Sollen Lokale etwas für Leitungswasser verrechnen? Das Thema schlägt inzwischen überregionale Wellen. Nun führen einige wenige Gastronomen die Spende für das Leitungswasser ein.
In der KONSUMENT-Redaktion beschwerten sich Leser, dass Wirte für Wasser, präziser: Leitungswasser Geld verrechnen - einer über das Restaurant Stift Göttweig, ein anderer über das Hotel Inns Holz in Ulrichsberg. Ein Dritter hat im Forum "Schlechte Erfahrungen gemacht" seine Meinung kundgetan ("Wasser in Gaststätten selbst mitnehmen?"). Eingehoben wird die Wassergebühr aber inzwischen in vielen Lokalen. Das Argument der Gastronomen: Auch ein Glas oder ein Krug Leitungswasser sei eine Dienstleistung und die koste etwas.
Auf der anderen Seite stehen Kunden, die sich ärgern - so ein Bericht im Online-Standard (Der Wirte Kampf ums Wasser). Kunden, die den Preis für einen Viertelliter Leitungswasser auf den Kubikmeter hochrechnen und mit jenem Preis vergleichen, den die Betriebe für das Leitungswasser an die Gemeinde bezahlen.
"Verzicht auf kleinliche Gesten"
Karl Wratschko, Obmann der Gastronomie der Wirtschaftkammer Steiermark, empfiehlt seinen Wirten, eine Servicepauschale zu verlangen. Robert Seeber, Spartenobmann in der Wirtschaftkammer OÖ empfiehlt "nichts zu verrechnen“. Nachsatz: Und wenn ein Gastwirt etwas für Leitungswasser verrechnet, dann "soll es auf der Karte klar erkennbar sein." Unterstützung kommt aus Wien: Kostenfrei serviertes Leitungswasser sei laut Tourismusdirektor Norbert Kettner "ein traditioneller Service in Wiens Gastronomie“. Ausschließlich im Fall einer Bestellung von Wasser als einzigem Getränk sieht er eine Verrechnung als gerechtfertigt an. Kettner: "Gastronomie von internationalem Rang zeichnet sich auch durch den Verzicht auf kleinliche Gesten aus".
Auch Journalismus von internationalem Rang hat sich der Sache angenommen. So findet sich in einem Artikel der "Süddeutschen Zeitung" über die Wassergebühr in Wiener Kaffeehäusern die Formulierung "hirnverbrannte Idee“.
Steter Tropfen
Der vorläufig letzte Tropfen im Streit ums Wasser ist die Wasserspende. Denn wenn der Kunde wirklich nichts zahlen will, dann könnte vielleicht Mildtätigkeit das harte Herz benetzen und erweichen. Wasserspende.at - eine Kooperation von World Vision und dem Verein "Besseres Wasser" - setzt auf Charity. Die 11 teilnehmenden Lokale überweisen, so das Konzept, die Hälfte ihrer Einnahmen aus dem Verkauf von Leitungswasser an den Projektorganisator. Der wieder unterstützt den Bau eines Handpumpenbrunnens im Dorf Waokor in Sierra Leone. Spendenstand am 11.7.2012: Null Euro. (Aktualisierung der Redaktion: seit Anfang 2015 ist die Seite offline)
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