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Arzt untersucht mit Lupe Hand eines Patienten
Was kann der Auslöser eines Kontaktekzems sein? Bild: Fuss-Sergey / Shutterstock.com

Chemikalien als Allergene: Viele mögliche Auslöser

| 2 Kommentare

Die Suche nach der Ursache eines Kontaktekzems gestaltet sich oft schwierig. Viele Substanzen kommen als Auslöser infrage.

Treten nach dem Kontakt mit einer Substanz Rötungen, Schwellungen oder Bläschen auf, muss es sich nicht zwangsläufig um eine ­Allergie handeln. Es gibt eine Reihe von ­Stoffen und physikalischen Einflüssen, die die Haut direkt schädigen.

Dazu gehören Säuren, Laugen, Seife, Lösungsmittel, UV-Strahlen und starke mechanische Beanspruchung. Diese sogenannten toxischen Haut­ekzeme bleiben immer auf den Einwirkungsbereich des Schadstoffes begrenzt – z. B. entsteht der Sonnenbrand nur an den Stellen, die zu lange ultraviolettem Licht ausgesetzt ­waren.

Auch an Nicht-Kontaktstellen

Im Gegensatz dazu beruht das allergische Kontaktekzem auf einer Sensibilisierung des Immunsystems. Da die auslösenden Stoffe über die Blutgefäße und Lymphbahnen im Körper weitertransportiert werden, können sie Reaktionen auch an Hautarealen hervorrufen, die nicht mit dem Allergen in Berührung gekommen sind. Die akute Kontaktdermatitis äußert sich als Entzündung, beim chronischen Kontaktekzem neigt die Haut zur verstärkten Schuppenbildung, weil eine dickere Hornschicht gebildet wird.

Krank machende Wohlgerüche

Mögliche Gefahrenquellen lauern auf der Straße, in Geschäften oder daheim – Duftstoffe sind allgegenwärtig. Da wird künst­liches Kaffee- und Gebäckaroma zwecks Verlockung zum Konsum in die Fußgängerzonen gesprüht, in Geschäftslokalen wehen uns Duftbouquets zur Kaufverführung um die Nase, und das eigene Wohnzimmer wird erst mit dem Wohlgeruch aus der Aroma­lampe richtig gemütlich. Darüber hinaus sind in diversen Wasch- und Putzmitteln sowie in nahezu allen Produkten für die Körperreinigung, Körperpflege und Kos­metik Duftstoffe enthalten, angefangen vom Haarshampoo über die Gesichtscreme, den Lippenstift und die Körperlotion bis hin zum Fußbalsam. Zusätzlich besprühen wir uns noch mit Deodorants, Eaux de Toilette und Parfums.

100 Substanzen für einen Geruch

Bedenkt man die Tatsache, dass Duftentwickler im Chemielabor bis zu hundert verschiedene Substanzen zu einem einzigen Geruchseindruck kombinieren, verwundert es nicht, dass unser Immunsystem auf diese Stoffvielfalt zunehmend überfordert rea­giert und eine Duftstoffallergie entwickelt.

Deklaration für besonders starke Duftstoffe

Einige Duftstoffe sind dafür bekannt, dass sie ein besonders hohes Allergiepotenzial haben, und müssen nach der EU-Kosmetikverordnung auf dem Produkt deklariert werden. Dazu zählen Eichenmoos (Evernia), Eukalyptusöl, Moschus, Hydroxycitronell, Cinnamylalkohol (Zimtalkohol), Eugenol und Isoeugenol. Das nach Maiglöckchen duftende Lyral wurde per EU-Verordnung 2017 für die Verwendung in Kosmetika ­sogar gänzlich verboten.

Aufschrift "parfumfrei" oder "duftstofffrei"

Shampoos, die abgespült werden, machen meist weniger Probleme als Lotionen, Cremes und Deos, die auf der Haut bleiben. Wenn die Haut zu allergischen Reaktionen neigt oder bereits durch Krankheit vorgeschädigt ist, sollten ausschließlich Reinigungsmittel, Pflegemittel und Kosmetika mit der Aufschrift „parfumfrei“ oder „duftstofffrei“ verwendet werden. Am besten keine Experimente machen und bei einer gut verträg­lichen Pflegeserie bleiben. Denn der häufige Wechsel von Pflegeprodukten begünstigt allergische Reaktionen. Grundsätzlich gilt: Je weniger Inhaltstoffe ein Produkt zur ­Reinigung, Pflege oder Verschönerung der Haut hat, desto besser ist es für Allergiker geeignet.

Problematische Konservierungsstoffe

Methylisothiazolinon, Parabene, Triclosan, Sorbinsäure, Formaldehyd und Benzal­koniumchlorid sind Substanzen, die das Bakterien- und Pilzwachstum hervorragend hemmen. Leider stehen sie aber auch im Verdacht, Allergien und sogar Krebs aus­zulösen.

Wand­farben

So können die in vielen Wand­farben enthaltenen Methylisothiazolinone schwere allergische Reaktionen auslösen. Bei sensibilisierten Menschen genügt schon eine geringe Belastung der Raumluft. Wer seinen Wänden einen neuen ­Anstrich verpassen will, achtet am besten darauf, dass die verwendeten Farben als „konservierungsmittelfrei“ oder speziell „für Allergiker“ deklariert werden. Allenfalls überlässt man das Streichen einem Handwerker und lüftet den betreffenden Raum danach mehrere Tage.

Schuld an der Zunahme der Allergien auf Methylisothiazolinone waren allerdings in den meisten Fällen gar nicht die Wand­farben selbst, sondern Kosmetika, in denen diese Biozide ebenfalls lange Zeit eingesetzt worden sind. Aus den Kosmetika wurden Isothiazolinone 2017 weitgehend verbannt, sie dürfen nur noch abwaschbaren Produkten in sehr geringer Menge zugesetzt werden. Generell sollten Menschen mit Hautproblemen Pflegeprodukte ohne Konservierungsstoffe bevorzugen. Wegen ihrer geringeren Haltbarkeit sind solche Mittel nach dem ­ersten Öffnen zügig aufzubrauchen.

Riskante Frisörchemikalien

Haarfarben, Bleichmittel und auch Dauerwellbestandteile gehören zu den Substanzen mit hohem Allergiepotenzial. Achten Sie deshalb beim Kauf solcher Produkte auf die Deklaration der Inhaltstoffe. Besonders in Verruf geraten sind die Substanzen Paraphenylendiamin (PPD) und Toluylendiamin. Wer einmal – etwa durch ein Henna-Tattoo in einem Urlaubsland – auf den schwarzen Farbstoff sensibilisiert ist, muss zukünftig die Berührung mit dunklen Lederprodukten und Textilien, Druckerschwärze und Fahrradgriffen sowie bisweilen auch weiß gefärbten Kleidungsstücken meiden. Sogar das Ausüben etlicher Berufe wie Frisör, Drucker, Tankwart, Masseur und eine Beschäftigung in der Lederwaren- und Textilbranche kann Betroffenen versagt bleiben.

Gefahr aus dem Kleiderschrank

Bekleidung hat sehr engen Kontakt mit der Haut. Wärme, Reibung und Schweiß bewirken, dass sich etwaige Schadstoffe aus den Textilien lösen und in die Haut eindringen. Typischerweise zeigen sich die Hautekzeme als Erstes im Halsbereich, unter den Achseln, an Leisten sowie in Armbeugen und Kniekehlen. Mögliche Auslöser zu identifizieren ist schwierig, denn bei Kleidungsstücken müssen nur die verwendeten Fasern deklariert werden.

Unter den in Textilien verwendeten Farb­stoffen sind vor allem die Azofarbstoffe und Dispersionsfarben (z. B. Dispersion Orange 3) allergisierend. Außerdem werden viele Textilien chemisch behandelt oder enthalten Rückstände aus dem Herstellungsprozess. Obwohl Färbemittel und andere Ausrüstungschemikalien wie etwa Substanzen, die Gewebe „knitterarm“, „bügelfrei“ oder „pflegeleicht“ machen (z. B. Formaldehyd), bis zu 20 Prozent des Textilgewichts betragen können, erfährt der Konsument nichts von ihrem Einsatz.

Nur farbechte Textilien

Deshalb empfiehlt es sich, vor allem Stücke, die direkt auf der Haut getragen werden, vor dem Erstgebrauch zu waschen. Dadurch kann die chemische Belastung für die Haut erheblich verringert werden. Verzichten Sie auch auf nicht farbechte Produkte, die Sie an Etikett-Aufschriften wie „separat ­waschen“, „kann abfärben“ oder „nur zusammen mit ähnlich gefärbten Textilien waschen“ erkennen können.

"Chemielabor" Badezimmer

Manche Duft- und Konservierungsstoffe, aber auch andere Inhaltstoffe von Waschmitteln können Allergien auslösen. Ob die Konzentration der Substanz, die nach der Wäsche am Kleidungsstück haften bleibt, ausreicht, um bei Hautkontakt Probleme verursachen zu können, ist ständiger Diskussionsstoff. Personen mit empfindlicher Haut sollten ihr Waschmittel so gering wie möglich dosieren und keinesfalls beim Wasser sparen. Also die Wasser-plus-Funktion der Waschmaschine aktivieren, einen zusätzlichen Spülgang einlegen, auf ein Sensitiv-Waschmittel umsteigen und außerdem Weichspüler generell weglassen. Allergiker mit Allergiepass können sich beim Hersteller nach dem Vorhandensein jener Inhaltstoffe erkundigen, die für ihre Allergie kritisch sind.

Die nicht nur in Superklebern, sondern auch in Nagellacken, Kosmetika, weißen Zahn­füllungen und medizinischen Klebestoffen enthaltenen Acrylate sind ebenfalls häufige Auslöser von Kontaktallergien. Zählten früher vorwiegend Zahnärzte, Zahntechniker, Orthopäden und Krankenpfleger zu den ­Betroffenen, sind es heute vor allem Nageldesigner und junge Frauen. Als typische Symptome treten Juckreiz und Bläschen­bildung auf.

Auch pflanzliche Stoffe problematisch

Mitunter erweisen sich auch pflanzliche Stoffe als problematisch für Allergiker. Das beste Beispiel ist das Teebaumöl (Tea Tree Oil, Melaleuca). Es duftet angenehm frisch und wirkt desinfizierend, kann aber vor allem nach längerer Lagerung Kontaktallergien auslösen. Teebaumöl sollte daher nur verdünnt angewendet und immer lichtgeschützt aufbewahrt werden. Andere mit Vorsicht anzuwendende Pflanzenextrakte sind etwa Arnika- und Kamillenblütenessenz, Propolis (Bienenharz), Rizinusöl und Schafgarbenkraut.

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2 Kommentare

Buch Allergien

hjrx, 22. November 2022, 15:11

Ich danke ihnen für das wirklich sehr sinnvolle Buch. Meine Tochter leidet auch an Neurodermitis. Bei dieser Krankheit weiß man, was es heißt wenn man die Krankheitsursache nicht kennt.

Wurde von Seiten des Konsumenten schon geprüft, was an den Aussagen dran ist, dass die AntigenTest Stäbchen mittels Ethylenoxid sterilisiert wurden und somit hochtoxisch und krebserregend sind?
Dazu gab es eine interessante Pressekonferenz in den letzten Tagen: https://odysee.com/@rtv:4/pk10112022:c

Es gab ja auch schon einen Antrag von Abgeordneten:
https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/A/A_01492/fnameorig_941790.html

Ich bin diesbezüglich wirklich besorgt und bitte solche Meldungen zu prüfen.

DANKE

Feedback der Redaktion

Redaktion, 23. November 2022, 11:11

Liebe/r hjrx,

wir haben uns mit dem Thema bisher nicht befasst. Nach unseren Informationen wurden die Behauptungen betreffend die Antigen-Schnelltests aber schon von anderen Stellen geprüft und widerlegt, z.B. https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/4462.

Beste Grüße,
Die Redaktion

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