Bietet ein Umzugsunternehmen seine Dienste unschlagbar günstig an, ist Vorsicht geboten. Beim VKI häufen sich Fälle von Abzocke. Vor Ort wird plötzlich ein Vielfaches des vereinbarten Preises verlangt – und zwar in bar.
30 Euro Stundenlohn
Sylvia S. sucht ein Umzugsunternehmen für ihre 77-jährige Mutter. Die Tarife auf der Website Möbelpacker Wien, hinter der sich die MHY profitransport GmbH im 22. Wiener Gemeindebezirk verbirgt, sind verführerisch niedrig. „Zwei Mann plus Lkw“ sollen 30 Euro Stundenlohn kosten. Dazu kommt noch eine Anfahrtspauschale von einmalig 30 Euro.
Frau S. nimmt mit dem Unternehmen per E-Mail Kontakt auf. In ihrer Antwort weist die Umzugsfirma darauf hin, dass eine Mindestbuchungszeit von zwei Stunden erforderlich sei und grundsätzlich nur Barzahlung akzeptiert werde. Auch Extrakosten werden angegeben; etwa, dass bei Stockwerken ohne Aufzug einmalig pro Stockwerk fünf Euro zusätzlich verrechnet würden.
Frau S. hakt noch einmal nach, weil sich im Transportgut auch ein Pianino befindet. „Kein Problem“, heißt es dazu. In diesem Fall müsse eben ein Möbelpacker mehr anpacken. Dadurch erhöhe sich der Stundenpreis auf 54 Euro. Sylvia S. überschlägt die Kosten – selbst mit dem erhöhten Stundensatz machen diese weniger als 500 Euro aus und liegen damit deutlich unter den Preisen anderer Unternehmen, bei denen sie angefragt hat. Sie erteilt moebelpackerwien.at den Auftrag für den Umzug.
2.160 Euro in bar
Am Morgen des vereinbarten Termins stehen die drei Möbelpacker wie vereinbart vor der Wohnung. Was dann geschieht, ärgert Sylvia S. noch heute: „Nach einer kurzen Besichtigung der Räumlichkeiten teilten sie meiner Mutter mit, dass sie auf der Stelle 2.160 Euro bezahlen müsse, da sie sonst keinen Handgriff tätigen würden.“ Auf Nachfrage der verdutzten Seniorin gibt einer der Arbeiter zunächst an, dass alleine der Transport des Pianinos bereits 400 Euro ausmachen würde. Wenige Minuten später erhöht sich der Preis sogar auf 700 Euro.
„Meine Mutter war ob der Situation und ihrer Unerfahrenheit so schockiert, dass sie tatsächlich auf die Bank ging, um dieses Geld zu beheben und zu bezahlen“, schreibt uns Sylvia S. Doch damit nicht genug. Kaum haben die Arbeiter die verlangten 2.160 Euro eingesteckt, können sie ihre Arbeit aufgrund angeblicher massiver Rückenbeschwerden nicht fortführen. Mit der Bemerkung, ein anderes Umzugsteam würde die Arbeit am späteren Nachmittag erledigen, verlassen sie die Wohnung. Spät am Abend trifft das zweite Team tatsächlich ein und erledigt die eigentliche Umzugsarbeit.
Erfolglose Urgenz
Sylvia S. beschwert sich bei der MHY profitransport GmbH. Dort erklärt man ihr, dass der Umzug von einer Sub-Firma durchgeführt worden sei; welche das sein soll, erfährt sie nicht. Auch eine detaillierte Auflistung, wie sich die Gesamtkosten von 2.160 Euro zusammensetzen, wird ihr trotz mehrmaligen Urgierens nicht zugeschickt.