Zum Inhalt

Regionalverkehr - Mobil ohne Auto

Das Angebot von Bahn und Bus am Land wird langsam besser. Hinzu kommen Bedarfsverkehre, die Mobilität auch ohne eigenes Auto ermöglichen sollen.

Die Auto-Abhängigkeit einer Region zeigt sich an der Dichte an Zweit- und Dritt-Pkw. Während in Wien lediglich neun Prozent der Haushalte mit Auto auch einen Zweit- oder Drittwagen besitzen, sind es z.B. in den Flächenbundesländern Niederösterreich und Oberösterreich 38 bzw. 39 Prozent. Diesen Prozentsatz zu senken, ist ein wichtiger Baustein dafür, dass die vereinbarten Klimaziele in Österreich erreicht werden können.

Attraktivierung des Regionalverkehrs

Attraktive Regionalbahnen mit einem durchgängigen, leicht merkbaren Taktverkehr sowie einer Ausweitung der Betriebszeiten am Abend und am Wochenende sind das Rückgrat klimaverträglicher Mobilität. Oft gibt es noch deutliche Angebotslücken. Doch immer mehr Beispiele zeigen: Es geht auch anders. Im Bregenzerwald gelang es auch ohne Bahn, durch Attraktivierung des regionalen Landbusses, von 2010 bis 2018 rund ein Drittel mehr Jahreskarten zu verkaufen.

Mikro-ÖV-Lösungen

Als Ergänzung zum klassischen ­Linienverkehr bewähren sich für die Flächenerschließung neue, flexible sogenannte Mikro-ÖV-Lösungen (ÖV steht für „öffent­licher Verkehr“): Bedarfsverkehre wie Anruf­sammeltaxis sowie Car- oder Bikesharing- Systeme.

Im Lieser- und Maltatal in Kärnten wurde im Jahr 2018 gemeindeübergreifend ein neues Linienbussystem mit Stundentakt ins nächste regionale Zentrum Spittal an der Drau umgesetzt; ergänzt durch ein E-Carsharing- und E-Bikesharing-Angebot inklusive Ladeinfrastruktur in allen fünf ­Gemeinden. Auch das Projekt „BodenseeMobil” verknüpft den öffentlichen Verkehr mit einem Carsharing-Angebot im länd­lichen Raum. In Niederösterreich bieten bereits 81 Gemeinden E-Carsharing an.

Lücken schließen

Lücken schließen

Die Vernetzungsplattform „ISTmobil” (ISTmobil) organisiert Bedarfsverkehre ­bereits in 11 Regionen. Begonnen wurde im Bezirk Korneuburg mit dem Lückenschluss des öffentlichen Verkehrsnetzes durch Anrufsammeltaxis. Das erhöht vor ­allem die innerörtliche Erreichbarkeit in ­Gemeinden – etwa zum Arzt, zum Einkaufen, ins Gemeindezentrum und als Zubringer zu bestehenden Bus- und Bahnlinien.

Seit ­Jänner 2020 hat ISTmobil in der Oststeiermark für 61 Gemeinden das Sammeltaxi „SAM“ organisiert, die laut Eigenangaben größte Mikro-ÖV-Lösung Europas. Fahrten mit SAM sind von 7 bis 19 Uhr zwischen den über 3.000 fußläufig erreichbaren und gekennzeichneten Sammelhaltepunkten in der Region möglich. Die Tarife richten sich nach der Anzahl der Personen im Fahrzeug sowie nach vorgegebenen Kilometer-Intervallen.

Datenbank bedarfsverkehr.at

Der Tourismus ist ein wichtiger Koopera­tionspartner für die Auslastung öffentlich zugänglicher Mobilitätsangebote in der Re­gion. In der Datenbank bedarfsverkehr.at kann nachgesehen werden, ob eine gewünschte Reiseregion bereits Mobilität ohne eigenes Auto ermöglicht – über 900 Gemeinden werden da bereits ausgewiesen.

Einfaches Tarifsystem

Einfaches Tarifsystem

Neben guter Bedienungsqualität ist ein einfach nachvollziehbares und buchbares sowie kostengünstiges Tarifsystem ein wichtiger Erfolgsfaktor. Nicht nur in Wien ist die 365-Euro-Jahreskarte ein Verkaufsschlager. Auch in Vorarlberg stieg nach Einführung einer 365-Euro-Jahreskarte im Jänner 2014 die Zahl der verkauften Jahreskarten von rund 50.000 auf knapp 72.400 im Jahr 2018. In Tirol wurden nach Einführung eines ­Jahrestickets um 490 Euro im Juni 2017 bis Jahresende 2018 um 60 Prozent mehr ­Jahrestickets verkauft.

Vorteile der Digitalisierung

Die Digitalisierung bietet neue Chancen, die Nutzung des öffentlichen Verkehrs ­attraktiver zu machen. In Vorarlberg wurde im September 2018 mit der App „Fairtiq” erstmals in Österreich ein digitales Fahr­karten-System eingeführt, das Fahrten im öffentlichen Verkehr automatisch registriert und im Nachhinein den günstigsten Tarif verrechnet. Die für Seltenfahrer oft hohe Einstiegsbarriere einer undurchsichtigen Ticketwahl vor Fahrtantritt fällt bei solchen Systemen weg.

1-2-3-Ticket

In naher Zukunft könnte das kostengünstige 1-2-3-Ticket (Jahreskarten für alle öffent­lichen Verkehrsmittel in ein oder zwei Bundesländern sowie in ganz Österreich), dessen Umsetzung sich die aktuelle Regierung ins Regierungsprogramm geschrieben hat, österreichweit eine große Schubwirkung in Richtung öffentlicher Verkehr bringen.

Links zum Thema

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Fahrradanhänger - Für Kinder

Die Debatte rund um die Sicherheit von Kinderfahrradanhängern verunsichert viele Eltern. Ein aktueller Test zeigt: Es gibt gute Produkte am Markt. Die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen würde mehr gegenseitige Rücksichtnahme. 

Fahrverbote in italienischen Städten - Die Zonen-Falle

Wer mit dem Auto in Italien unterwegs ist, sollte besonders die Fahrverbote in den Innenstädten beachten. Fährt man ohne Sondergenehmigung in eine sogenannte „zona a traffico limitato“ ein, kann es richtig teuer werden.

Hund und Recht - Gute Führung


Liebe allein genügt nicht. Ein Hund muss auch entsprechend geführt werden, damit er für ­andere nicht zum Ärgernis oder gar zur Gefahr wird. Wo es dem Hundehalter an der ­Fähigkeit oder Bereitschaft dazu mangelt, greift der Gesetzgeber regulierend ein.

Auto-Notrufsysteme: eCall - Das gläserne Auto


Der europaweite Notruf eCall gilt als Schlüssel zur Vernetzung des Automobils. Während sich dessen Einführung verzögert, feilen die Autohersteller längst an ihren eigenen Systemen, um möglichst viele Daten ihrer Kunden auszuforschen.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang