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ÖBB: Vorteilscard und Österreichcard - Kein Durchblick für Stammkunden

Mit Vorteilscards und Österreichcards versuchen die ÖBB, Fahrgäste als Stammgäste zu binden. Aber selbst gewiefte Bahnfahrer haben Mühe, die mit diesen Cards verbundenen Zuckerln zu eruieren.

Rund 1,6 Millionen ÖBB-Vorteilscard-Kunden gibt es. Eine ÖBB-Vorteilscard ermäßigt Bahntickets in Österreich (ausgenommen Zahnradbahnen, Sonderverkehre, CAT City Airport Train) um 45 Prozent (beim Kauf am Fahrkarten­schalter) bzw. 50 Prozent (beim Kauf am Automaten oder im Internet). Bahnfahrten über die Staatsgrenze werden um 25 Prozent billiger. Die „normale“ Vorteilscard Classic ist mit 99,90 Euro am teuersten, die Sonderkategorien sind deutlich günstiger: Vorteilscard Familie (Familie mit Kindern unter 15), Vorteilscard ­Jugend < 26 sowie Vorteilscard Spezial (Behinderte) kosten 19,90 Euro; Vorteilscard Senior (Frauen ab 60 und Männer ab 65 Jahre) 26,90 Euro und Vorteilscard Blind 18,90 Euro.

Konkurrenz für ÖBB: WESTbahn Management GmbH

Rechnen sich die Vorteilscards der Sonderkategorien bereits mit einer Fahrt Wien–Salzburg, rentieren sich die 99,90 Euro einer Vorteilscard Classic ab etwa drei Fahrten Wien–Graz und retour oder zwei Fahrten Wien–Salzburg und retour. Eine Rechnung, die ab Dezember 2011 neu angestellt werden muss, wenn auf der Strecke Wien–Salzburg der ÖBB-Konkurrent WESTbahn Management GmbH fährt und ­seine Fahrgäste zum halben Preis eines ÖBB Tickets befördert. Die Österreichcard der ÖBB ist eine Jahresnetzkarte für alle Züge in Österreich (ausgenommen Zahnradbahnen, Sonderverkehre, CAT City Airport Train). Auch sie enthält im Wesentlichen die Begünstigungen einer Vorteilscard, etwa ermäßigte Carsharing-Tarife, verbilligte Tickets zum Flughafen Wien Schwechat in den Bussen der ÖBB Vienna Airport ­Lines und im CAT City Airport Train.

Österreichcard

Die Österreichcard gibt es in den gleichen Kategorien wie die Vorteilscard (für 1. und 2. Klasse). Die Preise (2. Klasse): Ö-Card < 26 und Spezial (Menschen mit Behinderungen) 1.050 Euro; Classic 1.790 Euro; Senior 1.260 Euro; Familie 1.900 Euro. Im Unterschied zur Vorteilscard Familie erhalten bei der ­Österreichcard Familie alle Familienmitglieder (Eltern und Kinder bis 15) eine eigene Karte und können damit auch alleine reisen. Und die Österreichcard kann ohne Mehrkosten in Teilzahlung gekauft werden.

In Bussen nicht gültig

In den Bussen der Verkehrsverbünde (außer VOR Verkehrsverbund Ost-Region) berech­tigen Vorteilscard Familie, Senior, Blind und Spezial zu ermäßigten Fahrten, nicht jedoch die Vorteilscard Classic, < 26 und Österreichcard – was vor allem Kunden des ÖBB-Unternehmens Postbus schwer zu erklären ist. Die ÖBB argumentieren, die in den Bussen geltenden Tarife der Verkehrsverbünde untersagten das (siehe dazu auch Bahnfahren: Entwertet)

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Leere Versprechungen

Die Auflistung der Vorteilscard-Vergünsti­gungen auf der ÖBB-Website mit den All­gemeinen Geschäftsbedingungen für die ­Vorteilscard ist erstaunlich fehlerhaft. Das ­angeführte „Haus-Haus-Gepäck plus zum Sparpreis“ gibt es nicht (mehr). Von einer ­„Buchungsermäßigung in den Reisebüros am Bahnhof“ wissen diese auf Nachfrage nichts. Was „supergünstige Globalpreise mit der SparSchiene“ bedeuten, ist rätselhaft: Die SparSchiene-Preise werden durch eine Vorteilscard jedenfalls nicht mehr niedriger. ­„Vergünstigungen bei Schlafwagenfahrten“ gibt es nur bei Schlaf- und Liegewagen mit Globalpreisen, also in jenen Nachtzügen nach Deutschland, Italien und in die Schweiz, welche die ÖBB eigenwirtschaftlich betreiben.

Fehlendes in der Liste

Anderes wiederum fehlt in der Liste: etwa der Halbpreis bei Fahrrad-Tageskarten und Inter­city-Biking. Oder die Vergünstigungen bei nextbike-Leihrad (www.nextbike.at) mit Standorten in Niederösterreich, dem Burgenland und Vorarlberg (Leihrad erste Stunde gratis, Tagesgebühr 4 statt 5 Euro), die zwar auf Bahnhofs-Plakaten beworben werden, aber auf der ÖBB-Website unerwähnt bleiben.

Punkte sammeln

Vorteilscard- und Österreichcard-Kunden ­nehmen automatisch am „ÖBB Club & Bonus-Programm“ teil.  Werden ÖBB-Leistungen bargeldlos gekauft, gibt es Bonuspunkte (1 Euro = 1 Bonuspunkt). 1.200 Punkte adeln zum VIP-Kunden der ÖBB mit zusätzlichen Vorteilen wie kostenloser Sitzplatzreservierung und Zutritt zu den ÖBB- und DB-Lounges. Ab 1.700 Punkten gibt es Reisegutscheine im Wert von 2 Prozent des Punktesaldos, ab 2.000 Punkten sind es 3 Prozent. Jahres-, ­Monats- oder Wochenkarten, wie sie vor allem Pendler nutzen, sind in der Regel Tickets eines Verkehrsverbundes und nicht der ÖBB. Daher gibt es dafür keine Bonuspunkte.

Wechsel in die erste Klasse

Mit der Österreichcard kann man im Zug um 7 Euro Aufzahlung von der 2. in die 1. Wagenklasse wechseln, wenn dort Plätze frei sind. Österreichcard-Kunden sowie Vorteilscard-VIP-Kunden (ab 1.200 Bonus-Punkten) können bei freien Kapazitäten im ÖBB-Liege­wagen kostenlos vom 6er- auf ein 4er-Abteil sowie im ÖBB-Schlafwagen vom „double“- auf ein „single“-Abteil upgraden.

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Stammkunden im Nachteil

Kürzlich unternahmen wir (2 Ehepaare, 60+) eine Bahnfahrt von Krems nach Rosenburg und retour. Eine Person hatte eine Vorteilscard und bezahlte 7,80 Euro. Die drei anderen bekamen auf Vorschlag des Beamten bei der Kassa den Gruppentarif und zahlten 10,80 Euro, also pro Person 3,60 Euro für Hin- und Rückfahrt.

Martin Probst
E-Mail
(aus KONSUMENT 11/2011)

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