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Ahnenforschung: Digitale Spurensuche - Tipps zum Umgang mit Online-Angeboten

Wer mehr über seine Vorfahren wissen möchte, dem bietet das Internet schier unbegrenzte Möglichkeiten. Tipps zum Umgang mit Online-Angeboten und Anregungen für Ihre Recherchen finden Sie auch in unserem neuen Buch.

Bild: Kittyfly / Shutterstock.com

In unserer digitalen und vernetzten Welt ­erfolgt auch die Erforschung der eigenen Familie vermehrt via Internet. Viele Ahnenforscher haben sich diesem Thema überhaupt erst zugewendet, seit die relevanten Archive ihre Daten online zur Verfügung stellen. Und wer im Netz forscht, dem bieten sich noch viele weitere Vorteile. Wege in ­Archive entfallen, es ist kaum Schriftverkehr notwendig, Öffnungszeiten müssen nicht berücksichtigt werden. Die Forschung kann also auch dann stattfinden, wenn Archive und Bibliotheken normalerweise längst ­geschlossen haben.

Ungeahnte Möglichkeiten mit wenigen Mausklicks

Weltweit können schnell und kostengünstig Kontakte hergestellt und Informationen ausgetauscht ­werden. Die meisten Daten sind online ­sofort einsehbar und können für die eigene Forschung verwendet werden. Meist braucht es nur wenige Mausklicks und es eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten. ­Viele Angebote sind gratis, doch die ­Online- Ahnenforschung ist auch ein boomendes Geschäft. Längst nicht alle Seiten sind ­vertrauenswürdig. Eine sorgfältige Über­prüfung der Daten bleibt niemandem erspart. Ahnenforscher sollten außerdem ­immer darauf achten, was und wie viel sie preisgeben – Stichwort Datenschutz.

Digitalisierte Kirchenbücher

Erste Anlaufstelle für Ahnenforscher sind digitalisierte Kirchenbücher mit Geburts-, Tauf- und Sterbedaten, sogenannte Matriken. Hier können Namen oder Jahreszahlen verifiziert und mit anderen Informationen verknüpft werden. Kirchenbücher können natürlich im jeweiligen Pfarrarchiv ausge­hoben und durchgeblättert werden, leichter (und für die Bücher schonender) ist jedoch die Benutzung via Internet.

Einträge bis ins 16. Jahrhundert

Eine mittlerweile unentbehrliche Datenbank für Ahnenforscher ist Matricula Online. Es ist das größte frei und kostenlos zugängliche Portal seiner Art und stellt hunderte digita­lisierte Kirchenbücher zur Verfügung; es finden sich Einträge aus Österreich, Deutschland, Luxemburg, Polen, Serbien und Bosnien. In Summe können die Nutzer auf Daten aus rund 4.000 Pfarren zugreifen. Das entspricht etwa 30 Millionen digitalisierten ­Seiten aus Büchern, deren Einträge teilweise bereits Ende des 16. Jahrhunderts beginnen.

Noch Orts- statt Namenssuche

Die Suche in der Datenbank ist zunächst nicht ganz einfach, denn es kann (noch) nicht nach Stichworten bzw. Namen gesucht werden. Alles läuft über die Ortssuche; das heißt, es muss bereits klar sein, in welcher Pfarre die Person geboren wurde, wohnhaft war oder gestorben ist. Viele dieser Kirchenbücher verfügen über einen Index, also eine Art ­Inhaltsverzeichnis. Diese Indizes sind entweder am Ende des jeweiligen Buches zu finden oder aber in eigenen Büchern zusammengefasst. 

Historische Adressbücher, Zweiter Weltkrieg

Historische Adressbücher

Historische Adressbücher sind neben ­Kirchenbüchern weitere unentbehrliche Hilfsmittel in der Ahnenforschung. In Wien ist die erste Anlaufstelle "Adolph Lehmann‘s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger", der komplett digitalisiert wurde und auf der Homepage der Wienbibliothek zu finden ist. ­Gesucht werden kann über das Einwohnerverzeichnis, ein Branchenverzeichnis, ein Straßenverzeichnis und ein Behördenverzeichnis. Knifflig ist manchmal die Erkundung der Hausnummer, wurde doch in ­früheren Zeiten anders gezählt als heute – auch dafür gibt es bereits eigene Internetseiten. Außerdem gibt es Seiten, auf denen man sich historischen Karten ansehen kann oder Dokumente, die über den Grundbesitz Auskunft geben.

Fotografien verorten, Kurrentschrift, Vulgonamen

Spezielle Online-Werkzeuge helfen dabei, Fotografien zu verorten, indem sie die Bilder mit anderen im Netz befindlichen Fotos vergleichen. Wer Dokumente in Kurrentschrift entziffern möchte, findet im Internet Anleitungen zum Selbststudium, das Kurrent-Alphabet zum Aus­drucken, Übungstexte und Ähnliches. Ein vor allem im ländlichen österreichischen und auch bayerischen Raum verbreitetes Phänomen sind Hof- oder Vulgonamen. Auf entsprechenden Internetseiten kann genau ­danach gesucht werden.

Fragen rund um den Zweiten Weltkrieg

Für Fragestellungen rund um den Zweiten Weltkrieg scheinen die Möglichkeiten im ­Internet schier unerschöpflich: Da finden sich Einträge zu Soldatenfriedhöfen, es gibt Informationen über Uniformen und Orden oder einen Überblick über militärische Einheiten – die Aushebung von Dokumenten dauert aufgrund der großen Nachfrage mitunter einige Monate, vor allem im deutschen Bundesarchiv.

Jüdische Genealogie

Die jüdische Genealogie spielt sich auch zu einem Großteil im Internet ab, leben doch viele jüdische Familien aufgrund von Vertreibung und Verfolgung über die ganze Welt verstreut. Mithilfe zahlreicher Datenbanken kann nach verschwundenen Familienmitgliedern gesucht werden. Viele Schifffahrtslinien haben ihre Passagierlisten bereits online gestellt. Antworten auf ihre Fragen finden Ahnenforscher auch bei der Recherche in Immigrationsunter­lagen. Zahlreiche immer wieder aktualisierte ­Opfer-Datenbanken lassen Vermutungen zur traurigen Gewissheit werden.

Linksammlungen genealogischer Vereine

Es gibt also zu fast jeder Fragestellung eine entsprechende Internetseite, die vermeintlich Antworten gibt. Doch das Überangebot im Netz bringt auch viel Verwirrung und ­Verunsicherung mit sich. Welcher Seite kann man trauen? Sind die Informationen ­tatsächlich seriös? Welche Quellen werden herangezogen?

Auch die Handhabung stellt vor allem die ältere Generation manchmal vor unüberwindbare Hindernisse. Zahlreiche genealogische Vereine oder Gruppen bieten daher auf ihren eigenen Internet­seiten umfangreiche Linksammlungen an. ­Diese können aber niemals einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, da fast täglich neue Seiten dazukommen, und sie sind oft nicht aktuell, weil Webseiten immer wieder übersiedeln. 

Kommerzielle Plattformen, DNA-Analyse

Kommerzielle Plattformen

Wer online forscht, wird früher oder später über eine der großen Online-Plattformen stolpern. Hier gibt es nicht nur Werkzeuge zur Darstellung der eigenen Forschung (Stammbaum), sondern auch geballte ­zusätzliche ­Informationen. Die drei größten Daten­banken sind FamilySearch (gegründet von den Mormonen und kostenfrei), Ancestry und MyHeritage.

Auch bei Ancestry und MyHeritage sind die Einsteigerpakete gratis (meist kann eine bestimmte Anzahl von ­Personen in den eigenen Stammbaum eingefügt werden und der Nutzer hat Zugriff auf bestimmte zusätzliche Quellen).

Wer sich aber tatsächlich in die eigenen Familiengeschichte vertiefen will, muss ein Abo abschließen. Dafür erhält er Tag für Tag neue Informationen; die Datenbanken vergleichen seine Eingaben mit Millionen anderen, so ergeben sich „matches“, also Übereinstimmungen. Über 100 Millionen Nutzer haben allein auf My Heritage bereits 49 Millionen Stammbäume erstellt, 10 Milliarden historische Aufzeichnungen sind online abrufbar.

DNA-Analyse 

Der neueste Trend in der Ahnenforschung ist die DNA-Analyse. Dabei werden DNA-Proben verglichen, und anhand der Ergebnisse wird auf die Herkunft der Person geschlossen: Mit einem Wattestäbchen wird etwas Speichel aufgenommen, das Stäbchen wird in ein Röhrchen gesteckt, das Röhrchen mit der Post an die jeweilige Stelle geschickt. Nach einigen Wochen kommt das Ergebnis per Post oder kann online eingesehen werden. Der Service ist kostenpflichtig.

Unterschiedliche Aussagekraft

Manche Ahnenforscher stehen mit den ­Ergebnissen eher ratlos da. Was bedeutet es denn tatsächlich, wenn man weiß, man sei zu einigen Prozent Westeuropäer, aschkenasischer Jude oder Nordafrikaner? Andere wiederum freuen sich darüber, dass ein kleiner Prozentsatz ihrer Gene zum Beispiel auf die (Ur-)Großeltern verweist oder dass die Daten eine Antwort auf ein bisher ungeklärtes Detail in der Familienchronik bereithalten.

Auswanderer

Der Hobby-Ahnenforscher Michael ­Eisenriegler meint: "In einem meiner Familienzweige ist quasi ein halbes Dorf unter ­Maria Theresia ins ukrainisch-rumänische Grenzgebiet ausgewandert, weil ihnen versprochen wurde, sie bekommen Land und es ist dort wunderschön. In Wirklichkeit muss das ziemlich furchtbar gewesen sein. Die ganze Truppe ist noch in derselben Genera­tion nach Brasilien ausgewandert. Und da kommt die DNA-Genealogie ins Spiel, wenn man sich plötzlich wundert: Warum habe ich so viele brasilianische Verwandte?"

Daten werden veröffentlicht

Wer seine Daten – und seine DNA – einem genealogischen Portal wie FamilySearch, Ancestry oder MyHeritage zur Verfügung stellt, erkennt damit die Datenschutz- und Nutzungsbedingungen der jeweiligen Plattform an. Namen, Geburts- und Sterbedaten und auch Berufe bzw. Wohnorte der Familienmitglieder werden auf den Plattformen veröffentlicht; in vielen Fällen werden auch Fotografien hinzugefügt.

Die Lust an der ­Suche nach Verwandten überwiegt oft den Sicherheitsgedanken. Denn einerseits erhalten Ahnenforscher, die ihre Daten veröffent­lichen, nicht nur interessante Informationen die eigene Verwandtschaft betreffend, sie können auch leichter von anderen Ahnenforschern in aller Welt gefunden werden. Auf der anderen Seite bemängeln Datenschützer jedoch, dass User sensible persönliche Informationen von sich selbst, aber auch von ­anderen Familienmitgliedern zu leichtfertig zur Ver­fügung stellen.

Datenweitergabe an Unternehmen?

Immer wieder werden Stimmen laut, die kritisieren, so manche ­Firma würde die personenbezogenen Daten – die sie ja kostengünstig ­bekommt – um gutes Geld an andere Unternehmen weitergeben. Es lohnt sich, die ­Datenschutz­bestimmungen genau durchzulesen. Vor- und Nachteile der DNA-Analyse sollten stets sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.

Kontakt mit Gleichgesinnten

Das Internet liefert nicht nur tausende ­Rechercheseiten und digitale Angebote, es hilft auch bei der Vernetzung von Ahnen­forschern. Es gibt viele Möglichkeiten, mit Gleichgesinnten in Kontakt zu treten – auch virtuell. "Das meiste habe ich gelernt, weil ich in Mailinglisten mitgelesen habe. Die Fragen von anderen, die irgendwer beantwortet hat. Das habe ich mir herausgeschrieben oder ausgedruckt, so geht’s dann ­dahin", sagt Leopold Strenn, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Familien- und regionalgeschichtliche Forschung.

In Online-Chats, Foren und Facebook-Gruppen wird über Details geredet, man diskutiert über schwierige Sachverhalte, löst Rätsel, fachsimpelt oder plaudert einfach über die jeweiligen Fortschritte. Die Ahnenforschung ist zu einem beliebten Hobby geworden – nicht zuletzt durch die fortschreitende ­Digitalisierung.

Buchtipp: "Ahnenforschung"

KONSUMENT-Buch Ahnenforschung

Die Suche nach den eigenen Wurzeln kann Spaß machen.

  • Woher stammt der Familienname?
  • Wo haben die Vorfahren gelebt?
  • Was waren ihre Berufe?
  • Wie finde ich Verwandte, die ich bisher gar nicht kannte?
  • Gibt es dunkle Kapitel in der Familiengeschichte?

So viele spannende Fragen, die dank Internet leichter zu erforschen sind als je zuvor. Das Buch zeigt traditionelle und neue Recherchemethoden, nennt nützliche Websites und hilft bei der Spurensuche mit praktischen Tipps. Wo beginne ich am besten mit der Suche? Sie werden sehen: Wenn der erste Schritt getan ist, kommen die weiteren fast von selbst.

Lesprobe und Buch finden Sie in unserem Shop.

160 Seiten, Flexcover
19,90 Euro

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