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Handynavigation - Handysch navigiert

, aktualisiert am

  • Standortbestimmung bereitet vielen Handys Schwierigkeiten
  • Routenberechnung funktioniert problemlos
  • Für fallweisen Einsatz brauchbar

Wenig ist dem modernen Menschen so nah wie – sein Handy. Der Herr trägt’s griffbereit im Brusttascherl, und auch die Dame findet es meist schon nach nur wenigen Minuten in den unergründlichen Tiefen ihrer Handtasche. Was so allgegenwärtig ist, bekommt naturgemäß immer mehr Aufgaben aufgehalst: Musik wiedergeben, Radio empfangen, Termine und Adressen erfassen, E-Mails lesen und – derzeit schwer im Trend – als elektronischer Wegweiser fungieren. Marktbeobachter gehen davon aus, dass bis 2012 nahezu jeder Handybesitzer diese Funktion nutzen wird. Aber empfiehlt sich das wirklich? Wie gut finden sich die Winzlinge im Großstadtdschungel und auf dem weiten Land zurecht? Können Sie mit den „richtigen“ Navigationsgeräten fürs Auto mithalten? Wir sind der Frage exemplarisch am Beispiel von 12 Handy-/Softwarekombinationen nachgegangen. Und die Antwort ist ein klares Jein.

Was man dazu braucht

Die Handy- oder Smartphone-Hardware sollte GPS-fähig sein, das bedeutet, das Handy muss die von den Satelliten des „Global Positioning Systems“ (GPS) zur Bestimmung der geografischen Position ausgesendeten Signale empfangen und interpretieren können. Nahezu jedes moderne Handy verfügt über diese Fähigkeit. Dass das in der Praxis aber keineswegs immer und überall funktioniert, werden wir noch sehen.

Aber auch jene, deren Handy GPS nicht „versteht“, müssen nicht ziellos in der Weltgeschichte umherirren: Die kostenlose Software Google maps kann statt des Satellitensignals auch die Signale der Handy-GSM-Funkzellen nutzen (auch diese Variante wurde im Test erprobt); da diese aber gottlob (noch) nicht alle 50 Meter die Landschaft „verschönern“, ist die Standortbestimmung mithilfe der Handy-Sender ungenauer als jene via GPS. Womit wir auch schon beim Punkt Software bzw. Kartenmaterial gelandet wären.

Willkommen „Onboard“

Onboard bedeutet, dass das Kartenmaterial, welches der Navigation und Routenplanung zugrunde liegt, im Handy selbst vorhanden ist. Und zwar in der Regel auf einer Speicherkarte, die man in das Gerät steckt. Gilt es jetzt eine Route von A nach B zu berechnen, greift die Software – nach erfolgter Standortbestimmung – auf das Kartenmaterial zu, um die ideale Streckenführung zu berechnen und auf dem Display anzuzeigen. Dafür ist keine (kostenpflichtige) Daten- bzw. Internetverbindung nötig und man ist unabhängig von der Qualität der Datenverbindung (die auch in Österreich abseits der Hauptverkehrsrouten durchaus eine ernst zu nehmende Einschränkung darstellen kann!). Allerdings bezahlt man natürlich für das Kartenmaterial selbst. Und: Die Karten veralten recht schnell. Wer auf dem aktuellen Stand bleiben will, muss somit auch an Updates denken – und diese erneut bezahlen. Die Kosten liegen in der Regel zwischen 80 und 130 Euro.

Es geht auch Offboard

Anders beim Offboard-Betrieb: Hier wird eine Datenverbindung zwischen dem Handy und dem gewählten Dienstanbieter hergestellt, der das Karten- und Datenmaterial an das Handy sendet. Das hat den Vorteil, dass das Gerät keine Speicherkarten lesen können muss und dass Kosten nur im Fall der tatsächlichen Nutzung anfallen. Auch erhält man jederzeit das aktuellste verfügbare Kartenmaterial, ohne sich um Updates kümmern zu müssen. Die Anbieter haben unterschiedliche Tarifmodelle, die vom Pay-per-Use (Bezahlen pro Nutzung) über die Abrechnung nach transferiertem Datenvolumen bis zur monatlichen Flatrate oder zum Jahresabo reichen. Neben den im Test angeführten Softwareanbietern offerieren übrigens auch viele heimische Handyprovider jeweils eigene Navigations-Zusatzdienste auf Offboard-Basis.

Nachteile dieser Variante: Wo kein Internetempfang via Handy möglich ist, steht man im wahrsten Wortsinn im Wald. Und die Kosten können vor allem bei Auslandsreisen ins Unermessliche steigen (Roaming-Gebühren!), wenn nach dem verbrauchten Datenvolumen abgerechnet wird. Daher sollte man Tarife wählen, die unabhängig vom benötigten Datenvolumen sind, also Flatrates (Monatspauschalen) oder Paketangebote. Wer sein Handy nur gelegentlich zum Navigieren verwenden will, fährt aber auch mit einer Flatrate nicht gerade günstig; vor allem, wenn man die meist mehrjährige Bindungsdauer berücksichtigt. Interessant in diesem Zusammenhang das Angebot von A1: Man zahlt für 1 Tag 1,50 Euro, für 1 Monat 6 Euro (im Ausland 4,50 bzw. 18 Euro), und das ohne Bindung – da bleiben die Kosten überschaubar.

Und wie klappt es in der Praxis?

Nimmt man die „Konsument“-Testurteile unserer letzten beiden Tests von Navigationsgeräten zum Vergleich, funktioniert es mit dem Handy nicht ganz so gut wie bei den Navis. Überwogen dort die „guten“ Ergebnisse, herrscht bei der Navigation via Handy „Durchschnittliches“ vor. Als Schwachstelle erwies sich vor allem die Bestimmung des aktuellen Standortes.

Positionsbestimmung

So schaffte es etwa das Samsung SGH-i900V trotz mehrerer Versuche im Stadtgebiet überhaupt nicht, unsere aktuelle Position zu bestimmen; das LG KM900 wähnte uns 25 Kilometer vom tatsächlichen Standort entfernt. In beiden Fällen ist natürlich eine Routenplanung und Navigation nicht möglich. Aber auch bei manchen jener Handy-/Softwarekombinationen, bei denen zumindest eine Positionsbestimmung möglich war, traten im weiteren Betrieb immer wieder Ungereimtheiten und arge Irritationen auf: Bei den Geräte-/Softwarekombinationen auf den Produkten von Apple, Blackberry, Sony Ericsson, LG und dem HTC G1 kam es mehrmals entweder zum Ausfall des Kartenaufbaus, Nichterkennen des GPS-Signals, ungenauen Positionsbestimmungen, Speicherüberlauf oder Netzausfällen. Das musste im Punkt „Qualität/Zuverlässigkeit“ zwangsläufig zu einer Abwertung führen, wenngleich es nicht bedeutet, dass diese Geräte überhaupt nicht funktionieren – nur eben nicht so zuverlässig, wie man sich das wohl wünschen würde; hier sollte die gute alte Straßenkarte sicherheitshalber ihren Platz im Handschuhfach behalten.

Standort verzweifelt gesucht

Am besten gleich neben dem Fläschchen mit den Baldriantropfen, denn Gelassenheit und Geduld benötigt man bei manchen Geräten in hohem Ausmaß: So lag die Durchschnittszeit für die Standortbestimmung im verbauten Gebiet bei dreieinhalb Minuten (Extremwerte: HTC von Google – 11 Sekunden, Sony Ericsson C905 – 8:43 Minuten). Im unverbauten Gebiet klappte es mit durchschnittlich einer Minute zwar besser, das Samsung SGH-i900V benötigte aber selbst hier noch mehr als 5 Minuten.

Auftretende Probleme

Störend machte sich bei allen Geräten mit „Google maps“ das (systembedingte) Fehlen einer Sprachausgabe und die fehlende Reaktion auf Abweichungen sowie die nicht angebotene Berechnung von Alternativrouten bemerkbar. Übrigens: Dort, wo eine Sprachausgabe vorhanden war, hatten unsere Tester – entgegen vielen anderslautenden Einschätzungen – keine Probleme mit der Wiedergabe durch die kleinen Handylautsprecher. Auch die Darstellung der Information auf den teilweise kleinen Displays (6,1 bis 9,6 cm in der Diagonale) machte kaum Schwierigkeiten – Navis haben schließlich kein wesentlich größeres Display: die meisten entweder 3,5 oder 4,3 Zoll (8,9 bzw.10,9 cm). Probleme gab es allerdings mit einigen Modellen bei hellem Umgebungslicht, siehe Tabelle. Die primäre Routenberechnung selbst erfolgte, war der aktuelle Standort erst einmal bestimmt, bei allen Geräten zumindest „gut“ und auch recht flott – sofern man eine solche für die Autofahrt anstellen lässt. Übrigens wird nur bei einem der 12 getesteten Handys eine Autohalterung mitgeliefert: beim Samsung I7110.

Für Fußgänger eingeschränkt

Wer sich zu Fuß durch eine fremde Stadt bewegt oder auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen möchte, für den ist das Angebot deutlich eingeschränkt, wie die Tabelle gleichfalls zeigt. Dabei wäre ja gerade das Handy mit seinen kleinen Abmessungen dafür prädestiniert. Und wenn sich die Softwareentwickler noch etwas einfallen lassen, dann wird in Zukunft auch die häufigste aller am Handy gestellten Fragen endlich überflüssig werden: „Schatz, wo bist Du gerade?“ – das Handy wird es einfach anzeigen …

Tabelle: Handynavigation 08/2009

Fahrplanauskunft fürs Handy

Auch Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel kommen mit Handy-Software leichter ans Ziel. " Scotty mobil"  heißt die ÖBB-Fahrplanauskunft fürs Handy. Damit findet man die Verbindung ­zwischen zwei beliebigen Adressen innerhalb Österreichs; das gesamte Angebot des öffentlichen Verkehrs in Österreich wird berücksichtigt (Bahn, Bus, städtische Verkehrsunternehmen). Näheres siehe dazu: Weitere Artikel - " ÖBB-Fahrplanauskunft fürs Handy 2/2009 ".

 Foto: VKI

 Fahrplanauskunft: Scotty mobil.

"qando" ist die Fahrplanauskunft der Wiener Linien. Dort erfahren Sie minutengenau, wann der nächste Bus oder die nächste Straßenbahn an einer bestimmten Haltestelle ankommt.

 Foto: qando

 Fahrplan der Wiener Linien: qando.

Zusammenfassung

Test Handynavigation: Kompetent mit "Konsument" 

  • Startschwierigkeiten hatten etliche Geräte bei der Bestimmung der Ausgangsposition für die Routen­berechnung. Die Routenfindung selbst machte keine Probleme.
  • Software und Handy. Manche Mängel sind systembedingt – etwa das Reagieren auf Abweichungen von der berechneten Route. Generell aber gilt: Ein und dieselbe Software kann im Zusammenspiel mit unterschiedlichen Handys unterschiedliche Ergebnisse erzielen.
  • Kosten sparen. Wenn die Navigation nach dem verbrauchten Datenvolumen abgerechnet wird, sind die Kosten unklar, sie können irrwitzig hoch ausfallen. Besser Tages- oder Monatspauschalen wählen!
  • Navi oder Handy. Wer nur gelegentlich der Unterstützung durch einen elektronischen Pfadfinder bedarf, wird mit den „guten“ Kombinationen aus dem Test das Auslangen finden; wer diese regelmäßig, intensiv und vor allem absolut zuverlässig benötigt, wird wohl eher das Navigationsgerät bevorzugen.

Anbieteradressen

Apple: Orange Austria Telecommunication GmbH
Brünner Straße 52
A-1210 Wien
01 277 28-0
www.orange.at

Blackberry: Mobilkom Austria AG & Co KG
Obere Donaustraße 29
A-1020 Wien
01 333 61-0
www.mobilkom.at

Brightpoint Austria GmbH
Slamastraße 23/Obj. 1
A-1230 Wien
01 615 46 46-800
www.brightpoint.at

HTC (Google): Brightpoint Austria GmbH
Slamastraße 23/Obj. 1
A-1230 Wien
01 615 46 46-800
www.brightpoint.at

LG Electronics Austria GmbH
Guglgasse 15/4a
A-1110 Wien
01 740 15-0
www.lge.com

Nokia Austria GesmbH
Wienerberstraße 11
A-1100 Wien
02682 771-0
www.nokia.at

Samsung Electronics Austria GmbH
Praterstraße 31
A-1020 Wien
01 516 15-0
www.samsung.at

Sony Ericsson Mobile Communications International AB
Ungargasse 64-66
A-1030 Wien
0810 20 02 45
www.sonyericsson.com

Toshiba: AKL Telecommunications GesmbH
Wehlistraße 27-29
A-1200 Wien
01 743 79 75-0
www.aklt.at

Testkriterien

Im Test: 12 Mobiltelefone mit integriertem GPS-Empfänger und vom Hersteller/Provider vorgegebener Navigationssoftware; bei Geräten mit Windows Mobile Betriebssystem wurde Garmin Mobile XT Software verwendet.

Technische Prüfung:

Ermittlung der Betriebsdauer bei der Navigation mit permanent eingeschaltetem Display, Überprüfung der Genauigkeit.

Navigieren:

Bewertung der Zuverlässigkeit (Ausfall während der Navigation), der Ortungszeit im Stadtgebiet und im Freien und der Zeit zum Berechnen einer Route. Weiters wurden die Anzeigen (aktive Route, Routenvorschau) sowie die Informationsanzeigen zur Route, die Qualität der Sprachunterstützung und die Reaktion auf Abweichungen von der Strecke bewertet.

Handhabung:

Beurteilt wurden Dateneingabe, Menüführung, das Display bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen, die Darstellung und das Zoomen der Karte.

Bedienungsanleitung:

Es wurde die Anleitung zum Navigieren in der Originalbetriebsanleitung bewertet.

Leserreaktionen

Am Land unbrauchbar

Leider wird bei Test von Navigationsgeräten nie erwähnt, dass diese für die Adresssuche am Land unbrauchbar sind. Anders als in der Stadt, wo Häuser in Straßen aufsteigend nummeriert sind, gibt es am Land oft großflächige Streusiedlungen ohne Struktur. So kommt es, dass Haus Nr. 26 neben Haus Nr. 178 steht, und Nummer 27 ist am anderen Ende der Siedlung, 5 km entfernt. Das Problem beginnt schon bei der Adresseingabe. Die Navigationsgeräte fordern Ort, Straße und Hausnummer, aber am Land ist der Straßenname ohne Belang. Und meines Wissens findet kein Navi die richtige Position anhand von Siedlungsname und Hausnummer. Dass dies prinzipiell möglich ist, beweist Google Maps, wo ich immer öfter erfolgreich die richtige Adresse finden kann. Ich hätte mein altes Navi schon längst gerne durch ein neues ersetzt, aber jedes Mal, wenn ich am Gerät im Shop meine Adresse ausprobiere, lande ich irgendwo im Ort, nur nicht an der richtigen Position.

Alois Zingl
Sinnersdorf
(aus Konsument 10/2009)

Online-Kauf nicht möglich

Als Besitzer eines Garmin-Gerätes wollten wir Maps Lifetime online kaufen und updaten, mussten aber nach Stunden des Registrierens etc. letztlich feststellen, dass ein Online-Kauf nur für Garmin- Besitzer aus den USA, GB und Irland möglich ist.

Eva und RegRat Eduard Meissl
E-Mail
(aus Konsument 10/2009)

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