Alle reden vom Tierschutz und kein Schwein merkt etwas davon. Ein "Aufgespießt" von KONSUMENT-Redakteur Peter Blazek.
E-Mail: Peter Blazek - Redaktion KONSUMENT |
Für 91 Prozent der Österreicher ist artgerechte Tierhaltung ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Angesichts dieses Umfrageergebnisses aus dem Jahr 2010 verwundert es auch die Autoren der in unserem Ethik-Test Supermärkte (KONSUMENT 12/2011) vorgestellten Studie, "dass die Thematik – im Gegensatz zu Gentechnik und Bioprodukten (rangiert in der Befragung weit hinter artgerechter Tierhaltung) – vom österreichischen Lebensmitteleinzelhandel noch sehr zurückhaltend und fast ängstlich aufgegriffen wird“.
Angst vor der eigenen Courage
Das war nicht immer so. Billa und Spar haben bereits Mitte der 1990er-Jahre damit begonnen, Käfigeier auszulisten. Doch seither ist relativ wenig geschehen; fast scheint es, als hätten die Handelskonzerne Angst vor der eigenen Courage bekommen. In verarbeiteten Produkten stecken nach wie vor Käfigeier drinnen und nur sehr schleppend beginnt man sich davon zu verabschieden.
Mangelnde Initiative bei Fleischprodukten
Noch augenfälliger ist die mangelnde Initiative des Handels bei Fleischprodukten. In der seit Monaten laufenden Auseinandersetzung um die Kastenstandhaltung von Mutterschweinen sind die sonst allgegenwärtigen Konzerne wie weggetreten, kein Mucks kommt von ihrer Seite. Kastenstände sind körpergroße Käfige, die kaum eine Bewegung zulassen; in ihnen müssen Zuchtsauen oft ihr ganzes Leben verbringen. Argument: Sie würden sonst ihre Ferkel erdrücken. Doch internationale Studien zeigen: Es sterben mehr Ferkel durch die mangelnde Versorgung mit Muttermilch bei Kastenstandhaltung, als Jungtiere in freien Buchten erdrückt werden. Können die Tiere frei herumlaufen, gibt es überhaupt keine erdrückten Ferkel mehr.
Besonders tierfreundliche Stallsysteme
In der Schweiz gibt es Label für "besonders tierfreundliche Stallsysteme“ (BTS) und "regelmäßigen Auslauf ins Freie“ (RAUS) – warum nicht in Österreich? Liebe Handelskonzerne, zeigt mehr Initiative – oder wollt ihr neun von zehn Kundinnen und Kunden "nachhaltig" vergrämen?