Antibiotika bei Erkältung
Bei Erkältung und Schnupfen sind Antibiotika in den meisten Fällen wirkungslos. Sie haben aber sehr wohl unerwünschte Wirkungen. Die unnötige Einnahme sollte zudem vermieden werden, da sie die Entwicklung resistenter Keime fördert.
Schnupfen, Halsweh und Husten werden meistens durch Viren verursacht. Häufig wird Patienten, die erkältet sind, ein Antibiotikum verschrieben. Antibiotika wirken jedoch nicht bei viralen Infekten, sondern nur, wenn Bakterien im Spiel sind. Letztere können von Antibiotika im Wachstum gehemmt bzw. abgetötet werden. Das wissen laut einer Umfrage nur 30 Prozent aller Österreicher.
Schmerzlindernde und fiebersenkende Wirkstoffe wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Parazetamol sowie geeignete Husten- und Schnupfenmittel können die Symptome einer Erkältung lindern. Die Infektion selbst kann jedoch nur durch Zeit und körperliche Schonung auskuriert werden. Obwohl Antibiotika wirkungslos sind, werden sie häufig verschrieben. Studien zeigen, dass nur zwei von hundert Fällen einer unkomplizierten Entzündung der Nasennebenhöhlen auf Bakterien zurückgehen. Das bedeutet, dass die Einnahme von Antibiotika nur bei zwei von hundert Personen angezeigt ist.
Antibiotika können gravierende unerwünschte Wirkungen haben. Bei jeder zehnten Behandlung treten Übelkeit, Durchfall oder Hautausschläge auf. Die übermäßige Verwendung von Antibiotika hat in den letzten Jahrzehnten außerdem dazu geführt, dass Bakterien Resistenzen entwickelt haben, zum Teil gleich gegen mehrere Antibiotika. Diese sogenannten multiresistenten Keime werden zunehmend zum Problem, da es bei einer Infektion keine wirksame Behandlung mehr gibt. Ein Hinweis darauf, dass es sich um einen bakteriellen Infekt handelt, ist, wenn die Beschwerden mehr als zehn Tage anhalten und/oder hohes Fieber bzw. Atemnot auftritt. Dann ist eine Antibiotika- Behandlung sinnvoll. Wenn man nicht zweimal zum Arzt gehen möchte, kann man sich ein Rezept ausstellen lassen, das man nur dann einlöst, wenn die Beschwerden sich nicht bessern.
Antibiotika bei Bakterien im Harn
Bakterien im Harn erfordern nicht zwangsläufig eine Behandlung mit Antibiotika.
Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen im Unterbauch, häufiger Harndrang, manchmal Fieber – die Symptome eines Harnwegsinfekts werden von Bakterien in Harnröhre und Blase verursacht. Ein Antibiotikum tötet die Keime meist schnell ab.
Aber auch Menschen, die völlig beschwerdefrei sind, können Bakterien im Harn haben. Besonders häufig kommt dies bei Älteren oder bei Personen vor, die einen Harnkatheter haben oder hatten. Oft werden die Keime bei Routineuntersuchungen zufällig entdeckt, ohne dass Beschwerden vorliegen.
Im Gegensatz zu einem Harnwegsinfekt, der Beschwerden verursacht, ist es hier nicht notwendig, mit Antibiotika zu behandeln. Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen mit Bakterien im Harn, die beschwerdefrei sind, im Allgemeinen nicht von einer Antibiotikatherapie profitieren.
Im Gegenteil – insgesamt überwiegen unerwünschte Wirkungen wie Durchfall oder Übelkeit. Zudem können Bakterien gegen Antibiotika resistent werden (siehe "Antibiotika bei Erkältung"). Sofern die Keime keine Probleme verursachen, können Betroffene versuchen, sie durch reichliche Flüssigkeitszufuhr und häufiges Entleeren der Blase aus dem Harntrakt zu spülen. Eine Ausnahme gilt für schwangere Frauen. Sie sollten Keime im Harntrakt mit Antibiotika behandeln. Auch bei einer bevorstehenden Operation am Urogenitaltrakt sollten Antibiotika eingenommen werden.
Antibiotika bei Mittelohrentzündung
Bei milder, einseitiger Mittelohrentzündung bei Kindern sollte vorerst auf Antibiotika verzichtet und abgewartet werden.
Auch wenn es besorgten Eltern schwerfallen mag: Wird bei ihrem Kind eine milde Mittelohrentzündung festgestellt, sollten sie abwarten und beobachten. Bei Zwei- bis Zwölfjährigen wird keine Therapie mit Antibiotika empfohlen, sofern der Verlauf der Mittelohrentzündung nicht schwer ist.
Bei den meisten Kindern heilt die Erkrankung auch ohne Antibiotikum ab. Laut Studien sind 84 von 100 Kindern nach drei Tagen schmerzfrei. Mit einem Antibiotikum sind es 89 von 100 Kindern. Nur gut die Hälfte der Mittelohrentzündungen bei Kindern werden von Bakterien verursacht, der Rest wird von Viren ausgelöst. Antibiotika sind gegen Viren wirkungslos.
In Anbetracht möglicher unerwünschter Wirkungen wie Übelkeit, Durchfall und allergische Reaktionen sollten Antibiotika zurückhaltend eingesetzt werden. Medikamente zur Symptombekämpfung wie Schmerzmittel oder fiebersenkende Mittel können hingegen hilfreich sein.
Ob Antibiotika notwendig sind, das hängt von der Schwere der Erkrankung, vom Alter und vom Allgemeinzustand des Kindes ab. Wichtig ist, dass eine regelmäßige ärztliche Kontrolle stattfindet.
Ein sofortiger Einsatz von Antibiotika ist bei Kindern unter zwei Jahren angezeigt sowie bei Kindern mit beidseitiger Infektion bzw. bei eitrigem Ausfluss. Auch für Säuglinge, bei einer plötzlichen Verschlimmerung der Symptome oder bei hohem Fieber kann ein Antibiotikum angezeigt sein.