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Kinderschuhe: Schadstoffe und Größe - Stress für kleine Füße

Kinder lieben bunte und stylishe Schuhe. Aber passen sie ihnen auch? Wir haben 20 Paar Halbschuhe bzw. Sneaker untersucht und sie zusätzlich auf Schadstoffe getestet.

Diese Kinderschuhe wurden getestet:

  • Agaxy
  • bama
  • bisgaard
  • Boyz
  • D-Signed by Disney
  • Ecco
  • elefanten
  • funky girls
  • Geh Gu Ti Gut
  • Geox Respira
  • Graceland
  • KIDZ alive
  • Lasocki
  • Magic Lady
  • Mustang
  • Primigi
  • Richter
  • Skechers
  • STARWARS
  • superfit

Gekauft haben wir diese Kinderschuhe bei: CCC, Deichmann, Delka, GEA, Hofer, Humanic, Le Petit Chou, Reno, SHOE4YOU. In der Testtabelle finden Sie Angaben zu: Qualität (Obermaterial, Boden, Verarbeitung), orthopädische Beurteilung (Knöchelhöhe, Fersengestaltung, Sprengung, Ballenbiegepunkt, Schutzfunktion Sohle, Deckbrandsohle), Passform (Länge, Breite, Größenauszeichnung) und Schadstoffe (Chrom VI, Amine aus verbotenen Azofarbstoffen, Dimethylformamid, Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Weichmacher (Phthalate)).

In unserem Test finden Sie auch zwei Videos: Eines über Kinderfüße mit Dr. Karl-Heinz Kristen, Facharzt für Orthopädie und ein zweites mit Univ.Prof. Dr. Herbert Kristen darüber, wie wir testen.


20 Kinderschuhe im Test

Vor allem bei Schuhen für die ganz Kleinen steppt der Bär: Lichteffekte, Prinzessinnenglitzer, Comic-Lieblinge – alles ist möglich. Und bunt geht es auch bei den trendigen Tretern für die Größeren zu. Doch Schuhe sollten die Füße vor allem schützen und unterstützen. Weil beides nicht immer zusammenpasst, kann es beim Schuhkauf zu emotionsgeladenen Diskussionen kommen.

Eltern brauchen da gute Nerven – und Hintergrundwissen. Denn wie unser aktueller Test Kinderschuhe zeigt, ist auch ein hoher Preis keine Garantie dafür, dass ein Schuh dem Kinderfuß tatsächlich gut tut: Sagenhafte 104 Euro kostet unser teuerstes Modell, ein Halbschuh von bisgaard, der es trotzdem gerade einmal ins Mittelfeld schaffte.

Schuhe für ältere Kinder

Übrigens: Immer wieder suchen User auf konsument.at nach "Bärenschuhen“. Das ist eine Marke von Deichmann, die überwiegend in sehr kleinen bis kleinen Größen verkauft wird. Da wir für unsere aktuelle Untersuchung Schuhe für ältere Kinder ausgesucht haben, gibt es aufgrund des fehlenden Angebots keinen Bärenschuh im Test.

Nur ein Modell "sehr gut"

Nur ein Einser

Nicht nur beim teuren bisgaard, auch insgesamt sind unsere Untersuchungsergebnisse kein Grund zum Jubeln. 20 Paar Halbschuhe bzw. Sneaker mit und ohne Schnürung in den Größen 31 und 35 kauften wir ein. Nur ein einziges Modell, nämlich jenes von Richter, schaffte ein „sehr gut“.

Anders als in früheren Jahren ließen wir diesmal alle Schuhe sowohl orthopädisch beurteilen als auch auf Schadstoffe überprüfen. Kinder brauchen besonders gutes Schuhwerk. Ihre Füße befinden sich noch im Wachstum, was sie empfindlich macht. Da die Knochen biegsam und die Muskulatur sowie die Bänder schwach sind, erzwingt ein ungeeigneter Schuh Fehlstellungen. Damit können nicht nur die Füße, sondern auch die Wirbelsäule und der gesamte Bewegungsapparat Schaden fürs Leben nehmen.

Schutz vor Nässe, Kälte und möglichen Verletzungen

Schuhe sollen den Fuß auch vor Nässe, Kälte und möglichen Verletzungen – etwa durchs Eintreten spitzer Gegenstände – schützen. Die Qualität der Schuhsohle ist daher besonders wichtig und bereits hier, gewissermaßen an der Basis, beginnen die Probleme. Der Sohlenaufbau erwies sich bei nahezu allen Modellen als wenig überzeugend. Selbst Testsieger Richter kam im Prüfpunkt „Schutzfunktion der Sohle“ über ein durchschnittliches Ergebnis nicht hinaus.

Schwachpunkt Sohle

Schwachpunkt Sohle

Die Sohle muss nicht nur schützen, sondern auch stützen. Ist sie zu biegsam, bietet sie dem Fuß keinen Halt, was zur Überlastung der Muskulatur führt. Biegen sollte sich die Sohle aber ausschließlich hinter den Zehen, am sogenannten Ballenbiegepunkt. Ist sie dort zu steif, behindert sie den Fuß beim Abrollen. Tadellos sind hier nur die Modelle von Richter, elefanten und STARWARS. Bei bama, Mustang, Skechers, Magic Lady und KIDZ alive biegt sich die Sohle dagegen in der Mitte, was indiskutabel ist.

Viel zu beanstanden hatten wir auch bei der „Sprengung“. Darunter versteht man das Gelenkstück der Sohle, das zwischen dem Zehenballen und dem Fersenauftritt liegt. Die Mehrheit der Schuhe war hier bestenfalls mittelmäßig.

Jedes Modell aufgeschnitten

Um zu beurteilen, wie gut – oder schlecht – der Sohlenaufbau ist, schauten wir auch diesmal in die Schuhe hinein: Jedes Modell wurde aufgeschnitten. In diesem Zustand lässt sich zudem die Innensohle sowohl in der Länge als auch in der Breite gut vermessen. Stimmen die Proportionen? Können sich Eltern auf die Größenangaben der Hersteller verlassen?

Irreführende Größenangaben

Irreführende Größenangaben

Wie unser Test zeigt, werden Kinderschuhe nach wie vor kaum sowohl mit Längen- als auch mit Breitenangabe ausgezeichnet. Top sind hier nur Richter, superfit und elefanten. Beim großen Rest gibt es hingegen Verbesserungsbedarf.

Auf Schuhlänge achten

Eltern sollten beim Schuhkauf vor allem ganz genau schauen, ob die Schuhlänge passt. Das ist deshalb so wichtig, weil Untersuchungen wiederholt gezeigt haben, dass Kinder häufig viel zu kurze Schuhe tragen. Der Grund: Die Sprösslinge spüren keine Schmerzen, weil der Druck im Schuh relativ großflächig wirkt. Er nimmt durch das Fußwachstum auch nur langsam zu und wird deshalb nicht als unangenehm empfunden. Der sehr formbare kindliche Fuß gibt dem Druck im Schuh nach und wird damit allmählich in die Fehlstellung gedrängt.

Auch Breite entscheidend

Was oft vergessen wird: Neben der Länge ist auch die Breite für die Passform entscheidend. Viele Kinderschuhe sind immer noch zu schmal geschnitten. Und nur ein solider Halt im Fersenbereich unterstützt den Fuß sowohl in der Bewegung als auch bei statischer Belastung. Zudem muss die Schuhhöhe so gestaltet sein, dass der Rand nicht scheuert.

Gift im Schuh?

Kein Chrom VI nachweisbar

Kinderschuhe müssen nicht nur passen, sondern sollten auch frei von Schadstoffen sein. Besonders heikel ist hier Chrom VI, das beim Gerben von Leder entstehen kann. Es darf in Lederwaren, die mit menschlicher Haut in Berührung kommen, nicht enthalten sein, weil dadurch Allergien ausgelöst werden können. Erfreulicherweise war in keinem getesteten Schuh Chrom VI nachweisbar.

PAK in mehreren Modellen gefunden

Anders ist die Lage bei den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), die durch Weichmacheröle oder Ruß in Materialien gelangen können. Acht dieser PAK werden als krebserregend eingestuft. Bei Boyz fanden wir hohe Gehalte von zwei dieser gefährlichen PAK, nämlich Benzo(a)anthracen und Chrysen. Dieser Schuh hätte unserer Meinung nach gar nicht verkauft werden dürfen.

Aber auch bei anderen Modellen wurden wir fündig. Die Mengen, die wir aufspürten, waren zwar deutlich geringer, trotzdem werteten wir diese Schuhe ebenfalls ab. Krebserregende PAK haben selbst in Spuren in Kinderschuhen einfach nichts verloren. Das Testurteil abgewertet haben wir ebenso bei Modellen, in denen das Lösungsmittel Dimethylformamid nachweisbar war.

Weichmacher fanden wir dagegen praktisch keine. Dasselbe gilt für Amine aus verbotenen Azofarbstoffen.

Fazit

Fest steht: Weder der Preis noch ein klingender Markenname oder kultiges Design garantieren einen tadellosen Kinderschuh. Und obwohl das Angebot riesig ist, dauert die Suche nach einem passenden Schuh oft lange. Der Grund: Auch wenn die Modelle alle anders aussehen, herrscht doch wenig Vielfalt. Die meisten Kinderschuhe kommen aus Fernost und ihre für die Passform entscheidende Innenausstattung wird häufig „über nur einen Leisten geschlagen“. Auch kompetente Beratung im Geschäft ist inzwischen Mangelware, weil qualifiziertes Fachpersonal im Verkauf kaum noch anzutreffen ist.

Doch „außen hui, innen pfui“ muss nicht sein. Mit den modernen Materialien und nach dem aktuellen Stand der orthopädischen Wissenschaft ist es heute einfacher denn je, Kinderschuhe auf den Markt zu bringen, die gut aussehen und ein wirklich kinderfußfreundliches Innenleben bieten. Hier ist ganz klar die Schuhindustrie gefordert!

Testtabelle: Kinderschuhe

Sohle raus oder Schablone rein

Die Passform eines Schuhs können Eltern mit der Einlegesohle überprüfen. Dafür die Sohle aus dem Schuh nehmen und das Kind draufstellen. Bleiben vor der längsten Zehe noch rund 15 Millimeter Platz, stimmt die Länge.

Die Sohlenbreite im Fersenbereich muss der Ferse entsprechen. Im Vorfußbereich kann der belastete Fuß ein wenig über die Sohle hinausreichen, weil der Schuh breiter ist als die Einlegesohle.

Das Problem: Nicht bei allen Schuhmodellen kann die Sohle herausgenommen werden. In diesem Fall können Eltern die Passform eines Schuhs mit einer Schablone überprüfen: Das Kind daheim auf einen Karton stellen, den Umriss der Füße nachzeichnen, an der längsten Zehe 12 bis 17 Millimeter dazugeben, ausschneiden. Die Schablonen müssen sich mit den Schuh-Innen­sohlen decken. Ergeben sich Abweichungen in Länge und Breite, ist das Modell ungeeignet.

Zusammenfassung

  • Nicht vertrauenswürdig. Verlassen Sie sich nicht auf die Größenangaben der Hersteller. Sie entsprechen häufig nicht der tatsächlichen Größe des Schuhs.
  • Lang und breit. Nicht nur die Schuhlänge ist wichtig, sondern auch die Breite: Ist der Schuh zu schmal, macht es keinen Sinn, das nächstgrößere Modell zu nehmen, weil der Fuß dann nach vorne rutscht.
  • Aua! Auf Nähte, Ösen und Schuhränder achten: Sie können zu schmerzhaften Hautveränderungen führen. Erste Hinweise darauf sind Scheuerstellen oder Löcher in Strümpfen und Socken.
  • Besser ohne. Das Kind so oft wie möglich barfuß laufen lassen: Unebene Naturböden, Böden mit unterschiedlicher Härte trainieren den Fuß. Das Gehen und Laufen im Sand ist besonders effektiv.
  • Keine Pantoffelhelden. Rutschsichere Socken sind besser als Hausschuhe. In ihnen läuft das Kind fast so wie barfuß.

Video mit Univ.-Prof. Kristen

So testen wir Kinderschuhe

Im Test: 20 Paar Halbschuhe für Kinder mit und ohne Schnürung in den Größen 31 und 35.

Qualität, orthopädische Beurteilung, Passform

Die Bewertung der Qualität – Obermaterial, Boden (Sohlenaufbau), Verarbeitung – erfolgte durch einen Sachverständigen für Kinderschuhe. Die orthopädische Beurteilung wurde durch einen Facharzt für Orthopädie vorgenommen. Er beurteilte die Knöchelhöhe der Schuhe, die Fersengestaltung, die Sprengung (Übergang vom Ballen- zum Fersenauftritt), den Ballenbiegepunkt, die Schutzfunktion der Sohle und die Beschaffenheit der Deckbrandsohle.

Schadstoffe

Alle Schuhe wurden auf Chrom VI, Amine aus verbotenen Azofarbstoffen, Dimethylformamid, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Weichmacher (Phathalte) untersucht.

  • Chrom VI: Bestimmung mittels Ionenchromatographie nach EN ISO 17075-2
  • Amine aus verbotenen Azofarbstoffen: 1) in gefärbtem Leder in Anlehnung an EN ISO 17234-1 sowie EN ISO 17234-2; 2) in Textilien in Anlehnung an EN 14362-1 sowie EN 14362-3
  • Dimethylformamid: Bestimmung nach Lösemittelextraktion mittels GC-MS in Anlehnung an CEN ISO/TS 16189.
  • Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK): Untersuchung der Kunststoffbestandteile des Schuhs. Analyse mittels GC-MS.
  • Weichmacher: Bestimmung ausgewählter Phthalate nach Lösemittelextraktion mittels GC-MS. Die Quantifizierung entspricht der EN ISO 18856.

Abwertungen

Das Urteil Schadstoffe kann nicht besser sein als das Einzelurteil der polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) und nur um eine halbe Note besser als das Einzelurteil Dimethylformamid. Sind die Schadstoffe durchschnittlich oder schlechter, kann das Testurteil nicht besser sein.

Gewichtung

  • Qualität 10 %
  • orthopädische Beurteilung 50 %
  • Passform 35 %
  • Schadstoffe 5 %

Mehr zum Thema

Zum Nachschauen: Anfang September gibt es online auch ein Video zu unserer Untersuchung der Kinderschuhe und ein Interview mit unserem Experten.

Testplakette

Achten Sie beim Kauf auf die KONSUMENT-Testplakette.

Unternehmen, deren Produkte von uns mit "gut“ oder "sehr gut“ beurteilt wurden, haben die Möglichkeit, eine Testplakette zu erwerben. Deren Nutzung ist zeitlich begrenzt, und unsere strengen Richtlinien sind einzuhalten. Laut einer für die österreichische Bevölkerung repräsentativen Umfrage vom Juli 2019 verbinden Verbraucher mit der KONSUMENT-Testplakette in erster Linie, dass das entsprechende Produkt durch ein objektives Testverfahren geprüft wurde (41,3 %), eine hohe Qualität aufweist (40,1 %) und ein gutes Preis-/ Leistungs-Verhältnis bietet (33,9 %).

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Reaktionen

Anbieter von Produkten mit einem negativen Testurteil – „nicht zufriedenstellend“ –bekommen hier Gelegenheit, eine Stellungnahme abzugeben.

Boyz

Wir haben Ihre Untersuchungsergebnisse dem renommierten Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens e.V. (PFI) übermittelt und dieses um Stellungnahme gebeten. Der zufolge sind gemäß Verordnung EU 1272/2013 für die beiden PAK-Schadstoffe Chrysen und (Benzo(a)anthracen Grenzwerte von je 1,0 mg/kg gesetzlich verankert, welche jedoch nur für Kunststoffe, bei denen wiederholter Hautkontakt möglich ist, gelten.

Die beiden Substanzen wurden im Absatzfleck des beanstandeten Boyz Schuh, sprich außen auf der Sohlenseite gefunden, somit zweifelsfrei an einer Stelle, wo von wiederholtem Hautkontakt und damit Gefahr einer Gesundheitsbeeinträchtigung nicht auszugehen ist. Deshalb ist der von Ihnen beanstandete Schuh sehr wohl verkehrsfähig. Zudem muss das Produkt gemäß Gesetz nicht gänzlich schadstofffrei sein. Der im von Ihnen getesteten Schuh vorgefundene Wert an Benzo(a)anthracen liegt deutlich unter dem gesetzlich festgelegten Grenzwert und derjenige von Chrysen nur leicht darüber.

Wir beauftragen für alle unsere Kinderschuhe Schadstofftests vor deren In-Verkehr-Bringung, und wir setzen auch höhere Ansprüche als gesetzlich gefordert an die Schadstofffreiheit unserer Produkte. Der von uns durchgeführte und Ihnen für das beanstandete Produkt auch vorgelegte Test zeigte keinen Hinweis auf eine PAK-Belastung, weshalb das Produkt auch zum Verkauf freigegeben wurde.

Da es unser Anspruch ist, unbesehen von gesetzlichen Grenzwerten, PAK-freie Produkte anzubieten, haben wir uns dazu entschieden, das gegenständliche Boyz Produkt aus dem Verkauf zu nehmen, obwohl es verkehrsfähig ist.

Leder & Schuh Aktiengesellschaft
Graz

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