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Sommerreifen - Breite im Anrollen

  • Mehrzahl der Pneus mit ausgewogenen Eigenschaften
  • Deutliche Verbesserungen im Komfort
  • Rollwiderstand und Außengeräusch oft zu hoch

Zunehmende Motorleistung und geringerer Luftwiderstand haben dazu geführt, dass selbst viele Kompaktwagen in ihrer Höchstgeschwindigkeit an die 200-km/h-Marke herankommen oder sie sogar überschreiten. Das stellt neue Anforderungen an die Reifen, und zwar in allen Disziplinen, vom Aquaplaningverhalten bis zur Spurtreue. Konsequenz daraus: Niedrige Reifenquerschnitte (Verhältnis Breite zu Flankenhöhe) sind heute Stand der Technik. Deshalb testeten wir diesmal das Format 185/60 R14 H (bis 210 km/h), wie es mittlerweile sehr häufig bei Kompaktwagen vorkommt. Ebenfalls eine inzwischen sehr weit verbreitete Dimension ist 195/65 R15 V (bis 240 km/h) bei den Familienautos. Unsere Fahrzeuge im Test: Die Dimension 185/60 R14 wurde auf einem VW Polo montiert, 195/65 R15 auf einem Audi A4.

Hohes Komfortniveau

Gleich vorab: Die überlieferte Ansicht, Niederquerschnittreifen hätten schlechtere Federungseigenschaften, breitere Reifen höhere Abrollgeräusche, kann in dieser schlichten Logik nicht bestätigt werden. Zwar federn die Reifen im 65er-Format tatsächlich etwas besser als die im 60er-Querschnitt, allerdings machen die breiteren 195er sogar weniger Lärm nach außen als die etwas schmäleren 185er. Das Komfortniveau ist aber gegenüber früheren Niederquerschnittreifen deutlich gestiegen; die Abrollgeräusche außen sind hingegen immer noch tendenziell zu hoch.

Das wichtigeste beim Test

Doch der Reihe nach: Das wichtigste bei Sommerreifen-Tests sind die Fahr- und Bremseigenschaften auf nasser Straße. Auf trockenem Untergrund sind fast alle Reifen gut oder sehr gut. Der schlechteste am Trockenen, aber immer noch mit Note „durchschnittlich”, ist der Billgreifen Barum Bravuris.

Nässeergebnis

Nasse Fahrbahn also: Punktegleich an der Spitze liegen Bridgestone Turanza ER 70 (185er) und Maloya Futura Sport V (195er). In beiden Dimensionen sind Vredestein und Toyo Roadpro ganz vorne zu finden. Bei vier Reifen führte das Nässeergebnis zur Abwertung des Testurteils, der Ganzjahresreifen Goodyear Eagle Vector EV 2 verpasste dadurch haarscharf die Testnote „gut”.

Verschleiß und Rollwiderstand

Zwei weitere herausragende Details. Der Goodyear Eagle Vector EV 2 zeichnet sich durch besonders niedrigen Verschleiß aus, was man rein gefühlsmäßig von einem Reifen, der auch tadellose Wintereigenschaften besitzt, nicht erwarten würde. Jedenfalls kompensiert die höhere Lebenserwartung zumindest einen Teil des hohen Preises. Es gibt aber noch einen weiteren Reifen, auch nicht billig, aber ebenfalls mit hervorragenden Verschleißeigenschaften, nämlich den Continental Premium Contact, allerdings nur im 185er-Format. Mit besonders geringem Rollwiderstand lockt der Michelin Energy XH3, ebenfalls ein Mitglied der gehobenen Preisklasse, das verspricht, über geringeren Spritverbrauch Geld zu sparen.

Keine Reifen, die in allen Disziplinen überlegen sind

Hier tritt klar zu Tage: Die Reifenentwickler müssen seit jeher mit einem Kompromiss leben – verbessert sich die eine Eigenschaft, verschlechtert sich eine andere automatisch, sodass es den Reifen, der in allen Disziplinen überlegen ist, nicht geben kann. Ein Reifenhersteller muss sich vorher entscheiden, auf welches Kriterium er am meisten Wert legt. Mehr ist auch für die Besten und Teuersten nicht drinnen.

Ende der Billigmarken

Damit erklärt sich auch diese sehr breite Mitte an Reifen mit recht ausgewogenen Eigenschaften, was aus Konsumentensicht ja ganz erfreulich ist. Nur wenige (teure) stechen heraus, nur wenige (billige) zeigen punktuell signifikante Schwächen. Auch alte Imagemuster stimmen nicht mehr: Produkte, die sich früher über den Preis am Markt behaupteten (z. B. Maloya), sind heute oft weder billiger noch insgesamt schlechter als die etablierten Top-Marken.

Preisangaben mit großer Vorsicht betrachten

Apropos Reifenpreise: Es gibt zwar bei einigen Herstellern empfohlene Verkaufspreise, die sind allerdings in der Realität kaum von Bedeutung. Das gilt besonders für Winterreifen, aber auch bei Sommerreifen sind Preisangaben mit großer Vorsicht zu betrachten. Reifenhändler sind bestrebt, von Saison zu Saison ihre Lager zu leeren. So kann es schon vorkommen, dass ein Engpass in der einen Dimension den Preis in die Höhe treibt, während eine andere Dimension des gleichen Produkts günstig abverkauft wird, um nicht darauf sitzen zu bleiben.

Angebote einholen. Telefonisch erfahren Sie einen Preis am ehesten, wenn Sie die Sache gut vorbereitet angehen. Genaue Fahrzeugtype und gewünschte Reifendimension sollten Sie sofort parat haben und auch wissen, in welche Richtung Sie zielen: Top-Produkt, Mittelklasse oder Billigware.

Setpreis nachrechnen. Oft wird ein großzügiger Rabatt gewährt und dann bei Montage und Wuchten kräftig zugelangt und obendrein eine Entsorgungsgebühr für die Altreifen verrechnet. Folglich ist nur der Gesamtpreis für alle vier Reifen inklusive Werkstattgebühren für einen Vergleich wirklich interessant.

Geschwindigkeitsklasse prüfen. Schwächer motorisierte Basismodelle werden aus logistischen Gründen häufig mit Reifen einer zu hohen Geschwindigkeitsklasse ausgestattet. Überprüfen Sie deshalb anhand des Typenscheins, ob Sie so „schnelle” und damit teurere Reifen überhaupt brauchen.

Aus einem internationalen Gemeinschaftstest, durchgeführt von Automobilclubs (Testleitung für Österreich: ÖAMTC) und Verbraucherorganisationen, veröffentlichen wir die Ergebnisse von 33 auch in Österreich erhältlichen Modellen. Das Testurteil konnte nicht besser sein als das Gruppenurteil für „nasse Fahrbahn“.

Nasse Fahrbahn

Bremsen: ABS-Bremsungen auf Asphalt und Beton aus 90 auf 20 km/h.
Aquaplaning auf Geraden: Einfahrt in ein 7 mm tiefes Wasserbecken mit konstantem Tempo und Beschleunigung.
Aquaplaning in Kurven: Befahren einer 200-m-Kreisbahn mit einem dauerberegneten Teilstück von 4 mm Wassertiefe. Handling: Zeitwertung und subjektives Urteil auf dauerberegnetem 1900-Meter-Kurs.
Seitenführung: Befahren einer dauerberegneten Asphaltkreisbahn im Geschwindigkeitsgrenzbereich.

Trockene Fahrbahn

Hochgeschwindigkeitsfahrten auf der Nordschleife des Nürburgrings und subjektive Beurteilung der Spurtreue in Kurven und bei Spurwechseln.

Komfort

Federung: Befahren einer Messstrecke mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten; bei Einzelstößen mit 80 km/h, bei hohen, mittleren und niederfrequenten Anregungen mit 30 bis 100 km/h.
Innengeräusch: subjektive Beurteilung auf trockenem Asphalt und Beton mit 80 bis 30 km/h bei abgestelltem Motor.

Umwelteigenschaften

Außengeräusch: subjektive Beurteilung einer Kunstkopfaufnahme der Abrollgeräusche auf einer ISO-Asphaltstrecke mit 80 km/h bei abgestelltem Motor sowie Ermittlung der Messwerte in dB(A).
Rollwiderstand: Verbrauchsmessungen bei 60, 100 und 130 km/h Konstantfahrt.
Verschleißfestigkeit: Prüfung im Konvoi über etwa 10.000 Kilometer, Messung der Profiltiefe in regelmäßigen Abständen.

Schnelllaufprüfung

Höchstgeschwindigkeitstest nach den über die DIN 78051 hinausgehenden Anforderungen unseres Prüfprogramms.

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