Der Übergang vom Berufsleben in die Pension stellt eine Zäsur dar. Für den neuen Lebensabschnitt müssen Sinn und Rhythmus gefunden werden.
Die Plackerei hat ein Ende. Josef H. atmet auf. Endlich muss er nicht mehr jeden Tag in aller Früh aufstehen, endlich hat er mehr Zeit für sich selbst. Mit der Pension fällt geradewegs eine Last von ihm ab. Anders bei Martin K. Mit dem Pensionsantritt fühlt er sich mit einem Schlag wie von 100 auf 0 zurückgesetzt. So gern hätte er weitergearbeitet, doch die Firma beendete das Arbeitsverhältnis. Der Beruf war sein Ein und Alles. Nun meint er, mit leeren Händen dazustehen. Er fühlt sich abgeschoben, wie vor die Tür gesetzt.
Befreiend oder belastend
So unterschiedlich können die Reaktionen ausfallen. Den Beginn der sogenannten nachberuflichen Ära empfinden die einen als Befreiung und Wohltat, andere als Gewaltakt und Ungerechtigkeit. Wer im Laufe eines harten Arbeitslebens seinen Rücken ruiniert hat, ist verständlicherweise froh, wenn die Mühsal ein Ende hat.
Anders sieht die Sache, wer seinen Beruf immer mit Liebe und Leidenschaft ausgeübt hat. 30, 40 Jahre war man vielleicht in verantwortlicher Position – und hat nun plötzlich nichts mehr zu sagen. Natürlich empfindet man das als harten Einschnitt; besonders dann, wenn man Selbstwert in erster Linie aus der beruflichen Tätigkeit bezogen hat.
Lust oder Last, beides kann die Pension bedeuten. In jedem Fall stellt sie eine Zäsur im Leben eines Menschen dar. Wie auch bei Herrn Lohse. Auf einmal hat er alle Zeit der Welt. Sein vormaliger Arbeitgeber, die Deutsche Röhren AG, hat ihn, den Einkaufsdirektor, praktisch über Nacht in den Vorruhestand versetzt.
Was tun?
Nun sitzt er zu Hause und weiß nicht recht, was er tun soll. Er dürstet nach Taten. Da entdeckt er einen interessanten Mengenrabatt – und kauft Senf gleich palettenweise ein. Für die Putzfrau arbeitet er einen Reinigungsplan aus, und das Haus stellt er als Filmkulisse zur Verfügung, mit sich selbst als Darsteller. Damit nicht genug, versucht er sich obendrein auf der Blockflöte. Kurzum: Das Unheil nimmt seinen Lauf, und am Ende schrammt er haarscharf an der Trennung von seiner Frau vorbei.
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