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ÖBB: Die Fülle der Tarife - Preismysterien

  • Spezialpreis durch Streckenstückelung
  • Nach Sonderangeboten fragen
  • Gemeinsames Reisen macht Bahnfahren oft billiger

Auf Auskunft angewiesen

Jede neue ÖBB-Führung tritt mit der Ansage an, den Tarifdschungel endlich lichten zu wollen. Und erfindet stets noch ein paar Angebote dazu. Das Ergebnis ist eine Tarifvielfalt, die dem Durchschnittsfahrgast mittlerweile die selbstständige Orientierung unmöglich macht. Er ist auf Treu und Glauben dem ausgeliefert, was ihm am Bahnschalter bzw. am Telefon vom Callcenter erzählt wird. Oder dem, was er in den Werbefoldern und auf der ÖBB-Homepage findet. Dass dabei immer der niedrigstmögliche Tarif herauskommt, ist keinesfalls sicher.

Verwirrende Verbundtarife

So haben die neun Verkehrsverbünde Österreichs zwar regional die Tarife der öffentlichen Verkehrsmittel vereinheitlicht. Aber für Bahnfahrende tun sich seither im Nebel zwischen ÖBB-Tarif und Verbundtarifen Preismysterien auf, wie Briefe an uns immer wieder belegen. So kommt es vor, dass für die Hinreise ein anderer Preis als für die Rückreise zu zahlen ist. Und die ÖBB haben ihre liebe Not, ihrer Kundschaft dieses Verwirrspiel zu erklären.

Denn wenn der Fahrscheinautomat für die Strecke Melk–Wien West den Vollpreis von 12,90 Euro ausweist und er, sobald man ihm den Besitz einer Vorteilscard bekannt gibt, den 50-Prozent-Rabatt auf 6,80 Euro berechnet, tippt jeder des Rechnens mächtige Mensch auf eine Gerätestörung. Ist es aber nicht: Die Tarifarithmetik berechnet den Vollpreis nach Verbundtarif, die 50-Prozent-Ermäßigung aber nach ÖBB-Tarif. Erklären tut einem das der Automat jedoch nicht.

Der Wien-Salzburg-Effekt

Aber bereits das kleine Einmaleins der ÖBB-Tariflehre, der Standardtarif, entpuppt sich, genau studiert, als ausgefuchste Relativitätstheorie: Die vermeintliche Grundregel, dass der gefahrene Bahnkilometer umso billiger wird, je länger die Reise, stimmt relativ oft, aber nicht immer. Der Preissprung bei der Distanz 301 bis 320 Kilometer ist plötzlich überproportional hoch – „zufällig“ fällt hier der Quotenhit Wien–Salzburg hinein.

Da lohnt es sich, zu „stückeln“: etwa eine Fahrkarte Salzburg–Hallwang (8 Kilometer) plus Hallwang– Wien Stadtgrenze/Purkersdorf Sanatorium (299 Kilometer), wenn in Wien ohnehin extra eine Fahrkarte für die Wiener Linien gelöst wird. So filetiert kostet die Strecke Salzburg–Purkersdorf Sanatorium zum Vollpreis plötzlich statt 39,80 Euro nur noch 36,50 Euro.

Familien-Vorteilscard spart wirklich

So manches Sonderangebot relativiert diese Rechnerei wieder. So kann, wer sich für eine Reise zusammentut, nicht nur was erzählen, sondern bei den ÖBB oft auch sparen.

Familienbudgetfreundlich ist die Vorteilscard Familie: Für 19,90 Euro pro Jahr fahren Vater und Mutter, wenn zumindest ein Erwachsener mit Kind reist, zum 45 bis 50 Prozent ermäßigten Vorteilscard-Preis und Kinder bis 14 gratis.

Cliquen-Ticket für Internet-User

Für die Internetgeneration wurde das Cliquen-Ticket erfunden, denn nur dort ist es zu buchen ( www.oebb.at ): Auf ausgewählten Destinationen ab 51 Kilometer können damit bis zu 4 Jugendliche unter 26 Jahren, die alle eine Vorteilscard <26 um 19,90 Euro pro Jahr haben, gemeinsam zum Preis eines Standardtickets fahren. Allerdings an Wochentagen nur von 18.30 bis 6.00 Uhr; an Samstagen, Sonn- und Feiertagen durchgehend. An Sonn- und Feiertagen ist die Zahl der zu vergebenden Cliquen-Tickets beschränkt.

Mehrere Personen zahlen weniger

Auch beim 1-Plus-Freizeitticket können 1 bis 5 Personen gemeinsam reisen. Je mehr fahren, umso billiger wird es (und jede Person kann noch ein Fahrrad gratis mitnehmen). Wer eine Vorteilscard mit Kreditkartenfunktion hat, kann versuchen, im Internet auf der ÖBB-Homepage ein Cleverticket zu ergattern: Das gibt es in limitierter Zahl für ausgewählte Verbindungen über 50 Kilometer, und es ist nochmals um etwa 20 Prozent günstiger als der Vorteilscard-Preis.

Sonderangebote koppeln Bahnfahrt und Eintritt 

Zeitlich beschränkte Sonderangebote wie die Jugend-Feriennetzkarte sowie touristische Package-Angebote, die ermäßigte Bahnfahrt und Eintrittspreise koppeln, sind zwei weitere – aber längst noch nicht alle – Strategien, Bahnfahren attraktiver und zugleich die Preisstruktur unübersichtlicher zu machen.

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