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Sommerreifen - Öko-Kompromiss

Reifentest: Geringer Rollwiderstand ist eine wichtige Voraussetzung für niedrigeren Kraftstoffverbrauch. Damit handelt man sich in der Regel aber einige Nachteile ein. Erstmals ist nun ein direkter Vergleich von ausgewiesenen Öko-Reifen und konventionellen Modellen möglich.

Folgende Reifen haben wir getestet:

Dimension 185/60 R 14 H

  • Continental Conti Premium Contact
  • Dunlop Sport BluResponse
  • Firestone Firehawk TZ300alpha
  • Goodyear Efficient Grip Performance
  • GT Radial Champiro Eco
  • Hankook Kinergy Eco K425
  • Infinity3 Ecosis
  • Kumho KH27 Ecowing ES01
  • Matador MP 16
  • Michelin Energy Saver+
  • Nokian Line
  • Pirelli Cinturato P1 Verde
  • Sava Intensa HP
  • Semperit Comfort-Life 2
  • Vredestein Sportrac
  • Yokohama BluEarth AE-01

Dimension 205/55 R 16 V

  • Bridgestone Ecopia EP001S
  • Bridgestone Turanza T001
  • Continental ContiEcoContact 5
  • Continental ContiPremiumContact 5
  • Dunlop Sport BluResponse
  • Falken ZIEX ZE-914
  • Fulda EcoControl HP
  • Goodyear Efficient Grip Performance
  • Hankook Kinergy Eco K425
  • Hankook Ventus Prime2 K115
  • Kleber Dynaxer HP 3
  • Kumho Ecsta HS51
  • Michelin Energy Saver+
  • Michelin Primacy
  • Nankang NK Comfort Eco-2 (Green/Sport)
  • Nokian Line
  • Pirelli Cinturato P7 Blue
  • Semperit Speed-Life
  • Vredestein Sporttrac 5

In der Testtabelle finden Sie Bewertungen und Infos zu: Reifenverhalten auf Nassfahrbahn (Bremsen, Aquaplaning auf Geraden und in Kurven, Handling, Seitenführung), Reifenverhalten auf trockener Fahrbahn (Handling, Bremsen, Fahrstabilität), Verschleissfestigkeit, Kraftstoffverbrauch, Innengeräusch, Außengeräusch, Schnelllaufprüfung, Angaben Reifenlabel

Lesen Sie nachfolgend den Testbericht.


Auch wenn das Feld der getesteten Reifen dicht gedrängt erscheint und die Unter­schiede über mehrere Plätze hinweg oft ­gering sind, gibt es doch immer wieder ­Ausreißer, Über­raschungen und erstaunlich eindeutige Erkenntnisse. Klar ist, dass sich ein Reifen nicht viele Schwächen erlauben darf, wenn er im Ranking nicht gleich ganz nach hinten rutschen will. Sogar prominente ­Marken sind davor nicht gefeit.

Reifentests: Nassgriff entscheidend

Zunächst zur schmalen Dimension: 185/60 R 14 lautet sie, und zwar einheitlich mit dem ­Geschwindigkeitsindex H, also bis maximal 210 km/h. Diese Reifendimension findet sich in der Kategorie der kleinen Kompaktwagen (VW Polo u.Ä.). Ganz vorne ist in der Regel, wer im Nassgriff sehr gut abschneidet: ­Testsieger Continental glänzt in dieser Diszip­lin mit den besten Handling-Eigenschaften; gleich dahinter liegt Goodyear mit den kür­zesten Bremswegen. Auch die nachfolgenden Marken Nokian, Dunlop, Vredestein und ­Hankook leisteten sich keine Schwächen und erhielten ebenso noch das "gut".

Michelin diesmal nur Mittelmaß

Wer Reifentests schon seit längerer Zeit aufmerksam verfolgt, wird spätestens hier die Frage stellen: Und wo bleibt Michelin, also eine der Marken, die fast immer ganz vorne rangieren? Der diesmal getestete Michelin Energy Saver+ ist ein typischer Vertreter einer neuen Reifengeneration (Eco-Modelle), die ihren Schwerpunkt auf niedrigen Kraftstoffverbrauch und geringen Verschleiß legt, dies aber mit nur mittelmäßigen Leistungen auf trockener und nasser Fahrbahn erkauft. So erreichte er bloß ein "durchschnittlich", er ver­f­ehlte das "gut" allerdings nur knapp.

Mittelmaß bedeutet in diesem Fall konkret: leichte bis eindeutige Schwächen auf nasser Fahrbahn. Hier stellt nur der Pirelli Cinturato P1 Verde eine Ausnahme dar. Er zeigt keine Schwäche auf nasser Fahrbahn, wurde dafür aber aufgrund eines zu hohen Kraftstoffverbrauchs abgewertet.

Gut beim Kraftstoffverbrauch, schlecht auf nasser Fahrbahn

Als besonders widersprüchlich in seinen Leistungen erscheint der Kumho Ecowing. Er weist auf dem Reifenlabel sowohl beim Nassgriff als auch beim Rollwiderstand ein B auf und glänzt sogar mit dem besten Kraftstoffverbrauch und dem geringsten Verschleiß. Das lässt ihn als sehr guten Reifen erscheinen. Doch im Test wurde seine Schwäche auf nasser Fahrbahn schonungslos aufgedeckt, was schlussendlich zu einer Abwertung auf "weniger zufriedenstellend" führte.

Tipps für den Reifenkauf sowie die Testkriterien lesen Sie in unserem Autoreifen im Test - Auto Extra .

Reifenlabel: oft nur die halbe Wahrheit

Bremsweg: oft nur die halbe Wahrheit

Dass die Angaben auf dem Reifenlabel die Qualität eines Reifens nur bedingt widerspiegeln, zeigt sich etwa im Vergleich der Bremswege. Matador liegt laut Reifenlabel auf Augenhöhe mit Sava, Infinity, Yokohama, GT Radial und Semperit. Der Matador be­nötigt aber bis zum Stillstand im Mittel um acht Meter mehr als der Sava mit gleichem Label-Buchstaben, im Vergleich zum Bremswegs-Sieger auf trockener Fahrbahn, dem Goodyear, sind es im Mittel gar 13 Meter.

Kraftstoffverbrauch

Beim Kraftstoffverbrauch beträgt der Unterschied zwischen dem Besten und dem Schlechtesten 6,6 Prozent; das klingt nach wenig, ist aber von einer anderen Warte aus betrachtet ganz schön viel. Eine Verbrauchsabsenkung um 0,4 l/100 km stellt in der Automobilentwicklung eine Heraus­forderung dar. Sie entspricht in der Größenordnung etwa der Verbesserung durch ein aufwendiges Start-Stopp-System

Verschleiß

Dramatisch erscheint andererseits der Unter­schied im Verschleiß. Kommt man mit dem Siegerreifen in diesem Kriterium, dem Kumho Ecowing, 63.200 Kilometer weit, so schafft man mit dem schlechtesten (Infinity) gerade mal 36.700 Kilometer.

Reifendimension 205/55 R 16

Die zweite Reifendimension sind diesmal die 205/55 R 16 mit dem Geschwindigkeits­index V für Fahrzeuge bis zu einer Höchst­geschwindigkeit von 240 km/h. Diese Reifen­dimension reicht von Kompaktwagen (Ford Focus) hinauf bis zu etwas älteren Modellen aus der Mittelklasse (Audi A4) und sogar der Sportwagenkategorie (BMW Z4).

Die Wichtigkeit dieser Reifendimension auf dem Markt hat einige Reifenhersteller dazu bewogen, zum gängigen Reifentyp zusätzlich eine Öko-Variante zu bringen. Dadurch ist es jetzt möglich, einen direkten Vergleich zwischen herkömmlichen Komfort-Produkt­linien und ausgewiesenen Eco-Modellen ­anzustellen.

Eco-Modelle: Nachteile auf nasser Fahrbahn

Wichtigste Erkenntnis: Die Eco-Modelle zeigen durchwegs Nachteile auf nasser Fahrbahn; gleichzeitig haben sie in ökologischen und wirtschaftlichen Kriterien nur geringe Vor­teile. Konkretes Beispiel: Bridgestone Ecopia und Hankook Kinergy Eco hatten im gesamten Testfeld den geringsten Verbrauch. Die Einsparung beträgt 0,3 l/100 km gegenüber dem jeweiligen konventionellen Modell.

Der sichtbarste Effekt der Ökologisierung: Reifen­marken, von denen wir bisher vorderste Plätze gewohnt waren, rutschen in ihrer Eco-Version ins hintere Mittelfeld ab. Richtig schlecht ist deswegen aber keiner der Eco-Reifen, das muss auch erwähnt werden.

Spritsparreifen mit weniger Profiltiefe

Spritsparreifen mit weniger Profiltiefe

Was zeichnet nun einen Eco-Reifen aus? In die Gummimischung kann man nicht hineinsehen, dort dürfte auch nicht das Geheiminis liegen. Am auffälligsten ist die Tatsache, dass Reifen mit geringerem Rollwiderstand meistens eine geringere Profiltiefe auf­weisen. Tendenziell ergeben sich daraus zwar schlechte Eigenschaften auf nasser Fahrbahn, vor allem beim Aquaplaning, aber nicht prinzipiell auch eine geringere Laufleistung.

Im Einzelfall können die Ergebnisse dann aber wieder auseinanderdriften: Der Michelin Energy Saver+ weist in der Dimension 205/55 R 16 mit 6,5 mm Profiltiefe einen ­Millimeter weniger auf als der Durchschnitt aller anderen Reifen, trotzdem erreicht er die gleiche Laufleistung wie sein Bruder ­Primacy 3 mit 7,4 mm. Vergleicht man wei­tere Kriterien von Primacy 3 und Energy ­Saver+, so sind nur geringe Unterschiede wahrzunehmen. Am Ende ist der Primacy dann doch die bessere Wahl, vor allem wegen der deutlich besseren Nassgriff-Ergebnisse.

Reifenlabel: keine Aussage über Aquaplaning

Bild: EU-Kommission

Das Reifenlabel informiert
lediglich über den
Kraftstoffverbrauch,
das Bremsverhalten auf
nasser Fahrbahn und über
das Außengeräusch

Das Reifenlabel, das der Kundschaft die Entscheidung beim Kauf eigentlich erleichtern soll, sorgt mitunter für zusätzliche Irritation. So bedeutet ein A im Nassgriff nicht unbedingt, dass ein Reifen bei Nässe insgesamt sehr gut ist. Der Label-Buchstabe beschreibt nämlich nur die Bremsleistung, nicht aber andere Nässe-Kriterien wie etwa das Aquaplaningverhalten.

So erklärt sich, warum der Bridgestone Ecopia sowohl im Rollwiderstand als auch im Nassgriff den Label-Buchstaben A aufweist und trotzdem gemeinsam mit Michelin und dem letzten der Tabelle, Nankang, zu den schlechtesten beim Aquaplaning gehört. Auch dieser Eco-Bridge­stone zeichnet sich durch besonders geringe Profiltiefe aus, die offenbar grundsätzlich ein entscheidendes Kriterium bei Aqua­planing ist.

Während die Eigenschaften von Reifen in anderen Kriterien über die gesamte Lebensdauer einigermaßen konstant bleiben, verschlechtert sich das Aquaplaningverhalten am schnellsten. Auch in dieser Hinsicht wäre der Bridgestone Turanza die bessere Wahl, weil er bei Nässe der insgesamt bessere ­Reifen ist als sein Eco-Bruder.

Neues Verwirrspiel der Hersteller

In jüngster Zeit kommt es zu einem weiteren Phänomen, das nicht nur der Kundschaft das Leben schwer macht, sondern auch den Institutionen, die Reifentests durchführen. Reifen mit identer Typenbezeichnung und gleichem Produktionsjahr können auf dem Reifenlabel unterschiedliche Wertungen ausweisen.

Das kann nur darauf hindeuten, dass im Lauf des Produktionsjahres zumindest Gummimischungen verändert werden. Das heißt, dass man neben dem Reifentyp und dem Load-Index auch noch das Reifen­label kontrollieren muss, um sicherzugehen, dass der Reifen, den man gerade kauft, mit dem getesteten ident ist. Will die Industrie mit dieser Vorgangsweise Reifentests ad ­absurdum führen?

Testtabelle: 3/2015 Sommerreifen 185/60 R 14 H

Testtabelle: 3/2015 Sommerreifen 205/55 R 16 V

Zusammenfassung

  • Reifenlabel. Die Angaben auf dem Reifenlabel sind prinzipiell sinnvoll, spiegeln im Einzelfall aber nicht unbedingt die ganze Wahrheit wider. Sie stellen nur einen knappen Auszug aus der Summe aller Eigenschaften eines Reifens dar.
  • Nassgriff. Das Verhalten eines Reifens bei Nässe ist ein Schlüsselkriterium für die Sicherheit beim Autofahren. Das Qualitätsurteil laut Reifenlabel bezieht sich aber nur auf die Bremswirkung, andere wichtige Kriterien wie Aquaplaning und Handling spiegeln sich darin nicht wider.
  • Reifentype. Genaue Reifentype und Produktionsmonat allein sind kein sicheres Erkennungsmerkmal mehr, dass es sich beim gekauften Reifen tatsächlich um den getesteten handelt. Die Hersteller modifizieren ihre Reifen offenbar auch ohne Ankündigung, zu erkennen an geänderten Buchstaben auf dem Reifen-Label. Lassen Sie sich daher auf der ­Rechnung die Label-Werte bestätigen (und am besten auch gleich den Produktionszeitraum).

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