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Fahrradträger - Gefahr von oben

  • Wirklich empfehlenswert ist kein System
  • Größter Schwachpunkt sind die Grundträger fürs Dach

Angst fährt mit

Wackelig auf dem Dach montierte Fahrräder können einem alleine beim Hinterherfahren ganz schön Angst machen. Wie muss das wohl erst bei einem Crash sein, wenn die Ladung womöglich in hohem Bogen davonfliegt?

Diese Befürchtung ist nicht ganz unbegründet; die Risiken, die vom Fahrradtransport am Auto ausgehen, müssen aber doch differenziert gesehen werden. Ob auf der Heckklappe, dem Dach oder der Anhängerkupplung – jede Montagemöglichkeit bietet andere Vorteile, Nachteile und Sicherheitsrisiken.

Problem Dachträger

Wie schon bei einem Test vor zwei Jahren (siehe dazu: Weitere Artikel - „Fahrradträger“) festgestellt wurde, liegt das größte Sicherheitsmanko beim Dachtransport, und zwar gar nicht beim Fahrradträger selbst, sondern beim Grundträger, der sich üblicherweise nicht wirklich fest mit dem Fahrzeug verschrauben lässt, sodass die Ladung beim Aufpralltest mit 30 km/h samt Träger und Halterungen davonflog. Auch bei Montage an einer Dachreling rutschte die Ladung nach vorne.

Dachträger muss verschraubt sein

Daraus ergibt sich schon die erste wichtige Schlussfolgerung: Ein Dachträger sollte nur dann gewählt werden, wenn der Grundträger direkt mit dem Fahrzeug oder der Dachreling massiv verschraubt werden kann. Es gibt einige Modelle von BMW, Ford, Opel, Peugeot, Saab und Volvo, die über Gewindelöcher zum Verschrauben im Dach verfügen, und angesichts der dramatischen Lage ist zu hoffen, dass auch andere Fahrzeughersteller nachziehen werden.

Nachteile am Heck

Die Nachteile bei einer Montage am Heck oder auf der Anhängerkupplung sind wiederum ganz anders gelagert. Hier kann bei abrupten Richtungsänderungen schon mal etwas verrutschen oder bei einem Crash gegen die Karosserie gedrückt werden. Dabei entsteht zwar kein Sicherheitsrisiko wie bei davonfliegenden Rädern, allerdings drohen schon im ganz normalen Alltag Kratzer und Beulen am Auto, also nicht erst bei einem Crash.

Große Unterschiede beim Preis

Die größten Unterschiede gibt es beim Preis. Mit Abstand am teuersten kommt es, die Fahrräder auf die Anhängerkupplung zu schnallen. So kostet der teuerste Träger für diesen Zweck 449 Euro (Thule EuroClassic Pro 903 für drei Räder). Dazu kommen noch einmal 500 bis 700 Euro für die Anhängerkupplung, falls Ihr Wagen noch nicht damit ausgestattet ist. Am anderen Ende der Preisskala befindet sich ein Dachträger für nur 10 Euro pro Rad (Unitec Multistar universal), der allerdings beim Aufpralltest das Fahrzeug in hohem Bogen überholte.

Einzeln verkauft

Zu beachten ist, dass Dachträger einzeln verkauft werden. Um beispielsweise drei Räder auf dem Dach zu transportieren, benötigen Sie drei Dachträger sowie den zum Fahrzeug passenden Grundträger. Da kommt ein Heckträgersystem in der Regel billiger, dagegen sind Kupplungsträger alles in allem die teuerste Variante.

Heckklapenträger: ordentlich

Die Heckklappenträger schlugen sich bei den Tests recht ordentlich, lediglich der Eufab Jumbo landete beim Crash am Autodach. Dabei ist ein wichtiger Unterschied zu beachten: Atera Linea, Paulchen und Uebler Primavelo werden mit auf den Fahrzeugtyp abgestimmten Befestigungssätzen aus Leichtmetall an der Heckklappe verschraubt. Eckla Porty und Eufab Jumbo hingegen werden mit universell einsetzbaren Spanngurten am Heck befestigt. Diese müssen auf der Reise immer wieder nachgespannt werden, weil sie sich lockern. Außerdem stützen sie sich an der Heckscheibe ab, wodurch diese bei einem Crash zwangsläufig brechen muss.

Trickreiche Montage

Die Montage aller Heckträger ist einigermaßen trickreich, was sich auch in den Handhabungsnoten niederschlägt. Außerdem handelt man sich schon bei der Montage relativ leicht einen Blechschaden oder eine Beule ein.

Ladevorgang ist einfacher

Ein großer Vorteil der Heckträger ist, dass das Auf- und Abladen der Räder wesentlich leichter geht als bei den Dachträgern auf doppelter Höhe. Allerdings ist bei Heckträgern ein Zerkratzen des Fahrzeugs auf Dauer unvermeidlich, was bei Dachträgern kaum passiert. Das gleiche gilt auch für Kupplungsträger.

Technischer Rückschritt

Abgesehen davon, dass die Räder sehr hoch gelupft werden müssen, spricht vieles für den Dachträger, allerdings nur, wenn der Grundträger mit dem Fahrzeug verschraubt ist. Daher wurde kein „Konsument“-Gesamturteil vergeben. Bei Vollbremsungen, auf Holperstrecken und im Slalomtest waren sie Spitze. Als heikler Punkt bei den Kupplungsträgern stellte sich der Slalomtest heraus, womit auch ein technischer Rückschritt entlarvt wurde.

Anders als in unserem letzten Test hatte diesmal keines der Systeme Komponenten zur Querkraftabstützung an der Kugel eingebaut. Folge: Die Räder wackelten bei jedem abrupteren Fahrmanöver und hingen dann in Schieflage am Fahrzeugheck. Wer nicht eine Schaumstoffmatte zwischen Auto und Fahrrad klemmen will, sollte sich zumindest das Aufbringen einer Lackschutzfolie überlegen.

Fahrradträger

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Heckträger
Heckträger Heckträger: Preisgünstige Variante; Räder machen sich im Crash nicht selbstständig, aber Kratzer und Beulen schon im normalen Alltag. | Bild: Stiftung Warentest
Kupplungsträger
Kupplungsträger Kupplungsträger: Die teuerste Variante, vor allem wenn man noch keine Anhängerkupplung hat; beim Slalomtest am schlechtesten. | Bild: Stiftung Warentest
Dachträger
Dachträger Dachträger: Dachtransport hat viele Vorteile, doch nur wenige Grundträger können auf dem Dach stabil verankert werden – Sicherheitsrisiko! | Bild: Stiftung Warentest
Heckträger
Heckträger Heckträger: Preisgünstige Variante; Räder machen sich im Crash nicht selbstständig, aber Kratzer und Beulen schon im normalen Alltag. | Bild: Stiftung Warentest
Kupplungsträger
Kupplungsträger Kupplungsträger: Die teuerste Variante, vor allem wenn man noch keine Anhängerkupplung hat; beim Slalomtest am schlechtesten. | Bild: Stiftung Warentest
Dachträger
Dachträger Dachträger: Dachtransport hat viele Vorteile, doch nur wenige Grundträger können auf dem Dach stabil verankert werden – Sicherheitsrisiko! | Bild: Stiftung Warentest

EU-Förderung

Dieser Test wurde von der Generaldirektion Gesundheit und Verbraucherschutz der Europäischen Kommission gefördert.

Anbieteradressen

Atera: Rothmund & Konhäuser KG, Laxenburger Straße 240-242, A-1230 Wien, (01) 616 26 11-0

Eckla GmbH, Brunnenstraße 34, D-74626 Bretzfeld-Schwabbach, (0049 7946) 91 35-0

EUFAB GmbH, Champagne 6, D-42781 Haan, (0049 2104) 49 02-0

mft: Reijnders Handels GmbH, Ernstbrunner Straße 102, A-2003 Leitzersdorf, (02266) 616 85

Mont Blanc: Klein Autoteile VertriebsgesmbH, Lagerhausstraße 487, A-5071 Wals, (0662) 64 46 38

Paulchen Heckträger, Grandkohlelnweg 18, D-22532 Hamburg, (0049 40) 83 29 59-0

Thule: Birner & Co, Mühlgasse 91, A-2380 Perchtoldsdorf, (01) 866 39-0

Twinny Load: Koch Kleeberg GmbH & Co KG ELBE Twinny Load KG, Bleriotstraße 12, D-50827 Köln, (0049 221) 95 65 29-0

Uebler GmbH, Neue Straße 3, D-91096 Möhrendorf, (0049 9131) 750 70-0

Unitec: Kern Viktor E. GmbH, Percostraße 14, A-1220 Wien, (01) 250 35-0

Kompetent mit Konsument

  • Preise vergleichen . Eine Preisspanne von zehn (billigster Dachträger ohne Grundträger) bis tausend Euro (Kupplungsträger samt Anhängerkupplung), im Wesentlichen für denselben Zweck. Da lohnt es sich durchaus, genauer hinzusehen und nachzurechnen.
  • Bedürfnisse definieren . Wie fast überall kann man am meisten sparen, indem man seine Bedürfnisse genau definiert. Wer keine Kratzer am Auto mag, kann alles ausscheiden, was am Heck montiert wird. Wer einen Träger für unterschiedliche Autos verwenden will, ist auf einen Universal-Heckklappen-Träger eingeschränkt.
  • Vorschriften beachten . Bei Heckmontage darf das Fahrrad nicht länger sein als die Fahrzeugbreite von Rückspiegel zu Rückspiegel. Das geht sich in den meisten Fällen aus. Wenn das Kennzeichen verdeckt wird, was bei Kupplungsträgern praktisch immer der Fall ist, müssen zusätzliche Rücklichter und eine Kennzeichenhalterung vorgesehen sein.

So haben wir getestet

Im Test 15 Fahrradträger für Pkw, darunter 5 Halter für den Transport auf Dachträgern, 5 Heckklappenträger und 5 Träger für die Anhängerkupplung.

Aufpralltest

Der Aufpralltest erfolgte in Anlehnung an den DIN-Entwurf 75302 aus 30 km/h mit bis zu 12 g Verzögerung auf einem Prüfschlitten. Beladen waren die Träger mit maximal drei Fahrrädern, deren Gewicht bis zum Erreichen der vom Hersteller angegebenen Belastungsgrenze erhöht wurde. Da die vom Fahrzeug abhängigen Befestigungselemente der Dach-Grundträger an der Karosserie oder der Dachreling den Belastungen eines Unfalls nicht standhalten, wurden die Grundträger durch eine stabilere Konstruktion ersetzt.

Fahren

Als Fahrzeug wurde ein VW Passat Variant, Baujahr 2003, mit Anhängerkupplung eingesetzt. Wir beluden die Träger mit drei Fahrrädern und variierten das Gesamtgewicht bis zum Erreichen der für die meisten Mittelklasseautos zulässigen Dachlast von 75 kg bzw. bis zu der vom Hersteller angegebenen Belastungsgrenze der Heck- und Kupplungsträger. Vollbremsung aus 80 km/h; Befahren einer Schlechtwegstrecke mit Kopfsteinpflaster, Bodenwellen und Schlaglöchern; Slalomfahrt mit Querbeschleunigung von bis zu ca. 5 m/s².

Handhabung

Zwei Frauen und drei Männer beurteilten Bedienungsanleitung, Montage und Demontage sowie eine mögliche fehlerhafte Montage, Auf- und Abladen der Räder. Außerdem wurde der Platzbedarf des abmontierten Trägers und eine mögliche Verletzungsgefahr ermittelt.

Haltbarkeit

In einem Rütteltest wurde geprüft, ob sich Teile vom Trägersystem bzw. Befestigungen und Verschraubungen lösen können. Die Witterungsbeständigkeit wurde im Winter im Freien geprüft, unter wöchentlichem Einsprühen mit einer 5%igen Kochsalzlösung. Weiters Hochtemperaturprüfung von 80 °C über 62 Stunden sowie die Verarbeitung.

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