichen. Die Preise Innsbruck–Paris ( Vergleich mit SNCF) und Klagenfurt–Rom (Vergleich mit Trenitalia) wurden für eine Last-Minute-Buchung sowie für ein verlängertes Wochenende erhoben.

Sparschiene: Überraschend teuer

Sechsmal so teuer!

Die Logik, die bei der Werbung für Sparschiene- Tickets immer vermittelt wird, ist, dass aufgrund der beschränkten Kontingente an verfügbaren Sparschiene-Tickets die Chance auf ein Schnäppchen steigt, je früher das Ticket gekauft wird. Bei Fahrten nach Deutschland ist das beispielsweise 180 Tage im Voraus möglich. Tendenziell bestätigte sich dieser Frühbucherbonus. Doch im Einzelfall ergaben sich haarsträubende Ausreißer – vor allem für Tickets Salzburg–Frankfurt–Salzburg. Hier waren bei der Last-Minute-Buchung bei den ÖBB nur noch teure Vollpreistickets um je 122 Euro für Hin- und Rückfahrt (also in Summe um satte 244 Euro) zu haben. Ein Blick auf die DB-Seite zeigte, es geht selbst Last Minute deutlich billiger: um vergleichsweise schlanke 78,90 Euro.

Mit freudigem Erstaunen stellten wir fest: Bei der DB war selbst Last Minute für die Rückfahrt noch das billigstmögliche Ticket, ein Sparpreisticket um 19 Euro, zu haben.

Verloren im Tarifnebel

Selber schuld, wer so spät bucht, dachten wir. Immerhin weisen ja die ÖBB darauf hin, dass es begrenzte Sparschiene-Kontingente gibt; und der Preissprung auf das nächstgünstigere Ticket- Kontingent erfolgt, wenn das günstigste Kontingent ausverkauft ist. So wandten wir uns, weit vorausplanend, dem Sommer- Ticket für eine Bahnfahrt im Juli zu – in Erwartung eines satten Frühbucherbonus.

Doch weit gefehlt: Auch dafür wollten die ÖBB 244 Euro haben.

Salzburg–Frankfurt–Salzburg um 38 Euro

Ein Blick zur DB verstörte endgültig: Die DB hatte sowohl für Hin- als auch Rückfahrt noch das billigste Sparpreis-Europa-Ticket um jeweils 19 Euro vorrätig; Salzburg–Frankfurt– Salzburg als absolutes Schnäppchen um 38 Euro.

So viel vorab: Der Extremunterschied eines bei den ÖBB sechsmal so hohen Preises wie bei der DB wiederholte sich bei den anderen abgefragten Tickets nicht. Beim dritten Preisvergleich für die Strecke Salzburg–Frankfurt– Salzburg, Tickets für das verlängerte Wochenende in zwei Monaten, hatten plötzlich die ÖBB preislich die Nase vorn: 88 Euro hin und zurück gegenüber 98,90 bei der DB.

Kombi-Preis billiger

Beim Vergleich der 18 abgefragten Einzelfahrkarten waren 6 bei den ÖBB und 12 bei der DB billiger. Das zuvor ausführlich beschriebene Beispiel legte es bereits nahe, die weiteren überprüften Beispiele für Deutschlandreisen (Wien–Berlin–Wien, Linz–Hamburg–Linz) bestätigten es: Wenn Sie sichergehen wollen, die günstigste Fahrkarte zu erhalten, sollten Sie online die Preise von ÖBB und DB vergleichen und sich auch nicht scheuen, gegebenenfalls die Hinfahrt bei dem einen und die Rückfahrt beim anderen Unternehmen zu buchen.

ÖBB teurer

Welche Preisunterschiede sich ergeben, zeigt ein summarischer Vergleich: Wer die 18 Tickets bei den ÖBB gekauft hätte, der hätte dafür 1.731,60 Euro bezahlt. Bei den DB wären sie um 1.342,70 Euro zu haben gewesen. Wer aus beiden Angeboten aber jeweils das günstigste pro Fahrkarte gewählt hätte – in den Tabellen „billigste Kombination“ genannt –, den würden seine Reisen nur 1.102,40 Euro kosten. Dieser "Kombinations"-Preis war in zwei Drittel der Fälle günstiger als die Variante, Hin- und Rückfahrt beim selben Anbieter zu kaufen.

Konkurrenz Flug und Fernbus

Ein Preisvergleich mit der Konkurrenz Flug und Fernbus wird bei einer solchen Preisgestaltung deutlich erschwert – was vermutlich beabsichtigt ist. Eine maximal flexible Ticketkaufpolitik (ÖBB- und DB-Tickets) hätte bei unserer Stichprobe gegenüber Nur-ÖBB-Tickets also 629,20 Euro erspart. Vor allem auf der Strecke Salzburg–Frankfurt sind Sparschiene-Tickets bei den ÖBB offenbar rar, was auch festzustellen ist, wenn man per Zufallsprinzip einige Tage über die nächsten sechs Monate verteilt durchklickt. Auf dieser Strecke kann ein Blick auf die DB-Seite offenbar echt Geld sparen.

Preisliche Unterschiede enorm

Unterschiede auch in der Nacht

Einen weiteren Vergleich haben wir bei Nachtzügen angestellt: Last-Minute-Buchungen für die EuroNight-Züge von Wien nach Berlin sowie von Linz nach Hamburg. Die Preisunterschiede waren hier nicht so auffällig wie bei den Tagverbindungen. Für den EN nach Berlin verlangten ÖBB und DB idente Preise, sowohl für den Sitzplatz als auch für Liege- oder Schlafwagen. Linz–Hamburg hingegen war bei der DB in allen drei Kategorien billiger zu haben: zwei Mal um 20, ein Mal um 40 Euro günstiger.

Die Grenzen der ÖBB

Bei anderen Bahn-Auslandsreisen – nach Paris und Rom – war ein einfacher Online- Preisvergleich nicht möglich (daher auch keine Darstellung in Tabellenform). Das liegt daran, dass den Möglichkeiten der Onlinebuchung auf der ÖBB-Website offenbar geografische Grenzen gesetzt sind. Von den Strecken nach Paris und Rom sind online nur Teilstrecken buchbar: nach Paris nur bis Zürich, nach Rom nur bis Venedig. Doch die Mühe des Ticket-Splittings kann sich auszahlen.

Beispiel 1 - Innsbruck–Paris–Innsbruck:  Die Last-Minute-Hinfahrt kostet bei der französischen Bahn (SNCF) online für die gesamte Strecke 203 Euro. Buchte man die gleiche Konstellation (07:45 Abfahrt Innsbruck via Zürich; Ankunft Paris 15:37) über ÖBB-online, kostete Innsbruck–Zürich 39 Euro und die ergänzende Teilstrecke Zürich–Paris bei SNCF 128 Euro. Das ergibt den Gesamtpreis von 167 Euro, ist also um 36 Euro billiger als der SNCF-Preis für die Gesamtstrecke.

Die recherchierte Retourfahrt war hingegen bei gesplitteter Strecke nur um 3 Euro günstiger als die Gesamtstrecke bei Buchung über SNCF (190 Euro statt 193 Euro). Auch am getesteten verlängerten Wochenende verhielt es sich ähnlich: Hinstrecke gesamt bei SNCF 146 Euro, gesplittet 90 Euro; retour (11:45 bis 20:14 via Zürich) bei SNCF 162 Euro, gesplittet 106 Euro (87 Euro Paris– Zürich, 19 Euro Zürich–Innsbruck).

Beispiel 2: Klagenfurt–Rom–Klagenfurt (immer via Venedig): Hier ergab beim gewählten Last-Minute- Termin eine Komplettbuchung bei Trenitalia mit 113,90 Euro den etwas günstigeren Preis für die Strecke von Klagenfurt nach Rom. Gesplittet (Klagenfurt–Venedig bei den ÖBB, Venedig–Rom bei Trenitalia) ergab es in Summe 123,10 Euro. Retour mit dem EuroNight: ÖBB 59 Euro und Trenitalia 39 Euro. Bei den Tickets für das verlängerte Wochenende gab es keine Unterschiede zwischen Trenitalia, Splitting und der Euro- Night-Rückreise.

Tabelle: Vergleich Bahntarife ÖBB – DB

Tabelle: EuroNight Wien-Berlin

Tabelle: EuroNight Linz-Hamburg

Zusammenfassung

  • Flexibel billiger: Je flexibler Sie bei den gewünschten Reisezeiten sind, umso eher sparen Sie Geld. Oft ist schon ein Zug ein, zwei Stunden früher oder später deutlich billiger zu haben.  
  • ÖBB nur für die Hinfahrt: Klare Gesetzmäßigkeiten bei der Preisgestaltung waren nicht feststellbar. Neben dem tendenziellen Frühbucherbonus könnte allenfalls abgeleitet werden, dass die Hinfahrt (ab Österreich) öfter bei den ÖBB günstiger ist, die Rückfahrt (ab Deutschland) öfter bei der DB – aber auch hier bestätigen viele Ausnahmen die Regel(-losigkeit).
  • Online informieren: Faktum ist, es zählt nur die Momentaufnahme zum Zeitpunkt des Ticketkaufs und es hilft nur der eigene Preisvergleich, um teure Überraschungen zu vermeiden. Der Online- Ticketverkauf macht das möglich und ist unverzichtbare Orientierungshilfe im Tarifnebel geworden, will man nicht finanziell über den Tisch gezogen werden.

Leserreaktionen

Nachteile beim „splitten“

In Ihrem Artikel sprechen Sie u.a. die Empfehlung aus, um beim Preis zu sparen, die Fahrkarten zu stückeln; etwa bei der ÖBB eine Karte von Innsbruck nach Zürich und bei der SNCF eine Karte von Zürich nach Paris zu kaufen.

Damit lassen sich in der Tat Einsparungen erzielen; aber auf eine potentielle Falle haben Sie in Ihrem Artikel nicht hingewiesen: Die Fahrgastrechte nach der einschlägigen EU Verordnung gelten nur für durchgängige Buchungen. Hat etwa der Zug von Innsbruck nach Zürich Verspätung, sodass man in Paris den Anschluss versäumt, hat man Anspruch auf Beförderung mit einem späteren Zug und gegebenenfalls auf eine Entschädigung, wenn man mit einem durchgängigen Ticket reist.

Hat man ein gesplittetes Ticket – und vielleicht noch, damit es besonders billig ist, für den Abschnitt von Zürich nach Paris ein Ticket mit einer Zugbindung – hat man in genau derselben Situation ganz einfach Pech gehabt. Nicht nur, dass es keine Entschädigung gibt verfällt dieses Ticket ersatzlos und man muss um weiterzukommen, um teures Geld ein Vollpreisticket für den nächsten Zug von Zürich nach Paris am Bahnhof erstehen.

Gesplittete Tickets sind daher nur dann sinnvoll, wenn man, insbesondere durch sehr großzügig bemessene Umsteigzeiten, so gut wie sicher sein kann, dass kein Anschlussverlust auftritt. Ob das die Ersparnis von ein paar Euro wert ist, muss jeder für sich selber entscheiden.

Dr. Ferdinand Felix
Bad Vöslau
(aus KONSUMENT 8/2017)

Frust mit ÖBB-Website

Nur wenn man sich sehr ausgiebig mit dieser Internetseite beschäftigt (wer tut das? ) und übt, blickt man etwas durch. Anders bei der DB, dort ist klarer Überblick. Ich kaufe meistens meine Fahrkarten bei der Deutschen Bahn. Auch kann ich den Testern hier nur zustimmen, „wer suchet, der findet“! Aber ist das der Zweck?

Als Beispiel nehme ich jetzt einmal eine Fluglinie her, wo man einen klaren Überblick hat, wie bei Qatar-Airline; dort kaufe ich ein Flugticket in ruck-zuck 3 Minuten; oder beim Flixbus auch. Bei den ÖBB benötige ich mindestens 15 bis 20 Minuten, wenn ich Glück habe. Muss das eigentlich sein? Wieso verwirren die ÖBB derartig, dass man eigentlich die Lust verliert, per Online ein Ticket zu erstehen? Dann gehe ich direkt zum Bahnhof und kaufe mein Ticket dort, aber ist das der Sinn der Sache?

Noch ein Beispiel gefällig, was Kundenfreundlichkeit bedeutet? Bei der „Westbahn“ kaufe ich ruck-zuck das Ticket und sogar bis München, obwohl ich ab Salzburg mit einem deutschen privaten Zug fahre. Es geht; aber nur, wenn man will – die ÖBB wollen leider nicht!

User "Hueher"
(aus KONSUMENT 5/2017)

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Autoversicherung: Ihr Geld liegt auf der Straße premium

Autoversicherung: Ihr Geld liegt auf der Straße

Die Prämienunterschiede in der Kfz-Versicherung sind riesengroß, der Markt unübersichtlich. Worauf Sie bei der Suche nach dem besten Angebot achten sollten, verrät unser Autoversicherungs-Vergleich.

AUA: wegen Greenwashing verurteilt

AUA: wegen Greenwashing verurteilt

Ein „CO2-neutraler Flug“ nach Venedig mit 100 % nachhaltigem Treibstoff: Ein Gericht verurteilte die AUA wegen Irreführung.

Klimaticket: Resümee nach zwei Jahren

Klimaticket: Resümee nach zwei Jahren

Im Oktober 2023 gibt es das Klimaticket Österreich seit zwei Jahren. Die Nutzung des öffentlichen Verkehrs in Österreich ist damit zu einer Einheit zusammengewachsen und hat eine neue Qualität erreicht. Doch ein paar Kinderkrankheiten sind noch zu kurieren.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang