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Ahnenforschung: Suche nach den Wurzeln - Woher kommt mein Name?

Die Suche nach den eigenen Wurzeln beginnt oft mit Recherchen rund um den Namen. In unserem neuen Buch finden Sie Anregungen, wie Sie dabei vorgehen.

Ahnenforschung: Woher kommt mein Name? (Bild: Ahnenforschung_Daniel-Rajszczak/Shutterstock.com)

Namen suchen

Die Namenkunde (Onomastik) ist ein wichtiges Teilgebiet der Ahnenforschung. Denn unseren Namen tragen wir ja nicht von ungefähr – er verweist ganz stark auf unsere Ahnen oder gibt Hinweise auf Beruf oder Wohnort. In der historischen Namensforschung gibt es jedoch jede Menge Stolpersteine: Bis vor wenigen Jahrzehnten war es im deutschsprachigen Raum üblich, dass Frauen grundsätzlich den Nachnamen des Mannes annahmen. Der Mädchen­name – und damit ein wichtiger Hinweis auf einen Teil der Familie – verschwand und muss von heutigen Ahnenforschern mühsam in Matriken gesucht werden.

Unterschiedliche Nachnamen

Und während in den vergangenen Jahrhunderten noch weitgehend alle Familienmitglieder denselben Nachnamen hatten, hat sich das in den letzten Jahrzehnten eklatant geändert: (Ehe-)Partner können ihre jeweiligen Namen behalten. Kinder bekommen entweder den Namen der Mutter oder jenen des Vaters. Durch Trennungen und neuer­liche Eheschließung oder Verpartnerung können sich die Nachnamen mehrmals ändern – das wird die Ahnenforschung für zukünftige Generationen nicht gerade leichter machen.

Namen: Entstehung und Änderungsgründe

Namen ändern sich

Sorgfalt und viel Geduld ist auch bei der Rekonstruktion der Schreibweise der Namen vonnöten. Denn über die Jahrzehnte verloren Namen ihre Akzente, wurden mundartlich ausgesprochen und dann auch so geschrieben, es gab diverse Lautverschiebungen und es kam zu Namensveränderungen aufgrund von unleserlicher oder schludriger Schreibschrift. Mair wurde zu Meyer, Ilicˇ zu Illich, Berger zu Perger usw. Hier sind detektivisches Fingerspitzengefühl und viel Fantasie gefragt.

Hintergründe der Namensänderungen

Es handelt sich aber nicht immer um ­Abschreibe- oder Flüchtigkeitsfehler. Manchmal müssen Ahnenforscher tiefer in Themen wie Heimatkunde, Sozial-, Wirtschafts- und Bevölkerungsgeschichte eintauchen, um solche Veränderungen nachvollziehen zu können. War es das eine Mal einfach eine Mode, Namen anders zu schreiben, so steckte das andere Mal vielleicht eine politische oder gesellschaftliche Entwicklung dahinter.

Ein Beispiel sind die sogenannten Donauschwaben, die im 2. Weltkrieg aufgrund ihrer deutschen Herkunft von ihren Höfen (etwa im ehemaligen Jugoslawien) vertrieben wurden. Die Namen wurden eingedeutscht, Akzente gingen dadurch verloren. Solche Informa­tionen sind vor allem für Ahnenforscher wichtig, die in einem ausländischen Archiv nach Verwandten suchen.

Richtige Suche in Matriken

Mitunter ist jedoch nicht die Schreibweise schuld, dass Ahnenforscher bei ihrer Namensuche in eine Sackgasse geraten -  manchmal sind einfach die Namen in den Matriken anders geordnet, als wir das heute gewohnt sind, erzählt der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Familien- und regionalgeschichtliche Forschung, Leopold Strenn: „Ich habe in einem Index nach dem Nachnamen Plach gesucht. Dass es eine phonetische Sortierung gibt, war mir nicht bewusst. Und zufällig suche ich dann einen Namen mit B beginnend und sehe, dass im Index Namen mit B und P, genauso wie C, G und K, als ein Buchstabe geführt werden. Das sind so typische ­Anfängererlebnisse.“

Kirchenbücher: Namenssuche im Index beginnen

Die meisten Kirchen­bücher – und diese sind oft die erste Anlaufstation für angehende Ahnenforscher – verfügen über einen Index, also ­eine Art Inhaltsverzeichnis. Diese Indizes sind entweder am Ende des Buches zu ­finden oder aber in eigenen Büchern zusammengefasst. Normalerweise sind die Familiennamen aufgeführt, in Heirats­büchern geht es nach dem Namen des Bräutigams. Man kann also im Index vorab nach einem Namen suchen und danach die richtige Seite (im Index meist als „fol.“ gekennzeichnet, also folio = Blatt) in den ­ent­sprechenden Matriken nachschlagen. Das spart mitunter viel Zeit.

Familienbeziehungen über Vornamen feststellen

Vornamen können auch mithilfe einer Patenanalyse verifiziert werden. Denn in früheren Zeiten war es oft üblich, dem Kind den Namen der Paten zu geben. Diese ­Angaben finden sich manchmal auf Geburtsurkunden und in den historischen Matriken. Sie helfen Ahnenforschern dabei, Familienbeziehungen zu ergründen oder sich näher mit der Herkunft diverser Verwandter zu beschäftigen.

Berufe, Eigenschaften, Orte, Vererbung

Weiterführende Recherchen führen Namensforscher auch in die Welt der Namensbedeutung. Beliebte Beispiele wie Müller oder Schneider entstanden aus Berufen, die ihre Träger aus­übten. In anderen Fällen ist die Namens­bedeutung eng verknüpft mit Eigenschaften. So kam es zu Nachnamen wie „Klein“ oder „Böse“. „Schiller“ kommt übrigens von „Schielender“. Andere Namen basieren auf Orten oder entstanden durch die Vererbung von Vornamen und das Anhängen der Silbe „sen“ für „Sohn“ (z.B. Jansen). Auch solche Informationen sind für Ahnenforscher von großem Wert.

Bedeutung von Haus- und Hofnamen

Vulgonamen als Besonderheit

Kurios sind die sogenannten Haus- und Hofnamen oder auch Vulgonamen, die oft stärker gebräuchlich waren (und sind) als die Familiennamen. In früheren Zeiten, als es noch nicht für alle Wege oder Gassen entsprechende Namen gab, waren sie so etwas wie die Adresse eines Bauernhofes oder Landgutes und wurden über viele Generationen weitergegeben. Bei der Einheirat eines Mannes in einen Bauernhof ging dieser Name auch auf ihn über. Ein Beispiel: Der Bauer Huber hatte nur eine Tochter, diese heiratete Anton Müller, der wiederum den Hausnamen annahm und fortan Anton Huber hieß; umgangssprachlich war er der „Huberbauer“.

Suche in Onlinedatenbanken

Mittlerweile gibt es einige Online-Datenbanken, die die Suche erleichtern. Doch auch hier gilt: Achtung auf die Schreibweise! So ist etwa der Hof der Familie Brandstetter in Ober­österreich auch unter den Namen Prandstöttnergut, Brandstöttergut und eben Brandstettergut in diversen Karten verzeichnet.

Zusammenhang mit Heimatgeschichte und Heimatkunde

Ahnenforschung ist gerade im Bereich der Namenkunde stark mit Heimatgeschichte und Heimatkunde verwoben. Bauernfami­lien prägten ganze Täler, historisches Erbe findet sich oft in kleinsten Regionalmu­seen, Stadtarchivare sorgen für ein lebendiges Geschichtsbild. Neben den Namen der Bauernfamilien helfen Details wie Berufe, aber auch Kaufpreise von Grundstücken oder landwirtschaftlichen Gütern beim Verständnis; genauso das Wissen um landwirtschaftliche Begriffe. Chroniken oder Zeitungsbeilagen sind wertvolle Quellen.

Erinnerungen von Verwandten

Persönliche Quellen

Um mehr über die eigene Familie – und über den eigenen Namen im Speziellen – herauszufinden, ist es natürlich sinnvoll, mit Verwandten zu sprechen, die sich noch an frühere Zeiten erinnern können. Solche Gespräche ergeben sich manchmal von selbst, manchmal werden sie extra vereinbart. Vielleicht ist der eigene Name – egal ob der Vor- oder der Nachname – ein Anlass, um nachzufragen, woher dieser Name kommt. Wurde der Vorname gewählt, um an einen Vorfahren (die Großmutter oder den Taufpaten) zu erinnern?

Und über wie viele Generationen lässt sich der Nachname der Familie rückverfolgen? Lässt der Name auf Beruf oder Herkunft schließen? Wer gut vorbereitet in so ein Gespräch geht, kann immens profitieren. In der Gesprächssituation selbst gilt: zuhören, Notizen machen, nicht zu viele Zwischenfragen stellen. In einem weiteren Gespräch kann man auf unklare oder ungenaue Beschreibungen zurückkommen oder wegen Jahreszahlen, Namen und Orten nochmals nachfragen.

Erinnerungen überprüfen

Ahnenforscher sollten sich jedoch nicht ­ausschließlich auf mündliche Quellen verlassen. Auch wenn ältere Menschen von weit zurückliegenden Ereignissen scheinbar noch alle Details wissen, sollten Namen und Daten nachgeprüft werden. Erinnerungen verändern sich im Laufe eines Lebens, werden geschönt oder dramatisiert. Wer sich bei der Schreibweise eines Namens oder Ortes nicht sicher ist, sollte besser zweimal nachfragen. Sonst gestaltet sich die Suche in Kirchenbüchern oder anderen Quellen äußerst mühsam und ist nicht selten vergeblich.

Ordnung bei der Recherche

Die Namen von Familienangehörigen und Vorfahren werden Ahnenforscher während ihrer gesamten Recherchetätigkeit begleiten. Am besten werden Dokumente, Fotos und Briefe in einem Ordner aufbewahrt, der den jeweiligen Namen des Probanden trägt. Für digitale Dokumente eignet sich ein Verzeichnis, das mit dem Nachnamen beginnt und danach relevante Daten beinhaltet (Beispiele: Maier_Franz_geb19171210_Onkel väterlicherseits_Foto mit Tante Mizzi am Semmering um 1950_privat / Schneider_Maria_geb19200326_Großmutter_Taufschein_matricula online).

Die Bedeutung von Stammbäumen

Namen spielen auch in der Online-Ahnenforschung eine Hauptrolle. Sobald der neugierige Ahnenforscher einen Namen in einen Stammbaum auf einer der großen Plattformen wie myHeritage ,Ancestry oder Ancestry eingegeben hat, vergleicht das System diesen mit anderen Stammbäumen. Man erhält recht früh sogenannte „Matches“, also Übereinstimmungen und Überschneidungen. Dabei gibt es wiederum verschiedene Kategorien, je nachdem, wie weit oder nah Personen verwandt sind.

Daten abgleichen, entfernte Familienzweige entdecken

Es ist ein äußerst emotio­naler Moment, wenn Ahnenforscher ent­decken, dass andere Menschen aus völlig anderen Familien, Staaten oder sogar Kontinenten den gleichen Nachnamen tragen und vielleicht sogar über viele Ecken verwandt sind oder ebenfalls bereits nach ­genau denselben Personen gesucht haben. In der Folge können Daten abgeglichen und entfernte Familienzweige weiter beforscht werden.

Der eigene Name ist oft der Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit der Familiengeschichte. Wer sich ernsthaft mit Ahnenforschung befasst, wird bald merken, dass – je weiter in die Vergangenheit gereist wird – immer mehr Namen auftauchen, die irgendwie in die eigene Familie hineinspielen. Es ist faszinierend, zu sehen, wie weit auseinander oder eng zusammen unsere Vorfahren gelebt haben, wie groß ihr Aktions­radius war und ob es interessante Familienzugänge aus fernen Ländern gegeben hat.

Lesen um zu lernen

Wer von den persönlichen Erfahrungen anderer beim Graben in der Familiengeschichte profitieren möchte, dem sei der Familienroman "Nach dem Gedächtnis" von Maria Stepanova empfohlen. Wege und Irrwege der Familienforschung in Form lesenswerter Literatur.

Buchtipp: Ahnenforschung

KONSUMENT-Buch Ahnenforschung

Die Suche nach den eigenen Wurzeln kann Spaß machen.

  • Woher stammt der Familienname?
  • Wo haben die Vorfahren gelebt?
  • Was waren ihre Berufe?
  • Wie finde ich Verwandte, die ich bisher gar nicht kannte?
  • Gibt es dunkle Kapitel in der Familiengeschichte?

So viele spannende Fragen, die dank Internet leichter zu erforschen sind als je zuvor. Das Buch zeigt traditionelle und neue Recherchemethoden, nennt nützliche Websites und hilft bei der Spurensuche mit praktischen Tipps. Wo beginne ich am besten mit der Suche? Sie werden sehen: Wenn der erste Schritt getan ist, kommen die weiteren fast von selbst.

von Uli Jürgens
160 Seiten, Flexcover
19,90 Euro
Leseprobe im Shop: https://konsument.at/ahnenforschung

 

 

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