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Sommerreifen - Leistung durch Ausgewogenheit

  • Verschleiß und Nässeeigenschaften verlangen Kompromisse
  • Ganzjahresreifen können auch im Sommer mithalten

Entweder "wassertauglich" oder verschleißfest

Ein guter Reifen ist vor allem das Ergebnis perfekter Kompromisse: Der Zielkonflikt zwischen Härte der Gummimischung und Griffigkeit zeigt sich vor allem auf nasser Fahrbahn sehr deutlich. Zwei konkrete Beispiele: Der Michelin Energy, der auf besonders geringen Verschleiß ausgelegt ist, verbockte ein deutlich besseres Gesamturteil, indem er im Aquaplaning-Test in der kleineren Reifendimension 175/65 R 14 diesmal nicht überzeugen konnte. Anders der Uniroyal Rally, der seinen guten Ruf als Regenreifen in  beiden Dimensionen tapfer verteidigte, aber jeweils auf Kosten eines erhöhten Verschleißes. Als ebenfalls wassergewandt, aber wenig verschleißfest zeigte sich der Dunlop SP Sport.

Die besten Kompromisse

Trotzdem gibt es einen klugen Kompromiss, schließlich beweisen mehrere Modelle beider Reifenkategorien, dass der Zielkonflikt nicht völlig unlösbar ist. Bei den 195er-Reifen für die Kompaktwagen gelang einigen  Modellen immerhin ein Gut in beiden Bewertungskriterien (nasse Fahrbahn und Verschleiß). Bei den Kleinwagenreifen fiel das Ergebnis noch etwas besser aus, hier ist an der Spitze sogar die Kombination von guten Nässeeigenschaften und sehr gutem Verschleiß zu finden (Pirelli P 3000, Firestone F 590 Fuelsaver). Jedenfalls war die Spreizung der Ergebnisse zwischen Verschleißfestigkeit und Nässeverhalten deutlich größer als in anderen Kriterien.

Teurer bedeutet nicht guter Reifen

Auf trockener Fahrbahn lagen die Resultate insgesamt etwas näher beisammen, noch weniger Unterschiede zwischen den Reifen gab es im Komfort. All diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass es vor allem auf die Ausgewogenheit der Eigenschaften ankommt. Und dazu gehört natürlich auch der Preis. Ein höherer Preis für den Reifen lässt sich über eine lange Lebensdauer, das heißt hohe Verschleißfestigkeit, am leichtesten hereinspielen, nicht unwesentlich wirkt sich hier allerdings auch die Fahrweise aus, für die der Reifen nichts kann.

Spritersparnis: ungewiss  

Die Treibstoffersparnis durch geringeren Rollwiderstand ist hingegen sehr schwer quantifizierbar, da hier der Einfluss der Fahrweise noch viel dominanter ist. Jedenfalls lassen sich hundert Euro Mehrpreis für einen Satz Reifen viel eher durch einen sensiblen Gasfuß reinspielen als durch eine bessere Rollwiderstandsnote im Test. Unbedingt ist hier zu berücksichtigen, dass ein hoher Preis keine Qualitätsgarantie darstellt und dass gleichzeitig relativ preisgünstige Reifen oft weit vorne in der Wertung liegen.

Zwei Reifendimensionen getestet

Von den beiden getesteten Reifendimensionen sind von vorneherein keine besonders sportlichen Eigenschaften zu erwarten, dennoch zeigten insbesondere die 195er durchaus sehr gute Fahrleistungen auf trockener Fahrbahn. Und der Vergleich mit den Ergebnissen des Vorjahres, wo Reifen der Dimension 205/55 R 16 unter die Lupe genommen wurden, zeigt sogar einen Vorteil der schmaleren und deutlich billigeren 195er-Pneus im Aquaplaning-Verhalten. Allerdings sind die breiteren Reifen bezüglich Seitenführung und Handling tendenziell besser – auch bei Nässe.

Kleinere Reifen, weniger Verschleiß

Vergleicht man die 195er-Reifen für Kompaktwagen mit den 175ern für Kleinwagen, so ist zu erkennen, dass die kleineren Reifen auch geringerem Verschleiß unterliegen. Einzig mögliche Erklärung ist die geringere Motorleistung, der sie üblicherweise ausgesetzt sind. Was hohe Geschwindigkeiten angeht, braucht man sich reifenseitig heutzutage kein Kopfzerbrechen mehr zu machen, den Schnelllauftest haben alle Produkte problemlos bestanden.

Teurere Allrounder

Ganzjahresreifen sind inzwischen fixer Bestandteil unserer Winterreifen-Tests, wo sie sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielen, vom Totalabsturz in einzelnen Disziplinen bis zu einem vorderen Gesamtrang ist immer wieder alles drinnen. Aber wie verhält sich ein Ganzjahresreifen im Sommer? Erstaunlicherweise zeigten sie eine tolle Verschleißfestigkeit, was man ja von wintertauglichen Gummimischungen nicht zwangsweise erwarten würde.

Vorteil: kein Wechsel nötig

Die Nachteile der Allrounder liegen vor allem im Preis, das wirkt sich beim Vergleich von Sommerreifen noch krasser aus als bei Winterreifen, die ja grundsätzlich schon auf einem etwas höheren Preisniveau liegen. Dieses Preisproblem der Ganzjahresreifen wird durch gute Verschleißfestigkeit etwas entschärft. Dazu kommt noch, dass man sich bei Ganzjahresreifen eine zweite Felgengarnitur, die Lagerung der Räder und das zweimal jährliche Umstecken erspart.

Die "guten" 175/65 R14T

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Die "guten" 195/65 R15H

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Semperit Speed Comfort Autoreifen Sommerreifen Semperit Speed Comfort | Bild: Stiftung Warentest

Kompetent mit Konsument

  • Vergleichbarkeit. Reifen mit gleicher Typenbezeichnung erreichen in unterschiedlichen Dimensionen oft sehr unterschiedliche Ergebnisse, weil sie mitunter auch konstruktiv anders aufgebaut sind. Ergebnisse sind also nicht einfach übertragbar.
  • Profiltiefe. Bei Erreichen der gesetzlich vorgeschriebenen 1,6 mm Profiltiefe ist mit erheblichen Leistungseinbußen zu rechnen, vor allem bei Nässe. Sommerreifen sollten deshalb bereits bei drei bis vier mm Profiltiefe getauscht werden. Wichtig für Ganzjahresreifen-Benützer: Als Winterreifen gelten sie nur bis 4 mm Profiltiefe.
  • Sicherheitsfaktor. So groß die Fortschritte bezüglich Sicherheit und Verschleiß auch gediehen sind, die qualitativen Unterschiede, jedenfalls auf den ersten zehn Rängen sind gering. Ein paar km/h weniger im Regen bringen mehr Sicherheit als der teuerste Reifen, und ein sensibler Gasfuß ist immer noch der einfachste Weg zu weniger Kraftstoffverbrauch.

So haben wir getestet

Aus einem europäischen Gemeinschaftstest von Verbraucherorganisationen und Automobilclubs, veröffentlichen wir die Ergebnisse der in Österreich erhältlichen Modelle. Das Testurteil konnte nicht besser sein als das Gruppenurteil für „nasse Fahrbahn“.

Nasse Fahrbahn

Handling: Zeitwertung und subjektives Urteil auf dauerberegnetem 1900-Meter-Kurs. Bremsen: ABS-Bremsungen auf Asphalt und Beton aus 80 auf 20 km/h.
Aquaplaning auf Geraden: Einfahrt in ein 7 mm tiefes Wasserbecken mit konstantem Tempo und Beschleunigung.
Aquaplaning in Kurven: Befahren einer 200-m-Kreisbahn mit einem dauerberegneten Teilstück von 4 mm Wassertiefe.
Seitenführung : Befahren einer dauerberegneten Asphaltkreisbahn im Geschwindigkeitsgrenzbereich.

Trockene Fahrbahn

Hochgeschwindigkeitsfahrten auf der Nordschleife des Nürburgrings und subjektive Beurteilung der Spurtreue in Kurven und bei Spurwechseln.

Komfort

Federung: Befahren einer Messstrecke mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten; bei Einzelstößen mit 80 km/h, bei hohen, mittleren und niederfrequenten Anregungen mit 30 bis 100 km/h.
Innengeräusch: subjektive Beurteilung auf trockenem Asphalt und Beton mit 80 bis 30 km/h bei abgestelltem Motor.

Umwelteigenschaften

Verschleißfestigkeit: Prüfung im Konvoi über etwa 10.000 Kilometer, Messung der Profiltiefe in regelmäßigen Abständen.
Rollwiderstand: Verbrauchsmessungen bei 80, 100 und 130 km/h Konstantfahrt.
Außengeräusch: subjektive Beurteilung einer Kunstkopfaufnahme der Abrollgeräusche auf einer ISO-Asphaltstrecke mit 80 km/h bei abgestelltem Motor sowie Ermittlung der Messwerte in dB(A).

Schnelllaufprüfung

Höchstgeschwindigkeitstest nach den über die DIN 78051 hinausgehenden Anforderungen unseres Prüfprogramms.

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