Zittern, Schweißausbruch, Herzrasen – das kann auf eine Herzerkrankung hinweisen. Aber auch auf eine Panikattacke, eine Angststörung. Unter Letzterem leidet Frau Schmidt (Name geändert). Sie erzählt von ihrem Leben mit dieser Form krankhafter Angst.
Folgende Artikel sind in dieser Serie erschienen:
- Angst vor dem Alter - Habe ich richtig gelebt?
- Angststörungen: Therapiemöglichkeiten - Wege aus der Angst
- Angst: Individuelle Unterschiede - Gelähmt vor Angst
- Angst vor Spinnen - Häufige Phobie
- Blog: Panikstörung - eine Betroffene berichtet
Frau Schmidt, können Sie sich noch an Ihre erste Panikattacke erinnern?
Ja, das war Anfang der 1990er-Jahre. Ich war damals 31 und stand kurz vor einer Operation. Man gab mir Kontrastmittel – und da begann es: Ich bekam einen Schweißausbruch, Herzrasen, ganz eng wurde es mir um die Brust. Ich hatte das Gefühl, zu ersticken. Etwa 20 Minuten hielt das an.
Wussten Sie gleich, dass es sich dabei um eine Panikattacke handelte?
Nein, so etwas hatte ich zuvor noch nie erlebt. Ich dachte, das hat etwas mit dem Kontrastmittel zu tun. Die Ärzte untersuchten mich und sagten, mein Herz sei in Ordnung, ich müsse mir keine Sorgen machen. Die Momente, in denen sich Herzrasen mit Todesangst einstellte, die dauerten auch nach der Operation an. Ich konnte kaum noch schlafen. Vielleicht haben die Ärzte etwas bei der Operation verpfuscht, dachte ich.
Was sagten die Ärzte?
Mein Hausarzt verschrieb mir ein Medikament, das den Herzschlag herabsetzte, was die Sache aber nur verschlimmerte. Man darf nicht vergessen: Das war vor fast dreißig Jahren, und Panikattacken waren damals noch wenig bekannt, auch unter Ärzten. Meine Umwelt kannte mich als offenen, kontaktfreudigen Menschen, und nun wagte ich mich kaum noch aus der Wohnung. Ja ich hatte sogar Angst, unter einem Türstock hindurchzugehen. Zum Glück habe ich einen sehr verständnisvollen Ehemann, der immer zu mir stand, der mich damals auch auf meinem Weg zur Arbeit begleitete. Allein hätte ich das nicht geschafft.
Wie reagierte Ihre Umwelt?
In erster Linie mit Unverständnis. Die Leute konnten es nicht verstehen. Ich ja auch nicht. Plötzlich überforderten mich die einfachsten Dinge – Einkaufengehen, U-Bahn-Fahren. Reiß dich zusammen, sagten die Leute, schau, du brauchst doch überhaupt keine Angst zu haben. Dass die Angst grundlos war, unangemessen, das wusste ich selbst. Doch dieses Wissen schaffte die Angst nicht aus der Welt. Die Folge war: zunehmender Rückzug, Isolierung.