- Fast jeder Reifen hat seine Problembereiche
- Beim Verschleiß gibt’s große Unterschiede
- Sommerreifen sind keine Alternative
Winterreifen - Nicht alles im Griff
Neue Modelle, neue Eigenschaften
Die Reifenindustrie ist ständig am Forschen und Entwickeln und rollt in jeder Saison neue Produkte auf den Markt. Auch bei ähnlichem Äußeren können sich diese (häufig auf Grund einer anderen Gummimischung) in ihren Eigenschaften deutlich von den Vorgängermodellen unterscheiden – und zwar nicht nur zu ihrem Vorteil. Deshalb haben wir auch heuer wieder 16 Reifen der gängigen Größe 185/60 R 14 T auf die Teststrecke geschickt, dazu auch einen runderneuerten. Diese Dimension ist schon seit längerem vor allem in der Kompaktklasse verbreitet (Fiat Bravo/Brava/Marea, Ford Escort, Honda Civic, Opel Astra, Renault Mégane usw.). Unser Testfahrzeug war ein Golf III.
Gerade im Winter wäre eine Bereifung wünschenswert, die mit den oft rasch wechselnden Straßenverhältnissen gleichmäßig gut zurechtkommt, das heißt, möglichst ausgewogene Eigenschaften aufweist. Dass diese Aufgabe nicht einfach ist, zeigen unsere Ergebnisse: So geht der Gesamtsieg nach Punkten zwar knapp an Continental, auf trockener Fahrbahn muss sich dieser Reifen allerdings von den nachgereihten Modellen von Firestone und Uniroyal geschlagen geben. Vor allem der Uniroyal gibt ein sehr einheitliches, ausgewogenes Bild ab. Dem auf trockener Fahrbahn gleichfalls mit „gut“ bewerteten Dunlop SP macht hingegen die kritischer zu bewertende Nässe etwas zu schaffen, wodurch er keinesfalls die erste Wahl für flotte Überlandfahrten ist.
Einzelurteile betrachtet
Betrachtet man wiederum die Einzelurteile im Schnee, so sind Bewohner schneereicher, gebirgiger Gegenden mit Goodyear oder Pirelli vermutlich am besten bedient, die hier ihre Stärken ausspielen (der im Schnee gleichfalls „sehr gute“ Fulda verspielt seine Chancen auf nasser Straße). Aber auch der Rest des Feldes kommt im Schnee immerhin „gut“ zurecht, sodass man – ein entsprechendes Abschneiden bei Nässe vorausgesetzt – auch damit zweifellos gut bereift ist.
Erfreulich: Das heimische Semperit-Werk in Traiskirchen liefert Qualität, die den internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht.
Bremsen auf Eis
Nur in Einzelfällen (Firestone, Bridgestone) taten sich die Pneus beim Bremsen auf Eis mit „guten“ Bewertungen hervor, der Rest war „durchschnittlich“. Dieses Ergebnis ist freilich relativ zu betrachten, denn während Spikereifen ihre Nägel ins Eis schlagen, haben herkömmliche Winterreifen der glatten Oberfläche nur ihr Gummiprofil entgegenzusetzen – und das ist reichlich wenig, wie jeder weiß, der schon zu Fuß unversehens auf eine Eisplatte geraten ist.
Lebensdauer
Gemeinsam ist allen Reifen, dass ihr Leben nach maximal fünf bis sechs Saisonen zu Ende ist. Im Laufe der Zeit verhärtet nämlich die Gummimischung, wodurch sich die Fahreigenschaften verschlechtern und schlimmstenfalls ein Reifenplatzer droht. Lassen Sie ältere Reifen unbedingt von einem Fachmann überprüfen! Davon unabhängig ist für Winterreifen eine Mindestprofiltiefe von vier Millimetern vorgeschrieben. Pneus mit weniger als vier Millimeter Profiltiefe gelten als Sommerreifen und dürfen bis zu einer Profiltiefe von 1,6 mm auch als solche verwendet werden. Wie rasch diese Grenze erreicht wird, hängt nicht nur von der Fahrleistung, sondern auch von der Verschleißfestigkeit der Reifen ab. Hier zeigten sich im Test beachtliche Unterschiede: Der erste Platz gebührt dem Barum-Modell mit einer errechneten Haltbarkeit von bis zu 62.000 Kilometern. Goodyear und Michelin sollten bis zu 50.000 Kilometer schaffen. Dann folgen Continental und Fulda, mit denen man rund 45.000 Kilometer abspulen kann. Am unteren Ende der Skala liegen Firestone, Nokian, Maloya und Pneumant, die gerade noch 35.000 Kilometer schaffen dürften. Der Rest pendelt sich irgendwo zwischen 40.000 und 45.000 Kilometer ein. Allerdings: Je geringer die persönliche Fahrleistung im Winterhalbjahr, desto weniger muss man beim Kauf diesen Aspekt beachten.
Bridgestone Firestone Austria GmbH, Laxenburger Straße 252, A-1230 Wien, 01/614 13-0
Continental: Semperit Reifen AG, Wienersdorfer Straße 20–24, A-2514 Traiskirchen, 0 22 52/501-0
Dunlop Reifen GmbH, Zetschegasse 17, A-1230 Wien, 01/662 62 30
Firestone: Bridgestone Firestone Austria GmbH, Laxenburger Straße 252, A-1230 Wien, 01/614 13-0
Fulda: Goodyear GesmbH, Richard-Strauss-Straße 19, A-1230 Wien, 01/614 04-0
Goodyear GesmbH, Richard-Strauss-Straße 19, A-1230 Wien, 01/614 04-0
Maloya: Vredestein GmbH, Seybelgasse 12, A-1230 Wien, 01/869 33 25-0
Michelin ReifenverkaufsgmbH, Wiegelestraße 10, A-1230 Wien, 01/801 31-0
Pirelli GmbH, Schererstraße 16, A-1210 Wien, 01/250 82-0
Pneumant: Dunlop Reifen GmbH, Zetschegasse 17, A-1230 Wien, 01/662 62 30
PointS Reifen Partner GmbH, Sterneckstraße 42, A-5020 Salzburg, 0 66 2/88 08 40-0
Semperit Reifen AG, Wienersdorfer Straße 20–24, A-2514 Traiskirchen, 022 52/501-0
Uniroyal: Semperit Reifen AG, Wienersdorfer Straße 20–24, A- 2514 Traiskirchen, 0 22 52/501-0
Vredestein GmbH, Seybelgasse 12, A-1230 Wien, 01/869 33 25-0
Jeder Reifen ist ein Kompromiss. Einen wirklichen Allzweckreifen gibt es nicht. Die eigentlichen „Schneetiger“ kommen von Goodyear und Pirelli. Ein wichtiger Aspekt ist das Fahrverhalten bei Nässe. Als einziger „guter“ Reifen konnte Dunlop in diesem Teilbereich nicht überzeugen.
Richtige Lagerung. Reifen und Felgen zuvor reinigen, dann kühl und trocken lagern. Am besten hängend oder auf einem „Felgenbaum“.
Am sichersten ist: Gas weg! Auch der beste Reifen stößt irgendwann an seine Grenzen – vor allem im Winter.
Im Test (Gemeinschaftstest mit ADAC und anderen europäischen Automobilklubs): 16 Winterreifen der Größe 185/60 R 14T, dazu ein runderneuerter Reifen.
Nasse Fahrbahn
Handling: Zeitwertung und subjektives Urteil auf einem dauerberegneten 1900-Meter-Kurs; Bremsen: ABS-Bremsungen auf Asphalt und Beton aus 90 auf 20 km/h; Aquaplaning auf gerader Strecke: Einfahrt in ein 7 mm tiefes Wasserbecken mit konstantem Tempo und Beschleunigungen; Aquaplaning in Kurven: Befahren einer 200-m-Kreisbahn mit einem dauerberegneten Teilstück von 4 mm Wassertiefe. Einfahrt mit konstantem Lenkeinschlag mit 70 bis 100 km/h; Seitenführung: Befahren einer dauerberegneten Asphalt-Kreisbahn mit ansteigender Geschwindigkeit.
Schnee
Bremsen: ABS-Bremsungen auf festgefahrenem Schnee aus 30 auf 3 km/h; Anfahren (Traktion): Zugkraftermittlung in Abhängigkeit vom Schlupf; Passfahren: Traktion und Seitenführung auf Straßensteigungen zwischen 9 und 12 Prozent.
Eis
Befahren einer Kreisbahn mit 18 m Durchmesser. Übrige Bedingungen wie auf Schnee.
Trockene Fahrbahn
Fahrten auf einem Hochgeschwindigkeitskurs und subjektive Beurteilung von Kurvenverhalten und Spurwechsel.
Komfort
Federung: Befahren einer geeigneten Messstrecke mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten; bei Einzelstößen mit 80 km/h; bei hohen, mittleren und niederfrequenten Anregungen mit 30 bis 100 km/h; Geräusch innen; subjektive Beurteilung auf trockenem Asphalt und Beton mit 30 bis 80 km/h.
Umwelteigenschaften
Rollwiderstand: Verbrauchsmessungen bei 60, 100 und 130 km/h Konstantfahrt. Verschleißfestigkeit: Prüfung an ADAC-Straßenwachtfahrzeugen und Taxis über mindestens 20.000 Kilometer, Messung der Profiltiefe an je 24 Reifenstellen; Geräusch außen: subjektive Beurteilung einer Kunstkopfaufnahme der Abrollgeräusche auf einer ISO-Asphaltstrecke mit 80 km/h, bei abgestelltem Motor.
Schnelllaufprüfung
Höchstgeschwindigkeitstest nach den über die DIN 78051 hinausgehenden Anforderungen unseres Prüfprogramms auf einem Rollenprüfstand.