Agile Gämsen oder das oft besungene Edelweiß: Sie sind es wohl, die vielen als Erstes in den Sinn kommen, wenn sie an die Alpen denken. Doch die beiden sind nur zwei Beispiele unter den kategorisierten 30.000 Tier- und 13.000 Pflanzenarten sowie den unzähligen Pilzen, Mikroben und Bakterien, die in den Alpen heimisch – und durch deren rasche Erwärmung bedroht sind. Gämsen wurden in den vergangenen 30 Jahren immer dünner. Das Edelweiß kann wohl schon bald nicht mehr in kühle Höhen ausweichen. Wie verändern Folgen der Klimakrise den Lebensraum Alpen?
Wie sich Arten verändern
Wenn es wärmer wird, können sich Lebewesen bis zu einem gewissen Grad anpassen. Die Fruchtfliege tut dies genetisch, wie Forschende zeigen konnten. Je wärmer es wurde, desto mehr Exemplare mit wärmeangepassten Chromosomenkonfigurationen fanden sie.
Das liegt auch daran, dass sie sich schnell reproduzieren. Ihre Familienverwandte, die Alpenfliege, tut dies auch. Der Lebensraum, an den sie angepasst ist, erhitzt sich jedoch zu schnell. Bis 2100 könnte er um drei Viertel schrumpfen. Ökolog:innen der Universitäten Innsbruck und Salzburg fanden heraus, dass hitzegestresste Alpenfliegen weniger wettbewerbsfähig sind.
"Arten aus Bergregionen werden sich wahrscheinlich nicht durch evolutionäre genetische Veränderungen anpassen", schreiben sie. Denn viele alpine Arten brauchen lange, um eine neue Generation hervorzubringen – und kämen so der Erhitzung nicht nach.
Verhalten und Jahresrhythmus
Bleibt eine andere Strategie: Änderung im Verhalten oder in anderen Merkmalen. Viele Pflanzenarten treiben etwa früher aus oder wachsen höher. Einige Arten von alpinen Zugvögeln, Reptilien oder Schmetterlingen beginnen ihre Aktivitäten über die vergangenen Jahrzehnte immer eher im Jahr – und passen sich so an den verschobenen Frühlingsbeginn an. Auch Individuen einer hochalpinen Ameisenart verhalten sich anders, wenn die Temperaturen steigen: Sie werden aggressiver. Das bewiesen jüngst Ökolog:innen der Universität Innsbruck.
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