Zum Inhalt
Eine Frau putzt sich die Nase mit einem Taschentuch.
Mit dem Frühling kommt die Pollenzeit. Bild: Budimir Jevtic/Shutterstock.com

Pollenallergie: Was hilft gegen Heuschnupfen und Co?

Heuschnupfen, Augentränen, Asthma: Für viele Menschen mit Pollenallergie ist der Frühling keine angenehme Zeit. Worauf kommt es in der Blütezeit an? Was hilft gegen die Pollenallergie? Warum ist eine Behandlung dringend anzuraten?

Für 20 Prozent der österreichischen Bevölkerung ist der Frühling nicht die schönste Zeit des Jahres, sondern die Saison von Heuschnupfen und allergischem Asthma. Zumindest leiden Pollenallergiker:innen nicht das ganze Jahr über. Andererseits reagiert etwa die Hälfte aller allergischen Personen überempfindlich auf Pollen. Vor allem Pflanzen, die durch den Wind bestäubt werden, bilden in ihrer Blühperiode große Mengen an Blütenstaub und setzen ihn in die Luft frei. Dadurch gelangen die Pollenkörner auf die Schleimhäute der Augen und der Atemwege.

Wann blühen welche Pollen?

Erste Hinweise auf die Auslöser gibt der Zeitraum, in dem die Beschwerden auftreten. Man unterscheidet Frühblüher (Jänner bis April), Mittelblüher (Mai bis Juli) und Spätblüher (August bis September). Ein Pollenkalender kann hilfreich sein, er ist jedoch niemals exakt, da er von etlichen Faktoren beeinflusst wird. So sind etwa, wenn es bis in den April hinein schneit, kaum Birken-, Erlen- und Haselpollen in der Luft vorhanden. Über einer Großstadt wie Wien zirkuliert oft deutlich mehr Blütenstaub als in vielen kleineren Städten. Sind Sie auf Gräserpollen allergisch? Dann muss man von einem frühsommerlichen Radausflug z. B. auf die Wiener Donauinsel abraten. Der durch die lokalen geografischen Gegebenheiten entstehende Düseneffekt wirbelt dort die Gräserpollen besonders stark auf.

Sind Baumpollen weniger bedenklich?

Obwohl die Luft in unseren Breitengraden teilweise mit sehr hohen Konzentrationen von Nadelbaumpollen belastet ist, sind diese weniger aggressiv und daher allergologisch von geringer Bedeutung. Als Auslöser von saisonalen Baumpollenallergien kommen vor allem durch den Wind bestäubte Laubbäume wie Birke, Hasel, Erle, Eiche und Pappel in Betracht. Sie gehören zu den Früh- bis Mittelblühern, wobei die Pollenbelastung regional und zyklisch stark schwankt – sie ist also nicht nur von Gebiet zu Gebiet unterschiedlich, sondern auch von Jahr zu Jahr.

Tricksen mit Antihistaminika verzögert Diagnose

Im zuständigen medizinischen Fachbereich, der Allergologie, gilt dies als einer der Gründe, weshalb beim Gros der Betroffenen vom Beginn der Erkrankung bis zur Diagnosestellung sechs bis neun Jahre vergehen: Man „schwindelt“ sich mit rezeptfreien Medikamenten oder den Antihistaminika von Bekannten über schwache Saisonen hinweg, anstatt sich allergologisch austesten zu lassen und unter fachärztlicher Aufsicht eine zielführende Therapie einzuleiten.

Warum ist eine ärztliche Behandlung notwendig?

Ein Krankheitsbild aber, das sich bereits über einen längeren Zeitraum manifestiert hat, ist ungleich schwieriger zu behandeln. Und eine Pollenallergie sollte unbedingt behandelt werden, da sich der Heuschnupfen als allergisches Asthma auf die Bronchien ausbreiten kann und sich häufig Kreuzallergien sowie pollenassoziierte Nahrungsmittelallergien entwickeln.

Kreuzallergien zwischen mehreren Baumarten

Von einer Kreuzallergie oder Kreuzreaktion spricht man, wenn die IgE-Antikörper, die als Gegenstücke zu einem bestimmten Allergen gebildet wurden, auch andere Allergene erkennen und mit ihnen reagieren. Etwa löst bei Menschen, die auf Birkenpollen allergisch sind, oft auch der Blütenstaub von verwandten Baumarten wie der Hasel oder der Erle, selten auch Buche oder Eiche, Beschwerden aus.

Was ist das orale Allergiesyndrom?

Wenn mit der pollenproduzierenden Pflanzenart mehr oder weniger verwandte Nahrungsmittel Symptome an der Mundschleimhaut oder im Magen-Darm-Trakt hervorrufen, spricht man vom oralen Allergiesyndrom. So hat beispielsweise zirka die Hälfte der Birkenpollenallergiker:innen Probleme beim Essen von Äpfeln.

Durch Pollen verursachte Nahrungsmittelallergie

Relativ häufig tritt auch eine pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie auf. Sie verläuft allerdings deutlich milder als die seltene primäre (echte) Nahrungsmittelallergie, zum Beispiel auf Erdnuss, Hühnereiweiß oder Milch. Eine Ausnahme ist die Kreuzreaktion auf Soja bei Birkenpollenallergie, die auch schwerere Symptome auslösen kann. Mögliche Anzeichen sind ein Brennen im Mund, ein Taubheitsgefühl an den Lippen, eine Schwellung der Zunge oder des Kehlkopfes, die Atemnot verursachen kann, oder ein Hautausschlag.

Wie steht es um Gräserpollen?

Die Pflanzenfamilie der Süßgräser ist die weltweit häufigste Ursache einer Pollenallergie. Ihre Vertreter blühen von Früh- bis Spätsommer und werden vom Wind bestäubt. Charakteristisch sind ausgeprägte Kreuzallergien untereinander. Meist leiden die Betroffenen an einer generalisierten Allergie gegen sämtliche Süßgräser, zu welchen auch die Getreidearten gehören. Hier ist besonders der Roggenpollen von allergologischer Bedeutung. Eine Roggenähre produziert rund fünf Millionen Pollenkörner, die der Wind viele Kilometer weit verfrachtet. An trockenen, heißen Mai- und Junitagen ist die Belastung am größten. Auf dem Land zählt man morgens und spätnachmittags die höchste Pollenzahl, in der Stadt mittags und abends – wegen des Transportweges zeitlich versetzt. Zu den Süßgräserarten mit besonders hoher Allergenpotenz zählen neben dem Roggen das Knäuelgras, das sich durch seine charakteristischen Blüten leicht von anderen Gräsern unterscheiden lässt, und das häufig als Parkrasen kultivierte Wiesenlieschgras.

Was sind Kräuterpollen?

Die dritte große Gruppe von Pollenallergenen stammt von windbestäubenden, krautigen Samenpflanzen, die als „Unkräuter“ auf Feldern, in Gärten und im Grünland wachsen. Sie sind typische Kulturfolger, deren Ausbreitung durch menschliche Eingriffe in die Natur gefördert wurde oder wird. Zu diesen Allergieauslösern zählen beispielsweise Sauerampfer, Wegerich, Brennnessel und Gänsefuß. Die Kräuter mit der höchsten allergischen Potenz sind jedoch der Beifuß (Artemisia), ein typisches Ackerunkraut, das auch auf Brachfläche, Bahndämmen oder Schuttplätzen gut gedeiht, und das Beifußblättrige Traubenkraut, ein besser als Ragweed oder Ambrosia bekanntes, aus Nordamerika stammendes Unkraut, das sich zunehmend auch in Europa ausbreitet.

Tipps bei Pollenallergie

  • Lassen Sie sich so früh wie möglich behandeln und nehmen Sie Ihre vorbeugenden beziehungsweise lindernden Medikamente rechtzeitig und genau nach ärztlicher Anweisung ein.
  • Obwohl Pollenkörner bis zu 400 Kilometer weit verweht werden und man ihnen schwer entkommen kann, sollten Sie trotzdem einen großen Bogen um blühende Felder machen. Denn in der Regel sind die Krankheitssymptome umso ausgeprägter, je höher die Pollenkonzentration ist.
  • Nutzen Sie pollenflugarme Tageszeiten für Ihre körperlichen Aktivitäten im Freien. Günstig sind am ehesten die Abendstunden, ungünstig der Morgen und der Nachmittag.
  • Schlafen Sie bei geschlossenen Fenstern und lüften Sie zu pollenflugarmen Tageszeiten. Ziehen Sie sich außerhalb des Schlafzimmers aus, da die Pollen auch an der Kleidung haften. Auch das Waschen der Haare vor dem Zu-Bett- Gehen kann die Gefahr von nächtlichen Niesattacken verringern.
  • Nach Gewittern und kurzen Regenschauern ist der Pollengehalt der Luft oft besonders hoch. Länger anhaltender Regen aber reduziert die Belastung. Ein verregneter Tag ist für Pollenallergiker also die beste Zeit für einen Spaziergang. Der Wald eignet sich wegen seiner Filterwirkung übrigens besser für Ausflüge in die Natur als Feldwege oder freies Gebiet.
  • Die aktuelle Pollenbelastung können Sie z. B. unter polleninformation.at abrufen.

MEHR ZUM THEMA ALLERGIEN

Alle hier genannten Artikel stammen aus unserem KONSUMENT-Buch „Mit Allergien leben".

Buch: Mit Allergien leben

Buch: Mit Allergien leben
Buch: Mit Allergien leben Bild: VKI

Das KONSUMENT-Buch 
von Helga Schimmer

  • Sinnvolle Diagnoseverfahren
  • Wirksame Therapiemethoden
  • Praktische Tipps zur Vorbeugung und Selbsthilfe
  • Allergien bei Kindern
  • Auslösende Allergene
  • Wundermittel, die Heilung versprechen

Im Serviceteil listen wir Adressen und Links zum Thema.

>> Zum Buch im KONSUMENT-Shop

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

 Community Nursing in Österreich premium

Community Nursing in Österreich

Bis ins hohe Alter im eigenen Zuhause verbleiben – das ist der Wunsch vieler Menschen. Ein Community Nursing Systems soll das unterstützen. Ein Pilotprojekt dazu ist bereits in vollem Gange.

Mit Allergien leben

Mit Allergien leben

Nehmen Sie die Symptome nicht auf die leichte Schulter. Chronische Erkrankungen wie Asthma oder eine teils massiv eingeschränkte Lebensqualität sind die Folge.

Kommentieren

Sie können den Text nach dem Abschicken nicht nachträglich bearbeiten, Länge: maximal 3000 Zeichen. Bitte beachten Sie auch unsere Netiquette-Regeln.

Neue Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern veröffentlicht werden.

Anmelden

1 Kommentar

Ärzte - Allergien

hjrx, 26. Februar 2024, 10:02

Guten Tag Liebes Konsumenten Team

Danke für den sehr hilfreichen und guten Artikel.

Sie schreiben: Lassen Sie sich so früh wie möglich behandeln und nehmen Sie Ihre vorbeugenden beziehungsweise lindernden Medikamente rechtzeitig und genau nach ärztlicher Anweisung ein.

Mir fehlt hier noch ein wenig die Information, zu welchen Arzt man eigentlich gehen soll? Augenarzt weil die Augen rinnen oder doch lieber zu einen HNO weil die Nase zu ist?

Liebe Grüße
Hansjürgen R.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang