Für viele ist Riess-Geschirr eine Kindheitserinnerung – eine Erinnerung an Hausmannskost, die sich in den pastellfarbenen Kochtöpfen der Großeltern verbarg: Knödel, Strudel, mal süß, mal pikant. Für manche stellt das bunte Geschirr aber auch ein Erbstück dar und kommt in der eigenen Küche zum Einsatz.
Und obwohl Riess-Produkte teils über Generationen weitergegeben werden, werken in der Fabrik in Ybbsitz über 100 Mitarbeitende in Handarbeit an Nachschub. Etwa 3.500 Stück Emaille-Geschirr werden hier, eingebettet in die niederösterreichischen Voralpen, täglich produziert.
Nicht nur für den deutschsprachigen Raum, Riess exportiert das Kochgeschirr in 38 Länder. Besonders beliebt sind die Töpfe im Stil der 60er derzeit in Südkorea, da dort auch viele Fernsehköche mit Riess-Produkten arbeiten.
„Der Werkstoff Emaille erlebt eine Renaissance – und wir profitieren davon“, sagt Geschäftsführer Julian Riess. Wobei Emaille eigentlich nie weg gewesen sei. Seit dem 16. Jahrhundert produziert die Familie Riess am jetzigen Standort im Mostviertel Kochgeschirr. Damals waren es einfache Eisenpfannen und Wasserkessel, seit 1922 setzt man auf Emaillierung.
Zielgruppe des Unternehmens sind vor allem junge Leute, die gerade ihren Hausstand gründen. Das pastellfarbene Geschirr komme bei dieser Altersgruppe besonders gut an, weil es sie an die Besuche bei den Großeltern erinnere. "Und was war bei der Großmutter? Es hat einfach gut geschmeckt", sagt der Unternehmensleiter. Das Geschirr sei seit den 60ern auch unverändert, es wären nur einige Artikel, wie zum Beispiel Eimer, ins Sortiment dazugekomen.
Was ist Emaille?
Vereinfacht gesagt ist Emaille geschmolzenes Glas auf einem Stahlkörper. Die schnitt- und säurefeste Oberfläche ist einfach zu reinigen und bakterienhemmend sowie lebensmittelecht. Das brachte Emaille-Geschirr zu Anfangszeiten auch den Namen „Gesundheitsgeschirr“ ein.
Der größte Vorteil gegenüber Edelstahlgeschirr ist, dass sich die Hitze über das ganze Gefäß verteilt, besonders gut funktioniert Emaille durch die Magnetisierbarkeit des Eisens bei Induktionsherden. Und im Gegensatz zu Aluminiumpfannen kommen weder Chrom oder Nickel zum Einsatz, die sich beim Kochen aus dem Geschirr lösen und ins Essen übergehen könnten.
Doch nicht jedes Emaille- Geschirr ist schadstofffrei. „Emaille ist nicht gleich Emaille“, sagt Julian Riess. Er warnt vor allem vor Geschirr, das aus Mexiko oder China für reine Dekorzwecke importiert wird und dann doch am Herd landet. Besonders beim Innenemaille müsse man aufpassen, da dieses Material mit Lebensmitteln in Kontakt komme.
Um kein Risiko einzugehen, verwendet Riess für die Innenbeschichtung nur die Farben Grau und Creme – Farben ohne Metalloxide. Zudem prüfe man das Geschirr regelmäßig am Österreichischen Forschungs- und Prüfinstitut OFI gemäß der Keramikverordnung sowie der europäischen ISO-Norm für Metall und Legierungen. Bei internationalen Online-Händlern würde der Unternehmer kein Emaille-Geschirr bestellen – zu groß sei das Risiko fehlender Kontrollen durch die Importeure.
39 Arbeitsschritte
Doch wie viel Schritte sind es eigentlich, bis das fertige Emaille-Geschirr in Papier verpackt im Lager der Fabrik verstaut wird?
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